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Ausgabe:

1897

Spalte:

108-110

Titel/Untertitel:

Briefe und Akten zur Geschichte des 16. Jahrhunderts 4. Bd 1897

Rezensent:

Trefftz, J.

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107 Theologiche Literaturzeitung. 1897. Nr. 4. 108

gegen den Antinomismus begrüfsen, Höchft intereffant | lefen ift und S. 20 Z. 21 venturo ft. venturum. Nur an
ift hier S. 477 das Eingeftändnifs Luthers, dafs er sub wenigen Punkten habe ich fachliche Ergänzungen dem
initium causae fich derfelben voces bedient habe, wie jetzt j verehrten Herausgeber zu bieten. Zu S. XXIX Anm. 2
die Antinomer, aber feine damalige Lehrweife habe es mit bemerke ich, dafs derThefendruck „Wittenb.1071" richtig

den durch die römifche Werklehre erfchreckten Gewiffen
zu thun gehabt; jetzt handle es fich um die Predigt an
die securi et malt. Von fachlich Intereffantem hebe ich
aus vielem nur noch Folgendes heraus: S. 867, wo wir
fehen, wie forglos fich Luther bezüglich des Abendmahls
in kathol. Ausdrucksformen bewegt: (in consecratione)
sermo Christi creaturam mutat: prolatis verbis 'hoc est
corpus meuni fit ex pauc corpus Christi und dgl. S. 146,
wo Petrus Palladius Melanchthons Rechtfertigung der
Lehrweife des Jakobusbriefes vorträgt: loquitur de justi-
ficatione quae fit coram hoininibus et scribit ad justi-
ficatos. Hier fchweigt Luther und fährt nicht dazwischen.
Anders S. 714, wo der Refpondent eine Einwendung aus
Jacob. 2, 21 in ähnlicher Weife erledigen will, Luther
aber mit den Worten eingreift: Non est tauta eius [Jacobi]
auctoritas, ut propterea Doctriua fidei relinquatur etc.
S. 166 finden wir eine merkwürdige Klage über den
Mangel an ernftem Studiren unter den jungen Theologen.
Eben darum richte er Disputationen wieder ein, ut stu-
diosos revocemus ad haue sacrosanetam religionem ab illo
immenso contemptu, quo iam nunc laborat liaec nostra
theologia. Die Stellung Luthers zur Miffion beleuchtet

in 1701 corrigirt ift: in dem mir vorliegenden Ex. ift er
mit einer anderen Schrift diefes Jahres zufammenge-
bunden. Die Thefen zu der Disp. S. 66 ff. flehen, von
Spalatin überfetzt, in dem Druck „Seer troftliche | Chriftliche
fprüche, | ... zu Wittern- | berg dispu- | tirt. | - - 1538 | "
(Zwickau, Rathsfchulbibl.). Zu den Bemerkungen über
dieMeffe ohne mitcommunicirende Gemeinde S. 79 ifl auf
die ganz ähnlichen Auseinanderfetzungen in Art. Smalc.
S. 306/7 (Hase) zu verweifen. S. 252: der letzte der von
Luther den Antinomern vorgeworfenen böfen Articuli ift
wörtlich aus Agricolas Lucas-Commentar Nürnb. 1525
Bl. I 5 entnommen. Bei dem Paffus S. 294 f., den uns,
wie Drews richtig anmerkt, bereits Löfcher im Timotheus
Verinus I 31 aus einer in feinem Belitz befindlichen Hand-
fchrift mitgetheilt hat, vermifst man die Angabe der abweichenden
Lesarten des Löfcher'fchen Textes. Zu der
Disput, vom 9. Mai 1539 bemerke ich, dafs die noch ungedruckten
Lauterbach'fchen Aufzeichnungen der Colloquia
Serotina nicht allein von diefer Disp. berichten, fondern
auch fehr intereffant zeigen, wie fich Luther, von der
Disp. heimgekehrt, noch am Abend in deren Gedanken
bewegt. Wir finden hier gewiffe Stichworte der Disp., z.

S. 656f. Der Opponent hat den Einwand gebracht: | B. den ägy.z6kixog S. 539, auch das Intereffe an Hans

Evangelium non praedicatur ubique. Darauf erfolgt die Kohlhafe S. 572 fpiegelt fich in den Tifchreden diefer

Beruhigung mit xp 19, 5: Exivit sonus eorum in cunetos Tage deutlich wieder. Zu der Anm. über Joh. Hommel

fines terrarum. Das mufs wahr fein, und ift es auch, nam S. 718 trage ich Ordinirten-Buch I 478 und Corp. Ref.

etsinonpalam, tarnen ubique Deum habere suos fideles . . 4, 874 nach; zu der über Andr. Wisling S. 726 Ordin.-

manifestum est (.'). Vieles liefse fich weiter anführen, Buch I 1717; zu Noppus S. 729 Corp. Ref. 4, 902. 903.

um die Ausbeute aufzuweiten, die diefe Veröffentlichung Man möchte wünfehen, der Herausgeber hätte uns

in materieller Beziehung bietet, hier fehlt aber der Raum,
weitere Beifpiele beizubringen.

