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Ausgabe:

1897

Spalte:

629-634

Autor/Hrsg.:

Augustin, Augustini

Titel/Untertitel:

Sancti Aureli, questionum in Hepateuchum libri VII, adnotationum in lob liber unus 1897

Rezensent:

Preuschen, Erwin

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Jahrzehnten Funde und Beobachtungen in Hülle und zeugt nur von dem Beitreben, möglichft rafch möglichit
Fülle erhalten hatten, welche das ftark gefchwundene Zu- j viele Bände zu erledigen.

trauen zur kirchlichen Ueberlieferung und zum ,Tact'
der Kirche zu ftärken geeignet waren, giebt ihm die Entdeckung
Schmidt's wieder einen Stöfs. Ein grofses
Werk .Thaten des Paulus' taucht auf, welches — das
dürfen wir dreift fagen — nichts ift als eine Kette freier,
novclliftifcher Erfindungen auf fchmaler Thatfachen-
Grundlage. Man lefe das .Martyrium des Paulus', welches
ganz entblöfst von wirklicher Kunde und durch und
durch fabelhaft zu fein fcheint. Das liefs man fich bieten
— fogar in Rom bieten, und behandelte das Buch,
in welchem folche Dinge ftanden, auch in Rom als glaubwürdig
! Dazu diefer Briefwechfel mit den Korinthern!
Auch ihn las man kritiklos. Und wer hat das Ganze
gefchrieben? Ein klein afiatifcher Presbyter! Wie
wurde es aufgenommen? P'aft wie die Acten des Lucas
! Es dringt fofort nach Aegypten, nach Rom, nach

Die praefatio bietet zunächft einen mifsglückten
Rechtfertigungsverfuch für das von Herrn Z. beliebte
Verfahren, die Bibelcitate Auguftin's nach den LXX zu
.berichtigen' (vgl. auch die Serta Harteliana S. 163 ff. und
die Kritik dazu S. 167 ff.). Welche Früchte das zeitigt, wird
unten zu erörtern fein. Daran reiht fich eine fehr dürftige
und nicht fehlerlofe Aufzählung der benutzten Hff. an, zu
der man P. Lejay's Ergänzungen {Revue critique 1896,
33, p. 104 ss) hinzunehmen mufs, um ungefähr ein Bild
von den Hff. zu erhalten. Zu den Quaestioncs in Hepta-
teuclium ift als ältefle Hf. benutzt der aus der Mauriner-
ausgabe bekannte ,Codex vetustissimus omnium et optimae
notae Corbeiensis' (III, 1 [Paris 1680], p. 821 Bened.), heute
in der Bibliotlieque Nationale, lat. anc. fonds. 12168 sc.
VIII/IX (=C, leider nur Gen.— Num. enthaltend). Nach
Z. ift der Codex zweimal, nach Lejay ift er dreimal

Karthago; es gilt als ein autoritatives Buch; in Karthago durchcorrigirt. Wie die Benedictiner fieht Z. in ihm den
berufen fich Gemeindeglieder auf dasfelbe in einer Frage werthvollfien Zeugen für den Text. Unbegreiflich ift ander
Disciplin. Der römifche Bifchof Hippolyt behandelt gefichts diefer Schätzung das Verfahren bei der Mit-
es als glaubwürdig; Origenes citirt es mit Achtung. I theilung der Varianten. Um den Apparat nicht allzufehr
Doch — Tertullian hat ja gleich Anfangs den ganzen : anfchwellen zu laffen, hat er (p.Xa«. XLisq) viele fehler-
Schwindel aufgedeckt: ein kleinafiatifcher Presbyter hat i hafte Lesarten der erften Hand, wenn fie von der zweiten
feiner Phantafie die Zügel fchiefsen laffen ,aus Liebe zu 1 Hand corrigirt waren, einfach bei Seite gelaffen. Wir
Paulus', hat dann die Mache eingeftchen muffen und da- | erfahren daher überhaupt nicht zuverläffig, was C bietet
rauf feine Stelle verloren. Allein diefe Enthüllung bleibt fondern nur, was C2, C3, C4 herauslafen. Da nun jede
ohne Wirkung oder bleibt auf Kleinafien und Karthago Bemerkung darüber fehlt, ob C2, C3, C4 nach eignem
befchränkt. Zwar im Abendland hat es das Buch nie zu Gutdünken corrigirten, ob fie nicht manchmal mifsver-
einer Stellung im oder am Kanon gebracht ; aber in Ae- ftanden, oder ob fie nach anderen Hff. emendirten,
gypten erhielt es hohes Anfehen, tritt an die Spitze der möchte die Verwendung von C im Apparate des Herrn
Antilegomena u. f. w., und für die ganze Kirche liefert Z. für die Herftellung des Textes nicht viel mehr Gewähr
das Fabelbuch die Thekla-Gefchichte, für Syrien und Ar- 1 bieten, als die fparfamen Noten der Mauriner über dielen
menien, ja auch für einige lateinifche Bibeln (alfo wohl Ze ugen. Oberflächlich thut Herr Z. auch die von den
auch für einige griechifche) einen dritten Korintherbrief! Maurinern aufgeworfene Frage nach dem Zufammen-
Um eine tendenziöfe Fälfchung und um tendenziöfe hange von C mit Eugippius ab, und mir fcheint, dafs
Receptionen hat es fich nicht gehandelt, fondern um ein jene auch hier mehr Verftändnifs verriethen, als ihr neuefter
hohes Maafs von Kritiklofigkeit. Sie hat im Bereiche der j Cenfor. Sie machten darauf aufmerkfam (111,1, p. 822;

