Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1898 Nr. 1

Spalte:

4-5

Autor/Hrsg.:

Kamphausen, A.

Titel/Untertitel:

The book of Daniel. Crit. ed 1898

Rezensent:

Budde, Karl

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

3

Theologifche Literaturzeitung. 1898. Nr. 1.

4

fcheide nochmals fehr ftark nach Often ausbeugt. S. 20/21.
Man kann nicht fagen, dafs (ich nördlich von W. Maläke
des jüdifche Gebirge wieder erhebe, indem die Bergrücken
nördlich und füdlich von diefem Thal fich wefent-
lich auf der gleichen Höhe erhalten. Auch der hohe
Landrücken, der nördlich von Jerufalem bis nach Kefr
Istüna die Wafferfcheide bildet, bewahrt auf der ganzen
Strecke eine gleichmäfsige Höhe von durchfchnittlich
800 m. Mehr als W. Sdir fcheint uns W. Käna als
Grenzfeheide bedeutfam. S. 22. Die Sälimsebene dehnt
fich nach Südoften, nicht nach Südweften aus. Das
Nablusthal ift wenigftens bei Nablus felbft fehr eng und
nicht breit. S. 23. Bei den trägen plumpen Formen des
Paläftinahochlandes kann man von Gebirgskämmen gar
nicht reden, denn auch ein Gebirgskamm follte mit einem
wirklichen Kamm etwelcheAehnlichkeit haben. Die Wälder
des Karmel beftehen heute nur aus Niederwald. S. 25.
Ströme giebts in Oftfamarien nicht, höchflens momentane
Regenftröme. S. 30. Hochftämmigen, dichten Schatten
fpendenden Wald giebt es auch in Galiläa nur an wenigen
Stellen. Wo die grofse englifche Karte Wald anzeigt,
haben wir's meift nur mit Niederwald zu thun. Man
hätte hier gleich auf die Erfcheinung hinweifen können,
dafs die Thäler an ihrem Nordabhang meift ganz kahl
find, am Südabhang dichten Bufchwald zeigen. S. 35.
Nach neuefter trigonometrifcher Meffung beträgt die Höhe
der Wafferfcheide im W. 'Araba 201 m. ü. M., nicht
240 m. S. 36. Vom Hulefee ftrömt der Jordan rafch nach
dem See Gennezareth, aber ohne Wafferfälle. S. 37.
Letzterer See ift allenthalben fifchreich, nicht nur in feiner
nördlichen Hälfte. Die auf ihn zulaufenden Bachrinnen
find von dichtem Oleandergebüfch umfäumt, weniger
feine eigenen Ufer. Der Strand an feiner Oftfeite wird
füdlich von W. Fik breiter und breiter. Am Ausgang
von W. lAmäs findet fich eine Quelle, die einft wohl
heifs, jetzt aber nur lauwarm ift. S. 39. Die ägyptifche
Balfamftaude ift aus der Ebene von Jericho längft ver-
fchwunden. S. 42. Das Südufer des todten Meeres ift
nur theilweife Sebcha, theilweis Schilfwald. Die Sebcha
reicht etwa 9 km. nach Süden und wird dort von einem
15—45 m. hohen Mergelabfturz abgefchloffen, dem Ende
des höheren Thalbodens. Gebel usdum ift kein zackiges
Gebirge, fondern ein ca. 200 m. hoher, ca. 7 km. langer
und 1 km breiter Wall mit etwas zottigem Rücken.
S. 46. Auch der Hahr ez-zerka hat fich theilweife fein
Bett durch Sandflein gegraben. S. 55. Genauer follte
man fagen, dafs dem Jordanthal die Vegetation der
heifseren fubtropifchen, aber nicht der tropifchen Zone
eignet, und dafs an dem Ufer des Fluffes eine ganz nördliche
Flora fich angefiedelt hat. Die Gefammtflora Pa-
läftinas betreffend ift beizufügen, dafs man bis jetzt
etwa 3500 Arten gefunden hat. S. 61. Es war von dem
fonft lo nüchternen Robinfon eine gelinde Uebertreibung,
wenn er behauptete, dafs es zwifchen Ras en-Naküra
und Ras el-Aljad von Wölfen, Bären, Panthern u. f. w.
wimmele. Der Pardel kommt jetzt noch auch auf dem
Karmel vor. Bären hat Triftram in den Schluchten von
Moab getroffen. Wenn der Verfaffer in ganz Paläftina
einen einzigen Wildefei aufjagt, darf man ihm fchon
eine Prämie bezahlen. Dasfelbe gilt für den eigentlichen
Hirfch. Dammhirfch und Reh find auch in unferer Zeit
gefunden worden. Straufse kommen nur an der Oftgrenze
des Landes vor. Fauna und Flora find in dem
trefflichen Werke etwas zu kurz gekommen. S. 94. Die
Rogelquelle bei Jerufalem verdiente vollauf den Namen
einer Quelle, da fie ja bis auf den heutigen Tag in regenreichen
Jahren zu gewiffer Zeit überfliefst.

