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Ausgabe:

1898

Spalte:

185

Autor/Hrsg.:

Driver, S. R.

Titel/Untertitel:

The books of Loel and Amos, with introduction and notes 1898

Rezensent:

Siegfried, Carl

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Göttingen.
f , . Preis
alle 14Ta^e. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 18 Mark

NE: 7.

2. April 1898.

23. Jahrgang.

Driver, The books of Joel and Arnos (Siegfried).
Wildeboer, Die Sprüche [Hand-Commentar

zum A. T. XV. Abth.] (Baudiffin).
Lewis, APalestinianSyriaclectionary(Schwally).
Sachs, Die Partikeln der Mifchna (Schwally).
Buttenwiefer, Die hebräifche Elias-Apoka-

lypfe (Schürer).

F. S., De successione priorum Romanorum Ponti-
ficum (Harnack).

Heinzelmapn, Der Brief an Diognet, überfetzt
und gewürdigt (Grützmacher).

Haupt, Beiträge zur Keformationsgefchichte der
Reichsftadt Worms (Boflert).

Stange, Zur Theologie des Mufaeus, I. Heft
(Troeltfch).

Ottiger, Theologia fundamentalis, T. I. De
revelatione supernaturali (Troeltfch).

Wimmer, Liebe und Wahrheit (Troeltfch).
Achelis, Chriftusreden, 3. Bd. (Baffermann).

Driver, Prof. DD. Rev. S. R., The books of Joel and Arnos, Wildeboer, Prof. D. G., Die Sprüche. (Kurzer Hand-
with introductior. and notes. Cambridge, Univerfity j Commentar zum Alten Teftament. Hrsg. von K.
Press 1807 (244 S. 12) 3s-6 Marti- xv- Abteiig.) Freiburg i. P>., J. C. B. Mohr,

1897. (XXIV, 95 S. gr. 8.) M. 2.50

Es ifl ein nicht leichtes Unternehmen, gerade zu
dem Spruchbuch einen .kurzen' Commentar zu fchreiben,

Das vorliegende Bändchen bildet einen Theil der von
A. F. Kirkpatrick herausgegebenen Cambridge Bible for
schools and Colleges. Den Commentaren ift eine literar-

