Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1897 Nr. 2

Spalte:

41-43

Autor/Hrsg.:

Driver, S. R.

Titel/Untertitel:

Einleitung in die Literatur des alten Testamentes 1897

Rezensent:

Kautzsch, Emil

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

4i

Theologifche Literaturzeitung. 1897. Nr. 2.

43

Bibl. Ar am., wo ja nie im Zufammenhang der Rede
Tondehnung (z. B. das Nomen bttp, hebr. büp) ftattfindet,
find Beifpiele wie büp, büp zu fprechen ¥tel, k'tol =
büp. Wir haben hier alfo im Hebr. wie Aram. die Regel:
i und u werden im Ton, zunächft ganz abgefehen von der
Quantität der Laute zu e und 0. Nur fo erhalten wir
ein klares und confequentes Syriern der Vocalausfprache
bei den Maforeten.

So ift es auch falfch in Fällen wie z. B iby'E von
Dehnung des urfprünglichen u zu 0 zu fprechen (§ 93, 9).
Nein, wie wegen des Gegentons in Fällen wie D^ttnp das
kurze ä in zweiter offner Silbe vor dem Ton auch für
— fich erhalten kann, wo Kautzfeh meint, ö ftünde
hier graphifch für — (f. § 93r), fo kann in den analogen
Fällen wie ib?B auch ein ä im Gegenton zu o, d. i.
natürlich a zu o werden, vgl. auch rfQprl flatt und neben
p->nyn (f. $64P)- Für Üi»TpT vgl. übrigens Ö^rTtJ, felbft
mit 0 d. i. natürlich 0 für ä d. i. ä Dafs hier das 0 nicht
,nach fyr. Art' (§ 93 r) entflanden ift, beweift doch die
Parallele von iSy'B und fbrjk. In Formen wie IT!* ift
allerdings ,in fyr. Art' das '■ für — wegen des gefetzt
(cf. § 23h) vgl. rief, aber hier ift enatürlich = e, nicht = e

Das find nur einige Beifpiele, die fich leicht vermehren
liefsen, wo ich gezeigt habe, was ich auch an
diefer neuen Auflage auszufetzen habe. Doch ich mufs
zum Schluffe eilen, da ich fchon fürchte, den Lefer über
Gebühr aufgehalten zu haben, indem ich zum Schlufs,
um doch nicht nur als Tadler zu erfcheinen, noch die
neue Einrichtung mit den Randbuchftaben, die das leichte
Citiren jedes Abfchnittes eines § ermöglichen, rühmend
hervorheben möchte. Verf. möge aber meine Ausftel-
lungen an der neuen Auflage als ein Zeichen des warmen
Intereffes für feine Grammatik betrachten, die ich
als die immerhin noch befte der kürzeren hebr. Grammatiken
in der Hand möglichft vieler, die fich mit dem
a. Tft. befchäftigen, fehen, daher aber auch möglichft
feinem Zweck entfprechend, ein unentbehrliches Handbuch
der hebr. Grammatik zu fein, und möglichft ver-
beffert fehen möchte.

Roftock. F. Philippi.

Driver, Prof. D. S. R., Einleitung in die Litteratur des
alten Testaments. Nach der fünften vom Verfaffer für
die deutfehe Bearbeitung durchgefehenen und vielfach
erweiterten englifchen Ausgabe überfetzt u. mit
ergänzenden Anmerkungen herausgegeben von Prof.
Lic. Dr. J. W. Rothftein. Berlin, Reuther & Reichard
, 1896. (XXIII, 620 S. gr. 8.) M. 10.—; geb.

M. 12.—

Driver's Jntroduction to the literature of the Old
Testament' erfchien Edinburgh 1891 als erfte Probe eines
grofsangelegten Sammelwerks, der von Prof. Salmond
in Aberdeen und Prof. Briggs in New York herausgegebenen
international theological UbraryK Die erfte
Aullage (in diefer Literaturzeitung befprochen von Prof.
Siegfried Jahrg. 1892, Nr. 5) ift vom Juni 1891 datiert,
die vierte vom Juni 1892. Der fünften (1894) find die
Zufätze und Berichtigungen in Geftalt eines, auch fepa-
rat erfchienenen Appendix (21 S. kleiner Druck) beigegeben
. Die deutfehe Ueberfetzung kann fomit laut der
im Titel gemachten Mittheilung als eine fechfte Auflage
des Originals betrachtet werden.

