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Ausgabe:

1896

Spalte:

177-179

Autor/Hrsg.:

Bensly, Rob. L.

Titel/Untertitel:

The fourth book of Ezra 1896

Rezensent:

Clemen, Carl

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Theologische Literaturzeitung.

Herauso-eo-eben von D. Ad. Hamack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Göttingen.

Erfcheint . Pre's

alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 18 Mark

N°- 7.

28. März 1896.

21. Jahrgang.

Bensly, The fourth book of Ezra (Clemen).
Jüngft, Die Quellen der Apoftelgefchichte

(v. Soden).
Grimme, Mohammed (Socin).
Mirbt, Quellen zur Gefchichte des Papftthums

(K. Müller).
Stutz, Gefchichte des kirchlichen Benefizial-

wefens von feinen Anfängen bis auf die Zeit

Alexanders III, 1. Bd. 1. Hälfte (K. Müller).
Stutz, Die Eigenkirche als Element des mittel-

alterlich-germanifchen Kirchenrechtes (Derf.).
Köhler, Luthers Schrift an den chriftlichen Adel

deutfcher Nation im Spiegel der Kultur- und

Zeitgefchichte (Boflert).
Bettex, Naturftudium und Chriftentum (Ritfehl).

Tümpel, Gefchichte des evangelifchen Kirchengefanges
im Herzogthum Gotha, 2. Thl. (E.
Achelis).

Wirth, Der evangelifche Liederfchatz, 2. Tl.
(E. Achelis).

M 0 n 0 d, Im ewigen Licht. Betrachtungen (Lobflein
).

Bensly, Prof. Rob. L., M.A., The fourth book of Ezra. The

Latin verston edited from the mss by the late B.
With an introduetion by Montague Rhodes James,
LL. D. [Texts and Studies, contributions to biblical
and patristic literature, ed. by J. A. Robinson. Vol. III.
No. 2.] Cambridge, at the University Press, 1895. (XC,
107 S. gr. 8.) S s.

Alle neueren Ausgaben des lateinifchen Textes des
vierten Buches Efra gingen bisher auf drei Handfchriften,
eine parifer, Züricher und dresdner zurück, von denen die
beiden letztern indefs nur Abfchriften der erftern find;
weifen lie doch im 7. Cap. an derfelben Stelle eine Lücke
auf, wo in jener ein Blatt ausgefchnitten ift. Man erklärt
dies allgemein aus der Anftöfsigkeit des Inhalts, obwohl
doch die Fürbitte der Geftorbenen für einander auch
noch in den nächften Verfen aufs ftärkfte beftrilten
wird und alfo eigentlich auch das folgende Blatt hätte
ausgefchnitten werden müffen. Soll es nicht aus Verteilen
flehen geblieben fein, fo könnte das vorhergehende
vielleicht eher um der intereffanten Schilderung von
Paradies und Hölle willen von irgend einem Hand-
fchriftenmarder geftohlen worden fein. Dann wäre aber
eril recht erwiefen, dafs der Turicensis (T) und Dres-
densis (D) von dem Sangermanensis (S) abhängig find.
Denn dafs auch an einem andern Codex, auf den jene
zurückgehen könnten, genau derfelbe Diebftahl verübt
worden wäre, ift doch zu unwahrfcheinlich.

Eine complutenfifche Handfchrift (C), die den betreffenden
Abfchnitt bietet, hatte nun aber fchon 1826 Prof.
Palmer entdeckt, ohne freilich der Oeffentlichkeit etwas
davon mitzutheilen. Erft 1875 publicirte Prof. Bensly
das bisher fehlende Fragment aus einem Codex Ambia-
nensis (A), aus dem er zugleich zahlreiche abweichende
Lesarten zu dem übrigen Buch angab. Aber wiederum
dauerte es zwanzig Jahre, ehe die fchon damals angekündigte
vollftändige Ausgabe erfchien, für die der
unterdefs verftorbene Herausgeber aufser den genannten
noch einen Codex Mazarinaeus (M) und Abulensis (A),
(der freilich vom Complutensis abhängig zu fein fcheint)
benutzt hat, während ein Legioncnsis (L) nicht mehr voll-
fbindig collationirt werden konnte. Zu der Confessio
Jzsdrae wurde aufser den von den früheren Herausgebern
verwendeten Handfchriften auch noch ein Codex Dubli-
nensis verglichen.

