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Ausgabe:

1897

Spalte:

481

Autor/Hrsg.:

Luotte, Paolo

Titel/Untertitel:

Dello studio della sacra secondo Girolamo Savonarola e Leone XIII con riguardi a padri e a‘ dottori della chiesa. Libri III 1897

Rezensent:

Nestle, Eberhard

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Göttingen.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 18 Mark

18.

4. September 1897.

22. Jahrgang.

Luotto, Dello studio della scritturasacrasecondo
Girolamo SavoDarola e Leone XIII (Neftle).

Bart mann, St. Paulus u. St. Jacobus über die
Rechtfertigung (Schürer).

Anz, Zur Frage nach dem Urfprung des Gno-
fticismus (Harnack).

Schmitt, Der Kölner Theologe Nikolaus Stage-

fyr und der Franziskaner Nikolaus Herborn
(Enders).

Historia D. Johannis Fausti des Zauberers hrsg.

von Milchfack, I. Theil (Kawerau).
Bärwinkel, Joh. Matthäus Meyfart (Kawerau).
Biermann, Gefchichte des Proteftantismus in

Oefterreichifch-Schlefien (Kawerau).

Köhler, Die katholifchen Kirchen des Morgenlandes
(Kattenbufch).

Mezger, Chriftlicher Gottesglaube und chrift-
licher Offenbarungsglaube (Kaftan).

Wen dt, Der Erfahrungsbeweis für die Wahrheit
des Chriftenthums (Kaftan).

Sachffe, Evangelifche Katechetik(Baffermann).

Luotto, Prof. Paolo, Dello studio della SCrittura Sacra se- 1 ift die katholifche Exegefe gegenüber dem Jacobusbrief
condo Girolamo Savonarolae LeoneXlllcon riguardi a'padri in etwas günftigerer Situation als die orthodox-prote-
e a' dottori della Chiesa. Libri III. Torino, Tipografia S. i ^^he, wahrend es fich bei Paulus umgekehrt verhalt.

Der erfte Abfchnitt, welcher fich mit Paulus beGiuseppe
degli Artigianelli, 1896. (XX, 234 S. 8.)

Offenbar noch unabhängig von dem im Jahr 98 zu
feiernden Gedächtnis von Savonarola's Tod hat fich ihm
das Studium neuerdings zugewandt, und zwar wefentlich
in dem Sinn, feinen Gegenfatz zur Kirche mehr zurücktreten
zu laffen; vgl. namentlich J. Procter, Savonarola
and Reformation, London 1895; dazu Rivista Bibliogr.
Italiana II, 78. Und wie Joffes die deutfche angeblich
waldenfifche Bibelüberfetzung der vorlutherifchen Zeit

fchäftigt (S. 18—77), ift daher der am wenigften befriedigende
. Die niang im paulinifchen Sinne ift ,die
überzeugungsvolle Annahme der in der evangelifchen
Predigt verkündeten göttlichen Heilswahrheiten' (S. 44);
,ein unerfchütterliches Fürwahrhalten gottgeoffenbarter
Wahrheiten' (S. 45). Für diefe Definition laffen fich
zwar Belege aus Paulus beibringen. Wenn man aber
das Wefen des Glaubens im paulinifchen Sinne auf diefes
,unerfchütterliche Fürwahrhalten' befchränkt, fo verkennt
jetzt für die Kirche reclamirt, und Pater Gasquet [Dublin j man dabei gerade die wefentlichffe Seite des paulinifchen

Review, July 1894.) dasfelbe für Wiklef's Ueberfetzung
vcrfucht hat, fo wird hier zwifchen Savonarola's Bibel-
ftudium und dem von Papft Leo empfohlenen eine Parallele
gezogen und der gut kirchliche Charakter feiner
Anfchauungen betont. Bei Savonarola ift dies noch am
meiften berechtigt. Der vorliegende Band zerfallt in 2
Theile; der erfte ift betitelt: La Scrittura e il fine sopran-
uaturale delt uomo, der zweite: Della inspirazione de' Libri
Sacri. Er behandelt alfo die Fragen der fogenannten
allgemeinen Einleitung, zum Schlufs: Integrität des Textes,
Umfang des Kanons, Tradition. Auf Einzelnes kann hier

Glaubensbegriffes. Von diefer Grundlage aus ift dann
natürlich auch kein genuines Verftändnifs der paulinifchen
Rechtfertigungslehre zu gewinnen.

