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Ausgabe:

1896

Spalte:

37-38

Autor/Hrsg.:

Jäger, Gottfried

Titel/Untertitel:

Gedanken und Bemerkungen zur Apostelgeschichte 1896

Rezensent:

Holtzmann, Heinrich Julius

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nifses faft aller Handfchriften stillet, nicht Stella, zu lefen • ihn auf diefen Wegen zu verfolgen und zu controliren.
ift, hat der Verf. in überzeugender Weife durch die um- j Eher läfst es fich hören, wenn 23, 23 Tivsg dvo bedeuten
fic'htigfte Beweisführung dargethan. Aber die Corruption [ foll: zwei beliebige. Auch kann 23, 31. 32 allerdings
Stella mufs fchon frühzeitig eingetreten fein und durch j nicht befagen wollen, man fei noch bei Nacht nach
fie ift Hieronymus der Führer des Mittelalters geworden, j Antipatris gekommen; dazu bedarf es aber nicht der
So wird nun Maria von Theologen und Hymnologen als Künfteleien, die der Verf. mit der Präpofition elg an-
.Meeresftern' verherrlicht. Hellt (S. 29), fondern einfach der Verweifung auf das

Der letzte Abfchnitt von Bardenhewer's Buch be- parallele dia vuxrog 17, IO. Ganz belanglos find die Gehandelt
die Deutungen des Namens Maria in der neueren danken, welchen fich der Verf. bei der Betrachtung von
Zeit (S. 120ff.). Unter ihnen hält er felbft zwei für zu- i 24, 6—8. 16. 25. 25. 23. 26, 18 hingiebt. Zu 26, 8 wird be-
läffig, entweder die ,widerfpenftige' oder (nach der Ab- 1 merkt, dafs rl auiarov fo gut zufammengenommen werden
leitung von !TVn = Kitt fett, wohlgenährt fein) ,die wohl- j kann, wie Matth. 19, 16 rl ayatlöv. Dafs das Sprüchwort
beleibte', nach orientalifchen Begriffen fo viel als ,die i 26, 14 nur bei Griechen nachweisbar ift (fo auch Blafs),
fchöne'. Letzterer Deutung giebt Bardenhewer, wie fein I beftreitet unfer Verf. mit Verweis auf Deut. 32, 15 Je-
Lehrer Gildemeifter, den Vorzug. fchurun fchlägt aus'! In 26, 28 foll ein zweites «£ aus-

Die ,Biblifchen Studien', welche durch diefe Arbeit j gelaffen, in 27, 14 sßals tranfitiv zu nehmen und y/näg
in fo trefflicher Weife eröffnet werden, follen in einzelnen j oder <cb nlnlov zu ergänzen fein. Zu 28, 1 wird aller-
Heften in zwanglofer Folge erfcheinen. Je 4 bis 6 Hefte I hand zu Gunften der dalmatifchen Infel bemerkt, gleichwerden
einen Band bilden. Möchte die Fortfetzung ! wohl aber doch gegen fie entfehieden. Schliefslich wird

diefes Anfanges würdig fein.

Göttingen. E. Schürer.

aus 28, 15—31 wieder einmal gefolgert, die Apoftel-
gefchichte fei am Schluffe der zwei Jahre gefchrieben
worden, ganz wie Blafs und die katholifche Exegefe. Die
wirklichen Schwierigkeiten, welche die Apoftelgefchichte
Jäaer Pfr Gfr Gedanken und Bemerkungen zur Apostel- einem kritifch gefchulten Verftändnifse bietet, find auch

in diefem Hefte kaum da und dort geftreift, nirgends als
folche erkannt oder gar gelöft.

Strafsburg i. E. H. Holtzmann.

geschiente. 3. Hft. Zu Kap. 20—28. Leipzig, Dörff-
ling & Franke, 1895. (82 S. gr. 8.) M. I —

Unter Verweifung auf das über die beiden erften
Hefte und über die ganze Art diefer Studien Gefagte (vgl.
Th. Litztg. 1892, Nr. 2. Sp. 32. 1894, Nr. 3, Sp. 69f.) fei j Cremer, Prof. Lic. Ernft, Die Vergebung der Sünden durch
hier nur Einzelnes hervorgehoben. Apg. 20, 4 wird richtig | jesus. Ejne biblifch-theologifche Unterfuchung zur

fo erklärt, dafs Paulus mit den Sieben zieht und nicht
in dem ,Wir' 20, 6 eingefchloffen ift. Zu 20, 17 denkt
fich der Verf. in der Nachfolge von M. Baumgarten und
Ewald einen religiöfen Anlafs für die einfame Fufs-
wanderung des Paulus aus; aber die letztere Vorftellung
felbft ift wahrfcheinlich irrig (f. Blafs S. 217). In 20, 25
fieht der Verf. nach Irenäus die Gegenwart von Vorftehern
auch der benachbarten Gemeinden angedeutet. Zu 21, 4
giebt er fich wieder müfsigen Phantafien über die für

