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Ausgabe:

1897 Nr. 17

Spalte:

461-463

Autor/Hrsg.:

Moulton, W.F.

Titel/Untertitel:

A Concordance to the Greek Testament according to the texts of Westcott and Hort, Tischendorf and the English Revisers 1897

Rezensent:

Lammers, C.

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Theologifche Literaturzeitung. 1897. Nr. 17.

462

Moulton, Rev. W. F., and Rev. A. S. Geden, A Con-
cordance to the Greek Testament according to the
texts of Westcott and Hort, Tischendorf and the
English Revisers. Edinburg, T. & T. Clark, 1897.
(XII, 1037 S. 4). sh. 26.—

Bekanntlich leidet Bruder's Concordanz an nicht
wenigen und nicht unerheblichen Mängeln. Diefe neue,
von Geden bearbeitete, von Moulton controllirte Concordanz
wäre deshalb freudig zu begrüfsen, wenn fie
von jenen Mängeln frei fein follte, ohne dafs ihr die unleugbaren
Vorzüge des Bruder'schen Werkes abgingen.
In Bezug auf die Zweckmäfsigkeit der äufseren Druckeinrichtung
dürfte diefes nicht übertroffen fein, eher den
Vorzug verdienen. Dafs die Ueberfchriften der einzelnen
Artikel mit den fchwer lesbaren grofsen griechifchen
Buchftaben gedruckt find, fchädigt doch wohl die Ueber-
fichtlichkeit. Während bei Bruder gewiffe Wörter und
Wortverbindungen durch Sternchen oder Kreuze ausgezeichnet
find, gefchieht dies in der neuen Concordanz
durch die kleinen arabischen Ziffern; diefe heben fich
aber um fo weniger auffallend von der Umgebung ab,
je mehr arabifche Ziffern diefelbe ohnehin enthält (z. B.
S. 12, 13, 161). Den Hauptmangel der Bruder'fchen
Concordanz erblickt man darin, dafs fie noch auf dem
Griesbach'fchen Texte von 1825, alfo einer jetzt völlig veralteten
Textgeftalt ruht. Die neue Concordanz hat daher
viel voraus, wenn ihr Weftcott's und Hort's Text von
1881 zu Grunde gelegt Ift und aufserdem fämmtliche
Varianten Tifchendorf's und die griechifche Grundlage
der englifchen revidirten Bibelüberfetzung berücksichtigt
find. Zweckmäfsig ift auch die Einrichtung, dafs das
Vorkommen bezw. Nichtvorkommen neuteftamentlicher
Wörter in den griechifchen Ueberfetzungen des Alten
Teftamentes, insbefondere der Septuaginta, und in den
griechifchen Profanfchriftftellern der vor- und nachchrift-
lichen Zeit durch gewiffe Zeichen (* ** f) angedeutet
ift. — Bruder's Seiten find in drei Columnen getheilt
und feine Citate find feiten länger, als die Breite einer
folchen Columne beträgt. Die faft gleich grofsen Seiten
der neuen Concordanz find dagegen in Hälften zerlegt,
und dazu greifen ihre Citate fehr häufig noch auf die
folgende Zeile hinüber. Dies gefchieht in der Haupt-
fache zu dem Zwecke, dafs die Conftruction des Satzes,
welchem das Stichwort angehört, deutlicher zu Tage
trete. Leider ift aber das Interesse grammatifcher Voll-
ftändigkeit in vielen Fällen doch ganz aus dem Auge
gelaffen. Aufserdem wünfcht man in einer Concordanz
an den Context, in welchem ein Wort fteht, erinnert zu
werden. Dem entfpricht es nicht, wenn beifpielswcife
auf Seite 513a 15 Mal y.ctiriüq yeyqanzai ohne jedes weitere
Textwort angeführt wird.

Wenn nun auch die Zweckdienlichkeit der alten
Concordanz in wefentlichen Stücken übertroffen ift, fo
läfst fich doch wiederum nicht verkennen, dafs diefe
doch noch grofse Vorzüge vor der neuen Arbeit voraus
hat. Schon bezüglich der Orthographie. Geden ftellt
den Grundfatz auf, dafs Weftcott's und Hort's Text
einzig bei Wortformen verlaffen werden foll, die fich in
gewöhnlichen griechifchen Wörterbüchern nicht finden.
Diefer Grundfatz ift gar nicht durchgeführt. Oder in
welchem griechifchen Lexicon findet man ovvcpiqut, ovv-
Crrteiv, awiisgiLeiv, evv.av.tiv, ivnvelv} Und daneben zeigt
die Concordanz wieder aviinoaiov, avazgtzpttv, övXXait-
ßctvsLv, iftßXetzeiv u. f. w.; die ganze Ungleichmäfsigkeit
der Entfcheidungen von Weftcott und Hort über diefe
Frage ift hier verewigt — zur ftändigen Plage für die
Benutzer der Concordanz, die nach den Gefetzen der
Wahrfcheinlichkeitsrechnung alle diefe zahlreichen Com-
pofita nur in 50 Procent der Fälle beim erften Auffchlagen
finden werden. Einen um fo merkwürdigeren Eindruck
macht es, dafs innerhalb eines Artikels wie avXXaii-
ßavuv noch Fälle unterfchieden werden müffen, in denen