Von gröfserem Intereffe find für uns die Ausführungen
über Jacobus (S. 78—139). Hier finden fich
manche gute Erörterungen. Es wird anerkannt, dafs
Jacobus ftreng an der Beobachtung des Ceremonial-
gefetzes fefthielt (S. 78 ff.), wenn auch aus dem äVrö
fav.wßov Gal. 2,12 nicht gefolgert werden dürfe, dafs er
ein Gefinnungsgenoffe der paulusfeindlichen Eiferer ge-
wefen fei. Andererfeits wird treffend gezeigt, dafs im

_ iplar der Basler Vulgat
S. XIX und 216 fei befonders aufmerkfam gemacht.

Von dem Verf. der hier angezeigten Schrift ift mir
feither ein neues grofses Werk über Savonarola zugekommen
, deffen Titel ich hier gleich nachtragen möchte,
deffen Würdigung ich aber den Kirchenhiftorikern von
Fach überlaffen mufs:- II vero Savonarola e il Savonarola
di L. Pastor. Firenze, Successori Le Monnier 1897.
X, 620 SS. Lex. 8°.

Ulm. Eb. Neftle.

Bart mann, Relig.-Lehr. D. Bernh., St. Paulus und St. Jacobus
über die Rechtfertigung. [Biblifche Studien, hrsg.
von Prof. Dr. O. Bardenhewer, II. Bd., 1. Heft].
Freiburg, Herder, 1897. (X, 164 S. gr. 8.) M. 3.20
Diefe fleifsige und forgfältige Monographie ift trotz j bewufste Bezugnahme" auf Paulus vorliegt'(S. 151 ff.)

S

sAsvttegiag üt das bittengeietz des Evangeliums
(S. 86ff.). Man follte nun freilich meinen, dafs
daraus der Schlufs zu ziehen ift: alfo kann der gefetzes-
ftrenge Jacobus nicht diefen gefetzesfreien Brief ge-
fchrieben haben. Unfer Verf. weifs aber einen fcharf-
finnigen Ausweg: Jacobus darf, da er als Lehrer der
Chriftenheit auftritt, die Autorität des Ceremonialgefetzes
nicht lehren; das wäre eine Verletzung des Vertrages
mit Paulus (S. 92). Er ignorirt alfo das Ceremonfal-
gefetz überhaupt, nimmt aber auf die judenchriftlichen
Lefer, für welche der Brief zunächft beftimmt ift, Rückficht
, indem er das Chriftenthum unter dem ihnen geläufigen
religiöfen Grundbegriff, nämlich als vouoc darfteilt
CS. 93). r '

Ueber die hiftorifchen Beziehungen zur paulinifchen
Lehre urtheilt unfer Verf. unbefangener als manche
proteftantifche Theologen. Er erkennt an, dafs eine

manches Guten, was darin gefagt ift, fchliefslich doch j Freilich foll die Polemik fich nicht gegen Paulus, fondern
nur ein Beweis dafür, dafs es die von dogmatifchen 1 nur gegen deffen Verdreher richten (S. 154 ff).
Intercffen beherrfchte Exegefe auf katholifcher Seite Göttingen. E Schürer

eben fo wenig zu einem gefchichtlichen Verftändnifs des

Jakobusbriefes bringen kann, wie auf proteftantifcher. Es _

kommt im letzten Grunde eben nur darauf an, die Ein- ;
heit beider ,Apoftel' zu beweifen. Dabei wird man dem
einen ebenfo wenig gerecht wie dem andern. Immerhin

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