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Ausgabe:

1896

Spalte:

238-240

Autor/Hrsg.:

Mehlhorn, Paul

Titel/Untertitel:

Aus den Quellen der Kirchengeschichte. I. Heft: Bis Konstantin 1896

Rezensent:

Preuschen, Erwin

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Theologifche Literaturzeitimg. 1896. Nr. 9. 238

der Handlung hat man fich an Jefu Worte zu halten teffaron (Theol. Lit.-Bl. 1896. 1 u. 2). In einer andern

und die weifen auf das Bundesopfer hin. Weil jedoch
diefer Bund den Menfchen die Erlöfung gebracht hat,
fo können auch Paffah- und Abendmahl als Bild und
Gegenbild neben einander geftellt werden, üafs letzteres
nicht als die Hauptfache aufgefafst ift, ergiebt fich fchon
daraus, dafs man nie an eine jährliche Abendmahlsfeier
gedacht hat und fich in Jerufalem auch nicht der weiteren
Feier des Paffah entzogen haben kann' (S. 6). — Am
Schlufs feiner Unterfuchung über Sinn und Bedeutung
des Abendmahls gelangt Sch. zu folgendem Urtheil:
,Sind dabei auch nicht ganz viele neue Ergebnifse herausgekommen
, fo hat fich doch alte Wahrheit aufs Neue
beftätigt. Das ift meines Erachtens in Bezug auf diefe
Frage gegenwärtig wichtiger, als vielleicht noch eine neue
Auffaffung ausfindig zu machen' (S. 99). Es kann uns
deshalb nicht Wunder nehmen, dafs die Abhandlung
Schultzen's in den Lagern des confeffionellen Lutherthums
mit grofsem Jubel begrüfst und bereits eifrig zum
Kampfe wider gegnerifche Löfungsverfuche verwendet
worden ift; das Lob, das man einer Schrift gefpendet
hat, die ,uns im Wefentlichen auf den Boden zurück-
verfetzt, von dem aus die Bildung der lutherifchen
Abendmahlslehre erfolgt ift', wird vielleicht manchem
Lefer von vornherein ein gewiffes Mifstrauen einflöfsen,
und die dogmatifchen Combinationen des Verf.'s find
wenig geeignet, diefes Mifstrauen zu zerftreuen. Es wäre
aber zu bedauern, und müfste als ungerecht beklagt
werden, wollte man darüber die Vorzüge diefer Arbeit
verkennen, die mit Scharffinn und Gelehrfamkeit einen
Gegenftand in Angriff nimmt, den fie fich beftrebt, mit
den Mitteln der Gefchichte zu verftehen und zur Dar-
ftcllung zu bringen. Jede dogmatifche Theorie, die
von den gefchichtlichen Thatfachen abfieht oder mit
ihnen in Disharmonie ffeht, fchwebt in der Luft und hat
keine Berechtigung. Darum kann man es als einen
Fortfehritt auf dem Wege zu ficheren wiffenfehaftlichen
Frgebnifsen bezeichnen, dafs jetzt vor Allem die ge-
fchichtliche Frage nach der Bedeutung des Thuns und

Anzeige des Harris'fchen Buchs (The Guardian vom
18. Dec. 95) hat Prof. Robinfon gezeigt, dafs nun eine
neue Ueberfetzung und Bearbeitung desganzen armenifchen
Textes unter fteter Berückfichtigung des bisher Erarbeiteten
nöthig ift, zugleich auch, wie verwickelt dies literarifche
Problem fei. Wie feltfame Dinge zu Tage kommen,
zeigt Robinfon's Befprechung der von Harris nicht ganz
richtig überfetzten Stelle S. 34. Darnach las fchon
Ephrem Luc. 2, 35 was man jetzt im Lewis-Syrer lieft
und was man ohne diefe Beftätigung durch Ephrem für
einen Schreibfehler angefehen hätte rTJi-üyn (nicht rTnayn)
.durch deine Seele wirft du ein Schwert gehen laffen',
ftatt ,,wird ein Schwert gehen". Wie diefe Lefung ent-
ftand, ift noch unaufgeklärt. An einer andern Stelle, an
der Zahn mit Harris nicht übereinftimmt, glaube ich
Harris beiftimmen zu müffen. Der Commentator Jefudad
(im 9. Jahrh.), dem H. manche wichtige Stelle entnommen
hat, fagt: .Andere erklären Beth-phage (i»E rV>2) fei
"Haus der dummen Feigen". Und fie bringen Zeugnifs
bei vom Diateffaron und vom griechifchen Exemplar in der
Gefchichte vom Zacchäuslein, der klein war an leiblicher
und geiftiger Natur: Er flieg auf SOB, um Jefus zu fehen,
was im Syrifchen „dumme Feige" ift (snrPBB KHtl)'.
Diefe wörtliche Ueberfetzung von oizo//o(-w-)o£« findet
fich in allen unfern fyrifchen Texten (Lewis," Cureton,
Pefchito, Philoxenus) mit Ausnahme des Paläftiners, der
KEpUD hat. Dafs Tatian hier XJE gehabt, bezeugt auch
die etwas anders lautende Gloffe bei Bar Bahlul (im
Thes. Syr. 3029), nach welcher im .Evangelium der Ge-
mifchten' X5B ltand, während ,im maronitifchen Syrer'
es ,dumme Feige' geheifsen habe. (Welche von den genannten
fyrifchen Ueberfetzungen unter diefem ,maro-
nitifchen Syrer' gemeint ift, läfst fich leider auch aus
einer andern Stelle, wo von einer Lesart der Söhne
Marons die Rede ift (Bar Bahlul i-. v. srn 755, Thes.
Syr. 1296 = Lc. 15, 8) nicht ganz feftltellen, jedenfalls
nicht Cureton. Worin ich nun Harris gegen Zahn recht
gebe, ift feine Annahme, dafs Ephrem in feinem Text

