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Ausgabe:

1896 Nr. 15

Spalte:

400-402

Autor/Hrsg.:

Krüger, G. (Hrsg.)

Titel/Untertitel:

Sammlung ausgewählter kirchen- und dogmengeschichtlicher Quellenschriften, als Grundlage für Seminarübungen. 11. Hft 1896

Rezensent:

Krüger, Gustav

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399 Theologifche Literaturzeitung. 1896. Nr. 15. 400

fchiede in den Petrusreden der Apoftelgefchichte und in I gigen Quellen zu Gunften einer die inneren Momente

den Briefen des Petrus (p. 330). Sind wichtigere Fragen der Entwicklung ftärker betonenden Darftellung zurück-

auf dem Spiel, fo überragt das Intereffe an der Einheit- treten zu laffen. Daher erfcheint diefe in den Ueber-

lichkeit und Gefchloffenheit des neuteftamentlichen j gängen gelegentlich abgerundeter und auch fonft

Schriftthums alle anderen Inftanzen. Dabei werden Ar
gumente in's Feld geführt, welche einer ganz abftracten
und fpitzfindigen Logik entfpringen, fodafs bei Anwendung
desfelben Verfahrens überhaupt keine Erklärung,
(auch die des Verfaffers nicht), Gnade finden würde. Wie
wird z. B. die Auffaffung bekämpft, dafs in Joh. 10 das
Hingeben des Lebens als Löfegeld zu betrachten in, das
der Hirte dem P*einde vorlegt, um die Schafe loszukaufen

vollftändiger, fei es durch vollere Formulirung der
Ueberfchriften (p. 107 ff. gefonderte Behandlung der
,alexandrinifchen Väter') und fachentfprechende Um-
Heilungen (p. 10 cf. H. 301; p. 59fr. cf. H. 313; p. 97
cf. H. 338), fei es durch eingehendere Begründungen und
Frageftellungen (p. 51 f.; 25) oder fonftige Erweiterungen
(p. 12 ff. über die vorexilifche Zukunftshoffnung; p. 20ff.
talmudifche Belege nach Weber, vermehrt durch Prof.

(p. 120)? Einem Wolf bezahle man doch kein Löfegeld! I Caftelli; p. 63. 65. 75 Anm. I. 82 Anm. 1. 83 Anm. 1.

Gewifs nicht. Aber wenn nun diefer Wolf der Satan,
der Fürft des Todes wäre! Denn entweder ift der Wolf
bildlich zu fallen oder er ift es nicht. Ift er es nicht, fo gilt
dasfelbe für die Schafe, zumal vom Standpunkt diefer
logifchen Exegefe aus. Und es müfste Jefus, der Hirte,
fein Leben für eigentliche Schafe hingeben wollen!!
Dürfte man den Verf. über dies unwillkommene Refultat

Kürzungen finden fich gegenüber Haller 311 f. 334 ff).
Insbefondere zeigen die überall beigegebenen ergänzenden
Nachweife aus der neueren Literatur, vor allem der
deutfchen (auch der englifchen), auf's Neue die gute
Erudition des Verfaffers auf dem Gebiete der älteren
Patriftik und feine Neigung, die Kenntnifs derfelben in
feinem Heimathlande mit den beften Mitteln der Gegen-

etwa mit dem Hinweis tröffen, dafs noch fonftige Spuren ] wart zu fördern (vgl. Spalte 225 f. diefer Zeitung). Ich

im N. T. zu entdecken wären dafür, dafs die Erlöfung
fich auch auf die Thiere erftreckt? Immerhin würden
derartige Argumente, welche denjenigen, der fie gebraucht
, felbft ad absurdum führen, beffer unterbleiben
. Es wird dann ebenfo zuverfichtlich weiter-
argumentirt, dafs der Tod Jefu im N. T. nie unter den
Gefichtspunkt einer Zahlung an Satan geftellt werde.
Aber fo kann S. nur darum reden, weil er an den
Stellen, wo man diefe Vorftellung finden könnte (etwa
in den Synoptikern, im Hebräerbrief u. andern), den
zunächft liegenden Sinn mit ähnlichen Gründen wie oben
umgeht. Wer fich gewöhnt hat, das Wefen des Chriften-
thums in den helldunkeln Formeln der in mühfamen
Compromiffen mit dem modernen Denken fich entwickelnden
proteftantifchen Dogmatik fich zu vergegenwärtigen
, dem wird es nicht gleich gelingen, dem frifchen
Realismus der neuteftamentlichen Schriftfteller offen in's

möchte auf diefen Punkt bei der Belprechung diefer
Arbeit um fo gröfseres Gewicht legen, als Chiappelli
bereits des öfteren in neueren Jahrgängen der Antologia
Nuova fich um Mittheilung der neueften Forfchungen
bemüht und ■— verdient gemacht hat.

Betheln bei Gronau (Hannover). E. Plennecke.

