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Ausgabe:

1896

Spalte:

394-395

Autor/Hrsg.:

Schultz, Hermann

Titel/Untertitel:

Alttestamentliche Theologie 1896

Rezensent:

Siegfried, Carl

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Göttingen.

Preis

Erfcheint Leipzig- J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 18 Mark

alle 14 Tage. *

jcro. 15 18. Juli 1896. 21. Jahrgang.

Der Kodex N der Evangelien (Gregory).
Schultz, Altteflamentliche Theologie, 5. Aufl.
(Siegfried).

Seeberg, Der Tod Chrifti in feiner Bedeutung

für die Erlöfung (Baldenfperger).
C h i a p p e 1 1 i , La dottiina della resurrezione

"della carne nei primi secoli della chiesa

(Hennecke).

Bernoulli, Der Schriftflellerkatalog des Hiero- , Unterfuchungen, hrsg. von Gebhardt und Har-

nymus (Krüger)

Sammlung ausgewählter kirchen- und dogmen-
gefchichtlicher Quellenfchriften, 11. Heft:
Hieronymus und Gennadius de viris inlustribus,

nack XIII, 3] (Derf.).

Ritfehl, Albrecht Ritfchl's Leben, 2. Bd. (Weiz-
fäcker).

Eucken, Der Kampf um einen geiftigen Lebensinhalt
(~

S t e u d e 1

viri inlustres des Hieronymus [Texte und [ mann).

hrsg. von Bernoulli (Derf.). Inhalt (Tröltfch).

Wentzel, Die griechifche Ueberfetzung der 1 Steudel, Der religiöfe Jugendunterricht (Holtz

Der Kodex N der Evangelien. | ftümmelung des Codex fchon im dreizehnten oder vierzehnten
Jahrhundert ftattgefunden hat.

In den Prolegomenis zu dem N. T. Tiscliendorfiamau,
Bd. 3, S. 1307, ift demnach der Codex Gimel zu tilgen
oder auf Seite 382 unter N zurückzuverfetzen.

Es ift ein Glück, dafs diefe herrliche Handfchrift
endlich eine Ruheflätte in gelehrten Händen gefunden
hat. Herr von Nelidow hat mir mündlich verfichert,
dafs die Ausgabe dem Werth der Handfchrift ent-
fprechen wird.

Im Frühling 1886 erzählte mir in Rom der liebenswürdige
Archimandrit Demetriades von einer Purpur-
handfehrift der Evangelien Matthäus und Marcus, die
in der Nähe von Cäfarea in Kappadocien liege und die er
hoffe einmal für die Vatikanifche Bibliothek zu erlangen.
In feiner Wohnung fah ich ein Facfimile des Codex. Im
Juli 1S92 erhielt ich aus Konftantinopel von Herrn Pro-
feffor Long eine Photographie von einem Blatt aus einer
Purpurhandfchrift der Evangelien, das ihm vorgelegt
worden war durch einen jungen Griechen aus Kappadocien
. Der junge Mann fagte, dafs der Band, aus dem
das Blatt herrühre, im Benitz einer Dorfgemeinde in der
Nähe von Cäfarea war. Jenes Blatt enthielt den Text
von Lukas 18, 14—23. Die Einzelheiten des Blattes
(limmten in auffallender Weife mit denen der 45 Blätter,
die der gelehrten Welt bekannt find als der Codex N
der Evangelien, und die zerftreut auf Patmos, und in
Rom, Wien und London liegen. Von der Zeit an vernichte
Profeffor Long den Band käuflich zu erwerben,
wobei mancher eigenthümliche orientalifche Zug in den
Verhandlungen und im ganzen Verfahren gefpielt hat

Leipzig. Caspar Rene Gregory.

