Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1895 Nr. 5

Spalte:

135-136

Autor/Hrsg.:

Gilardoni, Camille

Titel/Untertitel:

L‘abbaye de Haute-Fontaine et le Jansénisme dans le Perthois. Nouvelle Edition 1895

Rezensent:

Reusch, Franz Heinrich

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

135

Theologifche Literaturzeitung. 1895. Nr. 5.

136

gehende Notiz Theol. Quartalfchr. 1894 S. 538 A. 1, und
zu S. 53 subB. Kirchenflavifch-ruffifche etc. Bearbeitungen
die Zufanmienftellung von Bonwetfch bei Harnack, Geich,
der altchriftlichen Litteratur I S. 892 sub Ariftides), wie
es an Genauigkeit in der Angabe des fehr umfaffenden
Materiales nirgends zu fehlen fcheint. Zwei intereffante
Abfchnitte über ,die Parabeln des B. und J.' und über
,B. und J. als Heilige der chriftlichen Kirche' find als
Anhang beigefügt.

Ich erwähne noch, dafs der von Boiffonade S. I abgedruckte
Titel des griechifchen Romans (hnogia bis oäfia),
dem Zotenberg'fchen Nachweife entfprechend (S. 5 ff. 62 f.)
der urfprüngliche fein wird, dafs dagegen die Einfügung
eines xai ovyygaqieiaa hinter /.iSTevex&etoct (Z.p. 63. Kuhn
45) weder dem Zeugnifse der alterten und beften HflV
entfpricht, noch für den Sinn der Stelle nothwendig ift.

Leipzig. Edgar Hennecke.

Gilardoni, Camille, L'abbaye de Haute-Fontaine et le

Jansenisme dans le Perthois. Nouvelle Edition. Vitry-

le-Francois, V. Tavernier et fils, 1894. (4 Bl. u.

241 S. 8.) Fr. 2.50

Die Cifterzienfer-Abtei Haute-Fontaine in der Diöcefe
Chälons in der Champagne hatte für die Gefchichte des
Janfenismus eine gewiffe Bedeutung, fo lange der Welt-
geittliche Guillaume Le Roi, geb. 1610 zu Caen, die
Abtei alsCommende befafs (1653—84). Er war mit hervorragenden
Janfeniften befreundet, verfafste einige Schriften
im Intereffe der Partei und liefs eine Anzahl von Schriften,
die angeblich zu Amfterdam oder Utrecht erfchienen
find, in einer geheimen Druckerei in den Kellern der
Abtei drucken (S. 54). Von feinen eigenen Schriften,
die meift nicht bedeutend und anonym erfchienen find,
fpricht der Verf. nur nebenbei und verweift auf das
Verzeichnifs derfelben in dem Dictionnaire von Morery
(S. 192). Die bedeutenden find Lettre sur la constance
et le courage qu'on doit avoir pour la verite, 1667, die
im Dictionnaire des livres jansenistes als seditieux libelle
bezeichnet wird, und die Priere pour demander a Dieu
la gräce d'ane v'eritable et parfaite conversion, 1652, die
vielfach als von Arnauld verfafst angefehen, 1654 in
den Index gefetzt, dann aber noch zwanzig Mal gedruckt
wurde. Sie fpielte eine Rolle in dem Selig-
fprechungsprocefs des fpanifchen Bifchofs Palafox, der
eine Bearbeitung derfelben mit einem Hirtenbriefe veröffentlicht
hatte und darum von den Jefuiten als Jan-
fenift angegriffen wurde (Index II. 472. 496; unfer Verf.
weifs davon nichts).

Das Intereffantefte in unferem Buche find die Mittheilungen
über Männer, mit denen Le Roi in Beziehung
ftand, über feinen Vorgänger Ludwig Stuart
Seigneur d'Aubigny, einen Freund Saint-Evremond's,
der als Jans'eniste libre-penseur bezeichnet wird (S. 11),
über den Abbe de Rance, den Stifter der Trappiften
(S. 94), über Matthieu Feydeau, den Verfaffer des Cate-
chisme de la gräce (S. 39. 112), über Pierre Nicole (S.
121), über S. J. de Pontchateau, einen Grofsneffen des
Cardinais Richelieu, einen ftrengen Asceten (S. 156),
über den Bifchof Vialart von Chälons (S. 202), über
den Schwindler Luzanci (S. 86) u. A. Das Material zu
diefen Charakterbildern ift freilich meift aus gedruckten
Büchern entnommen, nur Weniges und nicht Bedeutendes
aus ungedruckten Quellen. (S. 40. 67. 79 u. f. w.)

