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Ausgabe:

1897

Spalte:

682-686

Titel/Untertitel:

Scriptores sacri et profani. Facs. I 1897

Rezensent:

Dräseke, Johannes

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fheologifche Literaturzeitung. 1897. Nr. 26.

682

daher dasZeugnifs von eigentlich nur einer vorliegt. Auch
dann entfcheidet die Mehrzahl. 3) Eine Ausnahme von
Fall 2 bildet höchftens die Uebereinftimmung a 31. 4)
Gegenuber T 2530, ja fogar T 2530 A ift das überein-
ftimmendeZeugnifsvonae3i ausfchlaggebend. 5) Ebenfo
find die drei Hff. der Gruppe T 25 30 A gegenüber zwei
Hfl", der Gruppe a e 31 entfcheidend. Diefer Sachverhalt
hat eine weitverzweigte handfchriftliche Verbreitung von
Hieron. vor dem 6. oder 7. Jahrh. zur Vorausfetzung.
Dem Archetypus am nächflen fleht trotz vieler Sonder-
eicrenfchaften T. — Bei Gennadius liegen die Textbeziehungen
weniger complicirt als bei Hieronymus, was indes
noch lange nicht heifst, fie feien einfach. Zu beachten
ift, dafs das Verhältnifs der Hff. zu einander hier ein
ganz neues wird, dafs jedoch, wenn durchgefiebt ift, fleh
als die betten Zeugen eben wieder die 7 entpuppen, die
es auch für Hieron. waren. Nur vertheilen fleh die Stimmen
nun etwas anders. In der Mitte, dem Archetypus
am nächflen, fleht A, dazu 30 25 a als eine Gruppe und
T e 31 als die andere.

Dies in Kürze die Refultate von R's Forfchung.
Leider fällt von dem Bienenfleifs des Verlaffers für den
Benutzer der Ausgabe wenig genug ab. Der die Fufs-
noten zum Text bildende Apparat gibt nur fpärliche j
Varianten, und wenn dies im Intereffe der Handlichkeit
zu begrüfsen ift, fo hätte R. jedoch auf SS. LVIII bis
LXXli feines Apparates uns aus der Fülle feiner Sammlungen
hier einiges übermitteln dürfen. Was er uns dagegen
an diefer Stelle als .Verzeichnis der Varianten'
anbietet, ift nichts als eine Sammlung der Differenzen |
zwifchen feinem Text und dem Vallarfl's (Fabricius),
Herding's und dem des Ref. Wozu nun aber diefe un-
practifche Rücklicht auf veraltete und mangelhafte Ausgaben
, die ja im Bedürfnifsfall Jedermann zugänglich
find, während uns der Schatz der handfehriftlichen Lesarten
, über den der Herausgeber verfügt, felbft in be-
fcheidenen Bruchtheilen vorenthalten wird! Das Refultat
jener Zufammenltellung, da9 als folches das Intereffe 1
nicht entbehrt, hätte lieh ja auf zwei Zeilen berichten |
laffen, dafs nämlich die Variantenzahl in dem Maafse
gröfser ift als der Vulgärtext und nicht die alten Hff.
überwiegen. Da jedoch nach Migne und nicht nach den
Originalen von Vallarfi (Hieron.) und Fabricius (Genn.)
citirt ift, fo dürften auch einige Druckfehler Migne's in
den Rang von .Varianten' erhoben worden fein! Bei
Hieron. weicht Migne an 402, Herding an 302 und Ref.
an 221 Stellen vom Text des Herausgebers ab. Neben
folchen Subtilitäten fällt es doppelt auf, dafs eine fo
wichtige Lesart, wie Dornums in T zu Hieron. 2 (S. 8. 17)
in R.'s Ausgabe fleh nirgends verzeichnet findet. Ange-
flehts eines fo gewichtigen Ueberfehens bedauert man,
nicht durch den Verfaffer felbft in Stand gefetzt zu fein,
an reichlichen Varianten feine Claffification prüfen zu
können. So viel Bewunderung und Dank R.'s Leiftung
daher auch fordern darf, fie macht die abfchliefsende
kritifche,.Ausgabe der Wiener Academie doch keineswegs
entbehrlich. Zwar wird der Apparat kaum mehr
einer wefentlichen Ergänzung bedürfen; M. Ihm (Deutfche
Litt.-Zeitung 1897. 9. Sp. 326) findet aus feinen Sammlungen
nichts von Belang nachzutragen und Ref. eben-
fowenig aus den feinen. Immerhin hat C. Weyman
eine ausführliche Collation des Monac. 6333 (Berliner
Philol. Wochenschrift 1897, 6) mitgetheilt. Ihm und
Weyman fordern mit Recht für die neue Recenfion
eine umfaffende Berückfichtigung der griechifchen Ueber-
fetzung. Auch fonft müffen nun ausnahmslos alle In-
flanzen herangezogen werden, auch der Eusebiustext der
KG., von dem wir bis dann vielleicht ebenfalls eine zu-
verläffigere Faffung befitzen. Einen wie grofsen Aufwand
an Zeit und Mitteln die endgiltige Edition des kleinen
Tractats auch erfordern wird, fie wird fleh gewifs lohnen,
denn wenn die erften 80 Cap. des Hieron. auch durch
den beften Text nicht beffer werden, fo ift doch für den

