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Ausgabe:

1896 Nr. 26

Spalte:

680-682

Autor/Hrsg.:

Kraetzschmar, Richard

Titel/Untertitel:

Die Bundesvorstellung im Alten Testament in ihrer geschichtlichen Entwicklung untersucht und dargestellt 1896

Rezensent:

Siegfried, Carl

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Theologifche Literaturzeitung. 1896. Nr. 26.

680

unter denen er befonders Duhm's Jefaia und Wellhau-
fen's Commentar zu den kleinen Propheten hervorhebt,

Kraetzschmar, Priv.-Doz. Lic. Dr. Rieh., Die Bundesvorstellung
im Alten Testament in ihrer gefchichtlichen

zu feiner Studie angeregt und bei derfelben geleitet . Entwickelung unterfucht und dargeftellt. Marburg,
zu lein, in der ihat aber zeigt er eine ausgebreitete | „, , •,, , „ ^ ,-,rTr ~ nv ,-

Kenntnifs nicht blofs der deutfehen, fondern der ge- Elwert s Verl., 1896. (VII, 254 S. gr. 8.) M. 6.40.
fammten Literatur zur Textkritik der von ihm behan- j Die vorliegende Monographie kann den heften Ardelten
Stellen, wenn auch die deutfehen Werke Vorzugs- j beiten auf dem Gebiete der israelitifchen Religionsge-
weife feine Methode beeinflufst zu haben fcheinen. — j fchichte zugerechnet werden. Der für die Entwickelung der
Er fchrieb, wie er im Vorworte fagt, um zu zeigen, israelitifchen Religion fo wichtige Begriff des Bundes ift
wie werthvoll für die Berichtigung des altteftamentlichen ! vom Verfaffer in einer erfchöpfenden Weife behandelt
Textes die LXX fei. Das wäre ja nun freilich im All- i worden. — In einem erften Theile werden die fpäter auf
gemeinen nicht nöthig gewefen, da man von dem Werthe , das religiöfe Gebiet übertragenen Anfchauungen vom
der LXX für den erwähnten Zweck längft überall über- | Wefen eines Bundes befprochen, wie fie zunächft auf dem
zeugt ift, aber wir wollen damit durchaus nicht gefagt j profanen Gebiete hervortreten. Die Beifpiele von Gn
haben, dafs wir feine Arbeit für überflüffig halten. Viel- : 31,44 ff., 2i,22 ff., 26.26 ff., in denen es fich um den Abfchlufs
mehr find manche feiner Vorfchläge zur Textverbefferung j von Verträgen und politifchen Bündniffen handelt, zeigen,
fehr beachtenswerth, denn der Verfaffer zeigt Kenntniffe, dafs zur Verbindlichkeit eines Bundesfchluffes 3 Stücke

Scharffinn und Methode. Aber die Wagnifse find oft
zu grofs.

Die hergeftellten Texte find vollftändig auf S. 1*—13*
abgedruckt; die dazu gehörigen textkritifchen Ausfüh-

gehörten: ein Schwur, deffen Formel die verabredeten
Bedingungen des Bundesfchluffes enthielt, ein Fluch, der
die göttliche Strafe über den Bundesbrecher herabrief
und eine cultifche Ceremonie, welche den Fluch ver-

rungen nehmen die Seiten I—23 ein. Behandelt find die ! finnbildlichte. Wie auf diefer Form des Bundes-

Stellen Jef. 8,19_23, 14,4-23- lS und l6- 2Irt. 2. 52m3~53-i.2-
Hofea 4—11. Micha 2,3_41. 7-3-4- Ez. 23,40_44. Pf. 65. Die
fonft noch berührten Stellen find in dem index auf S. 24
angegeben. —

Sehr gefchickt ift bisweilen vom Verfaffer durch
zweckmäfsige Umftellung der Stichen ein guter Sinn in
eine fchwierige Stelle hineingebracht. So befonders

fchluffes alle völkerrechtlichen, feltener die privatrechtlichen
, Verhältniffe der alten Zeit beruhten, wird dann
vom Verfaffer an dem ganzen Material, das im A. T. vorliegt
, aufgezeigt. Die Hauptfache ift, dafs lediglich durch
die erwähnten Formen der Berith die Unverbrüchlichkeit
der Feftfetzungen, Verträge, Verfprechungen ge-
währleiftet ward S. I—54. — Der zweite Theil geht dann

Jef. 8,19. 20, wo es nach des Verfaffers Herftellung des 1 auf die eigentliche Hauptaufgabe ein, die Bundesvor-
Textes mit Hilfe einiger Emendationen heifst: ftellung auf religiöfem Gebiete in ihrer Entwickelung

,Wenn fie zu euch fagen, befragt die Abgefchiedenen I aufzuzeigen. Im erften Capitel defsfelben wird die

und die klugen Geifter, | religiöfe Bundesvorftellung der älteren Zeit befprochen

S. 58—69, wie fie hauptfächlich an 3 Beifpielen hervortritt
: an der BVith Gottes mit Abraham Gn 15, in
welcher den Nachkommen des letztern der Befitz des
h. Landes zugefichert wird, an der B"rith mit David,
welche ihm und feinem Haufe das Königthum verfpricht

Die Todten, die da murmeln und zirpen, für die

Lebenden:

Soll nicht ein Volk (vielmehr) feinen Gott befragen

um Weifung und Warnung,
Sollen fie nicht auf das Wort (em. WS) trauen (em

!Oz3y>7), gegen das es keinen Gegenzauber ; und an der göttlichen Berith mit Levi, die diefem das

giebt.