1. Bernoulli, Lic. Carl Albr., Der Schriftstellerkatalog des

Hieronymus. Ein Beitrag zur Gefchichte der altchrift-
lichen Literatur. Freiburg i. B., J. C. B. Mohr, 1895.
(VIII, 342 S. gr. 8.) M. 6. 60

2. Sammlung ausgewählter kirchen- und dogmengeschichtlicher
Quellenschriften, als Grundlage für Seminarübungen
hrsg. unter Leitung von Prof. D. G. Krüger. u.Hft.

Freiburg i. B., J. C. B. Mohr, 1895. (gr. 8.) M. 2. So

Auge zu fchauen. Die Sprache und die Redewendungen, I _. , „ .. ■ ... ... ., ...

,°, r -,t , , r. . /-,,-, . /- a- j Hieronymus und Gennadius de vins mlustribus. Hrsg. von

welche unfer Verf. gebraucht, find leider dem Gegenitande /• w

, ° T, -r, ,.. a 1 Lic. Carl Albr. Bernoulli. (LVI, 08 S. m. 2 Taf.)

zu wenig homogen. Der Stil 11t geläufig, wenn auch

nicht immer präcis. Aber folche Nachläffigkeiten und
Satzverfchlingungen wie fie z. B. pag. 37 zu finden find,
follte fich ein moderner Schriftfteller überhaupt nicht
zu Schulden kommen laffen. Warum auch ift die
Sorge um formelle Brauchbarkeit und Ausftattung des
Werkes fo gering, dafs felbft in folchen Capiteln, die
über 100 Seiten umfaffen, keinerlei Abfatz, keinerlei
Unterabtheilung bemerklich gemacht werden?

Giefsen. Baldenfperger.

Chiappelli, Alessandro, La dottrina della resurrezione della
carne nei primi secoli della chiesa. Memoria letta all'
Accademia di Scienze morali e politiche della Societä
Reale di Napoli. Napoli, Tipografia della regia Uni-
versitä, 1894. (124 S. gr. 8.)

In der ,Zeitfchrift für Theologie und Kirche' 1892,
S. 273 fr. hatte W. Haller einen Auffatz über ,die Lehre
von der Auferftehung des Fleifches bis auf Tertullian'
veröffentlicht, der, einige übertriebene Zufpitzungen in
der Formulirung zufammenfaffender Urtheile abgerechnet,
einen befriedigenden Ueberblick über die Anfänge der
Bildung diefes Lehrftückes während der erften Jahrhunderte
bot. Die vorliegende Abhandlung des Profeffors
an der Univerfität in Neapel A. Chiappelli verräth eine
eingehende Benutzung von Haller's Auffatz, zu der fich
der Verfaffer auch bekennt (p. 3 Anm.). Diefelbe erftreckt
fich auf Gang und Anordnung der Darfteilung

und fteigert fich nicht feiten bis zu wörtlicher Ueber- | ruhen. Diefe kurzen Andeutungen find durch die nach

3. Wentzel, Georg, Die griechische Uebersetzung der viri in-
lustres des Hieronymus. [Texte u. Unterfuchungen zur
Gefchichte der altchriftl. Literatur, hrsg. von O. v.
Gebhardt u. A. Harnack, 13. Bd., 3. Hft.] Leipzig,
Hinrichs, 1895. (63 S. gr. 8.) M. 2. —

Die kritifche Befchäftigung mit der bekannten literar-
gefchichtlichen Arbeit des Hieronymus fleht feit einiger
Zeit auf der Tagesordnung. Sie war ungebührlich ver-
nachläffigt worden. Obwohl Mancher inftinetiv fühlen
mochte, dafs an dem Büchlein Vieles zu tadeln war,
fehlte doch eine Unterfuchung, die uns über feinen
Werth oder Unwerth gründlich belehrte. 1892 hat erft-
malig Overbeck in einem fehr lehrreichen Programm
über die Anfänge der Kirchengefchichte fich auch über
Hieronymus und fein Verhältnifs zu Eufebius kurz ge-
äufsert und dabei (S. 19) die Meinung ausgefprochen:
Hieronymus' de viris illustribus fei, foweit Eufebius
parallel gehe, nichts Anderes als eine am Faden der
KG. des Euf. fortlaufende Sammlung von Notizen aus
diefem Werk, in welche Nachträge oder Zufätze von
dreierlei Art eingefprengt feien: 1) Nachträge, die der
felbftändigen Gelehrfamkeit des H. entflammen; 2) Nachträge
, die der befondere religiöfe Gefchmack des H. und
feines Zeitalters veranlafst habe; 3) Zufätze, oft auch
nur blofse Modificationen der Angaben des Eufebius,
welche auf willkürlicher, namentlich dem Schein eigenen
Wiffens nachtrachtender Ergänzung und Ausdeutung der
Vorlage, auf Mifsverftändnifsen und Flüchtigkeiten be-

einftimmung. Doch verräth fie zugleich das Beftreben, j prüfende Forfchung in ihrem ganzen Umfang beftätigt
den Charakter eines blofsen Referats aus den einfchlä- j worden. Unabhängig von einander haben in den letzten