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Ausgabe:

1897 Nr. 8

Spalte:

215-216

Autor/Hrsg.:

Colucci, Giuseppe

Titel/Untertitel:

Un nuovo poema latino dello XI secolo 1897

Rezensent:

Benrath, Karl

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215

Theologifche Literaturzeitung. 1897. Nr. 8.

216

Druckfehler find feiten. Ich vermerke pia&titva für
tiio&couct Prol. 22, 6 v. u.,<)nxtjoiaocpov (ob fo überliefert?)
Prol. 36, 8 v. u.

Der grofsen Ausgabe hat die Verlagsbuchhandlung
eine editio minor folgen laffen, die durch ihren billigen
Preis vorausfichtlich etwaigen Concurrenzausbeutungen,
wie fie verwandte wiffenfchaftliche Unternehmungen erleiden
mufsten, vorbeugen wird. Sie hat denfelben Text,
wie die editio major und bringt in der Vorrede einige
Herichtigungen und ein Verzeichnifs der wichtigeren
Lücken und Conjecturen.

Leipzig. G. Heinrici.

Colucci, Giufeppe, Un nuovo poema latino dello XI secolo.')

La vita de Anfelmo da Baggio e il conflitto fra il
sacerdozio e l'impero. Roma, Quattio Icertane 149,
Verfaffer, 1895. (284 S. gr. 8.)

Als einzige Biographie des getreuen Anhängers
Gregor's VII. hat man lange Zeit die auch in MG. SS.
XXI abgedruckte des Bardo, welche auf Anregung der
Giäfin Mathilde hin gleich nach Anfelm's Tode verfafst
wurde, zur Verfügung gehabt. Eine zweite Vita, von
Rangerius in Verfen gefchrieben, ift von Donizo in
feinem Carmen auf die Gräfin erwähnt, war aber abhanden
gekommen und ift erft zu Anfang diefes Jahrhunderts
durch den Dominikaner Villanueva in dem
Benediktinerklofter S. Maria de Ripoll in Catalonien
aufgefunden und auch copirt worden — letzteres ein
Glück, da die Vorlage 1835 verbrannte. 1866 tauchte
die Abfchrift Villanueva's wieder auf und wurde von Vin-
cenzo de la Fuente (Madrid 1870) herausgegeben.

Diefes Poem unterzieht C. einer Unterfuchung. Dafs
es ein ,neues' fei, ift nach dem obigen nur bedingt zutreffend
. Aus dem Gedichte felbd hebt C. zunächfl
Daten über des Rangerius Leben heraus: geboren ift er
gegen Mitte des 11. Jahrhunderts, fein Geburtsort ift unbekannt
, auch die Nationalität nur als wahrfcheinlich
italienifch zu bezeichnen; 1097 beftieg er den Bifchofs-
fitz in Lucca, wo er 1122 ftarb. Die 3658 Diftichen des
Gedichtes hat fchon der erfte Herausgeber in fünf
chronologifch fortfchreitende Theile zerlegt, von denen
der dritte den Kampf zwifchen -Gregor VII. und Heinrich
IV. behandelt, oder genauer gefagt, ohne deffen
Entwicklung zu fchildern das Gefäfs des Zornes eines in
Wolle gefärbten Gregorianers über den Ketzer und
Räuber Heinrich ausgiefst. Denn das ift gerade C.'s
Zuthat, dafs er dem Poem durch Vergleichung der in
ihm berührten Daten und vorkommenden Urtheile und
Angaben mit gleichzeitigen fchon anerkannten Darftellungen
jeden hiltorifchen Werth glaubt abfprechen zu
müffen. C. hat das Poem in feinem ganzen Umfange
nicht abdrucken wollen, aber indem er den obigen Fragen
bezw. den literarifch belangreicheren über die Quellen,
aus denen Rangerius fchöpft, im Einzelnen nachgeht,
hat er doch etwa drei Viertel des Ganzen in feine
Unterfuchung eingefchoben, die im allgemeinen von
guter Kenntnifs der ausgedehnten Quellenliteratur fowie
der Bearbeitungen, auch der deutfchen zeugt. Da nun
die Zuverläffigkeit des von De la Fuente gelieferten Abdrucks
nicht über jeden Zweifel erhaben ift, fo würde man

1) Mit der Befprechung diefer Schrift habe ich lange, vielleicht zu
lange gewartet. Es war mir bekannt, dafs Rangerius, Vita Anfelmi in
Bd. XXX der MG. SS. Aufnahme finden follte. Bis zum Erfcheinen
diefes Bandes wollte ich warten. Derfelbe hat nun wechfelnde Schicklaie
gehabt, welche fein längft in Ausficht geftelltes Erfcheinen über die
Mafsen verzögern. Nach dem Berichte der Central-Direction im N. A.
wurden in 1889 die Vorbereitungen für den 30. Bd. fortgefetzt, 1890 die-
felben eifrig gefördert, 1891 hat fich eine neue Forfchungsreife als noth-
wendig erwiefen, 1892 wird keine Andeutung über weitere Förderung
gegeben, 1893 nat der Druck begonnen, 1894 ift derfelbe, nachdem er
längere Zeit geruht, wieder in Flufs gekommen, 1895 wird weiter gedruckt
, 1896 eröffnet fich endlich die Ausficht, dafs wir ihn in abfehbarer
Zeit bekommen werden.