Die Bemerkungen des Verf. über den Janfenismus
im Allgemeinen find nicht bedeutend, zum Teil
oberflächlich; doch hebt er den Zufammenhang des-
felben mit den Moralftreitigkeiten und mit den anti-
curialiftifchen Beftrebungen in Frankreich und den Ein-
flufs der Jefuiten auf die Curie gut hervor (S. 124. 209.
215. 228).

Wenn der Jefuit Becanus S. 212 Becon heifst, fo

wird das ein Druckfehler fein. Als folcher kann es
aber nicht entfchuldigt werden, dafs S. 117 Richard
Simon als Proteftant und S. 119 der altkatholifche Bifchof
Reinkens als janfeniftifcher Bifchof zu Utrecht bezeichnet
wird.

Bonn. Reufch.

Simon, Pfr. Dr. Thdr., Leib und Seele bei Fechner und

Lotze als Vertretern zweier mafsgebenden Weltan-
fchauungen. Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht,
1894. (118 S. gr. 8.) M. 2. 40

Die vorliegende Arbeit macht dem Verfaffer alle
Ehre, der als Schlofspfarrer in Cottbus foviel geiftige
Kraft und Frifche fich frei zu halten gewufst hat, um
einen fo fchwierigen Gegenftand von einfchneidender
principieller Bedeutung an der Hand zweier Führer felb-
ftändig durchzudenken. Ein näheres Eingehen auf das
Buch aber mufs fich Ref. verfagen, weil er den Auf-
faffungen des Verf. zuzuftimmen nicht in der Lage ift und
in weit verzweigte principielle Erörterungen nicht eintreten
kann. Lotze fcheint dem Verf. für die, welche
Lichtftrahlen der Philofophie fuchen, anregend und fruchtbar
; Fechner's fynechologifche Anficht dagegen, es fei
im Grunde nur Ein Wefen da, was auf verfchiedenen
Standpunkten verfchieden erfcheint, findet feinen Beifall.
Ein folcher pfychologifcher Monismus liegt nun allerdings
in der Tendenz unferes Zeitalters. Auch leugne
ich nicht des Verf. Behauptung: ,wer dagegen mit rein
philofophifchem Intereffe lernend an Lotze herantritt,
wird leicht der Skepfis verfallen, oder falls ihn die
Energie nicht verläfst, über ihn hinausgetrieben werden'.
Aber weder fcheint mir die Tendenz des Zeitalters
durchaus im Rechte, noch auch die Erwartung, bei einem
modernen Philofophen eine wirklich abgefchlo f fene
Leiftung zu finden. Wenn der Verf. Begriffe wie den
der präftabilirten Harmonie wie curfirende Münze gebraucht
, fo überfieht er, dafs die Motive diefes von
Leibniz noch nicht völlig zur Klarheit gebrachten Begriffes
nur und allein aus den tief einfehneidenden Dis-
cuffionen des 17. Jahrhunderts erfafst werden können.
Das Verfländnifs ift nur durch Nachfchaffen möglich
und es wird dann zugleich Wei terarbeit, wie fie Lotze
wenigftens angeftrebt hat. Dasfelbe und mehr noch gilt
von dem Begriff der Monade, deffen Motive zuerft bei
Plato fich fcharf entfalten. Ueber letzte Principien-FYagen
wird man fich überhaupt nur feiten durch die Vergleichung
zweier fertiger Philofophen einer gegebenen Zeit ent-
fcheiden können, fondein diefe Entfcheidung erfordert das
Mit- und Nachleben der Gefammtdiscuffion der Gefchichte.
In diefer aber erweift fich die früh aufgetretene Fech-
ner'fche Anficht als verfchwommen und haltlos. Das
nimmt, wie gefagt, der Bethätigung des Verf. nicht ihren
perfönlichen Werth. Und ebenfowenig kann man er-
meffen, für eine wie grofse Zahl von Lefern feine knappe,
kundige Darftellung als erfte Anregung fegensreich wirken
wird. Ich flehe nicht an, in diefem Sinne fie zu empfehlen.

Kiel. Guftav Glogau.

Messerschmied, Schuldir. Jons., Katechetische Unterredungen
über den 2. Artikel. Leipzig, Teubner, 1893.
(VIII, in S. gr. 8.) M. 1.20

Es giebt in den beiden reformatorifchen Katechismen
einzelne Fragen und Anworten, die wahrhaft mufter-
gültig find. So im Heidelberger Fr. 1: ,Was ift Dein
einiger Troft im Leben und im Sterben?' Fr. 21: ,Was
ift wahrer Glaube?' Fr. 27: ,Was verftehft Du durch
die Vorfehung Gottes?' Fr. 60: ,Wie bift Du gerecht
vor Gott?' In dem kleinen Katechismus Luther's nehmen
eine folche hervorragende Stellung die Fragen über die