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Ausgabe:

1896 Nr. 1

Spalte:

318-322

Autor/Hrsg.:

Titius, Arthur

Titel/Untertitel:

Die neutestamentliche Lehre von der Seligkeit und ihre Bedeutung für die Gegenwart. 1. Abth 1896

Rezensent:

Baldensperger, Wilhelm

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317

Theologifche Literaturzeitung. 1896. Nr. 12.

chifch zufammengeftellt, die in unterem Syrer nicht vertreten
find, in einem zweiten englifch, was er über jenen
hinaus hat. Ueber zweifelhafte Punkte der Ueberfetzung
und, was noch wichtiger, der Lefung geben die Anmerkungen
S. 139—141 Auffchlufs. Eine Zufammenftel-
lung der Gründe für die auch jetzt noch im Text gebliebenen
Lücken, fowie der ,Non-Corrigenda bildet
den Schlufs der Arbeit, durch welche Mrs. Lewis zu den
Verdienften um den von ihr entdeckten Codex das
letzte, nicht das kleinfte hinzufügte. Aus dem Gebiet
der wiffenfchaftlichen Theologie kennt Ref. kein anderes
Beifpiel, das diefem an die Seite zu fetzen wäre. Einer
buchhändlerifchen Anzeige entnehme ich, dafs von den
oben erwähnten zwei Theilen der Text für fich allein um
8 sh 6 d, die Ueberfetzung um 6 sh 6 d abgegeben wird.

Ulm. E. Neftle.

Holzhey, Dr. Carl, Der neuentdeckte Codex syrus Sinaiticus,

unterfucht. Mit einem vollftändigen Verzeichnis der
Varianten des Cod. Sinaiticus und Cod. Curetonianus.
München, Lentner, 1896. (III, 59 u. 89 S. gr. 8.) M. 5.—

Die gröfsere Hälfte diefer nützlichen Veröffentlichung
bildet eine Collation des Cureton'fchen und des Lewis-
Syrers, S. 1—89 von rechts nach links paginirt, in zwei
Spalten mit unnöthiger Raumverfchwendung gedruckt.
Da der Unterzeichnete für einen grofsen Theil des Textes
diefelbe Arbeit fchon vor 2 Jahren ausgeführt hat, konnte
er leicht controlliren und fand, dafs fie im Allgemeinen
pünktlich, aber doch fo ziemlich zu jedem der nachgeprüften
Capitel eine Ergänzung oder Berichtigung
nöthig ift, wenn nicht mehrere. Gleich auf der erflen
Seite fehlt M 1, 17; Sc br:!"!, Ss pbn; dann 2,11 Sc HJO,
Ss 'C"; 3, 13 lind die Varianten nicht richtig angegeben:
Ss läfst p-n^b aus und ergänzt pTTTD hinter inYHDlsDI;
4, 18 hat Ss WIED 2D5i ftatt T>; 5, 19 YD ftatt l»b, ähnlich
8, 18 StUDD ftatt '3b. Als zweite Variante in 11, 19 wird
angegeben Sc 1, Ss —; d. h. der Syrer vom Sinai laffe 1
weg. Hier mufs man erft fuchen, welches 1 im Texte
gemeint ift, und dann findet man, dafs die Zeugen ver-
wechfelt find: Sc hat »iniD, Ss '«1; 12, 37 heifst es nur,
Ss laffe 1 Mb "D1p weg. Wer nur Sc vor fich hätte, müfste
darnach auf die Vermuthung kommen — Sicherheit hätte
er ohnedies keine — Ss lefe

-b p-ßMt «ciei sied ya so:« p-pn

In Wirklichkeit hat Ss

kciei sied ya süss nb p-na« pT>n
Aus 7 vgl. z. B. 11, 53. 12, 11. 22. 29. 34. 49 (zwei
Fehler). 50.

Collationen zu machen und zu drucken ift fchwerer
als man glaubt; bei der vorliegenden ift auch dies ganz
unbequem, dafs das einemal Sc, das anderemal Ss zum
Standard gemacht ift. Man nehme M 13, 46

Ss

Sc

s-n





1

SD.

D1D



snsi

Wer nur Sc befitzt, kann zur Noth fchliefsen, wo Ss
das sin mehr und welches 1 Ss weniger hat; der Be-
fitzer von Sc umgekehrt kann erfchliefsen, dafs mit dem
überfchiefsenden 1 von Sc eines vor pT gemeint fei, und
dafs er fein SPS! vor n32T1 haben werde, aber Sicherheit
hat er bei diefer Weife der Notirung nicht. Es ift unumgänglich
nöthig, ftets denfelben Text zum Ausgangspunkt
zu nehmen. Die von Cureton fchon hinter p. XCV
berichtigten Druckfehler aus M 6, 1. 13, 30. 13, 15 als
Varianten aufzuführen, war ebenfo überflüffig, wie die
Aufführung der orthographifchen Varianten b3 und blD,
blOD und b"JD, S2S 1DS und S31DS etc. Solche Dinge
gehören in den Commentar, dort (teilt man fie nach
fachlichen Rubriken zufammen, belegt fie, wenn man will,