in manchen Punkten zu warten haben, bis die ad usum
Monumentorum hergeftellte neue Vergleichung der an
fich wie man hört fehr treuen Abfchrift, wie Villanueva
fie gefertigt hat, in dem 30. Bde. gedruckt vorliegt. Mit

| Nutzen wird man inzwifchen von der Abhandlung A.
Overmanns im N. A. 1896 S. 401—440 Kenntnifs nehmen,
welche doch zu etwas anderem Refultate als C. kommt

j und manche Einzelheiten von Bedeutung herausfchält,
z. B. eine überrafchende Ergänzung unferer Kenntnifs
des Abfchluffes der Canoffa-Scene. Es fei mir geftattet,
diefe letztere hierher zu ftellen. Rangerius berichtet,
dafs dem Könige der Genufs des Abendmahles wieder

I geftattet worden fei, hält aber offenbar felbft dafür, dafs
der König doch im Herzen unbufsfertig geblieben fei.
Zum Belege führt er an:

. . . cum neque laetetur nec bona verba /erat.
Stet fixis oculis tacitus meditansque cibumque
Iiorreat, in mensam pronus et ungut notans . . .
Overmann erblickt mit Recht in diefer von C. gar
nicht beachteten Stelle eine auf Augenzeugenfchaft zurückgehende
, jedenfalls auf genau Unterrichtete zurückzuführende
Illuftration des Vorganges in Canoffa.

Königsberg, Januar 1897. Benrath.

Heimbucher, Lyc. Prof. Dr. Max, Die Orden und Kongregationen
der katholischen Kirche. 2. Bde. [Wiffenfchaftl.
Handbibliothek, I. Reihe, theolog. Lehr- u. Handbücher
, X. u. XL] Paderborn, Schöningh, 1896 u. 97.
(X, 583 u. VII, 557 S. gr. 8.) M. 12.-, geb. M. 14.40

Das umfangreiche Werk ift aus Vorlefungen, die H.
als Privatdocent in München gehalten hat, entftanden; es
füllt eine wirkliche, nicht nur vom Verfaffer empfundene
Lücke in der theologifchen Literatur aus, da das letzte,
die gefammte Mönchsgefchichte behandelnde Werk von
Helyot nur bis 1714 reicht und obwohl mit grofsem Fleifs
gearbeitet recht unkritifch und jetzt in vieler Beziehung
veraltet ift. H. behandelt in der Einleitung Begriff, Ein-
theilung, Urfprung, Würdigung und Literatur der Orden,
im 1. Abfchnitt die Gefchichte des Mönchthums im
Orient und Occident bis auf Benedikt von Nurfia, im
2. Abfchnitt den Benediktiner Orden und feine Kongregationen
, fowie die felbftftändigen Orden mit Benediktinerregel
, vor allen die Camaldulenfer, Vallombrofer, Cifter-
cienfer, Trappiften und Karthäufer, im 3. Abfchnitt den
Franziskanerorden, feine Kongregationen und die von ihm
fich abzweigenden Orden, wie den Kapuzinerorden, im
4. Abfchnitt die Auguftiner und die fehr zahlreichen Kongregationen
und felbftftändigen Orden mit Augudiner-
regel, befonders die Prämonftratenfer und Serviten, im 5.
Abfchnitt den Dominikanerorden, im 6. Abfchnitt den
Karmeliterorden, im 7. Abfchnitt die Gemeinfchaften der
Regularkleriker, von denen die hervorragendften die
Jefuiten und Theatin er find, im 8. Abfchnitt die eigentlichen
Kongregationen. Diefe Kongregationen find
von den Ordenskongregationen d. h. Abzweigungen aus
Mönchsorden fcharf zu unterfcheiden, es find klöfterliche
Gemeinfchaften, bei denen keine feierlichen Gelübde abgelegt
werden; fie zerfallen in congregationes rcligiosae
und saeculares. In den erfteren werden die einfachen
Gelübde auf Lebenszeit vor den geiftlichen Oberen abgelegt
, und fie müffen die päpftliche Beftätigung erhalten,
folange fie diefe nicht befitzen, heifsen fie congregationes
piae. In den congregationes saeculares werden entweder
keine oder nur ein oder zwei einfache Gelübde oder die
Gelübde nicht auf Lebenszeit oder nicht vor den geiftlichen
Oberen abgelegt. Diefer letzte Abfchnitt ift von
befonderer Wichtigkeit für die Gegenwart, da in diefen

elaftifchen und beweglichen Genoffenfchaften fich in
Wahrheit die modernde Form des katholichen Mönch-

1 thums dardellt und diefe Genoffenfchaften wie z. B. die
chridlichen Schulbrüder (II 283) und die barmherzigen