kritifche Einleitung voiausgefchickt. Die kurzgedrängten J der, wie es in der vorliegenden Arbeit für die eigent
Erläuterungen find unterhalb des Textes der englifchen üche Erklärung der Fall ift, nur 92 Seiten umfafst. Das
Ueberfetzung angebracht. Fragen, die eine längere Aus- j Buch der Sprüche ift im Einzelnen noch längft nicht
führung erfordern, find in behenderen Excurfen am ausreichend unterfucht. Sein Zufammenhang bietet man-
Schlufs behandelt. So bei Joel: Excurfe über tirosch, nichfache Probleme. Durch die Auffindung des hebrä-
schaddai und befonders gründlich über die Heufchrecken, | ifchen Textes eines Theiles des Buches Jefus Sirach ift
wobei fowohl die biblifchen Namen derfelben befprochen, fur die Beurtheilung des zeitlichen Verhältnifses des
als auch das naturwiffenfchaftliche Material unter Bei- : Spruchbuches zu Jefus Sirach neues, noch nicht nach
fügung einer Illuftration (S. 84) vollftändig beigebracht > a\en Seiten hin unterfuchtes Material geboten. Von
wird. Bei Arnos find befondere Excurfe über Drefch- einem kurzen Commentar kann eine durchgreifende För-
fchlitten, über das Wort Eden (I, 5), über torah, Jahve derung der beftehenden Fragen nicht erwartet werden,
der Heerfchaaren, Todtenklagen, Mufikinftrumente, die j Der VerfafTer hat in feinem früheren Werke: ,Die Lit-
Worte parat (VI, 5) und gaon (VI, 8), zum Theil auch j teratur des Alten Teftaments' (holländifch 1893, in
mit Illuftrationen, beigegeben. — Man wird der Arbeit ! deutfcher Ueberfetzung 1895) fein Gefchick bekundet
des Verfs. die Anerkennung nicht verfagen können, dafs :n überfichtlicher Darftellung mit ruhigem Urtheil die Er-
fie ihrem Zwecke, eine Einführung in das wiffenfchaft- 1 gebnifse der Forfchung zufammenzufaffen. Von derfel-
liche Verftändnifs der beiden Propheten zu bieten, im ben Begabung zeugt auch der vorliegende Commentar.
Allgemeinen durchaus entfpricht. — Was die literar- Von Kuenen, deffen wohlgeebneten Bahnen der Ver-
kritifchen Fragen anlangt, fo ift das wiffenschaft- faffer in rejner Gefammtanfchauung vom Alten Teftament
liehe Urtheil über die beiden Propheten jetzt fo feft- | zumeift folgt, unterfcheidet er fich in der Beurtheilung
flehend, dafs darüber wohl nicht mehr nöthig ift, etwas , anderer altteftamentlicher Literaturftücke zuweilen durch
zu fagen. Dankenswerth ift in der Einleitung zu Joel das ftärker hervortretende Beftreben, in einem jüngeren
die Zufammenftellung der literarifchen Parallelen (S. 19 1 Beftandtheil Refte höheren Alterthums zu beftimmen,
bis 22), aus denen eine Einwirkung älterer Propheten [ namentlich auch durch eine von der Schärfe Kuenen's
und Pfalmen auf Joel hervorgeht. Mit ähnlicher Sorgfalt fich abhebende, mehr vermittelnde Beurtheilungsweife
find auch bei Arnos die fprachlichen und fachlichen An- Und, wenn ich feinen Ton richtig auffaffe, durch eine
klänge an die ältere Literatur verfolgt (S. 113—116). In mehr von dem Intereffe praktifcher Verwerthung und
Bezug auf Ausfcheidung unechter Stücke ift der Verf. kirchlicher Auffaffung beeinflufste Färbung der Darftell-
fehr confervativ. So befonders bei c 9, s—U (S. 119 ung. In dem vorliegenden Commentar ift der Verf. ge-
bis 123). — Die Textkritik hat der Verf. nicht aufser , neigt, das Spruchbuch als Ganzes um etwas fpäter an-
Acht gelaffen. Vielleicht hätte hier und da noch etwas l zufetzen als Kuenen es in feinen letzten Aeufserungen
mehr darin gefchehen können. Schwerlich läfst fich in über das Buch gethan hatte.

Joel 4,21 Ott" "Tyipri der Sinn hineinlegen: ,ich werde ihr w. bemerkt S. V, dafs es fein .Hauptbeftreben
Blut (durch Beftrafung der Mörder) als fchuldlos ver- , war, das Buch der Sprüche als ein Erzeugnis aus dem
goffen darthun'. Man erwartet einen Ausdruck des | letzten Abfchnitt der perfifchen, ja teilweife aus dem
Strafens oder Rächens, etwa ■,nEp: — Am. 2, 8 ,fie legen | Beginn der griechifchen Periode der ifraelitifchen Ge-
fich nieder' für IBi dürfte auch kaum angehen. — Durch j fchichte kennen und verftehen zu lehren'. Ob fich
den Nachweis, dafs bei der Efntwickelung der Heu- ; Spuren griechifchen Einfluffes in dem Buche finden
fchrecken jedenfalls nur 3 Metamorphofen ftattfinden, hat ; (S. VII drückt fich der Verfaffer zurückhaltender aus),
fich der Verf. um die Joelexegexfe ein bleibendes Ver- iaffe ich hier dahingeftellt. Kuenen nahm es nicht an.
dienft erworben, denn dadurch werden wir definitiv von Beweifend wäre 'ctun c. 7, ig = ofroPT], wenn es wirklich
den hiftorifirenden Deutungen auf die 4 Weltmächte oder aus dem Griechifchen übernommen fein follte (S. 23).
4 feindlichen Heere, die Israel verwüfteten, befreit. Möge Hier möge nur die andere Annahme kurz befprochen
des Verfs. folide Arbeit viele und fleifsige Lefer finden, fein, dafs ,das Buch' frühellens dem Ausgang der perfi-
jena C. Siegfried. fchen Periode angehöre. Für den zweiten und fünften
__ ! Theil des Spruchbuches laffen fich m. E. begründete

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