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Ausgabe:

1896

Spalte:

26

Autor/Hrsg.:

Schäfer, Theodor

Titel/Untertitel:

Die innere Mission in der Schule. Ein Handbuch für den Lehrer 1896

Rezensent:

Stromberger, Christian Wilhelm

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2;

Theologifche Literaturzeitung. 1896. Nr. 1.

26

Krauss, Anftaltsgeiftl. F. A. Karl, Im Kerker vor und nach
Christus. Schatten und Licht aus dem profanen und
kirchlichen Cultur- und Rechtsleben vergangener
Zeiten. In 3 Büchern. Freiburg i/B., J. C. B. Mohr,
1895. (IX, 380 S. gr. 8.) M. 6. —; geb. M. 7. 50

Der Verf. hatte 1889 in den Blättern für Gefängnifs-
kunde einen gefchichtlichen Ueberblick über die
chriftl. Liebesthätigkeit für die Gefangenen und die Verbrecher
, umfaffend die erften fiebzehn Jahrhunderte' er-
fcheinen laffen. Der Beifall, womit die Abhandlung aufgenommen
wurde, eiferte zu weiteren Studien an und
fo entftand das vorgenannte Werk, das in 3 Bücher ab-
getheilt ift. Der vorgenannte Ueberblick ift in erweiterter
Geftalt zum 2. Buche unter der Ueberfchrift: ,die Gefangenen
unter dem Chriftenthume' geworden. Das erfte
Buch behandelt die Gefängnifse der Alten und zwar
bei den Chinefen, Indiern, Affyriern, Babyloniern, Persern
, Aegyptern, Juden, Griechen und Römern. Ein Wort
über die Entftehung der Gefängnifse und Namenserklärung
geht voraus und bei den Römern werden
nicht weniger als elf Arten der Gefängnifse befchrieben.
— Das bereits genannte zweite Buch fpricht von den
Gefangenen unter dem Chriftenthum. Die amtliche
Liebesthätigkeit behandelt die Glaubens-, Kriegsund
Schuldgefangenen, die Verbrecher und verbreche-
rifchen Gefangenen. I) die Kirche als ,Zuflucht der
Sünder' (öfterl. Indulgenz, das Afylrecht, das bifchöfl

Schäfer, Diakoniffenanft.-Vorif. P. Thdr., Die innere Mission
in der Schule. Ein Handbuch für den Lehrer. Gütersloh
, Bertelsmann, 1895. (VIII, 239 S. gr. 8.) M. 2. 50

Guftav Warneck hat uns in 1887 ein Handbuch für
den Lehrer gefchrieben, das der Schule gute Dienfte
gethan hat: die Miffion in der Schule. Es fehlte bis zu
diefem Jahre ein Handbuch für die innere Miffion in
der Schule. Das hat uns der Heffe Theodor Schäfer gegeben
. An dem Buche ift die Anlage vortrefflich. S.
geht gefchichtlich zu Werke. Im Allgemeinen Theile
werden 3 Fragen beantwortet: Was ift die i. M.? Von
ihrer Entftehung, von Wichern und dem heutigen Stande
in ihrer Hülfsarbeit für die Familie, für die Kirche, für
den Staat und von den Arbeitern der i. M. Das zweite
Capitel giebt Antwort auf die Frage: Was hat die
Schule mit derfelben zu thun? Wie fie gegenfeitig für
einander wirken follen; wird in der Einleitung gefügt.
Darauf folgt der Abfchnitt: die i. M. im Religionsunterricht
und zwar im biblifchen des Alten und Neuen
Teftaments; darauf die i. M. in der Kirchengefchichte
bis zur Jetztzeit. Diefer Abfchnitt fchildert mit Hervorheben
der einflufsreichften Perfönlichkeiten das Wirken
der i. M. von der apoftol. Zeit bis zur Gegenwart, und
ift eine Fundgrube zu Illuftrationen der Liebesthätigkeit
der Kirche. Daran fchliefsen fich Auseinanderfetzungen
über die Methode und den Hauptort (III. Artikel) im
Katechismusunterrichte. Das 2. Capitel fpricht von der
i. M. in dem Unterrichte in der Gefchichte, in der Geo-

Intercefücnsrecht); II) der Einflufs der Kirche auf die Ge- >■ » °e ™ u u 11 TT ' G m v
fangenen in Deutfchland, den Niederlanden, Frankreich, SraPhie (*• B- Waffenhaus in Halle, Rauhes Haus, Kaffers-
Spanien und Italien. Höchft belehrend ift die Abtheilung ! wertk Neinftedt, Nowawes) Das Büchlein von 236 S.
über die freiwillige Liebesthätigkeit, worin die reif- : fchhefst ab mit der Abhandlung: die 1 M im Lefebuche.
giöfen Genoffenfchtften zur Befreiuung der Gefangenen: ! ~ Daf Buch ift für Getftliehe und Lehrer ganz aus-
die Trinitarier und Nolesker angeführt werden, fodann ; gezeichnet eingerichtet und reichhaltig mit Beifpielen
8 religiöfe Bruderfchaften. Nach einem Excurfe über | verfehen Seme Benutzung macht den Unterricht lebenden
Urfprung moderner Strafanftalten fchildert der Verf. | dlger, und anschaulicher Hausvater werden fich gern
die Liebesthätigkeit einzelner Perfonen von Paulinus von ! ™lt dem Buche befreunden, nicht nur die Hausväter (und

