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Ausgabe:

1897

Spalte:

303-305

Autor/Hrsg.:

Hartel, Guil. de (Ed.)

Titel/Untertitel:

Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum. Vol. XXX, pars II 1897

Rezensent:

Preuschen, Erwin

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3°3 Theologifche Literaturzeitung. 1S97. Nr. II. 304

Corpus scriptorum ecclesiasticorum latinorum editum con- Eichung des Verhältniffes, das zwifchen dem Cod. Ambros.
silio et impensis academiae litterarum caesareae G. 74 und Dungal beliehen mufs, unmöglich gemacht

Vindobonensis. Vol. XXX. Wien, Tempsky, 1804. 1 fei? wurde- Der Cod- Ambros. C. 74 ift, worauf hätte
/ r gs yr autmerkfam gemacht werden follen, urfprünglich im Be-

' fitz von Dungal gewefen und von ihm mit feinen andern

Sancü Pontu Meropii Paulini Nolani opera. Pars II. Carmina, 1 Büchern der Bibliothek VOn Bobbio vermacht worden
indices voluminum XXIX et XXX, recensuit et commentario critico (vgL Beckeri Catalog. biblioth. antiqui p. 70 Nr. 498; hier

instnixit Gml. de Härtel. (XLffl, 453 s.) ift der Inhalt angegeben, der fich mit dem des Ambro-

Die Ueberlieferungsverhältniffe der in diefem zweiten fianus deckt). Es wäre nun auszumachen, ob fich der
Bande von v. Härtel recensirten Gedichte des Paulinus Ambrof. als die Vorlage Dungais nachweifen läfst.
find nicht weniger compiicirt, als die der Briefe. Doch Zwifchen den beiden Texten beliehen zahlreiche Diffe-
i(l hier infofern tüchtig vorgearbeitet worden, als wenig- j renzen, wie der Apparat ausweift. Fallen diefe der Aus-
ftens die Handfchriften, die die Gedichte an Aufonius ent- i gäbe des Maffon zur Laft, oder hat Dungal frei citirt?
halten, zumeift fchon von den Editoren des Aufonius, j Leider giebt die praefatio auf diefe Fragen keine Antwort.
R.Peiper (in feiner bei Teubner erfchienenen Ausgabe des Was den Apparat betrifft, fo find auch bei diefem

Aufonius, dazu deffen Abhandlung, Jahrb. f. claff. Piniol. Bande mancherlei Verfehen paffirt, die das Zutrauen im
u. Päd. XI Suppl. S. 191fr. bef. 323 fr.) und C. Schenkl 1 einzelnen zu erfchüttern geeignet find. So lieft man
(in der Ausgabe in den Montan. Germ. hist. anct. anti- j p. 29,ll5; numine ncrmine N, numine nomina HNn.
quiss. V, 2), behandelt worden find. Vorarbeiten zu den Wie lieft nun aber N wirklich? Aufserdem fetzt der
carmina natalicia in S. Felicis memoriam hat Chatelain ; Apparat an diefer Stelle die von Rosweyd vorgenommene
in einer forgfältigen, das handfchriftliche Material in | Umftellung der Verfe 114 und 115 voraus, die im Texte
umfaffender Weife heranziehenden Abhandlung geliefert j mit Recht befeitigt ift. Statt 115 mit der Note zu hoc
(Notice sur ks manuscrits des poesies de S. Paulin de feret ift alfo 114 zu lefen und diefe Note eine Zeile höher
Nolc in der Biblioth. des ecoles francaises d'Athencs et zu rücken; vor nicilum mufs dann 115 flehen. Zu p. 3217(j
de Borne fasc. XIV). Dadurch war dem Herausgeber die ! wird bemerkt, dafs v. 176—277 in Ov nach v. 107 liehen;
Arbeit nicht unwefentlich erleichtert. Dennoch blieb bei v. 107 (p. 29) findet fich die Notiz, dafs die betr.
noch mancherlei zu thun. Verfe in Büv an diefe Stelle gerückt feien. Welche

Die Gedichte des Paulinus find aus verfchiedenen Angabe ift nun im Recht, Ov oder BOv? Offenbar die
Sammlungen z. T. wohl erft nach feinem Tode vereinigt erftere, denn auch p. 37277 werden nur Ov genannt. Nach
worden. An ein eigentliches Corpus carminum Paulini, Z7i%r, follen die Verfe 283—331 m n fehlen. Zwei Zeilen
das der Herausgeber nach p. I. für möglich zu halten ! weiter ift zu v. 288 die Lesart quidquid Vn verzeichnet,
fcheint, ift fchwerlich zu denken. Dagegen fpricht nicht f Dafs in c. XII in AQ die drei erften Verfe fehlen, wird
nur die Verbindung eines Theiles der Gedichte in der ; p. 42 bemerkt; gleich darauf heifst es, dafs v. 2 und 3
Ueberlieferung mit Aufonius, fondern vor allem, dafs in ABv ausgelaffen find. Das eine Mal ift A wohl Druck-
Gennadius von einem folchen Corpus nichts weifs, wenn ! fehler; aber wie ift zu lefen? Wie weit die Collationen
auch der Satz (c. 48) facit et sacramentorum opus et J zuverläffig find, würde fich nur durch eine genaue Nach-
hymnorum (bei Bernoulli durch das Fehlen von opus und ! collationirung der Handfchriften felbft ermitteln laffen, die
eine finnlofe Interpunction völlig unverftändlich) nicht i Ref. anzuflehen nicht in der Lage war. Doch fehlt es
ganz klar ift. Die an Aufonius gerichteten Gedichte find nicht völlig an Mitteln zur Controle. Das c. XXXII ift
in den Handfchriften von deffen Werken mit überliefert, j von Burfian in den Sitz. Bericht, der Münch. Akademie
offenbar auch erft mit diefen zufammen veröffentlicht [ d. Wiffenfch. phil. hift. Kl. 1880, 1 ff. nach Muratori und