Wir wollen es bei diefen Correcturen und Einwendungen
bewenden laffen, die übrigen nur dem Verfaffer
zur Verfügung (teilen, wenn er fie für eine nächfte Auflage
feines Werkes zu berückfichtigen wünfeht. Mehr
als in der phyfifchen werden in der hiftorifchen Paläftina-
kunde manche Fragen controvers bleiben. Es ift dem

Verfaffer zu grofsem Verdienft anzurechnen, dafs er die
Gründe auch von folchen Anfchauungen, denen er nicht
beipflichten kann, anführt und dem Lefer einen klaren
Einblick in den Stand der Streitfragen gewährt. Wie
fehr dem Werke auch zu Gute kommt, dafs deffen Verfaffer
mit der gefammten wiffenfehaftlichen Bibelkunde
und den femitifchen Sprachen gründlich vertraut ift,
brauchen wir nur anzudeuten. Wir haben oft beobachtet,
dafs die Schriftforfcher die Paläftinakunde allzufehr ver-
nachläffigen. Möge Buhl's treffliches Buch mitwirken,
diefem bedauerlichen Mangel abzuhelfen.

Zürich. K. Furrer.

Riess, Domkapital. Dr. Rieh, v., Bibel Atlas in 10 Karten
nebft geographischem Index. 3., in typograph. Farbendruck
hergeftellte Aufl. Freiburg, Herder, 1895. (VIII,
34 S. Fol.) M. 5.— ; geb. M. 6.20

Der in dritter Auflage vor uns liegende Bibelatlas
ist das Werk eines Gelehrten, der auf dem Gebiete der
Paläftinakunde fich längft einen fehr geachteten Namen
erworben hat. Alle Anerkennung verdient die eigentliche
Arbeit des Verfaffers, die darin beftand, die Lage
der Orte, die Grenze der Gaue, den Lauf der Mauern
von Jerufalem und die Stelle der von ihnen eingefchloffenen
Monumente zu beftimmen und ein vollftändiges Verzeich-
nifs aller in der Bibel erwähnten geographifchen Namen
anzufertigen. Verf. zeigt fich mit der Fachliteratur in
hohem Maafse vertraut und zeichnet fich durch ein forg-
fältig abgewogenes unbefangenes Urtheil aus. Referent
kann ihm nicht in allen Punkten zuftimmen und mufs
z. B. an feiner Fixirung von Dalmanutha, Tarichäa,
Hammat fefthalten; aber es ift hier nicht der Ort, viel
umftrittene topographifche Fragen zu befprechen. Im
Ortverzeichnifs berückfichtigte der Verf. auch die Angaben
der griechifchen und römifchen Profanfchriftfteller,
des Jofephus, des Talmud und der chriftlichen Autoren
aus den erften fechs Jahrhunderten. Doch drang er
nach diefer Seite hin nicht auf Vollftändigkeit. Ein Orts-
verzeichnifs, das lückenlos alle geographifchen Namen
von dem dritten Jahrtaufend v. Chr. bis 600 n. Chr. um-
faffen würde, belitzen wir noch nicht.

Leider fleht das Kartenwerk nicht auf der Höhe des
Textes. Wenn man die fchöne Paläftinakarte Leuzingers,
die allerdings auf genaueftem Studium des Materials
durch den genialen Kartographen beruht, mit den
Terrainbildern diefes Atlas vergleicht, fo bekommt man
von diefen den Eindruck eines durchaus fchülerhaften
Verfuches. Welch ungelenke Wiedergabe richtig auf-
gefafster Verhältniffe, welch eine Menge von Verzeichnungen
! Der See Gennefareth erfcheint wie aus
dem Lehm gegangen, die Südfpitze der Halbinfel Lifan
im toten Meer ift einer Amputation unterlegen, der Lauf
der Flüffe Orontes, Halys, Euphrat weicht ftark von der
Wirklichkeit ab. Möge die vierte Auflage eine gründliche
Umarbeitung der Terrainbilder zeigen.

Zürich- K. Furrer.

Kamphausen, Prof. A., D. D., The book of Daniel. Critical
edition of the hebrew and aramaic text. Printed
in colors exhibiting the bilingual character of the
book. With notes. English translation of the notes
by B. W. Bacon, D. D. and D. B. Macdonald, B. D.
(The sacred book of the Old Teftament, part 18.)
Leipzig, J. C. Hinrichs, 1896. (43 S. gr. 8.) M. 3. —

Printed in colors exhibiting the bilingual
character of the book, fo fagt der Titel. Der rothe
Letterndruck, nicht Ueberdruck, der in Haupt's Textausgabe
überall auf den Titelblättern, in Cornill's Jeremia
für die Ueberfchriften, in Wellhaufen's Pfalmen für Bei-