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Ausgabe:

1897 Nr. 5

Spalte:

138-146

Autor/Hrsg.:

Burn, A. E.

Titel/Untertitel:

The Athanasian Creed and its early Commentaries 1897

Rezensent:

Kattenbusch, Ferdinand

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137 Theologifche Literaturzeitung. 1897. Nr. 5. 138

nennt S. 5 ff. 10 Handfchriften vom 10.—15. Jahrb., die I 6) Fol. 108—109 ürthographia = Isidor, Orig. I 27,
Lifte ift wohl noch zu vermehren; in G. Becker's Catalogi ein Text, der die durch das ganze hindurch zu beobachtende
Flüchtigkeit des Notarius und die Minderwertigkeit
feiner Vorlagen bestätigt. Werthvoll ift nur die
sonft unbezeugte Figur des Sicilicus o am Schluffe.

Bieten diefe Texte alfo auch keine epochemachenden
Neuigkeiten, fo ift ihre Entzifferung doch ein grofses

bibl. antiqui (1885) z. B. finde ich an 6 Stellen Scintillarum
Uber (anonym) erwähnt Ii, 176 St. Riquier 831; 15, 284-
285 S. Gallen Sc. IX; 18, 37 Würzburg, Salvatorftift Sc.
IX; 36, 94 Cremona S. Maria maggiore98c.; 71, 37 Pannon-
holma 1093; 95,92 Prüfening 1158). Gewifs verdiente dies

Opusculum, das bisher nur im 16. Jahrhunderte und in | Verdienft. Wir wiffen jetzt zuverläffig, was wir an diefen
Migne, Patrol. lat. 88 595—718 gedruckt ift, eine kritifche 1 16 Blättern mit ihren räthselhaften Zeichen befitzen, und
Bearbeituno-. Schmitz hat dafür werthvolle Vorarbeiten können den Herrn Herausgeber nur bitten, mit diefer
geliefert. Entzifferungsarbeit fortzufahren und uns zunächft die

2) Fol. 103—104 cpistola consolatoria adpergentes in tironifchen Randnoten derfelben Handfchrift zugänglich
belhim: eine Art Kreuzzugspredigt an ein zum Kampf zu machen.

wider die Ungläubigen (wohl Araber in Spanien) ziehendes jena von Dc-bfchütz

Chriftenheer, in der fehr energifch die Forderungen ' _ _

chriftlicher Sittlichkeit auch gegen Kriegsbrauch geltend
gemacht werden. Das bisher nur vom Herausgeber im
Neuen Archiv XV 605—607 bekannt gemachte Stück
bedarf weiterer Prüfung.

3) Fol. 104—106: Sententiae defloratae de divcrsis
causis, eine als Solche fehr intereffante Katechefein Frage

Burn, A. E., The Athanasian Creed and its early Commentaries.

[Texts and Studies: contributions to biblical and
patristic literature. Edited by J. A. Robinfon. IV, 1,]
Cambridge, at the University Press, 1896. (168 S.

und Antwort, die ihr Material faft ganz aus lfidors 2. I §r- 8v 5 s-

Buch de diffcrcntiis (MPL 83, 69 ff.) entnimmt. Abgehandelt
werden die Begriffe: Menfch, Chrift, Taufe (für
die 6 Sünden Adams), Auferftehung (am Tage des Gerichtes
im Alter von 30 Jahren! = Alter Chrifti; vgl. den

Es ift in den befonderen Verhältniffen der anglikanischen
Kirche begründet, dafs die Forfchung über die
Gefchichte des Athanafianums überwiegend von Theologen
, die ihr angehören, gefördert worden ift. Die oben

latercuhis imperatorum Malalianus c. 17 bei Th. Mommfen, , bezeichnete Arbeit eines jüngeren Geiftlichen ift ausge
Chronica minora III 432; Salomo von Bassorah (c. 1222), ! zeichnet durch ihre überlegte Methode und eine refpek-
the Bee c. 58 {Budge p. 135, 139) sagt: 33 Jahre alt!) ; tabele Gelehrfamkeit. Ich halte ihre Refultate auch im
Glaube (ßdes Nicaend), Trinität, zwei Naturen, Gott, j Wefentlichen für richtig. Nachdem foeben der gediegene
Gottes Sohn. Jungfräuliche Geburt, Johannestaufe, Be- | Artikel von Loofs, PRE.3 II erfchienen ift, der nach
dingungen für das Gottesreich, (Glaube, Hoffnung, Liebe), 1 langer Zeit wieder die erfte eingehende deutfche Arbeit
Schöpfung, Mofes als Schriftsteller, Canon. Bemerkens- über das Ath. darftellt, glaube ich meine Zuftimmung zu

werth ift, dafs Matth. 28, 18 f. mit der africanifchen L. A
itt ergo, ebenfo Joh. I, 9—11 in einem Text mit auffallend
viel Eigenthümlichkeiten der africanifchen Bibel
citirt wird. Tab. 14, 23; 15, 2 ift wohl prophetam angeli
Icgislatoris zu lefen und an Gal. 3, 19 (Act. 7, 53,
Hebr. 2, 2) zu denken. Die chronologischen Data gehen
übrigens nur auf Annianos, nicht auch auf Panodoros
zurück (vgl. Geizer, Jul. Afric. II 248).