Schultz, D. Herrn., Alttestamentliche Theologie. Die Offenbarungsreligion
auf ihrer vorchriftlichen Entwickelungs-
ftufe. 5. völlig umgearb. Aufl. Göttingen, Vanden-
hoeck & Ruprecht, 1896. (VI, 650 S. gr. 8.) M. 10.40

Wir haben uns über die 4. Auflage des vorliegenden
Werkes im Jahrg. 1889 diefer Blätter Nr. 14 fo eingehend
ausgefprochen, dafs es jetzt genügen dürfte, fich auf die
wichtigften Aenderungen der neueften Auflage zu be-
fchränken. — Angenehm fällt den Augen des Lefers zu-
Auch hatte°ein englifcher Profeffor von der Handfchrift | nächft der hübfehe deutfehe Druck an Stelle des früheren
Wind bekommen und er (feilte ihr ebenfalls nach. Pro- lateinifchen auf, in dem diefelbe erfcheint. Ebenfo ver-
feffor Long meinte fchon einig zu fein mit den Befitzern
und liefs mir durch einen Reifenden mittheilen, dafs nur
die unficheren Zuftände im Lande die Ueberführung des
Codex in feinen Befitz noch verhinderten; dies war, irre
ich nicht, im Jahre 1894. In diefem Frühling hat die

dient es Dank, dafs durch manche Kürzungen und Streichungen
die früheren 823 Seiten jetzt auf 650 zufammen-
gefchwunden find. In der Dispofition des Ganzen find
uns nur unerhebliche Aenderungen aufgefallen. Fall
durchweg find diefelben Theil- und Capitelüberfchriften
ion dafs der i r/eblieben nur ift öfter die Faffung derfelben in fehr

^&^^S^l^^r^^ Forfchungen I angaben ift der Verjaffer auch jetzt weder ,

hat, den Codex angekauft hat. Profeffor Long hat den neuen
Codex durch die Güte des Herrn Profeffor Ufpensky
vom ruffifchen archäologifchen Inftitut in Konftantinopel
unterfuchen dürfen und gefunden, dafs er wirklich der
Codex ift, den man bis jetzt mit dem Buchftaben N bezeichnet
hat. Nicht nur fehlen in der Handfchrift die
45 Blätter von N, fondern die Blätter fchliefsen fich gelegentlich
an einander an. Zum Beifpiel befindet fich
Mk. 6, 53 theilweife in diefer Handfchrift und theilweife
in einem der Patmos-Blätter. Ebenfo fteht das Wort
t/.rrooti (iiitt (ov Matt. 20, 29 theils hier und theils in einem
der Vatikanifchen Blätter. Urfprünglich enthielt der
Codex ohne Zweifel etwa 40x3 Blätter. Der eben aufgefundene
Band weift 184 Blätter auf. Wenn wir die
altbekannten 45. dazu nehmen, fo haben^wir 225( Blätter | trifft,To jft,das^

und forgfältig gewefen. Doch könnte in Streichung des
Veralteten etwas weiter gegangen werden und wäre eine
beffere chronologifche Ordnung der literarifchen Erfchci-
nungen zu wünfehen. Auch vermifst man manches werthvolle
Neue. Die Literatur über die Sclaven bei den
Hebräern hört z. B. mit dem Jahre 1859 auf. S. 58 fehlt
unter den biblifchen Theologien des Alten Teftaments
Schlottmann, ebenfo die 2. Auflage von Kayfer (fälfch-
lich Kaifer gefchrieben) von Marti (1894). S. 60. 554
vermifst man A. Jeremias, Höllenfahrt der Klar (1887),
auch Schwally, Leben nach dem Tode (1892). Sonfl
auch: Hackmann, Zukunftserwartung des Jefaja (1893),
Giefebrecht, Jefajakritik (1890), Stade, Deuterozacharja
(1881) u. a. m. Was die fachlichen Umarbeitungen bc-

Allem. Wahrfcheinlich wird Mancher fagen: Die

auf das fachentfprechendere ,an vielen Stellen' reducirt.

übrigen Blätter find vielleicht in der Nähe von Cäfarea Im erden Haupttheil hat fich der Verfaffer im AlLe
zu finden. Das wäre fehr fchön. Doch deuten handfchrift- ! meinen mit Sorgfalt bemüht, den inzwifchen fortge-
liche Notizen in den Blättern darauf hin, dafs die Ver- J fchrittenen hiftorifchen Forfchungen zu folgen. Es

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