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Ausgabe:

1897 Nr. 25

Spalte:

659-660

Autor/Hrsg.:

Brandt, Samuel (Ed.)

Titel/Untertitel:

Lucii Caecilii Liber ad Donatum confessorem de mortibus persecutorum vulgo Lactantio tributus 1897

Rezensent:

Krüger, Gustav

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Seite 1

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659 Theologifche Literaturzeitung. 1897. Nr. 25. 660

1. Corpus scriptorum ecclesiasticorum latinorum, editum consi- j Herausgebern oft als Zeichen befonderer Sorgfalt er-

lio et impensis Academiae Litterarum Caesareae Vin-
dobonensis). Vol. XXVII, fasciculus II. L. Caeli Fir-
miani Lactanti opera omnia. Accedunt carmina
ejus quae feruntur et L. Caecilii qui inscriptus est de
mortibus persecutorum liber, recensuerunt Samuel
Brandt et Georgius Laubm ann. Partis II, fasciculus II.
L. Caecilii qui inscriptus est de mortibus persecutorum
liber vulgo Lactantio tributus, recensuerunt Samuel
Brandt et Georgius Laubmann. Indices confecit Samuel
Brandt. Wien, F. Tempsky. (XXXVI, 568 S.
gr. 8.) M. 6.40

2. Caecilii, Lucii, Liber ad Donatum confessorem de
mortibus persecutorum vulgo Lactantio tributus. Edidit
Samuel Brandt. Wien, F. Tempsky, 1897. (IV, 50S.
8.) M. —.60

Brandt's Ausgabe des Laktanz ift von allen Seiten,
auch in diefer Zeitung (1890, Sp. 654h 1894, 517ff.), fo
grofses Lob gefpendet worden, dafs man fich nicht
wundern dürfte, wenn der Herausgeber vor der Zeit auf
feinen Lorbeeren auszuruhen verfucht hätte. Das ift aber
nicht nur nicht der Fall, fondern der jetzt vorliegende
Schlufsband zeigt alle Vorzüge der früheren und zwingt
das freilich trivial gewordene Urtheil auf die Lippen:
finis coronat opus. Drei Jahre haben wir auf diefen Schlufs
warten müffen. Der Grund liegt darin, dafs Georg Laubmann
, der die Herausgabe von de mortibus persecutorum

fcheint. Wo der Copift in der Schreibart wechfelt (z. B.
inpune und impune, adlato und allato), ift nur eine Schreibweife
befolgt. Das mufs erwähnt werden, weil man
neuerdings öfter eine fclavifche Nachahmung der Co-
piften auch in diefem Punkte für nöthig hält, als hätte
der Autor fo principlos gefchrieben, Alles in majorem
codicum gloriam. Hätte nicht auch Brandt noch weitergehen
und adfigere und affligere einander conformiren
follen? Auf die kritifche Frage nach dem Verfaffer des
Buches kommt Brandt in längerer Anmerkung (XVIII
n. 6) zurück. Er ift nach wie vor der Meinung, dafs
nicht Laktanz, fondern aliquis ex Lactantii disciplina vel
ut ita dicam ex eius domo der Verfaffer fei. Ich vermag
doch über die befonders von Seeck angeführten Gegenargumente
nicht fo leicht hinwegzukommen wie er. Aber
die Frage kann hier nur geftreift werden.

Den weitaus gröfsten Theil des Bandes (S. 239—568)
füllen die Indices, denen jedermann bedingungslofes Lob
fpenden wird. Sie find von faft unerhörter Vollftändig-
keit. Für weiteres Studium des Laktanzifchen Sprachgebrauches
, aber auch der von ihm behandelten theolo-
gifchen, philofophifchen u. f. w. Materien wird der Index
nominum et verum die allerbeften Dienfte thun. Von
ganz befonderer Bedeutung ift der Index auctorum. Ich
erinnere mich nicht, jemals in einer patriftifchen Ausgabe
fo forgfältig und vollftändig aufgeführten Nachweifen der
benutzten oder anklingenden Autoren begegnet zu fein.
Was in jüngfter Zeit gerade an Ausgaben des Corpus
gerügt wurde, noch zuletzt an Knoell's ohnehin fo
zweifelhafter Ausgabe der Confeffionen, dals fie diefen

übernommen hatte, nachdem er bereits viel gethan hatte, i wichtigen Nachweifen zu wenig Augenmerk fchenkten,

wegen Ueberhäufung mit Amtsgefchäften fchliefslich
zurückgetreten ift und Brandt die Fertigftellung auch
diefes P"ascikels wefentlich überlaffen hat. Allerdings:
cum de omnibus rationibus ad hanc Mortium editionein
spectantibus facile inter nos convenisset, etiam textus com-
municatis inter nos consiliis constitutus est (p. XXIX). Bei
der Correctur haben Fnedrich Schoell, dem der Band
gewidmet ift, Alfred von Domaszewski und Karl
Weyman, der Unermüdliche, ihre Dienfte geleiftet.

