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Ausgabe:

1897 Nr. 19

Spalte:

509-511

Autor/Hrsg.:

Robinson, J. A. (Hrsg.)

Titel/Untertitel:

Texts and Studies, contributions to biblical and patristic literature 1897

Rezensent:

Bonwetsch, Gottlieb Nathanael

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509 Theologifche Literaturzeitung. 1897. Nr. 19.

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6,i: sacerdotcs summt dei vocabuntur will Chr. summt des Autors beider (S. XXIV ff.), er macht das Gleiche

nicht mit dei fondern mit sacerdotes verbinden, u. A
deshalb, weil die jüdifchen Hohenpriefter niemals ,Priefter
des höchften Gottes' genannt worden feien. Abgefehen
von Gen. 14, 18 (Melchifedek isgtvg zov frtov rov vipi-
orot) ift dies aber doch wirklich bei dem Hasmonäer
Hyrkan II. der Fall und zwar in einem officiellen Acten-
ftück des Auguflus {Joseph. Anit. xvi, 6, 2: Ini 'Yq-
y.avov doyicoi'wg ,'Kni vipioTov). Die Bezeichnung Gottes
als des .höchftcn Gottes' ift überhaupt dem fpäteren
Judenthum geläufig, wobei fich auch die von Ch. bezweifelte
Voranftellung von vxf'toxog vor ü-tng findet, f.
Philo Legat, ad. Cajum § 23 u. 40, ed. Mang. ii, 569
u. 592 (toi v\noxm trsd), in Flaccum § 7, ed. Mang. ii,
524 (ö xov vipiaxov tteov vewg ayiog), Pseudo-Aeschylus
bei Juftin. de monarchia c. 2 und Clemens Alex. Strom.
V, 14, 131 =Euseb. Praep. evang. xiii, 13, 60 ed. Gaisf.
{dng~a ö' vipiatov Ireoi). — Zur Erklärung des räthfel-
haften taxo zieht Ch. eine famaritanifche Mofes-Legende
herbei, in welcher das Auftreten eines ,Levi' geweiffagt
wird, cleffen Name fein foll ,Eiferer der Gemeinde' (Vier-
teljahrfchr. f. deutfch- und engl.-theol. Forfchung IV,
1871, p. 210). Hiernach vermuthet Ch., dafs SOpn Cor-
ruption fei für s:pn ,der Eiferer'. Wegen der Parallele
mit der famaritanifchen Legende dürfte diefe Conjectur
immerhin eher Erwägung verdienen als viele andere
Einfälle über den taxo.

Göttingen. E. Schürer.

Texts and Studies, contributions to biblical and patristic
literature. Edited by DD.J. Armitage Robinson. Vol. V.
No. 1. Apocrypha Anecdota II. By Dr. M. R. James.
Cambridge 1897, at thc University Press. (Ol, 174 S.
gr- 8.)

Seiner Ausgabe des ,Teftaments Abrahams' {Texts
and Studies II, 2) und dem erften Band feiner Apocrypha
anecdota (ebenda II, 3) hat M. R. James nun den zweiten
Band der Apocrypha anecdota folgen laffen, und zwar ift
diefe neuefte Publication als die werthvollfte unter den
genannten zu bezeichnen. Mit den frühern gemeinfam
hat fie jenes sorgfame fich Bemühen um die textliche
Ueberlieferung, die literarifchen Beziehungen'und die Ge-
fchichte der edirten apocryphen Schriften, das gewiflen-
hafte Heranziehen alles deffen, was zur Beleuchtung
derfelben dienen könnte. Ausgezeichnet aber ift diefer
Band durch die glückliche Entdeckung eines umfangreichen
Stückes der apocryphen Johannesacten in

einer Wiener Handfchrift des_ 14.Jahrhunderts. Mit Recht ( vifchen Verfion mit dem griechifchen Textift~"eYne

auch in Betreff der Andreasacten wahrfcheinlich, während
er die Identität mit dem Verfaffer der Thomasacten
fchon wegen der Differenz des Stils ablehnt.

Durch E. C. Butler, O.S.B., auf Add. 10,073 des
Britt. Mufeums aufmerkfam gemacht, konnte James diefer
Handfchrift des 15. Jahrh.'s zwei bisher noch unedirte
Apocrypha entnehmen. Zunächft den griechifchen Text
einer Recenfion der Acta Thomae, welche bisher nur
aus Malan's Wiedergabe einer äthiopischen Ueberfetzung
bekannt war, die aber auch, fo viel ich ohne erneute
Kinfichtnahme zu urtheilen vermag, von Jagic", Starine V
S. 96 fr. aus einer ferbifchen Handfchrift des 14. Jahrh.
(auf fie bezieht fich das von mir bei Plarnack, Gesch.
d. altchr. Litt. I, S. 902 irrthümlich über Lud. 20 gefagte)
herausgegeben worden ift. Als zweites apokryphes Anec-
doton bietet aber James aus jener Handfchrift den
griechifchen Text der Baruchapokalypfe, deren alt-
flavifche Ueberfetzung — von mir nur wenig früher in
den .Göttinger Nachrichten' der Gef. d. Wiss. verdeutfeht
— Morfill englifch wiedergegeben hat. Wie zu erwarten,
erweift fich der griechifche Text als der vollftändigere
und urfprünglichere gegenüber dem flavifchen, aber
öfters vertritt doch auch die flavifche Verfion die vollere
und nach Anordnung oder Text originalere Geftalt und
giebt fomit ein directes Zeugnifs für die verkürzende
Ueberarbeitung, welche auch der griechifche Text erfahren
hat. Zu dem Cap. 4 über den Weinftock Ge-
fagten hat Harnack, D. Chronol. d. altchr. Litt, bis Eus. I
S. 566 auf Epiph. haer. 45,1 aufmerksam gemacht; vgl.
dazu auch die Apokalypfe Abrahams Cap. 23.

