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Ausgabe:

1896 Nr. 24

Spalte:

632-635

Autor/Hrsg.:

Vacandard, Elphegius

Titel/Untertitel:

Vie de St. Bernard, abbé de Clairvaux 1896

Rezensent:

Deutsch, Samuel Martin

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Theologifche Literaturzeitung. 1896. Nr. 24.

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unfern Dank erworben. Was über ihn getagt wird, weifs ] fühlen, wenn ihm non modo otium scd etiam saepissime
vielleicht niemand fo gut zu würdigen als der Referent. 1 libri, quibus opus est, desuut.

Breslau. W. Wrede.

Jabalahae III., Catholici Nestoriani, Vita ex Slivae
Mossulani libro, qui inscribitur'turris, desumta. Edi-
dit, apparatu critico instruxit, in latinum sermonem
vertit, adnotationibus illustravit Dr. R. Hilgenfeld.
Lipsiae, Harraffowitz, 1896. (35 S. 8.) M. 2.—

Schon von Affemani wurde das ,Buch des Turmes',

Ulm. E. Neitle.

Vacandard, Abbe, D. E., Vie de St. Bernard, abbe de

Clairvaux. Paris, Victor Lecoffre, 1895. (LIV, 505 et
S88 p.) Er. 15.-

Jeder, der fich mit der Gefchichte Bernhard's von
Clairvaux und feiner Zeit befchäftigt, kennt Vacandard
als gelehrten und fcharffinnigen Forfcher auf diefem
Gebiete, und man mufste defshalb von vorn herein das
das den um die Mitte des 14. Jahrhunderts fchreibenden j Erfcheinen eines Werkes freudig begrüfsen, in dem der

Moffulaner Sliva (xnibs ,der Gekreuzigte') zum Verfaffer
hat, und ein anderes damit zufammenhängendes von
Atnru ben Mattai viel benützt. Neuffens hat Gismondi
d'.efelben herausgegeben (Maris, Amri et Slibae de pa-
t iarchis Nestorianorum commentaria ex codieibus Vati-
canis. Pars II: Amri et Slibae tcxtus. Romae 1896;
f. Nöldeke, Lit. Centr.-Bl. 1896, 32). Nach einer Ab-
fchrift Guidi's bietet uns Rudolf Hilgenfeld in einer
kleinen, das 50jährige Doctorjubiläum seines Vaters
feiernden Schrift den vom Patriarchen Jabalaha (= Theodor
) dem dritten (1281 —1317) handelnden Abfchnitt
diefes Buchs. Durch den von Bedjan veröffentlichten
intereffanten Bericht über feine chinefifch-europäifche
Gefandtfchaftsreife ift ja Jabalaha in neuerer Zeit berühmt
geworden (f. Theol. Lit.-Zeit. 1895, 4. 1896, 9. 16.).
Dem arabifchen Text ift die lateinifche Ueberfetzung,
ein kritifcher Apparat und eine Reihe von adnodationes
(f. S. 21) beigefugt, welche von eingehendem Studium

felbe feinen zahlreichen früheren Arbeiten einen fowohl
zufammenfaffenden wie ergänzenden Abfchlufs gibt.
Auch erfüllt das Buch die Erwartungen, die man von
demfelben hegen durfte. Ueberall ruht die Darftellung
auf genauer Bekanntfchaft mit den Quellen, aber auch
mit den Vorgängern, namentlich hat V. von der deut-
fchen mit Bernhard eigens oder in anderem Zufammen-
hange fich befaffenden Literatur einen ausgedehnten
Gebrauch gemacht, und nicht nur von den gröfseren
Werken, fondern auch von einer Menge einzelner Unter-
fuchungen, auf die er es nicht unterläfst fich ausdrücklich
zu berufen. In noch höherem Mafse ift dies natürlich
hinfichtlich der franzöfifchen Literatur der Fall, wie denn
V. mit den kirchlichen und politifchen Verhältniffen
Frankreichs in der Zeit Bernhard's fich in vorzüglichem
Mafse vertraut zeigt, fo dafs die hierher gehörigen
gröfseren Abfchnitte, wie Bernard et le ponvoir civil I,
250—275, Elections de Langres ei de Reims II, 26—45,

zeugen. Sliva zählt 24 Bifchofsfitze auf, deren Inhaber j Conflit entre Louis VII. et Tlubaut II, 177—201, aber auch

bei der Weihe Jabalaha's zugegen gewefen feien; in
einem befonderen Index werden fie befprochen: ein
dankenswerther Beitrag zur Neuausgabe von Le Quien's
Oriens Christianus. Einige kirchliche Datumsangaben,

viele kleinere Partien, für den nicht franzöfifchen Lefer
befonders lehrreich find. Doch hat V. diefe Dinge nicht
in unverhältnifsmäfsiger Ausdehnung befprochen, vielmehr
gehört gerade die Gleichmäfsigkeit der Behandlung