Redens Jefu bei jenem letzten Mahle zur Discuffion fleht jag oder fakh mufs vorgefunden haben, wenn er vom
und zu löfen unternommen wird' (S. I—2). Man darf ; ,tauben' Feigenbaum und ,tauben' Zacchäus redet. — Die

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hoffen, dafs auf diefem Boden die Möglichkeit einer

allmählichen Annäherung und einer fchliefslichen Ver-

ftändigung nicht ausgefchloffen ift.

Strafsburg i E P. Lobftein. 12. und Barhebräus aus dem 13 Jahrhundert. Im Anhang

otraisDurg 1. c. giebt er noch em)ge Bruchftucke aus einem Commentar

Schriftfteller, aus denen Harris feine Ephrem-Fragmente
gebammelt hat, find aufser dem genannten Jefudad fein
Zeitgenoffe Mofes Bar Repha, dann Barfalibi aus dem

Harris, J. Rendel, M. A., D. Litt., Fragments of the
commentary of Ephrem Syrus upon the Diatessaron. London
, C. J. Clay & Sons, 1895. (VII, 101 S. gr. 8.)

Geb. 5 s.

Die Gewohnheit der abendländifchen und morgen-
ländifchen Kirchenfchriftfteller, ihre Vorgänger mehr oder

über das,Evangelium von Mar Abba, dem Schüler Ephrems'.
Schon Harris weift darauf hin, dafs auch diefer das Diateffaron
zu Grunde gelegt haben werde, Zahn beftätigt
es. Endlich macht H. darauf aufmerkfam, dafs einzelne
der hier zu findenden Erklärungen, namentlich Allegorien
fich auch bei abendländifchen Erklärern finden, z. B. bei
Gregor u. Beda. Er vermuthet eine alte gemeinfame
Quelle. Zahn wundert fich, dafs ihm der Name Theo-
philus nicht eingefallen fei. Die Theophilus-Frage fei

weniger ffillfchweigend oder mit Namensnennung auszu- | pnuus nient eingefallen lei. Die Iheophilus-Frage fei
nütze'n.hatfürunsdasGute.dafswireinverlorengegangenes j noch lange nicht erledigt. Ref mufs fich begnügen,

- o--, ---------- c

nützen,hat für uns das Gute, dafs wir ein verloren gegangenes
Werk des Alterthums mit kleinerer oder gröfserer Mühe
und Sicherheit aus fpäteren Arbeiten wieder herftellen
können. Mit grofsem Fleifs und erfreulichften Ergeb-
nifsen hat dies der unermüdliche J. R. Harris für Ephrem's
wichtigen Diateffaron-Commentar gethan. Die Nachricht,
dafs derfelbe ganz in fyrifcher Urfchrift gefunden worden
fei (Lagarde in Gott. Gel. Nachr. 1891. 4. 153) hat fich ja
bis jetzt leider nicht beitätigt; aber daran kann kein Zweifel
fein, dafs es Harris gelungen ift, uns wichtige Sätze und
Ausdrücke diefes Commentars und, was noch wichtiger,
des in ihm erklärten Textes in der Urfprache wieder zugänglich
zu machen. Während Zahn bei feinen For-
fchungen anfangs faft ausfchliefslich auf Möfingers
lateinifche Ueberfetzung des ins Armenifche überfetzten

• • ^ f:- . :., .,..1

hiermit auf das Buch von Harris und deffen wichtige
Befprechungen durch Robinfon und Zahn hingewiefen
zu haben. — Die von Gouffen unlängft aus einer Berliner
Hdf. mitgetheilten Fragmente hatte H. alle zufammen-
getragen, mit Ausnahme des letzten über den Apoftel-
katalog, das feine Hdf. nicht bot; aus Gouffen konnte
er es am Schlufs noch aufnehmen.

Ulm. E. Neltle.

Mehlhorn, Paff. D. Paul, Aus den Quellen der Kirchengeschichte
. 1. Hft: Bis Konftantin. Berlin, G. Reimer
1894. (XIV, 116 S. gr. 8.) M. 1. 60'

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Ephrem angewiefen war, flehen wir jetzt für einzelne Ueber den Zweck für den vorliegendes Buch bestücke
auf ficherem Grund und Boden. Man vgl. den , ftimmt ift erklart fich der Verfaffer am Ende der Vorrede.
Auffatz von Zahn, .Neue Quellenforfchungen zum Dia- I Danach foll die Sammlung helfen, ,den Reli gionsunter-