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Ausgabe: | 1896 Nr. 8 |
Spalte: | 219-220 |
Autor/Hrsg.: | Häring, Theodor |
Titel/Untertitel: | Unsere persönliche Stellung zum geistlichen Beruf 1896 |
Rezensent: | Achelis, Ernst Christian |
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219 Theologifche Literaturzeitung. 1896. Nr. 8.
in verbreiteten Büchern verwandten Inhalts vergeblich
fucht.
Die Ueberfetzung ift wohl gelungen; nur einzelne
Ausdrücke, z. B. ,zeitiger' (Adj.) ftatt ,früher' fchauen
uns fremdartig an. Andere Fehlgriffe; z. B. S. 38; ,geift-
liche Väter, die lebendige Kinder zur Welt bringen',
S. 59: gieb, ,dafs ich einem der grofsen Bildhauer gleiche
. ... er formt fein Bild nach dem Mufter, das du ihm
auf dem Berge gezeigt haft', S. 117: meine Gemeinde
vgl. S. 97: die Apoflel reden nie von ihren Gemeinden
(und wir follen es auch nicht thun), find wohl des Verfaffers
Eigenthum.
Marburg. E. Chr. Achelis.
Maring, Prof. D. Th., Unsere persönliche Stellung zum geistlichen
Beruf. Den theologifchen Commilitonen. 2. unveränderte
Aufl. Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht
1894 (VI, 116 S. 8.) M. 1. 60; geb. M. 2. 40.
Dasjahr 1892 hatte vonberufenenVerfaffern eine Reihe
ähnlicher Schriften erfcheinen lafsen, als Th. Häring —
das Vorwort zur erften Auflage ift vom October 1893
datirt — feine Sonnabendsvorlefungen unter genanntem
Titel herausgab. Fr. H. R. v. Frank hatte fein ebenfo
gehaltreiches wie fchwerfälliges und abfprechendes Vade-
mecum für angehende Theologen (367 S.J, M. Kähler feine
Briefe an einen Anfänger: Wie ftudiert man Theologie im
erften Semefter (44 S.), Chr. E. Luthardt feine Briefe an
einen angehenden Theologen: Zur Einführung in das
akademifche Leben und Studium des Theologen (177 S.)
veröffentlicht. Man follte vermuthen, Th. Häring's Buch
im Jahre hernach hätte nur gefättigte, daher die neue Gabe
ignorirende Commilitonen angetroffen; fchon die fehr
bald nöthig gewordene zweite unveränderte Auflage beweift
das Gegentheil, und wenn alle angehenden Theologen das
Buch in die Hand bekämen und Jahr für Jahr eine neue
Auflage nöthig würde — aber fie müfste unverändert fein —,
fo würde das dem grofsen Werth der Gabe des Herrn
Verfaffers nur entfprechen. Worin liegt der Werth? Es
ift den theologifchen Commilitonen gewidmet, und mit
dem Namen der Commilitonen — ,dafs das Evangelium des
Friedens uns zu heiligem Kriegsdienft ruft, als wahrhaft
Freiwillige fürs ganze Leben. So verbindet jener akademifche
Ehrenname Jugend und Mannesalter im Gefühl
gemeinfamer Pflicht und gemeinfamen Sieges' — macht
der Herr Verf. Ernft. Er docirt nicht vom Katheder
herab, er fetzt fleh mit ihnen zur ,Zwiefprache' um den
Tifch. Er verfteht die Anfchauungen, Wirrnifse, Kämpfe,
Verfuchungen, Unflcherheiten, Zweifeleien des jungen
Theologenherzens, fein Streben, feine Ideale und feine
Hemmnifse; das Alles ift ihm Selbfterlebtes; es ift ihm
Gegenwärtiges durch feine nahe Fühlung mit der aka-
demifchen Jugend, es ift ihm Ueberwundenes durch die
abgeklärte gewiffe Stellung des Chriften und des die
Gebiete der theologifchen Wiffenfchaft überfchauenden
und dem Dienft an dem Reiche Chrifti ergebenen Theologen
. Mit fleherer Hand führt er in die Probleme ein,
die ,unfere perfönliche Stellung zum geifllichen Beruf
erfchweren und verwirren, und führt mit fleherer Hand
den Weg zu ihrer Ueberwindung. Der Weg ift der eine,
die Perfon Jefus Chriftus, weil er die Wahrheit und das
Leben ift; ift die richtige perfönliche Stellung zu ihm
gefunden, fo ift auch die richtige perfönliche Stellung
zum geifllichen Beruf gefunden. Das Intereffe der Kraft
und das Intereffe der Wahrheit haben hier ihre höchfte
Einheit; die Pflicht des,Alles ift euer' hat hier ihre Concen-
tration und ihre Befchränkung. Es ift die Gabe des Herrn
Verfaffers, völlig ungefucht und ungezwungen zu den
höchften Heiligthümern die Schritte zu lenken und fie als
die Löfung aller Räthfel und aller Nöthe zu erweifen; die
Gabe ift nur da möglich, wo lebendige perfönliche Ge-
meinfehaft mit diefen Heiligthümern Wort und Gedanken
leitet.
