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Ausgabe:

1895 Nr. 6

Spalte:

153-154

Autor/Hrsg.:

Kuiper, Abrah. Konr.

Titel/Untertitel:

Zacharja IX - XIV 1895

Rezensent:

Siegfried, Carl

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153

Theologifche Literaturzeitung. 1895. Nr. 6.

154

Ex. Threni, Dan., Mc, Ro. und der Abfchnitt über den
Kanon der 45 und 27 biblifchen Bücher abgedruckt werden.
Das Yerhältnifs der verfchiedenen Hdff. und Recenfionen
zu einander und zu den ähnlichen fyrifchen und latei-
nifchen Stücken läfst fich noch nicht definitiv aufklären.
Am bellen wäre eine Ausgabe mit zunächft drei Columnen.
Ein Anhang giebt die Apokalypfe des Propheten Daniel
nach vier Hdff., zwei venetianifchen und zwei franzö-
fifchen, deren Collationen Kl. durch S. Berger's gütige
Vermittlung ,Herrn Meyer in Paris verdankt', nebft
einigen kleineren dazu gehörigen Stücken. Ein Wort-
regifler zu denfelben, ein Sach- und Namenregifler und
Verzeichnifs der befprochenen Hdff. fehlt nicht. Die
Arbeit ift nützlich, aber der junge Arbeiter mufs der
Verpflichtung eingedenk fein, zumal in der günfhgen
Lage, in der er fich befindet, dafs es feine Aufgabe ift,
feinen Lefern es bequem zu machen, nicht fich felber.
Im Vorwort, das unter anderem auch denen dankt, die
ihm Beihülfe geleiftet, entfchuldigt er fich gewiffermafsen,
dafs er beim Citiren von Autoritäten nicht ftets Ort,
Jahreszahl und Seite angegeben habe. Aber ein Citat
wie .Atlienaeuin 1892' ift fchlechterdings unberechtigt;
oder zu fagen: die Mauriner haben zweimal eine Synopfe
herausgegeben und dann Chryfoftomus 315 D zu citiren.
Unter den Zufätzen und wichtigen Berichtigungen ift
eine zu 8o, 14 verzeichnet, diefelbe wäre fchon 15, 12
anzubringen. S. 18 Z. 6 v. u. lies 49 ftatt 94.

Ulm. E. Neftle.

Kuiper, Abrah. Korn.. Zacharja IX—XIV, eene exegetischkritische
Studie. Proefschrift. Utrecht, Kemink &
Zoon, 1894. (172 S. gr. 8.)

Die vorliegende Arbeit ift eine der Univerfität von
Amfterdam vorgelegte und von ihr angenommene theologifche
Doctordiffertation, welche mit viel Fleifs und
Sorgfalt gearbeitet ift. Der Verf. zerlegt den Stoff in
2 Haupttheile: einen exegetifchen und einen kritifchen.
Die exegetifche Ueberficht über die 6 letzten Capitel
des Sacharja berückfichtigt in grofser Vollftändigkeit
die verfchiedenen neueren Arbeiten auf diefem Gebiet
und ift infofern willkommen, nur hätte fie wohl etwas
kürzer gehalten werden können. Namentlich von Elementarem
, wie dafs s'lS'a von fcMÖS mit Ellipfe von 31p
herkomme und ein /wichtiges Orakel' bezeichne und
dgl., konnte Manches gefpart werden. — Der Exegefe
folgt eine Ueberfetzung des vom Verf. recenfirten Textes
(S. 59—68). — Der 2. kritifche Theil giebt eine fehr
vollftändige und kritifch gehaltene Ueberficht der bisher
aufgeftellten Hypothefen über Sac. IX—XIV. Es
werden nacheinander abgehandelt; 1) die Hypothefe
vom vorexilifchen Urfprung diefer Capitel. 2) die Hypothefe
von der Einheit des ganzen Sacharjabuches. 3)
die Hypothefe Stade's. 4) die von Kuenen. 5) die von
Rubinkam (Bafel 1892), worauf zuletzt der Verf. feine
eigene Anficht entwickelt. Diefe geht dahin, dafs c.
9- 10 gefchrieben feien nach der Schlacht bei Iffus
und vor der Eroberung Aegyptens durch Alexander.
Der Prophet erhoffe, dafs Israel die Frucht der Siegeszüge
des macedonifchen Königs pflücken werde. Wie
Cyrus durch Zerftörung des babylonifchen Reichs der
judäifchen Gola zur Rückkehr verhalf, fo werde Alexander
durch die Zerftörung des perfifchen die Ephraiter zurückbringen
. Dann aber werde (9, 13) durch die ver-
einigten Ephraiter und Judäer Alexander's Macht niedergeworfen
und das meffianifche Reich hergeftellt werden.
In c. II dagegen werden wir aus diefen phantaftifchen
Hoffnungen in die Wirklichkeit verfetzt, die fehr unangenehm
von jenen abfticht. Die alten Oberhäupter des
Volks find von Jahve befeitigt, aber die von ihm
danach gefetzten Obrigkeiten hat das Volk verworfen.
Darum wird noch eine neue Läuterung des Volks nöthig.
Die Capitel 11 —14 find demnach zu einer fpäteren Zeit !

gefchrieben als 9 und 10; Diefe von idealen Hoffnungen
erfüllt, jene von den Ereignifsen der traurigen
Wirklichkeit beeinflufst. — Auch unfer Verf. kommt aber
nicht über eine allgemeine Möglichkeit feiner Annahmen
hinaus.