Den Band eröffnet die Ausgabe von De mortibus
persecutorum (S. 169—238). Die einzige Handfchrift, in
der das viel berufene Büchlein erhalten ift, der Cod.
Paris, lat. 2627 (früher Colbert. 12C17) saec. XI (nicht IX),
enthält viele, leicht zu verbeffernde Fehler des Copiften,
aber auch manche fchwer zu heilende Stellen. Oft genug

wird diefer monumentalen Leiftung Niemand nachfagen
können.

Sehr dankenswerth ift, dafs die Verlagsbuchhandlung
uns gleichzeitig mit diefer kritifchen Ausgabe der Mortes
eine Textausgabe zum billigften Preife bietet. Die Herren
Fachgenoffen werden fich die Gelegenheit, das Schriftchen
in Uebungen zu behandeln und es in die Hand der
Studenten zu bringen, ficher nicht entgehen laffen. Aber
auch in weiteren Kreifen wird die kleine Ausgabe manchen
Käufer finden.

Ich fchliefse mit einer Kleinigkeit. Der uns vorliegende
Band des Corpus ift als XXVII bezeichnet. Da
fchon der erfte Fascikel der Opera Lactanti diefe Bandzahl
hat, fo fetzt der letzte felbftverftändlich nicht mit
p. 1, fondern mit 169 ein. Selbftverftändlich? Ja, wenn

fehlen einzelne oder mehrere Wörter oder fcheinen zu [ es das nur wäre! Herr Zycha aber hat uns im Jahre
fehlen. Auf die Lefung der Handfchrift ift fchon früher 1894 Band XXVIII mit p. iff. vorgefetzt und im Jahre
viel Mühe verwandt worden. Brandt gedenkt befonders ! darauf dcnfelben Band XXVIII nochmals mit p. 1 ff. Die

der Arbeit eines Anonymus, der 1734 zu Amfterdam
Miscellanea herausgegeben hat, die eine fo gute Colla-
tion des Codex enthalten, ut ea conlatio, cum perpauca
eaque leviora vel omissa, vel non rede iudicata sint, paene
nostrae aetatis rationibus satisfacere sit dicenda (XII).
Durch fortgefetztes Vergleichen feitens des f Andreas
Laubmann, Brandt's und vor Allem Henry Omont's
ift jetzt erreicht, was zu erreichen möglich war, und die
Herausgeber dürfen fagen, dafs in der neuen Ausgabe

Quaestiones in Ileptateuchum Auguftin's flehen thatfäch-
lich auf denfelben Seiten wie De Genesi ad litteram,
wenigftens für den, der daraus zu citiren hat. Und in
diefem Jahre haben wir es gar erlebt, dafs Schenkl den
zweiten Theil der Werke des Ambrofius demfelben
Bande XXXII anvertraute, wie den im vorigen Jahre
erfchienenen erften, beide mit der Paginirung 1 ff. Da
ich mir diefes Verfahren nicht zu erklären vermochte, habe
ich bei der Verlagsbuchhandlung angefragt und zur Ant-

jedenfalls quae sit memoria codicis Cölbertim nuncprimum j wort erhalten, dafs der ganze Ambrofius als Vol. XXXII
rede etpleneproponitur (p. XIV). Natürlich haben fie fich ! erfcheinen wird. Ja, wie follen dann die vielen p. iff.
damit nicht begnügt. Obwohl die Handfchrift grofse | unterfchieden werden? Immer durch den Zusatz Ambrof.
Autorität beanfpruchen darf, zeigt doch fchon ein Ver- i Opp. I oder II? Das wird heillofe Verwirrung zur Folge
gleich der Capitel 34 und befonders 48 mit des Eufe- ! haben.

bius' griechifchem Text, dafs auch der Colbertinus oder Giefsen. G. Krüger.

feine Vorlage nicht unfehlbar ift. So haben die Heraus- _■--- -■-■—

geber öfters zur Conjectur gegriffen, immer aber in be- Krumbacher, Karl, Eine neue Vita des Theophanes Con-
fcheidener Weife und immer fo, dafs fie den nachprüfenden fessor. München, G. Franz in Komm., 1897. (S. 371
Zweifler in den Stand gefetzt haben das Richtige fich _3Q9 der Sitzgs.-Ber. d. k. bayer. Akad. d. Wiff.
felbft zu fuchen, Als befonders wohlthuend hat Ref. es X
empfunden, dafs der kritifche Apparat nicht mit all den &r- '

orthographifchen Schnitzern u. f. w. des Copiften aus dem I Der an diefer Stelle (Nr. 11, vom 29. Mai d. J., Sp.
elften Jahrhundert überbürdet worden ift, was den Herren 306—310) angezeigten Veröffentlichung ,Ein Dithyrambus