dem Kanon naheftehenden Litteratur nicht ihres Gleichen!
Dafs aber überhaupt eine Schrift, die fchwerlich vor c. 160
entftanden ift, noch eine folche Siegesgefchichte in den
Kirchen erleben konnte, giebt auch zu denken, und fällt

cf. p. 451 Notea), dafs in C 1) in I 117 (p. 59.1Z) auf die
Worteßrmanda est ein finnlofes abliinc senbendum folge;
2) dafs II90 (p. 1535) ein Paffus eingefchoben fei, der
fich auch bei Eugippius finde und zwar mit der (in einer

für den Jakobus- und 2. Petrusbrief ins Gewicht. Endlich Hf. —T—) aufbewahrten Notiz, dafs er aus einer andern

aber wird man nicht ohne Bewegung erwägen, dafs es ein
kleinafiatifcher Presbyter gewefen ift, der aus Liebe
zu einem Apoftel zum fabulirenden Novelliften geworden

Schrift des Auguftin ftamme (CSEL XI, 391.7 Knoell). Zu
1) bemerkt Herr Z., man dürfe die Worte nicht preffen,
und vergleicht die Randnotiz einer Canonshf. ,/iic mitte'

ift. dabei dem Paulus dreift feine eigenen Vorftellungen ; Aber wenn man überlegt, dafs Eugippius von jener

über den Inhalt des Chriftenthums in den Mund gelegt,
neue Makarismen erfunden und alle Ueberlieferungen in
den älteften chriftlichen Schriften (in Gefchichte und Lehre)
je nach Bedarf umgewandelt und corrigirt hat.1)
Berlin. A- Harnack.

quaestio nur die Anfangsworte, gleichfam das Thema,
copirt, um dann bei $ 4 — Herr Z. hat es für practifch
erachtet, die von den Maurinern bei zu langen Quäftionen
an den Rand gefetzten Zahlen wieder wegzulaffen —
erft die quaestio eigentlich zu beginnen, fo wird man
jenes abliinc scribendum mit etwas andern Augen anfehen
, als Herr Z. und feine Parallele für nicht durchaus
ionum in Heptateuchum I beweiskräftig halten. Das andere Argument wird von
August.ni, Sancti Aurel , quaestion"^ m " J ■ , Herrn Z. alfo entkräftet: Auguftin habe die fchwierige
libri VII, adnotationum in lob hber unus. Kecensuir. 10 s. FrW..rnn(i K-. oK(1_,;_

Zycha. [Corpus scriptorum ecclesiasticorum lati-
norum, vol. XXVIII (sect. III pars 3)]. Wien, Tempsky
1895. (XXVI, 667 S. gr. 8.) M. 17.60

Das Urtheil über des Herrn Zycha neueftc Leiftung
kann leider nicht im geringften günftiger ausfallen, wie
das über feine früheren (f. diefe Zeitung 1892, Sp. I30fif.
421 ff. 1895, Sp. 364fr.), und da der Herausgeber nicht
gewillt zu fein fcheint, eine Belehrung anzunehmen, fo
hat die Kritik nur die Pflicht, vor dem Gebrauch diefer
Ausgabe auf das dringendfte zu warnen. Nichts von dem,
was zu beachten war, ift beachtet, und die Ausführung

1) Ueber die Kirche der heiligen Thekla bei Seleucia in Cilicien

---------o -

Erklärung bei abermaligem Durcharbeiten am Rande
durch einen Zufatz ergänzt, der nur eben in C und bei
Eugipp erhalten geblieben fei. Man darf billig fragen,
ob der Schreiber des Codex T des Eugippius von felbft
auf den erleuchteten Gedanken gerathen ift, dafs diefer
Paffus aus einer anderen Schrift des Auguftin entnommen
fei; und man wird feinen Scharffinn preifen, wenn man
den eingefchobenen Paffus mit dem herkömmlichen Texte
vergleicht und findet, dafs die Erklärung beide Male
wefentlich diefelbe ift. Denn den Beweis dafür, dafs die
Erklärung durch das, was p. 1535—15413 feiner Ausgabe
zu lefen fleht, wefentlich verändert, verbeffert oder ergänzt
werde, hat fich Herr Z. klüglich erfpart. Vorläufig
bleibt es alfo dabei: C geht direct oder indirect auf das
Handexemplar des Eugippius zurück. Welche Bedeutung

.w.w.- —- ------o- ,... . . H L„. ..-..-wn^u.uu,, uc3 u-utfipoius /.uiuuk. vveicne neueuiun"

wo fie ihre fpätere Lebenszeit zugebracht haben foll) f jetzt Heber- , , p e s y^ , , „ f. , ; "*

clev und Wilhelm Keifen in Kilikien (Denkfchriften der Wiener Aka- ; aieie nrKenntnils lur die 1 extkntlk hat, lalft fich leicht

toLHuwÄ44, .896), S. .05-.08. E. Sch. | ermeffen. Aber hier hätte nun eigentlich erft die Arbeit