Die Edition ift mit fichtlicher Sorgfalt gefchehen. Wo

gleich notirt, was ihm bei feinen Nachforfchungen etwa
an Handfchriften von Disputationen anderer, namentlich
Melanchthons, aufgeftofsen fein wird. Ich möchte als einen

mehrere Aufzeichnungen vorlagen, ift durch Varianten- ; kleinen Beitrag hierfür berichten, dafs der Band R 295
angäbe, event. durch Paralleldruck auf den gegenüber- der Bresl. Stadtbibl. folgende 4 Disput, praesidente Pk.

flehenden Seiten — freilich mit einigerRaumverfchwendung
— alles Erforderliche geleiftet. Gute Einleitungen orientiren
über die einzelnen Stücke; die Namen der Perfonen, die
als Theilnehmer an den Disputationen oder als Nach-
fchreiber vorkommen, find mit grofser Sorgfalt feft- und
dem Lefer vorgeftellt, die Citate aus Bibel und Kirchen

Md. in Nachfchrift enthält: Tilem. Heshusii 5. Mai 1553,
Heinrici Stenii 2 a p. f. Convers. Pauli 1554, Georgii
Aemilii, Sim. Musaei, Petri Praetorii 5. Mai 1554, Pauli
de Eitzen 18. Mai 1556. Von den Thefen Agricolas, die
Luther fo fehr erzürnten, fah ich vor Jahren einen Plakatdruck
in der Hamb. Stadtbibl. in einem Bande, der eine

vätern find nachgewiefen; die Drucke der Thefen find 1 fehr feltene Collection folcher Thefen-Plakatdrucke in
genau verzeichnet. Im Allgemeinen hat der Herausgeber | fich vereinigte.

die Handfchriften gut gelefen, event. auch Fehler ver- | Dem Herausgeber gebührt der herzlichfte Dank der

beffert. An manchen Stellen bleibt ein Zweifel beliehen,
ob er falfch gelefen oder naheliegende Correcturen nicht
gefunden hat. S. 72, Anm. 8 sacrificulus ibi stat [ft. fiat]
murmurans. S. 73. Quotiescunque facieritis (/); ebd. 1.
aniiuabus ft. animalibus; solus vorat ft. vovet. S. 74,
Connivet ft. Coniuvet. S. 78 ift das von der Handfchrift
gebotene ut = „wie z. B." richtig, die Conjektur illa
falfch. S. 79 1. institutio Christi ft. iustitia. S. 84 Anm.
referta ft. refecta. S. 89 revocari ft. revocare. S. 118
instituti ft. iuventuti. S. 119 Z. 8 pravus ft. parvus. S.
166 Z. 19 utut ft. et ut. S. 268 nugantur ft. nugant. S.
372 aptum argumentum ft. apertum. S. 374 dtspensare
ft. displicare. S. 680 vermuthe ich mali homines ft. novi
homines. S. 7o6 ipsi Christo ft. ipso. S. 707 miserentis
Dei ft. inserentis. Ich füge Stellen hinzu, an denen es
fich offenbar um Druckfehler handelt: lies S. IX Anm. 2,
189O ft. 1870; S. 39 incomprehensibilis ft. in compr. S.
88 lies scpelicbantur. S. 99 Anm. Köftlin, B. [accalaurei]
und M.J S. 166 a netnine; S. 233 indagare ft. indigare;
S. 528 Anm. * 1. 486 ft. 489; S. 714 pepercisti ft. pepe-
risti: S. 965 gloriatio ft. gloratio. In dem Regifter hat
wohl eines Studenten Hand geholfen; daher konnte das
Neutrum denarium indulgcntiale S. 957 und das Mascul.
Sabbathus S. 982 durchfehlüpfen. — Im Auftrage des
Herausgebers berichtige ich hier zugleich, dafs S. XXXVI

Lutherforfchung für feine ebenfo mühevolle wie erfolggekrönte
, fo forgfältig hergeftellte und fo reiche Belehrung
bietende Arbeit. Er hat diefer Forfchung ein wichtiges
Material, das bisher unbeachtet gefchlummert hatte, auf-
gefchloffen.

Breslau. G. Kawerau.

Briefe und Akten zur Geschichte des 16. Jahrhunderts mit be-

fonderer Rückficht auf Bayerns Fürftenhaus. Auf
Veranlaffung und mit Unterftützung Sr. Maj, des
Königs von Bayern hrsg. durch die hiftorifche
Commiffionbei der königl.AcademiederWiffenfchaften.
4. Bd. Beiträge zur Reichsgefchichte 1553—1555 von
Aug. v. Druffel. Ergänzt und bearb. von Karl
Brandi. München, Rieger, 1896. (XIV, 810 S. gr. 8.)

M. 20.—

Der vorliegende Band der Briefe und Acten bildet
den Abfchlufs diefer für die Gefchichte des 16. Jahrhunderts
wichtigen Quellenfammlung innerhalb der von Druffel
vorgefchlagenen und von der hiftorifchen Commiffion gebilligten
Grenzen. Es ift dem verewigten Druffel nicht
vergönnt gewefen, felbft die letzte Hand an fein Werk
Z. 20/2T ft. Konber. ficher Ronber. (= Ronneburg) zu j zu legen; ein plötzlicher Tod entrifs ihn zu früh der