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Ausgabe:

1897 Nr. 22

Spalte:

579-581

Autor/Hrsg.:

Sabatier, A.

Titel/Untertitel:

L‘apotre Paul. 3. éd., rev. et augm 1897

Rezensent:

Schürer, Emil

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579 Theologifche Literaturzeitung. 1897. Nr. 22. 580

it had been divided by a .pious Father' of tlie Church as
early as the year jpo. About tlie year 400 he published
an edition of the Acts and Catliolic Epistles divided into
short chapters or sections by himself, so tliat the whole
New Testament was divided into short portions according
to tlie sense and connexion. S. 92 wird die Compluten-
fifche Polyglotte wie folgt abgethan: ,This was printed
in iß 14, though it was not issued tili iß22. It exhibits the
text of Lncian's recension of the Septuagint; the MS. sent
by Leo X to Spain for the nse of Cardinal Ximenes and
Iiis assistants being that numbered 108, which is Vati-
can 330I.

Aus welchem Grunde der Verf. das Verzeichnifs der
Uncialen mit J£ abfchliefst, ift unerfindlich; er verweift
für Weiteres auf Scrivener'.s fntrodnctio/i. Uebrigens
vermifst man auch hier die Kenntnifs der neueren Literatur
. So werden z. B. bei D S. 123 f. nur Salmon, Hort,
Ramfey und Harris genannt; von den in den letzten
Jahren in Deutfchland geführten Verhandlungen hat der
Verf. keine Ahnung. Ganz ungenügend ift vollends, was
er über die Minuskeln bemerkt (S. 133 f.): Of the cur-
sives, two only need bc specially referred to — the Codex
Basiliensis (fo auch S. 128) (K. iii. 3: fo ftatt der dafür
längft eingeführten Bezeichnung A. N. IV. 2) in the Library
at Basle, and the Codex Colbertinus {Regiiis 14,
Colbert. 2844 [XI.] fol. ) in the Bib/iotheque Nationale,
Paris . . . (folgt eine Befchreibung diefer beiden Hand-
fchriften, dann heifst es weiter:) Upwards of 2,000 cur-
sive Greek MSS. of tlie New Testament are extant, most
ofivhich are comparatively modern. They all, with hardly
any cxception, bear witness of the same traditional text
(Schlufs).

Auch an Druckfehlern und fonftigen blunders ift
kein Mangel. So lieft man, um nur einige Beifpiele anzuführen
, S. 76 Anm. 1, S. 134, 6 und im Index S. 327
,Eichorn' ft. .Eichhorn', S. 78, 12 The Epistles of Barnabas
, S. 91, 19 Du Rien, S. 98, 3 f. v. u. St. Chrysostom
(1. Hieronymus) in the year 360 refers to the practice ofwri-
ting ■ Biblical MSS. 011 the finest parchment etc. Nach
S. 160 wäre Küfter's Ausgabe des Mill'fchen N.T. in dem
gleichen Jahre (1723) in Amfterdam mit neuem Titel, in
Leipzig in einem Neudruck erfchienen und nach S. 176
hätte Scholz' zweibändiges N.T. i. J. 1850 in Leipzig eine
neue Ausgabe erlebt. S. 171, 7 v. u. wird als Druckort des
2. Bandes von Matthäi's kleinerer Ausgabe des N.T. ,Hoffe'
(1. Hof) genannt. S. 243, 3 v. u. ift Kidermaker gedruckt.

Die Ausftattung des Buches ift, wie fchon angedeutet
, eine glänzende: Druck und Papier lafTen nichts
zu wünfchen übrig. Aber es ift nicht leicht zu handhaben
, da das Format 30x39cm, das Gewicht 4l/.i Kilo
beträgt. Von den 28 Tafeln Facfimile find 7 nicht unmittelbar
nach den Originalen hergeftelit, darunter Sin.,
Vat., Alex., Ephr. und Ciarom. Dagegen liefse fich nichts
einwenden, wenn nur jedesmal Photographien benutzt
worden wären. Das ift aber beim Sin. und Ciarom. nicht
der Fall: hier find die Tifchendorf'fchen Lithographien
abgebildet worden, von denen namentlich die des Ciarom.
aus dem Jahre 1852 den heutigen Anfprüchen an ein
Facfimile nicht genügt. Das ift ein Mifsgriff, der bei
einem fo koftbaren Werke hätte vermieden werden
können und müffen. Uebrigens ift nicht zu beforgen,
dafs das Buch in Deutfchland weite Verbreitung finden
wird. Es ift nach einer Bemerkung auf dem Vorfatzblatt
in 220 Exemplaren gedruckt, wovon nur 150 für den
Buchhandel beftimmt wurden.

Leipzig. O. v. Gebhardt.

Sabatier, A., L'apotre Paul. Esquisse d'une histoire de sa
pensee. 3. ed. revue et augmentee. Paris, Fifchbacher,
1896. (XIX, 424 S. m. 1 Karte, gr. 8.)

