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Ausgabe:

1895 Nr. 5

Spalte:

140

Autor/Hrsg.:

Schmidt, Arth.

Titel/Untertitel:

Kirchenrechtliche Quellen des Grossherzogtums Hessen. Eine Quellensammlung zur Stellung von Staat und Kirche und zum kirchlichen Verfassungsrecht 1895

Rezensent:

Köhler, Karl

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139

Theologifche Literaturzeitung. 1895. Nr. 5.

140

in den Ausfprüchen Jefu Matth. 5, 32. 19, 9 gemachten
Einfchränkungen ttuqsxtos Xoyov noQvuag, [ti] eni uogvsia
neben dem ausnahmslofen Verbot der Ehefcheidung an
den Parallelflellen bei Marcus und Lucas veranlafst
werden. Der Verf. widerfpricht (S. 193) der von Manchen

Schmidt, Prof. Dr. Arth., Kirchenrechtliche Quellen des
Grossherzogthums Hessen. Eine Quellenfammlung zur
Stellung von Staat und Kirche und zum kirchlichen
Verfaffungsrecht. Ergänzungsheft. Giefsen, Ricker,

behaupteten ,Unechtheit' der Exceptionen an den beiden 1 1895. (VII, 72 S. gr. 8.) M. 1. 70

Matthäusftellen, in diefer Form gewifs mit Recht. Aber
die Frage ift, ob in der eingefchränkten Faffung bei
Matthäus die Ausfprüche Jefu in ihrer urfprünglichen,
authentifchen Geftalt wiedergegeben find. Nimmt man
es an, fo bleibt nur übrig, den Ehebruch (ftreng genommen
nur den von Seiten des Weibes) als Scheidungsgrund
gelten zu laffen, und zwar im Sinne einer wirk-

Ueber das Werk, zu welchem das vorliegende Ergänzungsheft
hinzutritt, fei auf die Anzeige in Nr. 6 der
Th. Litztg. von 1891 verwiefen. Eine Ergänzung ift durch
die feit dem Erfcheinen des Buches (1890) in der heffifchen
Landeskirche neu hervorgetretenen, zum Theil wichtigen
Kirchengefetze zum Bedürfnifs geworden. Aufserdem
erhält das Buch noch eine Anzahl von Nachträgen älteren

liehen Scheidung, d. h. der Auflöfung des Ehebandes. Datums aus der noch in Geltung flehenden Gefetzgebung.
Als Antwort auf die Frage der Pharifäer Matth. 19, 3, { Seine Brauchbarkeit wird dadurch in erwünfehter Weife
welche auf eine wirkliche Trennung der Ehe zielte,
konnte das Wort Jefu gar keinen anderen Sinn haben
als diefen. Was der Verf. S. 156 f. verfucht, um für die
bei Matthäus zugelaffene Scheidung den Sinn einer
blofsen separatio a thoro et mensa bei Fortbeftand des
Ehebandes zu retten, trifft gar nicht zum Ziele. Noch
weniger läfst fich dies von den ,Vernunftbeweifcn' für
die Unauflösbarkeit der Ehe S. 171 f. fagen. Es ift übrigens
fehr wahrfcheinlich, dafs Jefus bei feinen Ausfprüchen
über die Ehefcheidung mit derfelben kühnen Idealität
wie bei den anderen Geboten echter Gerechtigkeit,
welche er in der Bergpredigt mit iytu de Xtyw vuiv den
Geboten des alten Gefetzes gegenüber ftellt, ohne Einschränkung
geredet hat: ich fage euch, dafs ihr gar nicht
fchwören, dafs ihr dem Unrecht keinen Widerftand
leiften, dafs ihr euch nicht fcheiden follt. Der Zufatz
7caQH/.T0s Xoyov jiooveiag trat erft hinzu, als der Gemeinde
zum Bewufstfein kam, dafs die von dem Herrn mit syw
Si Xtyio V/.ÜV proclamirten hohen fittlichen Principien
nicht in gefetzlich buchftäblicher Weife geltend gemacht
werden können, fo lang die .Herzenshärtigkeit' auch in
der Jüngergemeinde noch nicht völlig gefchwunden ift.
Nicht anders hat der Apoftel Paulus 1 Cor. 7, 15 das
Verbot der Ehefcheidung, welches ihm als von dem
Herrn felbft herrührend bekannt war (v. 10), behandelt.
Das ov dedovXojTui a. a. O. bedeutet ohne Zweifel die
Freiheit anderweitiger Verehelichung für den von dem
unchriftlichen Gatten verlaffenen chriltlichen Ehetheil. Die
Frage der desertio malitiosa als Scheidungsgrund wird
von dem Verf. fad unberührt gelaffen.

Darmftadt. K. Köhler.

