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Ausgabe:

1896

Spalte:

97-101

Autor/Hrsg.:

Nylander, K. U.

Titel/Untertitel:

Inleding till Psaltaren, isagogisktexegetisk afhandling 1896

Rezensent:

Fries, Samuel

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Theologische Literaturzeitung,

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Göttingen.

Frfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 18 Merl;

N°- 4. 15- Februar 1896. 21. Jahrgang.

Nylander, Inledning tili Psaltaren (Fries).
Berger, Un ancien texte latin des Actes des

Apötres (v. Dobfchütz).
Stählin, Beiträge zur Kenntnis der Hand-

fchriften des Clemens Alexandrinus (Koetfchau).

Görigk, Johannes Bugenhagen und die Pro-

teftantifirung Pommerns (Boflert).
Knodt, D. Johann Weftermann, der Reformator
Lippftadt's und fein fogenannter Katechismus
(Cohrs).

Führer, Zur Felicitas-Frage (v. Dobfchütz). ' I Burnat, Lelio Socin (Benrath).
Müller, Ernft, Gefchichte der Bernifchen Täufer , Slee, De Rijnsburger Collegianten (Benrath).
(Boflert). Bovon, Dogmatique chretienne t. I (Lobflein).

Flöring, Das Alte Teftament im evangelifchen

Religionsunterricht (Fay).
Smith, Bishop Heber (P. Richter).

Wurfter, Die Lehre von der inneren Miffion
(Stromberger).

Müller, Johs., Die Evangelifation unter den
Entkirchlichten (Stromberger).

Nylander, Doc. Dr.K.U. Inledning tili Psaltaren, isagogiskt-
exegetisk afhandling. Upsala, Akademiska Bokhandeln,
1894. (X, 228 S. 8.) 2,25 kronor

Ueber den gegenwärtigen Standpunkt der fchwe-
difchen Theologie ift man in Deutfchland, wie ich glaube
und auch perfönlich erfahren habe, nicht gut und gründlich
unterrichtet. Und zwar gilt dies befonders von der

an. Es giebt auch bei uns Forfcher, die principiell kritifch
find, z. B. Prof. D. Rudin in Upfala, Pfarrer C. E. Johanffon
in Helfingborg, aber die fich theils mehr Männern wie
Delitzfch, Strack, Orelli nähern, theils vor den letzten
Confequenzen diefer kritifchen Arbeit fchüchtern fich
zurückziehen.

Zu diefer kritifchen Bewegung gehört nun auch das
Buch des Herrn Doc. (jetzt Lector der Theologie in

Stellung der fchwedifchen Theologen zur ßibelkritik, Strengnäs) Dr. K. U. Nylander. Der Verfaffer ift vor

namentlich der altteflamentlichen Kritik

Unfer Vaterland ift von den kritifchen Arbeiten über
das Alte Teftament nicht unberührt geblieben, wenn es
auch noch fehr fchwierig ift zu fagen, welche Richtung
die herrfchende werden wird. Einftweilen hat man das
Recht zu behaupten, dafs die Hörfäle unferer Univer-
fitäten in Upfala und Lund für eine wiffenfehaftliche Behandlung
des Alten Teftaments nicht vollkommen ver-
fchloffen find. Auch die Pfarrer haben liie und da, obgleich
im Allgemeinen ein mehr negatives, Intereffe für die
Bibelkritik gezeigt, und die wiffenfehaftlichen Vertreter
der neueren hiftorifchen Richtung der Theologie haben
natürlich viele Vorurtheile zu bekämpfen und auch Verleumdungen
und Verfolgungen der pietiftifchen Kreife zu
beftehen.