Dabei ergab üch, wie James in feiner Einleitung zu
der Ausgabe zeigt, dafs zunächft für diefen Abfchnitt
M einen von allen andern Handfchriften abweichenden
und mehrfach beffern Text bietet. Das letztere gilt
namentlich von 8, 35, wo nur feine Lesart: enim vero
nemo est eorum qui nati sunt qui non iniquitatem fecerit
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neque corum qui increverunt qui non peceaverit in den
Zufammcnhang und zu dem Text des Syrers und der
beiden Araber pafst, während das confid(t)entibus der
übrigen Handfchriften wohl nicht, wie J. meint, aus increverunt
über incred(er)unt, das fich ja nirgends findet,
entftanden fein dürfte, fondern eher aus iqjeartjnoTtov
über rq>t<JTinxoTtov. Weiterhin in Cap. 1 u. 2 ift ebenfalls
der fpanifche Text von CM der relativ urfprünglichere,
dagegen in Cap. 15 u. 16 der franzöfifche von SA, fpeciell
m Gi 59—J6> 32 der von A. Wie das zu erklären und
das gegenfeitige Verhältnifs der Handfchriften überhaupt
zu denken fei, hat J. leider nicht unterfucht.

B. hat überall den franzöfifchen Text zu Grunde
gelegt und nur da verlaffen, wo der fpanifche entfehieden
beffer war (und fo mehrfach Conjecturen früherer Gelehrten
, namentlich Hilgenfeld's auf's glänzendfte be-

1 (tätigte). Stellenweife ift er auch — das hat Wellhaufen
in feiner Anzeige GGA 1896, 10 ff. überfehen — nur den

j orientalifchen Verfionen gegen alle lateinifchen Handfchriften
gefolgt; leider nicht oft genug. Z.B. 3,18 ift ftatt
stattusti terram, was offenbar keinen Sinn giebt, mit dem
Syrer und Aethiopen etwa coneussisti zu lefen (eoeiaag —
koztjaag), V. 31 ftatt de(re)linqui,waswedev in den Zufammen-
hang noch zu 4, 2. 5, 34 pafst, mit dem Syrer comprehendi
(xaTCüXtjqpdijvcti — /.aTaXeiqt&ijvai). Auch 4,13 wäre wohl
beffer mit dem Syrer, Aethiopen und Armenier proficis-
centes profectae sunt silvae und V. 26 mit dem Aethiopen
si manseris videbis (flSVflC — fisv ffi) gefchrieben worden.
Sicher ift 5, 25 replesti (enkyQtooag) in sortitus es (ezAij-
oioaad), fowie 6, 15 intellegetur in intelligent zu ändern.
Endlich V. 31 find die Worte et Ventura nocte zum
folgenden zu ziehen, wie das alles fchon Hilgenfeld
gefehen hatte. Gunkel änderte auch 7, 26 sponsa et
(vviKpri) nach Syr. Ar.1 (vgl. auch Ael/i.) in nunc non (vvv
in}); B. felbft hatte früher V. 38 nach Syr. Act//. Ar.1
loquetur, V. 52 ad numerum eorum compones tibiplumbuni
et fictile, V. 6b ftatt repromissa creatura (/.rloic.) repro-
tntssum iudicium (xgiote) lefen wollen. V. 87 bietet fchon
M** für das finnlofe honoribus vielmehr horroribus, V. 139
ift hinter iudex, ebenfo wie in den vorhergehenden
Verfen, mit den orientalifchen Verfionen quoniam zu
ergänzen. 8, 4 ift wohl mit M und Syr. [Aeth. bietet
fchon im erften Glied den Juffiv; Ar.1 und Ann. überfetzen
freier) devora zu lefen, V. 5 ficher ftatt des finn-
lofen obaudire {a/.oToai, Hilgenfeld: uv.nvauaa) mit
dem Syrer invita (ay.nvoa). V. 14 dagegen wäre trotz
des Syrers lieber mit SA ut et quid oder mit CMut quid
(vgl. 4, 22) gefchrieben worden, V. 35, wie fchon bemerkt,
ftatt confidentibus mit M qui increverunt. Auch V. 45 ift
zu super nos aus M (und TD) gewifs irascaris zu ergänzen
und 9, 5 wohl mit dem Syrer und Aethiopen
(deffen in verbo ev 0x017) wohl mit Hilgenfeld aus

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