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Ausgabe:

1896

Spalte:

92-93

Autor/Hrsg.:

Müller, F. Max

Titel/Untertitel:

Anthropologische Religion 1896

Rezensent:

Hartung, Bruno

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9'

Theologifche Literaturzeitung. 1896. Nr. 3.

92

zu notiren nicht ganz gleichgültig ift, zeigt Weyman a.a.O.
S. 107. Zu p. 2305 wäre Mt 37, zu 230,3 sq. Pf 36, „ (ftatt
Prou. i68), zu 23120 Luc i625, zu 232,, Pf i35 = Pf 536,
zu 23214 Rö 520 Mt 38, zu 2344 Mt 2312 an den Rand
zu fetzen gewefen. Dazu notirt Weyman noch folgende:
p. 230,0 Rö 829; 230,2 Eph 23; 230,3 Eph i.«; 23026
2 Tim. 37; 231,0 Luc i619ff.; 23i2(i Mt 253sff.; 232,,
2 Cor 56 Hebr I33; 2322, Eccli. 7,9 Ef 6624; 23222
Mc 943.45; 234.5 Gal 525 Phil 23. Aber nicht nur hier
ift die alte Klage über die Notirung der Bibelftellen
zu erneuern. Lebrun wird p. XXVI belobt, dafs er
magna diligentia -sacrae scripturae locos notauit. Wie
weit der Herausgeber das von Lebrun beigebrachte
Material vermehrt hat, vermag ich nicht zu beurtheilen,
da mir weder Lebrun's Ausgabe noch ein Nachdruck
von ihr zu Gebote fleht. Es könnte fcheinen, als feien
die Citate von Lebrun einfach herübergenommen worden,
da p. 101, auf Gen I92 verwiefen wird, was die von
v. Härtel mit den Hff. aufgegebene LA der älteren Ausgaben
et Loth et Job vorausfetzt. Doch mag das ein
vereinzeltes Verfehen fein. Sicher ift, dafs hier noch
eine reichliche Nachlefe bleibt. P. 79,4 lies Rö 723. 25.
79 24 vgl- 1 Cor. 153,. 8o4 ift eine nicht paffende Stelle
notirt. 84,9 vgl. Act 9,6 842, vgl. Gal 62. 86,2 vgl. Eph
44—6. 86,5 vgl. Rö 9,, 1 Tim 2,. 889 vgl. Jo 2,3 (und
Tertull. de pud. 2). 88,5 ift Eccli 26,„ mit Unrecht beigezogen
, wie Z. 17 Sap 42 Prou n4; lies: Prou I24.
Z^sq. p. 902 sqq. vgl. II regn. i833. 90,2 vgl. IV regn. I220.
91,7 ift die Stelle Phil 45 gefperrt gedruckt, aber am
Rande nicht notirt. Z. 7 lies: 1 Theff 4,4. Z. 20: Eccli
38,7 ft. 38,5. 926: 1 Cor i24 und Col 34 gehören zu Z. 4;
das Citat Pf 43 20 mufs auf einem Druckfehler beruhen.
94,, find die Citate umzuftellen, zu Z. 13 ift Mt25,0 zu
vgl. und ftatt 18] ift 17] zu lefen. 96,0 vgl. Rö 422. Z. 13
lies Eccli 352, ft. 252,. 972o vgk Mt 8,2 u. Parall. Vor-
ftehende Belege find auf zwanzig Seiten gefammelt.

Briefe follten nicht herausgegeben werden, ohne dafs
fie, wenn die neue Ausgabe in der Anordnung von den
früheren abweicht, eine Concordanz der verfchiedenen
Zählungen mit auf den Weg erhalten. Lebrun hat feiner
Ausgabe eine folche beigefügt. Bedauerlicher Weife fehlt
fie der neuen ebenfo wie ein Verzeichnifs der Briefe
nach Adreffaten und Initien.

Der Herausgeber bemerkt am Schluffe der Vorrede: ;
addenda, quae errores quos me oculis laborantem in pla-
gulis corrigendis fugisse piget secundis curis emendatos
denotabunt, proximo uolutnini . . . reseruaui. Man wird |
dem Gelehrten feine Achtung nicht verfagen, der trotz j
eines folchen Leidens fich einer fo mühevollen Arbeit
unterzog. Zu beklagen bleibt doch, dafs dem Werke
infolgedeffen nicht die Sorgfalt zugewandt worden ift,
die man heute von einer Arbeit verlangen darf, die mehr
fucht, als Tagesruhm. Die Druckfehler, die im zweiten
Bande verbeffert werden, erfchöpfen das Verzeichnifs
nicht. Wo fie am Tage liegen, wird fie der Lefer ver-
beffern und fich der Entfchuldigung des Herausgebers
erinnern. Aber wie viele er nicht ohne weiteres erkennen
kann, das entzieht fich feiner Kenntnifs und erzeugt in
ihm nur das unfichere Gefühl, auf fchwankendem Boden
zu flehen.