das )■ nicht affimilirt ift. Ferner hat Bruder in nicht
feltenen Fällen aus wichtigen Codices, befonders aus D,
alfo dem Codex, welcher neuerdings immer mehr in
der Wertfehätzung fteigt, Varianten angeführt. Die
englifchen Gelehrten haben darauf grundfätzlich verzichtet
. Man kann alfo nicht fagen, dafs fie die Zeichen
der Zeit richtig verftanden hätten. Interpunktionszeichen
(aufser Fragezeichen) find durchgehends nicht angebracht,
während Bruder in fehr vielen Fällen durch Anführung
diefer Zeichen das grammaticalifche und fachliche Ver-
ftändnifs der Textworte wefentlich erleichtert. Ungleich
wichtiger aber ift, dafs für folgende Artikel faft lediglich
der Standort ohne Abdruck von Textworten angegeben
ift: a/.Xd, yotg, 7", hzi, nv, ovt', ze, die Präpofitionen u/ro,
tlg, ex, |»>, ferner die meiften Cafus von eyoj, ov und
aviög in allen Gefchlechtern, den Artikel ö, ?), zn in den
meiften Fällen, das Relativum og, rj, o in vielen Fallen,
das Demonftrativum ovrog in den meiften Cafus, endlich
iaiiv. Und die Artikel vtai (fogar in der Bedeutung: auch)
und öt haben überhaupt keine Berückfichtigung gefunden!
Das find aber lauter Wörter, für die der Textabdruck
gerade am nöthigften gewefen wäre. Wer foll z. B. den
Gebrauch einer Praepofition oder die verfchiedenen
Verbindungen des Artikels oder der Negation ftudiren,
wenn er nichts als eine Unmaffe von Ziffern vor fich
hat? Für alle diefe Zwecke wird man alfo fernerhin
neben der neuen Concordanz diejenige Bruder's nöthig
haben.

Das Wichtigfte an einer Concordanz ift die Sorgfalt
der Ausführung. Was diefe betrifft, fo wird im
Vorwort bemerkt, dafs der Bearbeiter falfche Accen-
tuirungen und Interpunctionen des Druckes in das (allerdings
ohnehin fehr lange) Fehlerverzeichnis nicht aufgenommen
habe und fein Bedauern darüber ausdrücken
müffe, phat tuith the utmost care somc have escaped my
noticeK Diefe Bemerkung erhält eine eigentümliche Beleuchtung
durch den wirklichen Thatbeftand: auf der
einen Seite 1021 finden fich nicht weniger als 3 Accent-
fehler: 7iqo([Tqzaig, vftvolg, tpevdofiägivg. Schwerlich
kommen gerade folche P'ehler auf Rechnung des Setzers.
Noch bedenklicher aber fcheint es im Punkte der Sorgfalt
, der freilich erfchöpfend erft durch längeren Gebrauch
geprüft werden kann, mit dem materiellen Inhalte der
neuen Concordanz zu flehen. Um hier wenigftens eine
Stichprobe anzuflehen, mag ein Punkt gewählt werden,
an welchem das Werk eine Bereicherung unferes Wiffens
verfpricht. Weftcott und Hort zählen leider nirgends
erfchöpfend die Stellen auf, an denen fie avzov, avzr}g
u. f. w. mit Spiritus asper fchreiben; die Concordanz
aber druckt in ihrer Zufammenflellung der Nummern
der Verfe, in denen avzov, avii]g u. f. w. vorkommt, die
Form mit Spiritus asper an den betreffenden Stellen
eigens aus. Man darf alfo hier Vollftändigkeit erwarten.
Allein man wird fchwer enttäufcht. Von den dem Ref.
bekannten 18 Stellen finden fich nur n. Mt. 6,34 ift
einfach fo eingereiht, als ob es avrf]g hätte; Lc. 12,17,
Joh. 19.17, II. Cor. 3,5, Rom. 1,27 ftehen gar nicht
unter avz., fondern unter eavr., und zwar mit dem Zufatz:
avz. hätten Weftcott und Hort. Thatfächlich haben fie
iavz. nur als alternative Lesart, die alfo nur in der
Appendix angeführt ift, und die Lesarten der Appendix
find laut Vorwort von der Aufnahme in die Concordanz
ausdrücklich ausgefchloffen. Hier ift alfo der Text von
Weftcott und Hort gar nicht als Grundlage genommen
während er zufolge des Vorwortes einzig in dem oben
angeführten Falle verlaffen werden foll. Und wollte
man zu Gunften der Bearbeiter annehmen, fie hätten
hier, wenn auch im Widerfpruch mit ihren eignen Erklärungen
, doch ein leidlich verftändiges Princip befolgt
und die alternative Lesart von Weftcott und Hort da
zu Grunde gelegt, wo Tifchendorf mit ihr übereinftimmt,
fo widerfpricht dem nicht blofs Mt. 6,34 (fiehe oben),
wo Tifchendorf tavzi hat, fondern es fehlt auch jede