Unter anderen kritifchen Arbeiten, die in der letzten
Zeit das Intereffe unferer Kirche erweckt haben, find zu
erwähnen zwei Bücher über Daniel von Doc. E. Stave
und Prof. D. F. A. Johanffon in Upfala, von welchen das
erfte ein fehr treffliches Buch ift; eine Abhandlung über
den Kanon des Alten Teftaments (nach Buhl und Wilde-
boer) von demfelben Stave, einige Brofchüren über ver-
fchiedene Fragen der altt. Kritik von Lector L. Bergftröm
in Upfala; eine Darftellung der Gefchichte Israels und
eine Behandlung des Centralisationsproblems des israeli-
tifchen Cultus von der Hand des Unterzeichneten. Hierzu
kommen auch einige Recenfionen und kleinere Auffätze
z. B. von dem tüchtigen Theologen D. John Perfonne
und dem Profeffor der femitifchen Sprachen Dr. H. Alm-
kvift in Upfala. Befonders durch die Ueberfetzungs-Ver-
mittlerthätigkeit des Herrn Paftor Primarius D. Fehr in
Stockholm (über ihn, der im vorigen Jahre ftarb, flehe
meinen Art. in Prot. Kirchz. 1895 Nr. 26) find auch viele
Schriften von Stade, Schultz, Marti u. A. fchwedifch
überfetzt. Selbft Arbeiten von den Herren Vernes und
Havet find in der fchwedifchen Sprache bekannt.1)

Die meifter. oben genannten Werke können zu der
hterarkritifchen Richtung, die nach Wellhaufen's gefchichte
Israels' 1878 entftanden ift, gezählt werden. Jedoch
fchliefsen fie fich mehr den Büchern von Buhl, König U.A.

1) Es ifl meine Abficht im nächften Jahre in einer deutfehen theol.
Zeitfchrift eine Darflellung der religiöfen und theologifchen Verhältmfse
Schwedens zu bringen.

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allem durch feine Grammatik der hebräifchen Sprache in
Schweden bekannt. Im Ausland kennt man ihn wohl
durch den Orientaliftencongrefs in Stockholm-Chriftiania
1889, fowie durch feine Ausgabe von Eneman's Reifen
und eine Leiftung in der arabifchen Sprachwiffenfchaft.
Sein letztes Werk über den Pfalter hat die theol. Facultät
in Upfala fo hoch gefchätzt, dafs er ohne ein theologifches
Examen abfolvirt zu haben den Ruf, ein theologifcher
Privatdocent zu werden, bekam — freilich nur in der
altteflamentlichen Wiffenfchaft — und auch ein Semefter
im Jahre 1895 wirklich war.

N. zeigt fich in der älteren und neueren Literatur
über den Pfalter fehr gut informirt, ja, felbft ein bischen
zu viel, denn er bemüht fich immer nachzuweifen, dafs
er nicht allein mit feiner Meinung fteht, fondern dafs er
doch Gewährsmänner und Autoritäten hat, die feine
Anflehten theilen und vertheidigen können — was ich
natürlich an und für fich nicht tadeln will. Eine für die
mit den fchwedifchen kirchlichen Verhältnifsen im Herbft
1894 Bekannten leicht in ihrem Motiv durchfichtige Ausnahme
findet man auf S. 60, wo der Verfaffer ohne
Motivirung oder Autoritätshinweis ganz nackt die ganz
neue Behauptung aufftellt, dafs i]> 89 vielleicht von
Jeremia herrührt. Es wirkt auf den Unterzeichneten, der
der Urheber diefer Meinung ift1), ungefähr in derfelben
Weife wie das Benehmen eines Theologen gegen Stade
in Giefsen die Worte in ZAW, 1895 S. 160 f. hervorgerufen
hat.

Obfchon N.'s Werk keine Originalität befitzt, fo ift
es doch eine lehr verdienftvolle Arbeit, weil es eine gute,
klare und verhältnifsmäfsig erfchöpfende Ueberficht und
kritifche Zufammenftellung der bisherigen Refultate der
Pfalterforfchung giebt.

Nach einem Literaturverzeichnifs werden die Stellung
des Pfalters im A. T. (S. 1 —8), der Name des Pfalters (S. 8— 14),
feine Eintheilung (S. 14 —18), die Metrik S. 19—39), die
Strophenbildung (S. 39—45), der Werth der Ueberfchriften
derPfalmen (S.45—50), die Verfaffer derPfalmen(S. 50— 72),

1) In .Bibelforskaren' 1889, S. 306—320 habe ich nachzuweifen
verfucht, dafs yj 89 die rn*p des Propheten Jeremia über König Jofia ift
die er nach 2 Chron. 35, 25 gedichtet haben foll. Prof. Myrberg zu
Upfala hat fich fpäter für diefe Auffaflung beftimmt Siehe fein Buch
.Psaltaren' II, 1892, S. 288.