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Ausgabe:

1895

Spalte:

121-123

Autor/Hrsg.:

Smith, George Adam

Titel/Untertitel:

The historical geography of the Holy Land especially in relation to the history of Israel and of the early Church 1895

Rezensent:

Schürer, Emil

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Kiel.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinnchs'fche Buchhandlung. jährlich 18 Mark.

N°- 5. 2. März 1895. 20. Jahrgang.

Smith, The historical geography of the Holy

Land (Schürer).
Kurzgefafster Kommentar zu den hl. Schriften

Alten und Neuen Teftaments hrsg. von Strack

und Z ö c k 1 e r, Altes Teftament I. Abtlg. 3. Lfg.

von Strack (Siegfried).
Giefeb'recht, Das Buch Jeremia (Siegfried).
Lohr, Die Klagelieder des Jeremia (Derf.).
Feilchenfeld, Das Hohelied (Siegfried).
Kraetzfchmar, Jefaia. unpunktierte Ausgabe

(Dalman).

Koenigsberger, Aus Maforah und Talmud- Mefferfchmidt, Katechetifche Unterredungen
kritik I. Hft. (Dalman). über den 2. Artikel (Fay).

Clemen, Die Chronologie der paulinifchenBriefe

(von Soden).
Clemen, Die Einheitlichkeit der paulinifchen

Briefe (Derf.).
Kuhn, Barlaam und Joafaph (Hennecke).
Gilardoni, L'abbaye de Haute-Fontaine et le

Jansenisme dans le Perthois (Reufch).
Simon, Leib und Seele bei Fechner und Lotze

(Glogau).

Cigoi, Die Unauflösbarkeit der chriftlichen Ehe
und die Ehefcheidung nach Schrift und Tradition
(Koehler).
Evangelifche Kirchenverfaffung in den älteren
Provinzen der Monarchie, Gefetze und Inftruk-
tionen etc., nach amtlichen Quellen, 2. Aufl.
(Koehler).

Schmidt, Arth., Kirchenrechtliche Quellen des
Grofsherzogthums Heften (Koehler).

Smith, George Adam, D.D.Prof., The historical geography
of the Holy Land especially in relation to the history
of Israel and of the early Church. With six Maps.
London, Hodder and Stoughton, 1894. (XXV, 692
S. gr. 8.)

George Adam Smith, Prof. am Free Church College
in Glasgow, ift den Lefern der Literaturzeitung bekannt
als Verf. eines für weitere Kreife beftimmten Werkes
über Jefaia (77/,? book of Isaiah, 2 voll. 1888—1890, s.
Theol. Litztg. 1889, 299. 1892, 125). Das günftige Ur-
theil, welches Budde über jenes Werk gefällt hat, darf
auch auf das vorliegende übertragen werden.

Der Verf. nennt fein Werk eine hiftorifche Geographie
. Man würde aber fehr irren, wenn man hier
eine vollftändige Sammlung des hiftorifchen Materiales
auch nur für die Zeit des Alten und Neuen Teftamentes
erwarten würde. Nur in knappfter Auswahl werden bei
den einzelnen Städten und Ortfchaften die wichtigften
Quellenftellen und die Hauptdata ihrer Gefchichte genannt
. Eine erfchöpfende Material-Sammlung lag offenbar
ganz aufserhalb des Planes des Verfaffers. Seine
Abficht ift vielmehr die, zu zeigen, wie die Gefchichte
des Landes bedingt ift durch feine phyfifche Be-
fchaffenheit. Es ift alfo der Gedanke Karl Kitter's,
der die Behandlung und Darftellung beherrfcht. Sehr
umfangreiche Abfchnitte befchäftigen fich nicht mit der
Gefchichte, fondern mit der Natur des Landes. Die
Bodengeftaltung, Gebirge und Ebenen, Flufsläufe und
natürliche Strafsenzüge werden eingehend befchrieben;
desgleichen die klimatifchen Verhältnifse, Fruchtbarkeit
und Bodenproducte. Auf Grund diefer Befchreibung
wird dann gezeigt, wie durch die Natur des Landes vielfach
der Gang feiner Gefchichte bedingt ift: welche
Landfchaften dem Verkehre offen ftanden, welche anderen
umgekehrt eine Abfchliefsung der Bevölkerung mit fich
brachten. Befonderes Augenmerk wendet der Verf. den
militärifchen Operationen zu. Man könnte zuweilen
meinen, dafs hier ein Offizier fchreibt, der das Land vor
allem unter ftrategifchen Gefichtspunkten betrachtet. In
diefem Zufammenhang erfährt namentlich die Gefchichte
Israels in der altteftamentlichen Zeit in ihren Hauptwendepunkten
eine treffende Beleuchtung. Oft werden
umfangreiche Stellen aus dem A. T. mitgetheilt, um fie
durch Aufzeigung ihres geographifchen Hintergrundes zu
erläutern. Dabei hat der Verf. eine befondere Gabe an-
fchaulicher Darftellung. Er läfst die Gefchichte wirklich
vor dem Auge des Lefers dramatifch fich abfpielen.
Dafs er mit folcher Anfchaulichkeit die Landfchaft und