Jena. C. Siegfried.

Kosters, Dr. W. IL, Het herstel van Israel in het perzische
tijdvak, Eene Studie. Leiden, Brill, 1893. (VII,
152 S. gr. 8.) M. 2.50

Die Bildung Neuisraels nach dem Exil kann, wie
der Verf. mit Recht hervorhebt, nicht mehr lediglich
auf Grund der Berichte von Efra — Nehemia vorge-
ftellt werden. Diefe Blätter enthalten neben den Ereignifsen
gleichzeitigen Berichten viel fpäte Stücke,
neben einfach hiftorifchen Nachrichten viel tendentiöfe
Erzählungen. Dazu kommen die Umarbeitungen des
Redactors. Namentlich ift die Reihenfolge der Ereig-
nifse vielfach durcheinander gewirrt. Befonders find es
3 Thatfachen, die an fich zwar feftftehen, aber deren
Reihenfolge genauer zu beftimmen ift. Diefe 3 Thatfachen
find: 1) die Rückkehr aus dem Exil. 2) der
Tempelbau. 3) der Mauerbau. —

Der Verf. geht davon aus, dafs Hg. 2, 18 deutlich
gegen das Efra 3, 8—13 angenommene Datum der
Grundfteinlegung des Tempels im 2. Jahr der Rückkehr
unter Cyrus zeuge, denn dort werde der 24. des 9.
Monats des Darius vorausgefetzt (vgl. S. 11 f gegen
Hoonacker). Ebenfo fei unwahrfcheinlich, was Efra
3, 1—7 vorausgefetzt werde, dafs der Opferdienft während
des ganzen Exils geruht habe denn es feien doch Priefter
zurückgeblieben, wie aus 2 K. 17, 24 ff. hervorgehe.
Dann könne aber auch der Tempel nicht von zurückgekehrten
Exulanten gebaut fein, wie Efra 3 vorausfetze,
fondern, wie das einftimmige Zeugnifs von Sach. und
Hg. lehre, von dem rYnitl», d. h. von den beim Exil in Jeru-
falem Zurückgebliebenen. Beide Quellen wüfsten überhaupt
nichts von einer Rückkehr von Exulanten. —
Dazu komme eine weitere Verwirrung in dem Bericht
von Efra 5, 1—6, 18. Man könne hier unterfcheiden eine
Quelle A 5, 1—5. 6—10. 6, 6—15, die den Beginn des
Tempelbaus ins 2. Jahr des Darius fetze, und eine Quelle
B 5, 11 —17. 6, 1. 3—5, die den Tempelbau unter Cyrus
durch Serubbabel anfangen laffe. Wieder anders ent-
fcheidet eine dritte Quelle, als die der Verf. den Chro-
niften bezeichnet, 3, 8—4, 24. Diefe läfst im 2. Jahr
des Cyrus den Bau beginnen und dann bis zum 2. Jahr
des Darius fiftiren. Hier fei Schefchbazar der Leiter,
den dann der Redactor mit Serubbabel identificire (S.
33). Die Lifte von Efra 2. Neh. 7, 6—23 a fei in Wirklichkeit
keine Exulantenlifte, fondern ein Verzeichnifs der
damaligen jüdifchen Gemeinde, wie denn auch bei Hg.
und Sac. Serubbabel und Jofua nicht als Exulanten und
erfterer nicht als Davidide erfcheine. Ebenfo werde der
Mauerbau nicht von der Gola, fondern auf Nehemia's
Antrieb von den im Lande Zurückgebliebenen unternommen
, wie denn auch das Gebet Neh. 1, 5—11 a noch
das Exil vorausfetze. Der Mauerbau habe eben den
Zweck, die Exulanten zur Rückkehr nach Jerufalem zu
locken. Efra 4, 6—23 fei durchaus unglaubwürdig (S.
64—74). — Der Tempel, die befeftigte Stadt find da.
Aber es fehlt noch an Einwohnern.' Jetzt erft ift der
Zeitpunkt für eine Rückwanderung der Gola gekommen,
für deren Leitung Neh. den Efra zu gewinnen weifs.
Man geht an die Ordnung des Cultus und an die
Reinigung der Gemeinde. Erft allmählich gelingt es der
ftrenger gefinnten Gola, einen gefetzestreuen Qahal zu
bilden und den reineren Cult durchzufetzen, wozu viel
das Gefetzbuch des Efra mitwirkt. — Auf S. 147—152
fucht dann der Verf. die fpätere Umbildung der wirklichen
Gefchichte in der chroniftifchen Ueberlieferung
erklärlich zu machen (S. 147—152). — Wenn man's fo