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Ausgabe:

1897

Spalte:

570-571

Autor/Hrsg.:

Hort, Arth. Fenton

Titel/Untertitel:

Life and letters of Fenton Anthony Hort, sometime Hulsean professor and Lady Margaret’s reader in divinity in the university of Cambridge. By his son. 2 vols 1897

Rezensent:

Clemen, Carl

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569 Theologifche Literaturzeitung. 1S97. Nr. 21. 570

die gefammte Organifation der Schulbildung, Zurückdrängung
der claffifchen Sprachen in den Gymnafien,
Uebertragung der Schulaufficht an den Staat und ähnliches.
Es fleht mit der Stellung, welche Bentzel und feine Mitarbeiter
zur Aufklärung vertreten, im Zufammenhange,
dafs fie fehr geringfchätzig über die didaktifche Befähigung
der Jefuiten urtheilten. Diefe .find theils wegen ihrem
üblen Willen, theils wegen ihrer Unwiffenheit die Männer
nicht, welchen man den Unterricht der Jugend ferner
lediglich uberlaffen könne', heifst es in einem S. 118 angeführten
Berichte der Commiffion. Umfo höher fchätzt
man die eignen Leiftungen. Die von der Akademie ent-
laffenen Schullehrer berichten mit Stolz, dafs fie fich
,ganz allein der ächten Lehrmethode' bedienen (S. 62) u. f. w.
Leider wurde diefer Standpunkt der Beurtheilung von
dem großen Publikum nicht getheilt. In Stadt und Land
wurde die energifchfte Oppofition gegen die Neuerungen
gemacht, und obwohl die Commiffion niemals etwas anordnete
, was gegen die Lehre der römifchen Kirche ver-
ftiefs, wurde die neue Lehrart doch als ketzerifch ftig-
matifirt (S. 62) und man fürchtete von der .neuen Lehre'
für feinen Glauben umfo mehr (S. 163), als nicht nur die
überlegene Volksfchulbildung bei den Proteftanten unumwunden
anerkannt werden mufste (S. 80), fondern auch
die Werke proteftantifcher Schriftfteller für die Leetüre
in den Schulen beftimmt wurden, weil fie der Commiffion
dafür am brauchbarften erfchienen (S.35. 168 ff.). Man wird
es danach verftehen, dafs die Commiffion mit dem nach
Emmerich Jefeph's Tode 1774 eintretenden Regierungs-
wechfel zu exiftiren aufhörte und die Spuren ihrer Wirk-
famkeit bald verwifcht waren. Das ganze Reformunternehmen
geftaltete fich dadurch lediglich zu einer Art
Epifode in der Gefchichte des kurmainzifchen Schul-
wefens. — Unter fleifsiger und forgfältiger Benutzung der
im Mainzer Stadtarchiv und Mainzer Domarchiv aufbe-

Hort, Arth. Fenton, Life and letters of Fenton Anthony Hort,

D. D., D. C. L., L. L. D., sometime Hulsean professor
and Lady Margaret's reader in divinity in the univer-
sity of Cambridge. By bis son. 2 vols. London, Mac-
millan & Co. Ltd., 1896. (XI, 475 u. VI, 505 S. m.
Bildnis, gr. 8.) Geb. 17 sh.

fife and Leiters' ift allerdings jetzt der übliche Titel
für englifche Biographien; hier aber haben wir doch vor
allem eine Brieffammlung, die freilich vielleicht ein beffe-
res Bild von Hort's Leben giebt, als eine ausführliche
Befchreibung. Indefs fie ift entfehieden etwas zu reichhaltig
; namentlich die Schilderungen feiner Reifen und
Erörterungen über Univerfitätsangelegenheiten konnten
recht gut wegbleiben. Der verbindende Text vereinigt
mit der zärtlichen Bewunderung des Sohnes für feinen
Vater die Vorficht und Zurückhaltung im Urtheil, die wir
fonft fo oft vermiffen.

Hort wurde 1828 in Dublin geboren, in Rugby unter
Arnold erzogen und dann in Cambridge weitergebildet.
Derfelben Univerfität gehörte er dann von 52 bis 57 als
fcllozv of Trinity College, von 72 bis 78 als lecturer und
endlich zuletzt als Profeffor an. Dazwifchen war er fünfzehn
Jahre Landpfarrer in St. Ippolyts, einem kleinen
Dorf bei Hitchin zwifchen Cambridge und London.

