Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1897

Spalte:

601-602

Autor/Hrsg.:

Schick, Conrad

Titel/Untertitel:

Die Stiftshütte, der Tempel in Jerusalem und der Tempelplatz der Jetztzeit 1897

Rezensent:

Schürer, Emil

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Göttingen.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 18 Mark

N°- 23. 13- November 1897. 22. Jahrgang.

Schick, Die Stiftshütte, der Tempel in Jeru- Neftle, Philologica Sacra, Bemerkungen über Flade, Das Kirchfpiel Frauenhain von der

falem und der Tempelplatz der Jetztzeit die Urgeftalt der Evangelien und Apoftelge- ! älteften Zeit bis zum Jahre 1895 (Bollert).

(Schürer). fchichte (v. Dobfchütz).

Bacher, Die Agada der paläftinenlifchen Arno- Ramsay, St. Paul the traveller and the roman

räer, 2. Bd. (Schürer). Citizen (Schmiedel).

Weifs, Der Codex D in der Apoftelgefchichte Francisco de Enzinas: Denkwürdigkeiten,

[Texte und Unterfuchungen von Gebhardt und Melanchthon gewidmet, überfetzt von Hedw.

Harnack XVII, 1] (v. Dobfchütz). Boehmer, 2. Aufl. (Koffert).

Thieme, Die fittliche Triebkraft des Glaubens
(Titius).

Grofse illuftrierte Haus- und Familien-Bibel, mit
erklärenden Anmerkungen von Langbein und
andern ev. Geiftlichen (Schloffer).

Schick, Baur. Conr., Die Stiftshütte, der Tempel in Jerusalem I feiner Einrichtungen zu geben nicht. Im Einzelnen ift

und der Tempelplatz der Jetztzeit. Berlin, Weidmann, er freilich vielfach doch genöthigt, die mannigfachen Ab-

iSzvA ,/itt .c- c m ,„ «,. ,, TT tu.u x^f weichungen namentlich des herodianifchen vom falomo-

1896 (VIII, 363 S. m. 47 Abb.ldgn. u. 11 hth. Taf. nifchen Tempel zu conftatiren und die Baulichkeiten des

Sr- °-l rS- einen neben denen des anderen zu befchreiben. Aber

Wie fchon der Titel andeutet, umfafst diefes Werk dies alles gefchieht nach dem Princip der Ineinander-

drei Theile: eine Befchreibung der Stiftshütte (S. 1—51), Schachtelung, fo dafs man weder vom falomonifchen,

eine folche des falomonifch-herodianifchen Tempels (S. noch vom herodianifchen Bau ein irgendwie deutliches

53—233) und eine Befchreibung des Tempelplatzes, wie Bild erhält. Diefes Verfahren ift um fo auffallender, als

er jetzt ift, mit feinen fämmtlichen Gebäulichkeiten Schick fowohl vom falomonifchen als vom herodianifchen