mit fämmtlichen Stellen, oder auch fämmtlichen Ausnahmen
, und befreit dadurch den Apparat von unnöthigem
Ballaft. Aehnlich hätte ich es auch mit dem Schwanken
zwifchen pD (= 0 xvqinc) und gemacht. Jetzt lefen

wir S. 24: Ss fetzt in M 8mal und in 1 20mal pD, während
Sc yittM hat, umgekehrt fetzt Ss in % gmz yiC,
während Sc pD hat. So dürfen wir auf 89 Seiten diefe
37 Varianten zufammenfuchen, die da eben fo viele Zeilen
und 7mal fo viel Typen in Anfpruch nehmen, während
eine einzige Zufammenftellung genügt und uns beifpiels-
weife gleich belehrt hätte, dafs fich das Schwanken in
M auf 8, 3—20 und II, 1 f. befchränkt.

Die Unterfuchung befpricht der Reihe nach die Art
der Verwandtfchaft zwifchen Ss und Sc, orthographifche,
grammatikalifche, lexikalifche, fachliche Verfchieden-
heiten von Ss und Sc, wobei übrigens die Claffen nicht
ftreng eingehalten find, weiter Ss und Sc in ihrem Ver-
hältnifs zur Pefchittho, zu den Weftcott-Hort'fchen
Gruppen des griechifchen Textes, zu Tatian, § 10 einige
befondere Merkmale des Textes von Ss. §11 fafst die
Schlufsergebnifse bequem dahin zufammen:

2) Ss und Sc find zwei Recenfionen ein und desfelben
Textes, nicht zwei unabhängige Ueberfetzungen.

5) Die genetifche Reihenfolge der Texte ift Ss-Sc-P.

6) Ss ift weniger von Varianten des ,western'- und
Codex D-Textes durchfetzt, als Sc.

7) Ss und Sc zeigen deutliche Spuren alexandrinifcher
Lesarten.

8) Tatian's Diateffaron ift abhängig von Ss; ob auch
fpäter als Sc bleibt fraglich.

10) Die Genealogie von Ss M 1, 1—17 flammt wahr-
fcheinlich aus einem Ebioniten-Evangelium.

Ref. glaubt, dafs diefe Ergebnifse bei einer gründlichen
Nachprüfung, die er für den Zweck diefer Anzeige
freilich nicht anftellen konnte, fich nicht werden halten
laffen. Gleich bei der erften Anzeige des Lewis-Syrers
in diefer Zeitung (1894. 25 Sp. 627) hat er hervorgehoben,
dafs die Abweichungen bei zufammenfaffenden Verfen
wie M 4, 24. 14,36. 15,30 befonders auffallend find, fodafs
man zwei von einander völlig unabhängige Ueberfetzungen
vor fich zu haben meine, dafs aber an anderen Stellen
beide Texte völlig gleich feien; weiter, dafs es bei den
Umftellungen in der Leidensgefchichte nahe liege, an
den Einflufs einer Harmonie zu denken. Zumal nach
den neueften Ausführungen Zahn's (Th.L.Bl. 1895,2) fcheint
fich alles aufs befte bei der Annahme zu vereinigen,
dafs Ss und Sc zwei unabhängig von einander, nach
verfchiedenen griechifchen Texten vorgenommene Ergänzungen
und Bearbeitungen von Tatian's Diateffaron
find. Endlich fcheint die Annahme Hilgenfeld's (f. auch
Lagrange an der S. 27 citirten Stelle), dafs die Pefchittho
eine weitere Arbeit für fich bilde, die von den vorausgehenden
beinahe unabhängig fei, nicht fo unwahrfchein-
llch als man bisher glaubte. Dafs von den Berichtigungen
und Ergänzungen, welche Mrs. Lewis inzwifchen veröffentlichte
, noch kein Gebrauch gemacht werden konnte,
ift fehr zu bedauern.

Ulm. E. Neftle.

Titius, Privatdoc. Lic. Arth., Die neutestamentliche Lehre
von der Seligkeit und ihre Bedeutung für die Gegenwart.

1. Thl. Jefu Lehre vom Reiche Gottes. Freiburg i/B.,
J. C B. Mohr, 1895. (XII, 199 S. gr. 8.) M. 3. 60

Jefu Lehre vom Reiche Gottes ift in den letzten Jahren
fo reichlich von dem Wohlwollen ftrebfamer Theologen
bedacht worden, dafs wir jede neue Veröffentlichung
darüber nur bei Vorhandenfein grofser materieller oder
formeller Vorzüge mit aufrichtiger Freude begrüfsen
können. Wer fich frifch an die Sache heranwagt, ver-
fucht es natürlich, derfelben einen neuen Anftrich zu
verleihen. Vorliegendes Werk will die Lehre Jefu vom