Der aufserordentliche buchhändlerifche Erfolg, den
das Werk in England felbft gehabt hat, erklärt fich
offenbar nicht blofs aus dem wohlverdienten Anfehen, in
welchem der Verf. (namentlich wegen feines ausgezeichneten
treatise on the use of the tenses in Hebrew; 3. Aufl.
Oxf. 1892) als Hebraift fleht. Nicht ohne Widerftreben
hatte er fleh etwa feit Mitte der achtziger Jahre dazu

verftanden, das gute Recht der von Reufs, Kuenen,
Wellhaufen u. a. vertretenen altteftamentlichen Kritik
anzuerkennen und auch feinerfeits literarifch zu vertreten.
Die grofse Sorgfalt und Behutfamkeit, mit der er dabei
überall zwifchen endgültig erkannten Thatfachen und
blofsen Hypothefen zu fcheiden und je nach Umftänden
wenigftens ein relatives Recht der Tradition zu retten
fuchte, erzeugte in den weiteften Kreifen feiner Landsleute
jenes rückhaltlofe Vertrauen, welches einem radikaleren
oder doch minder zurückhaltenden Kritiker niemals
entgegengebracht worden wäre. So hat neben den
Bahnbrechern T. K. Cheyne und Will. Robertson Smith
vor allem Driver England für die wiffenfehaftliche Kritik
des A. Teft. erobert, und diefen Umftand mufs man
ftreng im Auge behalten, wenn man in einigen wenigen
Punkten das kritifche Urtheil des Verfaffers allzu vor-
fichtig und zurückhaltend finden möchte. Ich rechne
dahin u. a. den Verzicht auf eine minder fummarifche
Anfetzung der Pentateuchquellen I und E, als die ,in
den erften Jahrhunderten des Königthums' (S. 134), fowie
die Berücksichtigung wichtiger neuerer und neuefter
Streitfragen lediglich in Geftalt eines am Schlufs der
Paragraphen beigefügten Referats; fo über die Schichtung
von Jef. 40—66, die beftrittenen Verfe und Peri-
copen des Arnos und Zephanja, Stade's Analyfe von
Micha 4 f., Wetzftein's Deutung des Hohen Liedes u. a. m.
Befonders in letztgenanntem Falle hat der Lefer den
Eindruck, als ob die Annahme Wetzfteins (durch die
allerdings die vorhergehende Darlegung hinfällig würde)
dem Verfaffer fehr beachtenswerth erfchiene. Aber er
verräth uns trotzdem nicht, ob und warum er fie ablehne.
Durch Obiges ift übrigens nicht ausgefchloffen, dafs fich
der Verf. in allen entfeheidenden Fragen (fo in Betreff
des Deuteronoms, welches nicht von Mofe gefchrieben
zu fein beanfpruche, der nachezechielifchen Abfaffung
des Prieftercodex, der Unmöglichkeit eines ftricten Nach-
weifes Davidifcher Pfalmen etc.) ausdrücklich den Er-
gebniffen der neueren Kritik anfchliefst.

Von den Vorzügen der Driver'fchen Einleitung ift
an erfter Stelle das äufserft forgfältige Referat über ,den
Inhalt und die charakteriftifehen Eigenthümlichkeiten'' (fo
Driver felbft in dem fehr anfprechenden eigenen Vorwort
zur Ueberfetzung) der einzelnen Bücher zu nennen,
ferner die höchft inftruetiven Zufammenftellungen über
die fprachlichen Eigenthümlichkeiten einzelner Bücher
und Quellenfchriften (fo namentlich des Heiligkeitsge-
fetzes S. 49 ff., des Deut. 104 ff., des Prieftercodex 141 ff,
der Könige 217 ff., des Jef. IL S. 257 ff, des Daniel 542 ff,
der Chronik 572 ff.), die Synopfe der Gefetze in IE,
D und P, S. 73 ff, und ähnliche Tabellen. Die jedem §
vorangefchickte Literatur ift mit gröfster Sorgfalt und
Sachkenntnifs ausgewählt. Referent hat bei drei Büchern
Stichproben angeftellt. Im Leviticus vermifste er nur
die Abhandlung von Oort über Levit. 16 in der Theol.
Tijdschr. X, 142 ff; bei Ezechiel hätte wohl Chipiez et
Per rot, restitution du temple de Jerus. d'apnes Ez.
(1885) und Sulley, the temple of Eds prophecy (Lond. 1888),
fowie Manchot zu Cap. 26—28 (Jahrbb. für proteft. Theol.
1888, 3) und Gautier, la mission du proph. Ezech. (Laus.
1890) Erwähnung verdient. Zu Hiob hätte ich nur beizufügen
, dafs von Cox Commentar 1885 eine 2. Aufl.
erfchien, desgleichen von Bradley's lectures 1888 (nicht
83), endlich den Auffatz von Kleinert in den Theol.
Studien u. Krit. 1886, 2. Im Verhältnifs zu dem Umfang
des Gebotenen find diefe Defecte fehr geringfügig.

Zum Inhalt bemerken wir nachträglich noch, dafs
er fleh fall ausfchliefslich auf die fogen. ,fpecielle Einleitung
' und zwar genau nach der Reihenfolge der Bücher
im hebr. Canon, befchränkt; eine Ausnahme macht nur
die S. XIII—XXIII gegebene Ueberficht über die bekannten
Nachrichten aus dem Siraciden, dem IV. Esra,

1 2. Makk., Jofephus und dem Talmud in betreff der Ent-

I ftehung des jüdifchen Kanons.

**