worden. Die Sammlung weift, wie Peiper gezeigt hat,
nach Südfrankreich. Repräfentirt wird fie durch zwei
Gruppen, von denen die eine durch Cod. Vossian.
in, sc. IX, die andere durch Cod. Paris, lat. 2122 sc. X
und Bruxell. 10615—10729 sc. XII vertreten ift. Zwifchen
diefen beiden Gruppen flehen verfchiedene Handfchriften,
die bald nach der einen, bald nach der andern Seite
neigen. Der Voffianus, an dem verfchiedene Spätere
ihren Fürwitz verewigt haben, ift, wie die von Peiper
und Schenkl beigegebenen Specimina zeigen, nicht leicht
zu lefen. An einzelnen Stellen ift das urfprüngliche
durch die fpätere Uebermalung einfach hoffnungslos
verdorben (Peiper, Jahrb. f. claff. Phil. Suppl. XI, 28s156).
So wunderbar daher in einem modernen Commentar
Noten wie die S. 32,17s berühren ,aedissc V1 teste Schen-
kelio, aedise V1 teste Zcchmeistero, edi ex aedi V vi. 2
teste Peipero', fo find fie doch, wie manche andere, aus
dem Zuftand der Handfchrift erklärlich. Die carmina
natalicia find mehr oder weniger vollftändig in verfchiedenen
, z. T. recht alten Handfchriften bewahrt, am ur-
fprünglichften in einer durch Cod. Ambros. C. 74, sc. IX,
Paris. 13026 sc. IX, Monac. Ö4i2sc.Xrepräfentirten Gruppe.
Dazu kommen noch verfchiedene, fporadifch überlieferte
Gedichte. Auf Grund diefes handfehriftlichen Materials,
von dem, wie es fcheint, nur der Cod. Petrop. Q. XIV, 1
durch ihn felbft verglichen ift, hat der Herausgeber die
Gedichte recenfirt. Eine Notiz über die Collation fehlt
bei den Excerpten des Dungal, die, wie für die Briefe,
fo auch für die Gedichte nicht unwichtig find. Nach

dem Cod. Monac. 6412 herausgegeben worden. Für die
neue Ausgabe hat Zechmeifter den Codex Monac. verglichen
. Die Angaben weichen mehrfach von einander ab.
So hat D (= Monac.) p. 33G , nach Zechm. arbo, nachBurs.
abro; letzteres würde die Conjectur von Muratori, aurum
zu lefen, gut unterftützen; 33279 ift nach Burs. das urfprüngliche
sacrifaeiis von manus I corrigirt; 3339G wäre
wohl der Erwähnung werth gewefen, dafs von dem ur-
fprünglichen quoque das quo ausradirt ift; ib. 109 ift
statuare von 1. Hand corrigirt; nach 334,:j5 foll dieUnform
monstratat (ftatt monstrarai) in den beiden Handfchriften
ftehen, was auffällig genug wäre; aber D läfst nach
Burs. das Wort überhaupt aus; 335154 gibt Zechm.
e*clesia (c eras); Burs. hat *eclesia, fodals als das urfprüngliche
aeclesia zu vermuthen wäre; ib. J59 ift uentu von
1. Hand in uento corrigirt; 336,76 hat D nach Burs.
pendent; ib. 1!l2 hat D magno; ib. 2(M fehlt est fowohl
bei Muratori (alfo wohl auch in A) wie in D; 337225 ift
paenam wohl in A zu finden. Ein weiteres Mittel zur
Controle find die von Chatelain veröffentlichten Collationen
. Chatelain hat die Varianten zu c. XV, XVI,
XVIII, XXV, XXIV und XVII aus dem Cod, Palat. 235,
ferner die Varianten des Ambrof. C. 74 zu c. XI, XII
und XIII mitgetheilt. Wo feine Lefungen von denen
Zechmeifters abweichen, iftderPalatinus nach p.XXXI29sqq.
durch die adulescentes amici in Rom controlirt worden.
Aber follte wirklich p. 56,10 (ftatt 100 lies 110!) über
sacris ein puris von m. 2 fehlen? Sollte fich Chatelain
geirrt haben, als er ib. , 20 ftatt sanetis aus dem Palat. ses

einer Notiz p. XXXIL23 könnte es fcheinen, als fei Dungal ' notirte, was nach dem Apparat in G fleht? Ift 58158 vor
nur nach der Ausgabe des Pap. Masson (Paris 1608) suorum nicht ein mentem expungirt, 59,7 8 nach dem com-
benutzt. Das wäre zu bedauern, weil damit eine Unter- 1 pendiarifch gefchriebenen pro von protrachitur eine Rafur,