[So will der Verfaffer in v. 20 nnia = ttjn^ verliehen
unter Vergleichung von Jer. 8,l7. Ebenfo vergleicht er
nntii Jef. 47,!, mit ffi'rS Pf. 58,5.] — Aehnlich Hellt
der Verfaffer in c. i4,4b-2o das fbrenge Qinametrum
mit Hilfe einiger Umftellungen und Conjecturen her,
unter denen aber Wagniffe wie die Einführung des
Wortes ?j2ntt .Abhang' in das hebräifche Lexikon nach

Priefterthum zufagt. Das Charakteriftifche diefer Fälle
liegt darin, dafs Jahve freiwillig fich bei diefen Zufagen
der Bindung durch die Form der B'rith unterzieht. —
Das Letztere findet auch ftatt bei dem Bundesfchlufs, von
dem die Sinaiperikope in I und E berichtet, deren Be-
fprechung das 21. Kapitel S. 70—99 gewidmet ift.

In forgfältiger literarkritifcher Unterfuchung beider
Berichte (teilt der Verfaffer als deren Refultat feil: die

dem Affyfifchen, auf Grund lediglich von Müller's Eze- j Stiftung der Gotteslade, durch welche der bekanntlich

chielftudien S. 52. 57, doch Bedenken erregen, wie ähn
lieh zu Jes. 8, 22 auf S. 4 die Annahme einer Wz Epj>
= fehen, die der Verfaffer auch in Sp. 23,5 finden will.
Ebenfo ift der Verfuch aus Jef. 15 und 16, 2 Qinot

(befonders bei I) fo fehr veränderliche Jahve fich in
einer unweigerlichen Weife für immer an Israel band.
Die Mittheilung des Decalogs ift als fpäterer Zufatz der
prophetifchen Theologie durchaus vom urfprünglichen

mit prophetifchen Zwifchenreden herzuftellen, fehr geift- Text der Sinaiperikope zu trennen S. 71 ff., 98 f.
reich und gewandt auch mit theilweife fehr glücklichen Ein drittes Capitel unterfucht die religiöfen Vor-

Conjecturen und Textumftellungen durchgeführt, aber die i ftellungen der älteren Schriftpropheten in "ihrem Ver-
Art, wie an einzelnen Stellen ganze Stücke des Textes j hältnifs zur Bundesidee S. 100—122. Es ergibt fich, dafs
völlig neu gemacht oder aus Jer. 48 eingefügt werden, i bei Arnos noch nicht die Anfchauung herrfcht, dafs das
macht doch den ruhigen Beobachter etwas fchwindeln. Verhältnifs Jahve's zu Israel auf einer unlösbaren B°rith
Die Qinot find folgende: I 15., —i6,,a. II 16, beruhe. Bei Hofea ift wohl eine Berith vorausgefetzt,
7_u. 4b. 5. Die prophetifchen Zwifchenreden ordnet aber fie befteht nur in innerlichen Verpflichtungen. Bei
der Verfaffer fo: i6,6. 15,,,. 7. 9. l6,12. ,3.14, doch find ! Jefaja ruht das Verhältnifs Jahve's zu Israel auf feinem
darin die Stücke I5,6. 9. l6,t3.14 fpäter hinzugefügt. j Bunde mit David und auf dem Ladenbunde am Sinai,
Die Zwifchenreden treten zwifchen i6,u und4b hinein, j aber diefe find keine Bündniffe mit gegenfeitigen Ver-
In Jef. 52,13—53,12 wird meift durch Ausladungen ; pflichtungen gewefen, fondern freie Zuficherungen der
fpäterer Zufätze und in den Text verfchmolzener Vari- , Gnade Jahve's. — Eine Wendung tritt ein in der deute-
anten ein metrifch correcter und in feinem Zufammen- 1 ronomifchen Schrift, deren Bundesvorftellung der Verhäng
fehr klarer Text reconftruirt. Manche der Emen- j faffer in einem vierten Capitel unterfucht S? 123—146.
dationen find anfprechend wie in v. 10 D1BX)2 f^Hfi, j Die Quelle D kennt 3 Bünde: 1. den Erzväterbund, der in
andere wie TU?tt in v. II für ihn? erfcheinen gewalt- , Anlehnung an Gn 15 angenommen, aber niemals als
thätig. Doch wir müffen abbrechen. — Widerfpruch er- | blofser Abrahamsbund aufgefafst, fondern auf fämmtliche
regen die Ausführungen des Verfaffers an manchen j drei Erzväter ausgedehnt wird und auch fonft Erstellen
; intereffant und anregendwird man fie immer finden. Weiterungen erfährt S. 125 f. Bemerkenswerth ift inJena
. C. Siegfried. fonderheit, dafs der Grund diefer Bevorzugung wie bei