ihre Gefchichte fchildern kann, beruht auf der lebendigen
Anfchauung, die er felbft von dem Lande durch eine
zweimalige Reife nach Paläftina gewonnen hat. Man
merkt überall, dafs die Landfchaften, die er fchildert.
ihm felbft vor Augen flehen. So ift das Buch ein äufserft
werthvolles Hülfsmittel zum Verftändnifs der Gefchichte,
namentlich des Alten Teftamentes.

In dem fo gefchilderten Rahmen wird aber doch
auch den Einzelheiten forgfältige Beachtung gefchenkt.
Alle wichtigeren Orte werden erwähnt, und bei jedem
die bedeutfamften Momente aus feiner Gefchichte hervorgehoben
. Nur darf man nicht eine vollftändige Statiftik
erwarten etwa in der Weife, wie fie das Raumer'fche
Lehrbuch gegeben hat. In dem, was der Verf. giebt,
erweift er fich aber als ein gründlich orientirter Fachmann
, der auch die Einzelfragen mit felbftändigem Ur-
theil beherrfcht.

Ein paar Einzelheiten mögen noch erwähnt werden.
S. 129 wird der Name der Stadt Apollonia von dem
I Makk. 10, 69 fr. erwähnten Apollonius abgeleitet. Das
fcheint mir fehr unwahrfcheinlich. — S. 186 f. wird
Apgefch. 8, 26 avtrj saiiv Igminq nicht auf die Strafse
nach Gaza, fondern auf die Stadt Gaza bezogen. — S.
355—356; die geographifche Grundlage des Buches Judith.—
S.365—375: Erörterung überSychar. Verf. bemerkt S.371
mit Recht, dafs das heutige'Askar trotz des anlautenden
5 mit Sychar identifch fein kann, denn profthetifches s
kann fich in 3> verhärtet haben, wie in Askalon hebr. tt
zu arab. y geworden ift. — S. 443 läfst der Verf. die
Wahl, ob die erfte Sylbe von rewqoag gleich oder
gleich p ift. Ich halte letzteres für ficher, fchon wegen
der griechifchen Form, die anders lauten müfste, wenn
die erfte Sylbe gleich «i» wäre; aber auch im Rabbinifchen
ift "I0i3» (nicht "1031») die am beften bezeugte Lefart, fo
namentlich an der einzigen Mifchna-Stelle, an welcher
der Name vorkommt, Maaseroth III, 7 (wo ed. pnneeps,
die Münchener Talmudhandfchrift, die Cambridger
Mifchnahandfchrift und cod. de Rossi 138 IDij» haben,
letzterer punktirt igijj gannesar). Dem entfprechend
haben auch die Alten erklärt {Onomast. ed. Laganle p.6i;
hortns prineiputn, p. 175: xfbrot ägiövriov). — S. 448 ftimmt
Smith mir bei, dafs in t'ißegiädi Joseph. Vita 16, Bell.
Jud. II, 21, 6 ,im Gebiet von Tiberias' heifst (nicht:
innerhalb der Stadtmauern). — S. 452—454: über die
Lage von Tarichea (wahrfcheinlich = Kerak am Süd-
Ende des Sees Genezareth). — S. 456: Kapernaum
nicht = Teil Hum. — S. 540—547: die Landfchaften
des Tetrarchen Philippus (S. 544—547: Ituräa; Verf. wagt
keine fichere Entfcheidung darüber, was unter Ituräa bei

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