(S. 235—342). Tempel Modelle hergeftellt hat (S. 56), welche er feiner

Der dritte Theil ift im Wefentlichen ein Abdruck Befchreibung zu Grunde legt (S. 55: ,ich gebe eine Art
des früheren Werkes von Schick, Beit el Makdas oder 1 Commentar zu den Modellen, die ich nach langen und
der alte Tempelplatz zu Jerufalem (Jerufalem 1887, im ernften Studien und Forfchungen angefertigt habe').
Selbftverlag des Verfaffers). Die Aenderungen, welche Weshalb befchreibt er nicht jedes Modell für fich? Der
der Verf. bei Aufnahme des früheren Werkes in das Lefer, der die Modelle nicht vor Augen hat, würde dann
neue vorgenommen hat, find nur unerheblich. In der viel leichter eine richtige Anfchauung gewinnen,
äufseren Ausftattung aber flicht diefes neue Werk aufs Die Genauigkeit der Befchreibung zeigt, dafs der Verf.
Vortheilhaftefte von dem älteren, in der Druckerei des mit gröfstem Fleifse aus den Quellen zu fchöpfen fich
Waifenhaufes zu Jerufalem hergeftellten ab. Wir können nur bemüht hat. Auf eine durchgängige Anführung derfelben
wünfchen, dafs das neue Gewand der werthvollen Arbeit ; ift aber verzichtet. Nur die biblifchen Belegftellen werden
neue Lefer und Freunde zuführen möchte. Ueber den ziemlich regelmäfsig genannt; die Belege aus Jofephus
Werth derfelben darf ich auf das competente Urtheil und Mifchna dagegen nur fporadifch. Viele Einzel-
von Guthe (Theol. Litztg. 1889, 325) verweifen. Es behauptungen flehen fomit ohne Quellenangabe da, fo
giebt keine andere Befchreibung des heutigen Zuftandes dafs der Nicht-Eingeweihte fie gar nicht controliren kann,
des Tempelplatzes, welche fich an Vollltändigkeit und Auf den Wortlaut der Quellen wird nirgends zurück-
Genauigkeit mit derjenigen Schick's meffen könnte. Nicht gegangen; ich habe im ganzen Buche kein hebräifches
nur alle Gebäude, welche heute auf dem Tempelplatze oder griechifches Wort bemerkt. Bei der Unficherheit,
flehen, fondern auch die Subftructionsbauten deffelben, welche hinfichtlich des Verftändnifses vieler Einzelheiten
feine Mauern und Thore find bis ins Detail aufs forg- obwaltet, wird dadurch der wiffenfchaftliche Werth der
fältigfte befchrieben, mit befonderer Berückfichtigung der Darftellung ftark beeinträchtigt. Aber auf Brenge Wiffen-
aus dem Alterthum erhaltenen Refte. Niemand kann fchaftlichkeit macht das befcheiden auftretende Werk im
fich daher ein begründetes Urtheil über die Topographie Grunde auch keinen Anfpruch. Es will mehr eine po-
des alten Tempels, feiner Vorhöfe, Mauern und Thore puläre Orientirung für weitere Kreife bieten. Der Theobilden
, der fich nicht vor allem unter Schick's kundiger löge wird überall da von SchickTernen können, wo es
Führung über den heutigen Zuftand orientirt hat. auf das fachkundige Urtheil des Architekten ankommt.

In diefem dritten Theile beruht aber ohne Zweifel Göttingen. E Schürer

auch der eigentliche Werth des ganzen Buches. Die '__

vorangefchicktcn beiden Befchreibungen der Stiftshütte

und des falomonifchen Tempels find zwar mit aufser- Bacher, Prof. Dr. Wilh., Die Agada der palästinensischen

ordentlichem Fleifse gearbeitet. Aber für eine wiffen- Amoräer. 2. Bd.: Die Schüler Jochanans (Ende des

fchaftlich befriedigende Behandlung diefer Gegenftände d Anf des Jahrhunderts) Strafsbury K

fehlte Schick doch die unerläfsliche fachmanmfche Vor- Tr.., , * . *J nucTls-> ™s°ur£' K'

bildung. Man kann hierüber mcht fchreiben, ohne tief J- Hühners Verl., 1896. (VII, 545 S. gr. 8.) M.ic-

in exegetifche und hiflorifch-kritifche Detailfragen fich Nach Vollendung feines zweibändigen Werkes über

einzulaffen. Es gilt vor allem auch das distinguere, das „Die Agada der Tannaiten" (1884—1890) hat Bacher im

Auseinanderhalten der aus verfchiedenen Zeiten ftam- Jahre 1892 den erften Band eines noch umfaffenderen,

menden Angaben. Schick aber verfährt gerade umge- auf drei Bände berechneten Werkes über „Die Agada

kehrt fo, dafs er möglichft alle Angaben, die wir über der paläftinenfifchen Amoräer" folgen laffen (S. Theol.

die Einrichtung des jüdifchen Tempels aus verfchie- Litztg. 1892, 561). Die Fortfetzung deffelben liegt hier

denen Zeiten haben, fammelt und hiernach eine recht vor. Bei jedem neuen Bande kann man nur aufs Neue

vollftändige fyftematifche Befchreibung des Tempels und ftaunen über die Fülle des Materiales, welches hier ge-

601 602