Verföhnungslehre. Gütersloh, Bertelsmann, 1895.
(61 S. 8.) M. — 80

Welche Bedeutung für die Vergebung der Sünden
hat fich Jefus 'felbft begelegt? Hat feine Verkündigung
über diefen Punkt in voller Uebereinftimmung geftanden
mit der apoltolifchen? Diefes Problem will der Verf.
erörtern, und zwar im Gegenfatze zu Ritfchl. Er führt
Folgendes aus.

uns unerkennbaren Motive eines längeren Aufenthalts in 1 Schon der Täufer ,bezeichnet den Meffias als den,
Tyrus und Cäfarea hin. Das kann ja einfach mit den j der mit h. Geift und Feuer von Sünden reinigen werde]
Schifffahrtsgelegenheiten zufammenhängen. Unfer Verf. | alfo die Reinigung von den Sünden als feine eigentliche

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conftruirt dafür lieber S. 4. II f. geiftreiche Parallelen mit
dem Leben Jefu. Zu 21, 18 wird die Anficht wiederholt
(vgl. I, S. 49), die Apoftelgefchichte kenne aufser den
beiden Apofteln mit Namen Jakobus keinen dritten mehr.
Zu 21, 20—27 wird der Zweifel nicht unterdrückt, ,ob das
Rechte getroffen war, fchon mit dem Rathe des Jakobus
und der Aelteften und dann mit der Befolgung desfelben
durch Paulus' (S. 15). Ganz müffig ift wieder die Bemerkung
, man müffe zu 22,4 eine ,Handbewegung des
Hinweifes auf den Redenden felbft' hinzudenken. Das
22, 17—21 erzählte Geficht foll fich wieder einmal mit
2 Kor. 12, 2 f. decken und in die Zeit von Apg. 12, 25
fallen. Dafs Paulus 23, 5 den Hohepriefter nicht kennt,
kommt von feiner Kurzfichtigkeit her, und fogar die ,zu-
fammengewachfenen Augenbrauen' der chriftlichen Ikonographie
bedeuten feine kleinen, halbgefchloffenen Augen:

meffianifche That. Damit erfcheint die Vergebung der
Sünden an die Perfon Jefu als des Meffias gebunden;
fie ift ein Gut, welches erft mit der Erfcheinung des
Meffias vorhanden fein wird' (S. 13). ,Nie hätte
ein Meffias dort [in Ifrael] Glauben gefunden, welcher die
Vergebung der Sünden irgendwie von feiner Perfon gelöft
hätte' (S. 14). Jefus felbft begann fein Wirken mit
Taufen und fchlofs es mit dem Taufbefehl an feine
Jünger. ,Das ift zunächft eine ausdrückliche Erklärung,
dafs er gekommen fei, von den Sünden zu reinigen' [ibid.).
Sein Taufen war eine Handlung. Die Bedeutung diefer
Thatfache ,ruht darin, dafs damit Jefus erklärt, dafs die
Vergebung der Sünden von feinem Handeln abhänge'
[ibid.). Dem Gichtbrüchigen (Mt. 9) wie der Sünderin (Lc. 7)
verkündigt Jefus nicht die Vergebung, fondern ertheilt er
Die Erlangung der Vergebung ift in beiden Fällen

ein ,Ergebnifs forgfamen Forfchens', das dem Verf. felbft ; an die Stellung zu feiner Perfon gebunden. Wenn er
,die gröfsteUeberrafchung bereitet hat'. Leider mufs dann j völlige Hingabe an feine Perfon fordert, bis zur Hingabe
Chriftus felbft kurzfichtig gewefen fein, da ihn der an- des Lebens, fo ,hat das zur Vorausfetzung, dafs er der
gebliche Brief des Johannes von Damaskus und auch | fein will, der über die Vergebung der Sünden verfügt,
noch das Malerbuch vom Berg Athos mit dem gleichen j nicht nur der, der fie verkündigt. Denn dann wäre es
Signalement ausftatten, welches in Wahrheit, wie H. unberechtigt, folchen Werth für feine Perfon in Anfpruch
Fritzfche zu Theocrit. Idyll. 8, 72 anmerkt, im Alterthum zu nehmen' (S. 20). Wie Jefus in Lc. 19, 9 f. u. Joh. 6, 37
nur als ein Stück Schönheit galt. Schon die Ueberlegung, die Vergebung der Sünden von feinem Verhalten ab-
dafs nur der Vorfitzende den Befehl zuzufchlagen er- hängig fetzt (S. 20—22), fo auch in den Gleichnifsen
theilen konnte, Paulus aber wiffen mufste, dafs der Vor- Lc. 15. ,Er weift auch in diefen Gleichnifsen auf fich hin
fitzende im Synedrium der Hohepriefter ift, mag er ihn | als auf den, von deffen Verhalten die Rettung der Sünder
nun perfönlich kennen oder nicht kennen, deutlich oder j abhängt, deffen Verhalten aber auch Gnade ift der alfo
undeutlich fehen, hätte den Verfaffer abhalten follen, fich 1 Gnade nicht verkündigt, fondern vielmehr übt' (S 24).
diefe ,Ueberrafchung'und Anderen die Mühe zu erfparen, i Wenn es natürlich erfcheint, im Gleichnifs

vom ver-