Burn nicht anders vertreten zu dürfen, als indem ich
mich zugleich mit L's abweichender Auffaffung auseinander
fetze.

Das werthvollfte Werk aus früherer Zeit war das von
Waterland, 1724, welcher die Hypothefe aufftellte,
dafs Hilarius von Arles, (f 449) der Autor der
Formel fei. Andere ältere Hypotheken, die mehr oder
weniger Anfehen behalten haben, find befonders die von

4) Fol. 106—107 eine ziemlich öde Compilation ur- Quesnel, wonach Vigilius von Thapfus (2. Hälfte
geschichtlicher Stoffe, mit der verbreiteten Deutung von | des 5. Jahrhunderts) und von Antelmi, wonach Vin-
Adam-anatole, dysis, arctus, mescmbria vgl. Fabricius centius Lerinensis (um 430) die Formel gefchaffen
cod. apocr. V. T. I 49. II 39. Adams Tod wird auf den l hätte. Als eine Art Gemeinüberzeugung hatte fich, be-
23. Aug. angefetzt, wohl in Verbindung mit einer Zeit- fonders nach Köllners verdienftlicher Darlegung der
rechnung nach Art des lubilaeenbuches. Zu den 30 [ Akten in feiner Symbolik d. luth. K. 1837, die Auffaffung

Söhnen und 30 Töchtern Adams vgl. Syncellus ed. Bonn, p,
19, i: 33 Söhne und 27 Töchter. Die Notizen über Erfindungen
fcheinen Excerpte aus einer Chronik, wie

gebildet, dafs die Formel wahrfcheinlich in Gallien im
5. Jahrhundert entstanden fei. Wenige dachten noch
an Nordafrika. Autornamen mied man lieber. Auffehen

lfidors Chronica maiora, mit zahlreichen Verwechslungen erregten da die Forfchungen von Swainfon, der (1875)
und Auslaffungen. So ift mit qnis primns littcras inveniti , mit hoher Gelehrfamkeit und imponirender Combinations-
Zononihel artem medicina qnis primus nauem fecitr j kraft folgende Thefen verfocht: r) Das Ath. fei aus zwei
Horrcus viagister Hcrcoli wahrfcheinlich nur Ifidor 61,62 i Stücken, die zunächft fürfichbeftandenhätten.zufammenge-
(MGH p. 435) gemeint: Cadmus, Gothoniels Zeitgenoffe, (teilt worden, einer „rtgula fidei" hinfichtlich der Trinitäts-
erfindet das griechifche Alphabet, 74 (436) Apollo die 1 lehre, §1—26, und einer Solchen hinfichtlich derlncarnations-
Medicin und 79 (437) Orfeus T/irax Linusquc magister j lehre, $ 27—40; jedes der beiden fei noch felbftftändig

Hercnlis artis nwsicac inucntorcs clari habentur. Es liegt
dem Ref. fern, die Lefungen von Schmitz irgendwie anzuzweifeln
: vielleicht ift aber das Zeichen für nauem

auf uns gekommen, das erfte in der confessio Deneberti
von 798, das andere in der Abfchrift aus einem Trierer
Codex, die Cod. Paris. 3836 bietet (c 730). 2) Diefe

fälfchlich für nmsicain gefetzt? beiden Stücke feien entftanden, unficher wann und wie,

5) Fol. 107—10S Stücke aus Euchen Lugd. In- auf Grund älteren Materials; die meiften darin vor-
striutionum Uber II. in falfcher Reihenfolge. Ueber den j kommenden Formeln oder Sätze hätten für fich eine Ge-
Textwerth hat nach W. Schmitz's Publication in den fchichte gehabt. 3) Combinirt feien die beiden Stücke
Wiener Studien, XVII, 1895, S. 152—160. C. Wotke zufällig und noch in mehr oder weniger unficherer Text-
ebenda S. 294—297 gehandelt mit dem Refultat, dafs es 1 form wohl gelegentlich feit c. 800, dann mit bewufster
ein fehr fchlechter interpolierter Text fei. Höchftens ! Tendenz um 860— 870 und zwar in der Diöcefe von Reims,
bei den Auslaffungen von Doppeletymologien kann man wo die Formel auch alsbald unter den Schutz des grofsen
zweifelhaft fein. Wo diefe fich aber Schon bei dem von Namens geftellt fei, den Sie behalten hat. In England
Eucherius ausgefchriebenem Hieronymus finden, wird 1 übernahm Lumby Sw.'s Resultate, die er nur etwas
Wotke unbedingt Recht haben. Viele Verwirrungen 1 vereinfachte. In Deutfchland hat A. Harnack in feiner
rühren zweifelsohne daher, dafs die Vorlage durchcor- 1 Dogmengefchichte die „Zwei-Quellen-Theorie" gebilligt,
rigirt war. auch die Anfchauung, dafs die complete Formel aus dem

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