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Die grofse Belefenheit des Herrn Verfaffers kommt
feinen Ausführungen zu ftatten. Eine Fülle von Citaten
aus fehr verfchiedenartigen Gebieten der Literatur fleht
ihm zu Gebote, und nicht feiten vertritt ein gutes Citat
alle weitere Ausführung. Mit den Citaten weifs er feine
Stimme zu wandeln; man hört die warnende väterliche
Stimme, die mit tiefem Ernft die Aufgaben des Berufes,
mit faft weicher Wehmuth den Betrug der Luft und Sünde
fchildert; man hört den Genoffen der Jugend, der mit
feinem Humor und harmlofem Sarkasmus fie ihre Feinde
der Phrafe und des hohlen Pathos kennen und meiden lehrt.
Alle Ausführungen aber laufen hinaus auf das Eine, das
ihrer aller Vorausfetzung ift: ,Diefes Befte ift nur in Einem
wirklich, ganz Perfon. Wir werden Perfonen, wenn wir
uns von Ihm ergreifen laffen. Dann vermögen wir auf
andere perfönlich zu wirken. Aber auch dann ift immer
Er der Wirkende. Unfere rechte perfönliche Stellung
zum geifllichen Beruf ift im letzten Grund die Stellung zu
Ihm. „Nur Perfönliches kann Perfönliches heilen'."
Nicht der Umfang, nur der Werth des Buches rechtfertigt
die ausführliche Anzeige. Wir wüfsten in der
That kein in den geifllichen Beruf einführendes Buch, das
wir lieber in der Hand jedes Theologie Studirenden
fehen möchten, als Häring's Schrift: ,Unfere perfönliche
Stellung zum geiftlichen Beruf.
Marburg. E. Chr. Achelis.
Haureau, M. B., Notice sur le Nutnero 16089 des manuscrits
latinS de la Bibliotheque Nationale. Tire des Notices
et Extraits des Manuscrits de la Bibliotheque Nationale
et autres Bibliotheques. Tome XXXV, ire Partie.
Paris, Klincksieck, 1895. (31 p. 4.)
Die im Titel genannte Handfchrift ift ein grofser
Sammelband, deffen einzelne Stücke zum gröfsten Theil
in keiner Beziehung zu einander flehen. Sie flammen aus
dem 13. und 14. Jahrhundert. Neben Bekanntem findet
fleh darunter auch manches bisher Unbekannte oder
wenig Beachtete. Ueberwiegend find es fcholaftifche
Tractate. Da eine Einzelaufzählung hier zu weit führen
würde, fei die gelehrte Publication namentlich der Beachtung
derjenigen empfohlen, welche fich fpeciell für
Gefchichte der Scholaftik intereffiren.
Göttingen. E. Schür er.
Bibliographie
von Cand. theol. Paul Pape, Zehlendorf bei Berlin.
iDeutfdic Literatur.
Alker, E., die vortrojanifche ägyptifche Chronologie im Einklang m. der
biblifchen. NebfV 4 Beilagen: 1. Typhon- u. Nuter-Set. 2. Religiöfe
Thätigkeit Jofef's in Aegypten. 3. Bericht Manetho's üb. die Unreinen.
4. Chronologie der Richterzeit. Quellengemäfse u. bis in's Detail
vollftänd. Abhandlgn. Leobfchütz, Schnurpfeil, 1896. (VII, 272 S.
m. Tab. gr. 8.) 8. —
Skizzen u. Bilder aus Paläftina kurz vor u. nach unferer Zeitrechnung u.
aus der Gefchichte des Chriftentums von Frauenhand. Emden, Haynel,
1896. (VI, 443 S. gr. 8.) Geb. 6. —
Häring, Th., Aixaioovvr] ütov bei Paulus. Tübingen, Heckenhauer,
1896. (72 S. 4.) , I. 80
Chrysostomus, S., Super psalmo quinquagesimo Uber primus. Nachbildung
der I. Koelner Ausgabe des Ulrich Zell vom J. MCCCCLXI.
Hrsg. v. der Stadtbibliothek in Koeln. Köln, Du Mont-Schauberg,
1896. (XIV S. u. 20 S. in Aubeldr. gr. 8.) 4. —
Corpus scriptorum ecclesiasticorum latinorum, editum consilio et impensis
academiae litterarum caesareae Vindobonensis. Vol. XXXIII. Wien,
Tempsky, 1896. (gr. 8.) 10. 80
Sancti Aureli Augustini (opera Sect. I, pars 1) confessitmum libri XIII.
Recensuit et commentario critico instruxit P. Knöll. (XXXVI, 396 S.)
Kraus, F. X., Gefchichte der chriftlichen Kunft. I. Bd. 2. Abth. Freiburg
i/B., Herder, 1896. (Lex.-8.) 8. —
Die helleniftifch-römifche Kunft der alten Chriften. Die byzantin. Kunft. Anfänge
der Kunft bei den Völkern des Nordens. 2. Abth. Mit 231 Abbildgn.
(XIX u. S. 321—621.)