Reft und namentlich für Gennadius die Emendation un-
, erläfslich, ganz abgefehen davon, dafs eine folche Mufter-
ausgabe, die fo ungewöhnlich viele Schwierigkeiten mit
j ficherer Methode umfichtig überwindet, allein fchon als
I Beifpiel der modernen Editionskunft ihren Wert in fleh
! felbft fände. Für das Publikum, das eine folche Leiftung
unmöglich controlliren kann, wäre es eine Beruhigung,
j wenn der künftige Herausgeber der Wiener fleh R.'s
| Sachkunde für die Mitarbeit in irgend einer Weife zu
fichern verftände, zumal R. im Vorwort die Abficht ver-
räth, die ganze Arbeit noch einmal zu machen, und eine
derartige Theilung nach all den vielen Vorarbeiten doch
keinen Sinn hätte.

In eigener Sache erlaube ich mir feftzuftellen, dafs
auch durch R. (S. 49. Anm. zu Z. 12) die Lesart castitate
für T im Pacianusartikel belegt ift. Bardenhewer hat
i mir (Litr. Rundfchau 1896. Sp. 73.) vorgeworfen, ich hätte
,ftillfchvveigend die richtige Lesart des Vaticanus unterdrückt
, um eine unrichtige an die Stelle zu fetzen'.
(Vgl. C. Weyman, Berl. Philol. Wochenfchr. 1896. Sp. 1060
und 1897. Sp. 175.) Wenn Bardenhewer diefen Vorwurf
mit einer Anmerkung Vallarfl's begründet ,rectius Vaticanus
castigatac eloquentiae', fo hat fleh ,der hochverdiente
Herausgeber der Werke des hl. Hieron.' eben diesmal
verfehen oder meint mit , Vaticanus' einen andern der
etwa 20 Codices der Vaticana, als den berühmten Regt-
nensis 2077.

2. Zu der Ausgabe des .fogenannten Sophronius'
durch O. v. Gebhardt habe ich nur meine Freude aus-
zufprechen, dafs der Erasmushandfchrift, auf die ich auf-
merkfam gemacht hatte, eine fo kundige Hand fleh angenommen
hat. Die Ausgabe verräth auf jeder Seite
den Meifter im Ediren. Das ganze Material ift im Apparat
überflehtlich zufammengeftellt. Auf diefe Weife ift
ein neues, wichtiges Hilfsmittel für den Text von Hieron.
D. V. I. hergerichtet, das Richardfon noch nicht hatte
benutzen können. Aufserdem greift v. G. in dem lehrreichen
,Excurs', p. XXI ff., auf die Traditionsgefchichte
des Tractats über. Er weift hin, dafs, freilich erft in
jüngeren Handfchriften, an zwei Orten, c. 81 u. c. 135,
wichtige Texterweiterungen auftreten, die ficher auf den
Verfaffer zurückgehen, und da diefe Varianten fleh ebenfalls
im fog. Sophronius finden und diefer aus dem 8.,
von den entfprechenden lateinifchen Hff. dagegen keine
früher als aus dem 10. Jahrh. flammt, fo befitzen wir in
der griechifchen Ueberfetzung den bei weitem älteften
Zeugen jener Handfchriftengruppe, in der v. G. den Abkömmling
einer etwa ein Jahr nach der erften veran-
ftalteten neuen Ausgabe des Tractats durch Hieronymus
felbft erkennen zu dürfen glaubt.

Basel. Carl Albr. Bernoulli.

Scriptores sacri et profani. Auspiciis et munificentia sere-
nissimorum nutritorum almae matris Ienensis ediderunt
seminarii philologorum Ienensis magistri et qui olim
sodales fuere. Fasciculus I. Lipsiae, in aedibus B. G.
Teubneri, 1897. M. 4.—

I. 'IcdÜvvov xov duXonövov zwv eis xi/v Mwioiwg xoo/xo-
yovlav it-vyrjxixöiv höyoi V- — Ioannis Philoponi de opificio
mundi libri VII, recensuit Gualterus Reichardt. (XVI, 342 S. 8.)

Die unter obigem Titel angekündigte Sammlung (den
genaueren Inhalt s. i. Teubner's Mittheilungen 1895,
S. 162) ftellt der Forfchung, insbefondere der kirchen-
gefchichtlichen, reichen, neuen Stoff in Ausficht.

Mit Dank gegen den Herausgeber fei der erfte Band
derfelben begrüfst, das treffliche Werk des berühmten
alexandrinifchen Theologen, Ariftotelikers und Grammatikers
Johannes Philoponos von der Weltfchöpfung, de
opificio mundi, oder, wie die griechifche Auffchrift befagt,
xmv eig xt/v Mmvötmg xoö/ioyoviav l^nyijx ixeov Xoyoi
Es erweckt für des Jefuiten Balth. Corder Ausgabe des