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Ausgabe:

1896 Nr. 23

Spalte:

601-603

Autor/Hrsg.:

Kolde, Th.

Titel/Untertitel:

Die Augsburgische Konfession, lat. u. dt., kurz erl 1896

Rezensent:

Bossert, Gustav

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6oi Theologifche Literaturzeitung. 1896. Nr. 23. 602

Concilseefandte in Conftantinopel erfchienen, unter der j einer eigentlichen Einleitung in die Auguftana oder

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Hand, aber vergeblich, durch den päpftlichen Secretär
Garatoni discreditirt; 1434 trafen wirklich Abgeordnete
der Griechen in Bafel ein, aber noch in demfelben
Herbft gewann der Papft die Oberhand durch weitgehendes
Entgegenkommen. 1436 fammelten üch bereits
die griechischen Geiftlichen in Conftantinopel, aber
die vom Concil angekündigten Galeeren, fie zu holen,
blieben aus; Johann von Ragufa gerieth in tödtliche
Verlegenheit. Inzwifchen war über der Annatenfrage
eine neue Spannung zwifchen Concil und Curie ent-
ftanden; fie wirkte zurück auf die Verhandlungen in
Conftantinopel; in demfelben Augenblicke, in dem man
die Griechen zur Union aufforderte, fpaltete fich von
Neuem die Kirche des Abendlandes; die Gefandten des
Concils, die Bifchöfe von Vifeu und Laufanne, vermochten
1437 nichts mehr auszurichten.

Die angehängten Actenftücke, fauber edirt, entflammen
vornehmlich den Bibliotheken von Paris und Bafel,
der Laurenziana zu Florenz, dem Vatican und der Hof-
und Staatsbibliothek zu München.

Göttingen. Brandi.

Kolde, Prof. D. Th., Die Augsburgische Konfession, latei-
nifch und deutfch, kurz erläutert. Mit 5 Beilagen.
I. Die Marburger Artikel. — 2. Die Schwabacher
Artikel. — 3. Die Torgauer Artikel. — 4. Die Con-
futatio pontificia. — 5. Die Auguftana von 1540(Variata).

Gotha, F. A. Perthes, 1896. (VII, 224 S. gr. 8.) M.4. 50 j etwas'hat fich'dem ReÜ'brir^ Kolde'^Er

einem wirklichen Commentar Raum finden als in einem
Textbuch für Seminare. Fallen Einleitung und Anmerkungen
weg, dann find zwei Aenderungen möglich.
Erftlich kann dann die Apologie Raum finden, ohne dafs
das Buch zu fehr vertheuert würde. Sodann liefse fich
einem Uebelftand abhelfen, der fich fotört fühlbar
machen wird, wenn das Buch zum practifchen Gebrauch
kommt. Kolde gibt vornan die Auguftana lateinifch und
deutfch und am Schlufs nach allen andern Beilagen die
Variata, die doch zu jener in einem viel näheren Ver-
hältnifs fleht, als die andern Beilagen, fo dafs es ftets
einer Vergleichung des lateinifchen, des deutfchen und
des Variatatextes bedarf. Hier ift nun das fortwährende
Umfchlagen zeitraubend. Vollends, wenn die Stellen
mit unverändertem Text beim Abdruck der Variata wegblieben
, wird es möglich fein, oben den lateinifchen und
auf der andern Seite den entfprechenden deutfchen Text,
unten aber auf beiden Seiten den Text der Variata zu
geben. Endlich wird künftig bei allen Textausgaben für
Seminarzwecke die Zeilenzählung an der Seite, auch
wenn keine Anmerkungen gegeben werden, nötig fein.
Das wurde fchon bei Mirbt's Buch allfeitig gewünfcht.
In Kolde's Buch ift es nicht ganz leicht, die Textftelle
zu finden, zu welcher die Anmerkung gehört, und das
bedeutet Zeitverluft bei den fehr gemeffenen Stunden
der Seminarübungen.

Was Ref. hier vorfchlägt, gefchieht nur im Intereffe
des academifchen Unterrichts, für welchen folche
Uebungen immer nothwendiger werden. Aber noch

Nachdem Mirbt in feinen Quellen zur Gefchichte des
Papftthums (Freiburg u. Leipzig 1895) ein treffliches Material
für Seminarübungen gefchafifen, ift es an der Zeit,
auch für die Gefchichte des Proteftantismus etwas Aehnliches
zu leiften. Einen Anfang dazu hat Th. Kolde mit feiner
Ausgabe der Augsburgifchen Confeffion und den 5 Beilagen
der Marburger, Schwabacher, Torgauer Artikel,
der Confutatio pontificia und der'Variata von 1540 gemacht
. Aber es kann das doch nur eine Abfchlags-
zahlung fein. Der Proteftantismus hat wohl keine Bullen
und keine Conzils-Befchlüffe, ja bald genug wenig ge-
meinfame Kundgebungen mehr, aber feine Gefchichte
bis ins 19. Jahrh. hat doch Quellen genug, die für Semi-
narien zugänglich fein follten. Wie feiten bekommt der
Student nur z. B. etwas von Flacius oder Calixt in die
Hände!