Namentlich das Ausland kannte Hort bis vor kurzem
nur als Textkritiker; erft nach feinem Tode find mehrere
feiner Vorlefungen erfchienen und auch hier befprochen
worden (vgl. Jahrg. 1895, 91 f. 1896, 158L 475f.). Aus
der vorliegenden Biographie lernen wir ihn aufserdem
als Botaniker und Nationalökonomen kennen: er nahm,
wenngleich vorfichtig, doch lebhaften Antheil an den
chriftlich-focialen Bedrohungen feiner Freunde Kingsley
und Maurice (vgl. bef. I, 132fr.). Auf die Wichtigkeit der

wahrten Acten hat der Verf. eine zuverläffige Darftellung Textkritik wurde er zuerft 1851 aufmerkfam, wo er an

diefer Epifode zu geben verfucht. Er zeigt dabei nicht feinen Freund J. Ellerton fchreibt: J liad no idea Uli the

nur das löbliche Beftreben, bei den reichen Auszügen, last few weeks of the importance of texts, liaving read so

die er aus den Acten giebt, mit peinlicher Gewiffenhaftig- little Greek Testament, and dragged on with the villai-

keit zu verfahren, fondern auch trotz feines abweichenden

nous Textus Reccptus (l,2iij. Zwei Jahre fpäter befchlofs er

religiöfen Standpunktes den Anfchauungen und Beftre- mit Weftcott eine neue kritifche Ausgabe des N. T., die
bungen der Männer der Aufklärung gefchichtlich gerecht - ihn nun ziemlich dreifsig Jahre lang befchäftigte. Die
zu werden. So ift feine Arbeit als eine verdienftliche zu Briefe aus diefer Zeit find die intereffanteften in der ganzen
bezeichnen. Ohne Zweifel würde ihr Werth fich noch Sammlung; fie beweifen, mit welcher Ausdauer und Vor-
gefteigert haben, wenn der Verf. den hiftorifchen Hinter- 1 ficht Hort arbeitete. Auch die .Einleitung', die 1881 drei
grund, auf welchem fich die hier gefchilderte Reform des J Monate nach dem Text erfchien, flammte durchaus aus

Schulwefens abgefpielt hat, zu zeichnen verfucht hätte.
Ohne Einblick in die Verhältniffe am Hofe und in der
Regierung vonKurmainz, der geiftigenStrömungen, welche

Hort's Feder. Der praktifche Werth feiner Arbeit kam
erfreulicherweife fofort bei der Revifion der englifchen
Bibelüberfetzung zur Anerkennung. Hort war das einflufs-

dort damals um die Herrfchaft dritten, namentlich auch j reichfte Mitglied der dafür niedergefetzten Commiffion
ohne Kenntnifs der perfönlichen Stellung, welche Emme- , die zwar zu confervativ dachte, um überall feiner Führich
Jofeph in den culturellen und politifchen Bewegun- j rung zu folgen, aber doch immer gern auf feine Meinung
gen feiner Zeit eingenommen, wird man kaum zu einem j einging. Nach Vollendung diefer doppelten Arbeit hat
vollen Vcrftändnifs der unter feinen Aufpicien unternom- Hort factifch nichts weiter veröffentlicht, obwohl er fort

menen Schulreform in Mainz gelangen können. Obfchon
wir über diefe Dinge einigermafsen unterrichtet find, wäre
es doch erwünfeht gewefen, wenn der Verf. feine Lefer
zunächft erft darüber orientiit hätte, um fo die von ihm

und fort weiterarbeitete. Die Gefchichte feiner Vorlefungen
,The Way, the Truth and the Life1-, die in diefer
Beziehung befonders charakteriftifch ift, wurde ja hier
fchon früher erzählt (vgl. 1895, 91). Im Jahre 1889 for

gefchilderte fchulgefchichtliche Epifode in das rechte j derte ihn Profeffor Sanday fowohl i n einem Artikel der
hiftorifchc Licht zu ftellen. Dafs dies nicht in genügen- Contemporary Review als einem Privatbrief von neuem
dem Maafse gefchehen ift, erfcheint uns als ein Mangel auf, fein Schweigen zu brechen (II, 370k); Hort konnte
an diefer Schrift. Gleichwohl wird der Hiftoriker den [ fich, fo gern er gemocht hatte, auch jetzt nicht dazu entreichen
Inhalt gefchichtlicher Daten, den fie ohnedies | fchliefsen. , While every year seems to bring some fresh
bietet, dankbar entgegennehmen. reason for wishing to try to sperk, every year brings

Göttinnen K. Knoke. fso freAsh . r^ponsibiliües in regard of speech' (406 f.).

Ja in demfelben Brief Ichreibt er: // is only by acci-
dent, so to speak, that I haue had to occupy myself
with texts, literary and historical cri/icisin, or even exe-
gesis of Scripture. What from carliest manhood I have
viost cared for, and zuhat I have at all times most lon-
ged to have the faculty and the opportunity to speak about,
is zuhat one may call fundamental docirine, aliki on its
speatlative and on its historical side. (406). In der That