Evangelische Kirchenverfassung in den älteren Provinzen der
Monarchie. Gefetze und Instruktionen etc. mit einem
die neueren Kirchengefetze enthaltenden Anhange.
Mit Anmerkungen und ausführlichem Sachregister.
Nach amtlichen Quellen. 2. Aufl. Berlin, v. Decker,
1894. (XIV, 324 S. 12.) Kart. M. 3. —

Ein brauchbares Hülfsmittel für die pfarramtliche
Praxis. Den Inhalt des Buches bildet im Haupttheil die
preufsifche Kirchenvorflands- und Synodalordnung von
1873 und die Generalfynodalordnung von 1876 nebft den
zugehörigen Staatsgefetzen und Verordnungen und der
Revidirten Instruction vom 25. Jan. 1882. Als Anhang
folgt die Verwaltungsordnung für das Kirchenvermögen
von 1886 und eine Reihe von Kirchen- und Staatsgefetzen
betreffend hauptfächlich die materiellen Verhältnifse
des Pfarramts (Pfarrwahlrecht, Dienstalter, Ruhegehalt,
Wittwen- und Waifenverforgung), dann die Disciplinar-
verhältnifse der Kirchenbeamten, Trauungsordnung, Verletzung
kirchlicher Pflichten in Bezug auf Taufe u. f. w.,
endlich die Stolgebühren. Das Erfcheinen einer zweiten
Auflage Spricht für die Brauchbarkeit des Buches. Ein
etwas weniger augenverderblicher Druck würde diefelbe
noch erhöhen.

Darmftadt. K. Köhler.

erhöht.

Darmftadt. K. Köhler.

Bibliographie

von Cand. theol. Paul Pape.

Zehlendorf bei Berlin.

iDcutfcflc ttitcratur.

Hefte zur ,Chriftlichen Welt'. Nr. 14 u. 15. Leipz., Grunow, 1894. (gr. 8.)

ä —. 40

14. Weichen Segen bringt die Befchäftigung m. der modernen Theologie
unterem praktifchen Berufsleben. Von S. Eck. (25 S.) — 15. Die Ergebnifse
der neueren altteflamentlichen Forfchungen u. ihre Bedeutung f. die Kirche.
Von F. Doerne. (47 S.)

Preiswerk, E., Die hl. Schrift v. Gottes Geift durchweht. Ein brüderl.

Wort. Bafel, Reich, 1895. (16 S. 8.) —. 20

Römpler, Zur Bibelerklärung. Hermeneutifch-exeget. Hilfsbüchlein.

Plauen, Kell, 1895. (VII, 94 S. gr. 8.) 1. —

Hankel, P., Das Chriflentum im Banne des jüdifchen Glaubens. Eine
Beleuchtg. des alten Tedamentes vom Standpunkte des wahren Chri-
ftentums. Heidelb., Hörning, 1895. (57 S. gr. 8.) —. 80

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[Wien, Rippe.] (XII, XVI. 139 S. gr. 8.) 2. 50

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u. das Verfländnis des Textes erleichternden Anmerkungen. In 4. u.
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gr. 8.) I. 80

Neteler, B., Die Zeitdellung des israelitifchen Auszugs in der ägypti-
fchen Gefchichte, aus ägyptifchen Quellen bewiefen. Münder, Theiffmg,

1895. f'6 S- Sr- 80 —• 50

Zimmer, K., Präparation zu den kleinen Propheten m. den nötigen die
Überfetzung u. das Verdändnis des Textes erleichternden Anmerkungen.
I. Die Propheten Hofea, Joel, Arnos, Obadja, Jona. Halle, Anton,
1895. (IV, 90 S. gr. 8.) 1. 60

Schriften des Institutum Judaicum in Leipzig. Nr. 43. Leipz., Verlag
d. Akadem. Buchh., 1895. (gr. 8.) Für den Jahrg. v. 4 Hftn. 2. —;

Einzelpr. —. 40

Aus J. Lichtenfteins hebräifchem Kommentar zum Neuen Teltament.
Von e. feiner Schüler. (32 S.)

Wiefen, G., Die Stellung Jefu zum irdifchen Gut m. befond. Rücklicht
auf das Gleichnis vom ungerechten Haushalter. Gütersl., Bertelsmann
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Halmel, A., Geber römifches Recht im Galaterbrief. Eine Unterfuchg.
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Hamburger, J., Jefus v. Nazaret. Gefchichtliche, objektive Darftellg.
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Herder, 1895. (VII, 116 S. gr. 8.) I. 60

Bafedow, A., Die Inclufen in Deutfchland, vornehmlich in der Gegend
des Niederrheins um die Wende des 12. u. 13. Jahrh. Unter Beritck-
ficht. des Dialagus mirandorum des Caefarius v. Heiderbach dar-
gedellt. Heidelb., Hörning, 1894. (52 S. gr. 8.) —. 80

Beiträge zur Gefchichte der Philofophie des Mittelalters. Texte u. Unter-
fuchungen. Hrsg. v. C. Baeumker. I. Bd. 4. Hft. Münder, Afchen-
dorff, 1895. (gr. 8.) IO. 75

Avencebrolis (Ilm Gebirol) fons vitae ex arabico in latinum iranslatus
ab Johannae Hispano et Dominico Gundissalino. Ex codieibus Purisinis,
Amptoniano, Columbino primum ed. C. Baeumker. Fase. 3. (XIX u. S. 211—558.)

Schauenburg, L., Hundert Jahre oldenburgifcher Kirchengefchichte von
Hamelmann bis auf Cadovius (1573—1667). Ein Beitrag zur Kirchen-
u. Culturgefchichte des 17. Jahrh. (In 3 Bdn.) I. Bd. Oldenburg,
G. Stalling's Verl., 1894. (XL 487 S. gr. 8.) 9. —

Kirn, O., Schleiermacher u. die Romantik. Bafel, Reich, 1895. (4° S.
gr. 8.) —. 80