Zum erften mal theilt James auch den griechifchen
Text der Briefe des Pilatus und Herodes mit, unter
Beifügung von W. Wright's englifcher Ueberfetzung der
fyrifchen Verfion; er fchliefst daran an den Brief des
Tiberius an Pilatus.

A. Mai hatte in feiner Scriptor. vet.nova coli. I'vY(Rom
1833) den griechifchen Text des Teftanients Hiobs
herausgegeben. (In Migne's Dictionaire des Apocryphcs ii
S.403 eine franzöfifche Ueberfetzung davon.) James kann
dies Teftament aus Par. Fonds grec. 2658, Ii. Jahrh.'s,
mittheilen und fügt die Varianten des Mai'fchen Textes
bii. Altflavifch hatte Novakovic dies Apokryphon in
unvollftändiger Form veröffentlicht, Starine X, voll-
ftändiger ift es durch Polivka (ebd. XXIV S. 135 ff.) aus
einer Handfchrift Safariks unter Beigabe der Lesarten
der von Novakovic benutzten belgrader und einer moskauer
Handfchrift des Rumjancov'fchen Mufeums herausgegeben
worden. Die Uebereinftimmung der altfla-

hebt der Verfaffer ebenfo S. IX hervor, dafs dies hier gröfsere als fie fonft bei diefer apokryphen Litteratur zu
zum erften Mal gedruckte Fragment der Johannesacten ' fein pflegt; Kürzungen, wie fie im weitern Verlauf der

von hervorragender Bedeutung ift für die Erkenntnis
der doketifchen Chriftologie, wie er S. XV die Erhaltung
diefesam ausgefprochenften häretifchen Theils eines häre-
tifchen und durch ein ökumenifches Concil verurtheilten
Buchs in einer Handfchrift des 14. Jahrh.'s bemerkens-
werth findet. Man mag über die Kreife denen diese
apocryphen Apoftelgefchichten entflammen, urteilen wie
man will, es bleibt doch zu Recht beftehen, was James
inbetreff diefes Fragments (S. XV) bemerkt: It is as im-
portant a document for the knowledge of Docetism as can
be found, and will undoitbtedly take its place as one of
the primary sources for future htstorians of Christian

Erzählung beim Slaven eintreten, können nicht über-
rafchen, auch nicht einige Abweichungen in den letzten
Kapiteln.

Zu den Verbefferungen, welche James zum erften
Band feiner Anecdota bietet, darf ich wohl bemerken,
dafs die zu dem Roman von der Xanthippe und Polyxena
gegebenen, auch durch Cod. Mosqu. gr. 162 (Matthäi's
Katalog) ihre Beftätigung finden. Ueberhaupt ift das
Zufammentreffen diefer Handfchrift, etwa des 12. Jahrh.'s,
mit der pariser ein fo weitgehendes, dafs mir nicht aus-
gefchloffen zu fein fcheint, in der moskauer Handfchrift
nur eine Abfchrift der pariser zu erblicken; die Marken

thought-primary. Ein volfftändige Zufammenflellung der I Auslaffungen in Kap

Zeugniffe für das Ganze der Johannesacten der zu er- I bar abfichtliche. Eine, gew ffen wtrh find offenwartenden
Ausgabe Bonnet's überlaffend, befchrankt fich an und für fich to MtämJ^^^ dlefer
James mit Grund auf eine Mittheilung 'deffen, was fich , zu apokryphen ALSlkhl^^rf%t ez,e'lungen
unmittelbar auf das von ihm veröffentlichte Fragment i das Gebet Cap mVS^^I * vY" Z' £ au «h
bezieht, feine Tcxtgeftalt lichert und fein Verftändmls xdxcoatv xfis. FiatX % I ''')TQV tX-Qvßn?> »V**
fördert. Durch d>e Beobachtung und Zufammenordnung iic6oVs. <] y0xiv °) i££ ^xyoeorg xyg jtrjxQog öioy-
der Parallelen aus den Johannesacten und aus den Petrus j A etf üherein mit Hon Fr^"' 77f'S T/>

acten (ed. Lipsius, Leipzig 1891) zeigt Jam.s die Identität I (Nachrichten ifS d^SST Jg!K Ic^t^cSrj