Die erfte Auflage diefes Werkes ift 1870 erfchienen,
die zweite 1881. Es ift den Fachmännern längft bekannt

I als ein feinfinniger Verfuch, das allmähliche Werden und
Wachfen der paulinifchen Gedankenwelt aufzudecken.
Sabatier fucht zunächft — in Anlehnung an Holften,
aber confervativer als diefer — zu zeigen, wie in der
Thatfache der Bekehrung Pauli die Grundgedanken feiner
Theologie wurzeln: Die radicale Umwandlung des Pha-
rifäers, der den Gekreuzigten verfolgte, in den gläubigen
Jünger, der ihn als feinen Herrn und Erlöfer erkannte,
hat die Theologie des Kreuzes erzeugt. Aber damit
waren doch nur die Grundzüge gegeben. Der weitere
Ausbau diefer Gedanken ift erft durch die practifchen
Aufgaben und Probleme, welche dem Apoltel im Laufe
feiner Miffionsarbeit entgegentraten, veranlafst worden.
Der Kampf mit dem gefetzlichen Judenchriftenthum hat
die Ausbildung der Rechtfertigungslehre zur Folge gehabt
, der Gegenfatz gegen eine gnoftifch-asketifche Lehre
die Ausbildung der Chridologie (in den Gefangen fchafts-
briefen). Die Paftoralbriefe, deren Echtheit zweifelhaft

i ift, zeigen uns den Paulinismus im Stadium der Erftarrung.
Diefe Grundgedanken des Werkes werden fich gewifs
als probehaltig erweifen. Aehnliche Anfchauungen find
ja in neuerer Zeit auch fonft ausgefprochen worden (vgl.
Giemen, Die Chronologie der paulinifchen Briefe 1893,
S. 49 ff. Derfelbe, Theol. Stud. und Krit. 1897, S. 223 ff.).
Aber es ift doch noch viel zu thun. Die Einen lehnen
eine derartige Auffaffung überhaupt ab; die Anderen
wollen wieder zu viel wiffen und finden .Weiterbildungen',
wo es fich vielmehr um ein Nebeneinander mannigfal-

J tiger Gefichtspunkte im Bewufstfein des Apoftels handelt.
Auch Sabatier's geiftvoller Verfuch bedeutet gewifs nicht
das letzte Wort. Ich fürchte, dafs auch er zu viele einzelne
Schritte in der Weiterbildung unterfcheidet. So
ift es mir zweifelhaft, ob man in der kurzen Zeit zwifchen

I dem 1. und 2. Korintherbrief (auch wenn reichlich ein
Jahr dazwifchen liegt) eine wefentliche Umbildung feiner
Zukunftshoffnung annehmen darf, wie von Sabatier S.

I 180ff. gefchieht. Die Erwartung des Apoftels, dafs er
unmittelbar nach dem Tode bei Chrilto fein werde
(II. Kor. 5, 8, Phil. 1, 23), widerflreitet allerdings der Vor-
ltellung vom Todeszuftand als einem y.oiitäo&cu, wie wir
fie noch im I. Korintherbriefe finden. Aber die Erklärung
diefer Disharmonie aus einer Weiterbildung der
paulinifchen Gedanken fcheint mir fehr problematifch.
Wenn man nicht einfach fich bei Feftftellung des Wider-
fpruches beruhigen will, dürfte es näher liegen, in
II. Kor. 5.8, Phil. 1,23 die Vorausfetzung zu finden, dafs
diejenigen, die im Dienfte Chrifti als Märtyrer derben,
einen Vorzug vor anderen Gläubigen haben, wie ja auch
fchon die jüdifche Theologie bevorzugte Gottesmänner

1 unmittelbar nach dem Tode in den Himmel verfetzt
werden läfst.

Der Text von Sabatier's Buch hat während der 26
I Jahre, welche zwifchen der erften und dritten Auflage
liegen, nur wenig Veränderungen erfahren. Die meiden
Ausführungen find wörtlich die gleichen geblieben. Die
beiden eingreifendden Neuerungen der dritten Auflage
sind: 1) eine neue Dardellung der verwickelten Beziehungen
Pauli zur korinthifchen Gemeinde (S. 163 ff.), wo-
i bei S. fich jetzt an Weizfäcker anfchliefst, und 2) ein
| Anhang (S. 371 ff.) über la question de lorigine du peche
j dans le Systeme theologique de Paul. In den kritifchen
Fragen hat S. feine früheren Pofitionen feffgehalten. Im
Epheferbrief fieht er auch jetzt noch ein echtes Rund-
! fchreiben Pauli (S. 243). Ueber die Padoralbriefe äufsert
I er fich auch jetzt noch fchwankend (S. 278 f.). Ungern
vermifst man namentlich das Eingehen auf die neuerdings
mehrfach angeregte wichtige Frage, ob und inwie-
i weit in dem Gedankenkreis Pauli griechifche und jü-
difch-hellenidifche Einflüffe nachweisbar feien. S.
fchildert die Bildung Pauli als eine rein pharifäifche. Nur
eine kleine Modifikation id jetzt gegen früher angebracht.
! Während es in der erden Auflage hiefs (S. 40): Vtnfluence
1 de la Grece snr le developpement de sa pensee, parail