Es ift dem Referenten nicht leicht geworden, in
diefer Weife an der Arbeit eines fo vielfach auch auf
diefem Gebiete verdienten Mannes eine Kritik zu üben,
bei der die Aufteilungen die Zuftimmung überwiegen.
Um der Sache willen hat er geglaubt, damit nicht zurückhalten
zu dürfen.

Nachtrag bei der Correctur. Erft nachträglich habe
ich v. Harteis patriftifche Studien IV, zu den Briefen d.
h. Paulinus v. Nola (SBWA, phil.-hift. Kl. CXXXII, 4)
erlangen können. Ich erfehe daraus, dafs der Herausgeber
von Weyman auf die Salzburger Hf. von ep. XXV*
nachträglich aufmerkfam gemacht worden ift; eine Colla-
tion von W. Hauthaler wird hier S. 71 f. mitgetheilt;

auch einige Fehler der Collation der Münchener Hf. —
für die Ausgabe war Cafpari's Abdruck benutzt, aber
keine neue Collation angefertigt worden — findet man
S. 72 verbeffert.

Eberftadt b/Giefsen. Erwin Preufchen.

Kahler, Prof. D. Mart., Der lebendige Gott. Fragen und
Antworten von Herz zu Herz. Leipzig, Deichert Nachf.,
1894. (71 S. 8.) M. 1. 20

Ein Buch, das aus dem Leben flammt und vom
Leben zeugt, deffen Charakter am deutlichften daraus
hervorgeht, dafs es die Widmung ,meinen Söhnen' an
fich trägt. Es fetzt zum Verftändnifs wiffenfehaftliche
Bildung und Arbeit voraus, aber eine folche, die ,den
Fragen des die Wahrheit und Gott fuchenden Herzens
nachgeht'. Es bekämpft die Anfchauung ,als ob der
Zweifel in jedem Fall als nothwendiger Durchgangspunkt
zur Wahrheit die Hochachtung verdiene, die man ihm
heutzutage zollt'. Dem wirklich fuchenden Geift aber
wird hier der Weg gezeigt, auf dem er finden foll.
Die Ausführungen zerfallen in drei Abfchnitte. Zuerft
wird uns der offenbare Gott gewiefen, deffen Name
überall genannt wird und bekannt ift, deffen wir aber
erft in Chrifto wahrhaft gewifs werden. Dann erfahren
wir, wie der verborgene Gott, nach dem wir verlangen,
ohne ihn finden zu können, im Lichte Jefu offenbar wird.
Endlich lernen wir den lebendigen Gott gerade in dem
verftehen, was vielen am unverftändlichften dünkt, in der
Fürforge für das Kleine, im Eingehen in die Einzelnheiten
unferes Lebens. Wie der Verf. felbft fchreibt,
haben wir nicht Glieder eines planvoll abgerundeten
Ganzen, nicht rein wiffenfehaftliche Aufzeichnungen vor
uns und nicht als folche wollen feine Ausführungen
darum behandelt werden. Sie find vielmehr die Antwort
auf .fchmerzliche Hülferufe einer erfchütterten und um
den Kindesglauben bangenden Seele', und wohl geeignet,
der rechten Antwort in ihrer Weife gewifs zu machen.

Leipzig. Härtung.

Müller, F. Max, Anthropologische Religion. Gifford-Vor-
lefungen, gehalten vor der Univerfität Glasgow im
Jahre 1891. Aus dem Englifchen überfetzt von Dr. Mor.
Winternitz. Autorif., vom Verf. durchgefehene Ausg.
Leipzig, Engelmann, 1894. (XXVIII, 468 S. gr. 8.)

M. 11. —; geb. M. 13. —

In feinen Vorlefungen über phyfifche Religion hatte
Max Müller nach dem Göttlichen geflieht, das der Menfch
in der ihn umgebenden objectiven Natur gefunden habe;
hier fucht er nach dem Göttlichen im Menfchen felbft
und hier wie dort ift das Ergebnifs, dafs bei allen
Völkern, den höchften wie den niedrigften, ein Göttliches
im Menfchen und damit irgendwie ein Gedanke
der Unfterblichkeit gegeben fei. Mit Recht fchreibt er,
ehe man das Gegentheil annehme, möge man eine
Sprache nennen, die kein Wort für ,Seele' oder etwas
Aehnliches habe. Wenn mit demTode der Athem fchwinde,
erfcheine eben diefer als Träger eines von dem Leibe unabhängigen
Lebens. Der Ahnencultus, felbft in feiner
abergläubifchften Form, weife darauf hin. Und in den höher
flehenden Nationen und Geiftern entwickele fich diefe
Erkenntnifs des Göttlichen im Menfchen und feines
Lebens unabhängig vom Leibe immer reicher nach Inhalt
und Form. Der Gedanke Kant's, dafs das Dafein der
Seele ebenfo ein Gegenftand des Glaubens, ein Poftulat
der praktifchen Vernunft fei, wie das Dafein Gottes,
findet in der Zufammengehörigkeit beider und in ihrem
Wechfelverhältnifs auf den verfchiedenften Religionsftufen
eine vielftimmige Bezeugung.

Eine theologifche Anzeige eines Buches von Max
Müller kann unmöglich auf das ungeheuere Material ein-