die Hilgenfeld unüberfetzt liefs, kann ich auch nicht er- zu den wefentlichen Vorzügen des Buches. In viel
klären: Im Jahr der Griechen 1593, im Kalender HT313 =
Sonntag ,lafst uns eintreten mit Danken', und 1629 der
Griechen, im Kalender -jrptf (oder -pn») = Nacht des
Sonntags: ,wie herrlich ift deine Wohnung'. Der letztere
Anfang erinnert an das fiarcing1 des 84. Pfalms, wie es bei
Maclean (Bast Syrian Daily Offices) p. 241 verzeichnet
ift; nach S. 262 wird derfelbe beim Nachtgottesdienfte
der Sonntage der ,Kirchweihe' gebraucht. Letztere find,
wie Hilgenfeld angiebt und Maclean beftätigt, die vier

höherem Grade als die meiften andern Werke über B.
behält das vorliegende die eigentliche Aufgabe der
Biographie im Auge, den Helden nach allen Seiten
feines Lebens und Wirkens zu fchildern. Während bei
Neander die Beziehungen B.'s zur Zeitgefchichte nicht
genügend ins Licht treten, während Morifon eben diefe
einfeitig in den Vordergrund ftellt, erhalten wir von V.
ein faft nach jeder Richtung hin gleichmäfsig ausgeführtes
Bild; wir werden ferner, was ebenfalls zu einer
letzten Sonntage vor Advent. Es wäre fehr wünfehens- j Biographie B.'s wefentlich gehört, in das Klofter Clairvaux
werth, wenn ein Liturgiker von Fach einmal allgemein J eingeführt, wir lernen feine urfprüngliche Geftalt wie den

verftändlichen Auffchlufs über diefe Dinge geben oder
wenigftens die Quellen nennen würde, aus denen man
fich orientiren kann. — Das arabifche jOUää S. 16 Anm. 8
ift nicht in s£*Xxa zu ändern, fondern ift = fyr. tft"|i;iy.

Neubau der 30er Jahre, das Anwachfen der Klofter-
gemeinde und das Leben im Klofter kennen. (Contmen-
cementf de Clawvaux I, 61—95. Accroissement de Cl.
I, 388—419. Le domainc de Cl. I, 420—452. Apogee de

f. P. Smith. Dafs unfer deutfehes ,Horde' aus dem Tar- Cl. II, 378—414). Andererfeits hält V. auch die Grenzen
tarifchen ftammt, fagt Kluge fchon in der 4. Auflage 1 der Biographie ein, indem er die Zeitverhältniffe zwar

feines Wörterbuchs. Ueber den Priefter Hofianna, dem
man den Text des Jabalaha verdankt, f. auch Am. Or.
Soc. Proc. Oct. 1886 p. XVIII. Unter der , Tremoniae in
urbe celeberrima Gnestplialiae1 datirten Vorrede nennt
fich der Herausgeber Tremonicnsis. Zu wiffen, dafs dies

überall forgfältig in Betracht zieht, fie aber doch nur
foweit darftellt als es zum Verftändnifs des Wirkens B.'s
nothwendig ift, und fich nie in Excurfen ergeht, über
denen wir B. aus den Augen verlören.

Es wird nicht ohne Nutzen fein, einige Einzelheiten

,Dortmund' ift, kann man nicht jedem zumuthen; im Re- i hervorzuheben. In der Unterfuchung über die Quellen,
gifter zu PRE, Hauck's Kirchengefchichte Deutfchlands etc. welche die Einleitung ausmacht, fchliefst fich V. ausgebucht
man den Namen vergeblich. Aehnlich ift es, wenn fprochenermafsen an Hüffer an, doch bemerkt er gegen
A. Bonus, — nicht der bekannte Schriftfteller der H., der hier übrigens nur Mabillon Praef. gener. § 16
chriftlichen Welt, fondern der Verfertiger der Collation j gefolgt ift, dafs die urfprüngliche, von Gaufrid von
des Lewis-Syrers, feinen Wohnfitz als prope Iscam Dam- j Clairvaux veranftaltete Sammlung von Briefen B.'s nicht
noniorum bezeichnet, d. h. Exeter, oder andere, wie Blafs, ' 310, fondern nach Ausweis mehrerer Handfchriften nur
die Titel von Schriften überfetzen ,Studia Halensia oder ! 243 Briefe umfafst und mit dem Briefe ad Romanos ge-
diar. Halens., Studia Gryphiswaldensia1 = Studien und j fchloffen habe S. XI n. 1. Ueber die Verfaffer der
Kritiken, Greifswalder Studien. Das macht unnöthige ! älteften Lebensbefchreibung Bernhard's äufsert fich V.
Mühe, wenn es nicht gar Verwirrung anrichtet. Im übri- i (I. XXVII) ,In ihren Augen unterliegt es keinem Zweifel,
gen hoffen wir von dem Verfaffer diefer Erftlingsftudie dafs der Abt von Clairvaux ein Heiliger ift. Kann man
noch weitere zu bekommen und können es lebhaft mit- fich alfo wundern, dafs fie fich darin gefallen, gefchicht-