Was Kolde zu feiner Publication bewog, ift die er-
fahrungsgemäfse Schwierigkeit, für Seminarübungen die
nothwendigften Texte der zum Verftändnifs der Auguftana
nöthigen Schriften, wie die obengenannten, in genügender
Anzahl beizubringen. Freilich follte man
erwarten, Kolde hätte in erfter Linie die Apologie mit
abdrucken laffen, aber er hat es im Intereffe eines
möMichft niedrigen Preifes unterlaffen. Und er hat ein

läuterungen aufgedrängt. Zum vollen Verftändnifs der
Auguftana gehört eine Erfchliefsung der Theologie vor
der Reformation, und zwar in erfter Linie für die Zeit
vom Konftanzer Concil bis zur Reformation. Lämmer's
vortridentinifche Theologie genügt längft nicht mehr.
An Monographien fehlt es, aber ein zufammenfaffendes
genügendes Werk wäre eine Lebensarbeit für einen
Theologen. Das längft von andern ausgefprochene Be-
dürfnifs hat Ref. befonders empfunden bei den trefflichen
Bemerkungen Kolde's zu Art. 3 non tantum pro culpa
originis S. 27 und zu Art. 24 Acccssit opinio . . . quod
Christus sua passione satisfeccrit pro peccato originis et
instituerit missam . . . pro quotidianis delictis mortalibus
et venialibus S. 68. Kolde hat aus Planitz' Gefandtfchafts-
berichten (Förftmann, N. Urkdb. z. Gefch. der Kirchenreformation
1, 198) beigebracht, dafs ein Prediger in
Eislingen auf der Kanzel behauptet, Chriftus fei nicht
für die Sünden der Menfchen geftorben, die nach der
Taufe begangen werden, habe auch für diefelben nicht
genug gethan, fondern allein für die Erbfünde. Dasfelbe
foll nach Fr. Roth, die Einführung der Reformation in
Nürnberg S. 127, der Franziskaner Jer. Mielich in Nürnberg
gepredigt haben, und es wird wahr fein, fo fehr N. Paulus

es für proteftantifche Verleumdung erklärt (Der Aug.
^evviffes*Recht, ein folches Studentenbuch mufs billig fein, j Barthol. Ufingen [1893] S. 53). Ganz dasfelbe hatte aber

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Aber liefs fich das nicht auf anderem Wege erreichen
Mirbt hat bei den Quellen zur Gefchichte des Papftthums
auf Einleitungen und Erläuterungen, welche diefe Texte
auch, ja vielleicht theilweife noch mehr als die Auguftana
bedürfen, verzichtet und nur am Kopf die einfchlägige
Literatur angegeben, und er hat meines Erachtens den
rechten Weg eingefchlagen. Was zum Verftändnifs des

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auch der Pfarrer von Bremgarten Fridolin Lindauer 1524
in Baden gepredigt (Stähelin, Zwingli 1, 358). Ift es
denkbar, dafs diefe Männer ihre Lehre etwa aus
Pafchafius Radbertus oder Pfeudothomas, die Kolde
S. 68 citirt, geholt hätten? Damit thut man ihnen licher
zu viel Ehre an. Nein, diefes letzte Rettungsboot der
römifchen Meffe- und Werklehre mufs viel neueren

Textes erhört mufs der Vorbereitung des Lehrers und Datums fein und entflammt offenbar einem vielver
der Studenten' wie der Befprechung in den Uebungen breiteten theologifchen Werk. Es wird nur die Frage
überlaffen blei'ben Zur Vorbereitung hat das Buch nur fein, wo die gemeinfame Quelle für Melanchthon, Sattler

die nöthige Literatur anzugeben. Unfraglich hat Kolde
in feiner Einleitung und den Erläuterungen fehr werthvolles
Material beigefchafft. Selbft Thieme, der im theol.
Lit.-Blatt 1896 Nr. 16 eine Reihe Ausfüllungen gemacht

in Eislingen, Mielich in Nürnberg und Lindauer in
Bremgarten zu fuchen ift. Der Berührungspunkt für
Melanchthon und Sattler ift Tübingen, wo noch der
Geift Biel's die Fakultät beherrfchte. Biel's Werke be-

hat fa<A doch /.. B. von der Anmerkung S. 27 zu Art. 3, 1 fonders feine Schrift de canone nussac waren viel verdate
fie nur ein Reformationshiftoriker vom Range Kolde's breitet. Es wird fich alfo verlohnen, nachzufuchen,
machen konnte Aber folches Material dürfte eher in ; ob Biel die Quelle bildet. Aber das 1523,24 auf den