Nola bis zu Vincenz von Paul. In den Schlufsbemerkun
gen finden fich werthvolle kleinere Notizen, z. B. über
deutfehe Gefängnifse im Mittelalter, den Urfprung des
Zellengefangnifses, die letzte Hexe, kirchliche Vorfchriften
für Gefangenenbehandlung nach dem 17. Jahrhundert.

Das dritte Buch führt die Ueberfchrift: Die Ge-
fängniffe der Kirche. Im 1. Hauptftück wird be-
fprochen: das Kloftergefängnifs nach feiner Gefchichte,
die Gefängnifsftrafen in den Ordensregeln; hierauf wird
eine Befchreibung der Kloitergefängnifse geliefert und
dargeftellt der eigentliche Strafvollzug oder dieBehandlung
im Klofterkerker. Das zweite Hauptftück befchreibt das
kirchliche Gefängnifs für Weltgeiftliche vom
1—6. Jahrhundert und von da bis zur Neuzeit. Der

Hausmütter) an Anftalten der i. M., auch Familienväter
und Mütter, die ihre Hausgenoffen für die Arbeiten der
i. M. gewinnen und fie darin fördern wollen.

Zwingenberg b. Darmftadt. Stromberger.

Neue Christoterpe. Ein Jahrbuch, hrsg. von Rud. Kögel
Emil Frommel und Wilh. Baur. Bremen, C. Ed.
Müller, 1896. (VI, 355 S. 8.) M. 4 —; geb. M. 5 —;
m. Goldfehn. M. 5. 20; Liebhaber-Ausg. in Halbfrzbd.

M. 8 —

Das Jahrbuch erinnert diesmal noch mehr, als feither,
an die Geftalt jenes Unternehmens, das zuerft feinen
zweite'Abfchnitt führt die Auffchrift: das geiftliche Ge- | Namen getragen hat: das Hauptgewicht ift bei der Zu-

fängnifs und feine Infaffen (Befchaffenheit der Haftlocale
und Behandlung der Infaffen). Das dritte Hauptftück
befchreibt die kirchliche Strafgewalt über die Laien im
Allgemeinen, das kirchliche Inquifitionsgefängnifs und
die Staatsinquifition.

Die Inhaltsangabe fpricht dafür, dafs hier nicht nur
für die römifche Welt, fondern auch für Evangelifche
und für reine Humaniften Mittheilungen gemacht find,
die zum Theil völlig neu find, alfo der Beachtung und
weiteren Prüfung werth und zum Theil durch ihre Zu-
fammenftellung und die Blicke auf unfere Zeitzuftände
geeignet find, auch für diefes dunkle Gebiet in der Behandlung
der Verbrecher- und Gefangenenweit Licht-
ftrahlen aus der Wirkung deffen zu werfen, der gekommen
war, zu predigen den Gefangenen, dafs fie los fein follen
(Jefiaia 61,1; Luc. 4,18) und fie zu befuchen (Matth. 25,39).

Zwingenberg bei Darmftadt. Stromberger.

fammenftellung auf die Chriftenfreude, auf die fröhliche
Annahme des Gebotenen durch chriftlich gebildete Lefer
gelegt, und die religiöfe Dichtung, vor allem die lyrifche,
ift befonders ftark vertreten. In der Reihe der mancherlei
hübfehen Gaben treten die tiefempfundenen und auch in
ihrer Form fehr anfprechenden kleinen Gedichte hervor,
die D. Kögel aus der Stille feines Leidensgemaches wie
Grüfse voll Geduld und Hoffnung den Lefern fendet, und
unter ihnen wieder die ergreifende poetifche Geftaltung
der Verheifsung Jefaias 46, 4. Befonderer Beachtung ift
auch entfehieden werth die Ueberfetzung von je einem
Gefang aus den drei Theilen der Divina commedia Dante's.
Sie erfcheint mit den einleitenden und den kurzen erklärenden
Bemerkungen des Ueberfetzers Paul Poch-
hammer wie Programm und Anzeige eines zukünftigen
vollftändigen Werkes, das fich von den feither vorliegenden
Bearbeitungen nicht blofs'durch den kühnen und wohl
glücklichen Griff unterfcheiden wird, die niemals deutfeh
gewordene Terzine durch die Stanze zu erfetzen. Was
den Hauptinhalt des Buches anlangt, fo trägt er natur-
gemäfs eine Art theologifchen Gepräges, da eben faft