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Ausgabe:

1895

Spalte:

68-70

Autor/Hrsg.:

Green, William Henry

Titel/Untertitel:

Die Feste der Hebräer in ihrer Beziehung auf die modernen kritischen Hypothesen über den Pentateuch 1895

Rezensent:

Siegfried, Carl

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Theologifche Literaturzeitung. 1895. Nr. 3. 68

rühren, hat Budde von Zeitfchriftenartikeln nur die neueren
aufgenommen, nämlich nur die feit dem J. 1885 er-
fchienenen, da die Refultate der früheren, fovveit fie von
Wichtigkeit find, in der neuen Auflage von Kuenen's
Historisch-kritisch Onderzock naar hei ontstaan cn de
verzameling van de boekcn des Oudcn Verbands (I, 1, 1885,
deutfche Üeberfetzung 1887 ff.) zur Verarbeitung ge-

Daraufhin werden nun vom Verf. in einem erflen
Abfchnitte die Kosmogonien der Bibel, der Babylonier,
Aegypter, Inder, Tibetaner, der nordifch-germanifchen
Völker und der Amerikaner durchgenommen, und als
Refultat diefer Unterfuchung fpringt heraus, dafs es fich
hier durchaus nicht um Weltfchöpfung, fondern nur um
Neufchöpfung, um Neugeftaltung der durch eine grofse

kommen find. Eine Ausnahme machen nur die zwei Fluth verwüfleten Erde handelte. Befonders in Gen. 1

Beiträge zur Hexateuchkritik, über Di na und Sichern
Gen. 34, und über Manna und Wachteln Exod. 16 (S. 255
— 294, aus der Theologisch Tijdschrift 1880), welche
Budde aufgenommen hat, um ,wenigftens eine Probe der
claffifchen Textanalyfen' zu geben (Vorw. S. IX). Die
übrigen find: Hexateuchkritik und ifraelitifch e
Religionsgefchichte (S. 295—329, aus Theo/. Tijdschrift
1885), Verisimilia- (S. 330— 369, aus Theo/.
Tijdsclir. 1886, eine Befprechung des gleichnamigen

haben wir nicht einen Welt-Anfang, fondern vielmehr das
Ende der Sintfluth und den Bericht über das, was nach
ihr gefchah. Das Capitel fei blos aus Mifsverftand fo
verftellt worden. —

Die Sintfluth fei die eigentliche Urbegebenheit, von
der die alten Ueberlieferungen handeln. Folgen demnach
die Berichte über die Sintfluth in der Bibel, bei
Jofephus, bei den Indogermanen, Iraniern, Hellenen, Germanen
, Ruffen, Chinefen und Aegyptern, worauf der Verf.

Buches von Pierfon und Naber, zugleich der einzige Bei- j die Sintfluth als eine plötzliche, kurze heftige Kataftrophe

trag zur neuteftamentlichen Kritik), Das Werk Efra's
(S. 370—391, aus der Revue de l'histoire des religions XII7,
1886, gegen Halevy, von Budde nicht nach dem franzö-
fifchen Text, fondern nach dem holländifchen Original-
manufcript überfetzt), Diejüngften Phafen der Kritik
des Hexateuchs (S. 392—429, aus Theo/. Tijdschrift
1888), Drei Wege, ein Ziel (S. 430—464, aus Theo/.
Tijdschr. 1888, mit Bezug auf Renan, Kittel und Baethgen),
Die Gefchichte des Jahweprieftertums und das
Alter des Prieftergefetzes (S. 465—500, aus Theo/.

im Beginn unterer Gefchichte vor ca. 5200 Jahren erklärt
(S. 136), eine ungeheuere Hochfluth der nördlichen Meere,
hervorgerufen durch die Fernwirkung der Sonne und des
Mondes (ebda), deren Ende noch heute die Juden am
Verföhnungstag feiern (S. 139). Dadurch gewinnen wir
auch die richtige Anfchauung von der biblifchen Gottes-
vorftellung. Der Sintfluth- und Schöpfungsgott war ein
Komet mit zwei Schweifen (S. 150). Wir bekommen ihn
neben dem Titelblatt unteres Buches fogar abgebildet
zu fehen. Darauf paffen auch feine Namen: el ,der Helle,

Tijdschr. i%go, mit Bezug auf Oort, Baudiffin und Vogel- ! Leuchtende' (!) im dual (!) elohim1, fo genannt wegen

ftein). Alle diefe Auffätze find durch neuere literarifche
Erfcheinungen auf den betreffenden Gebieten veranlafst
und haben den Charakter zufammenfaffender Befprech-
ungen, welche fich ebenfo durch Objectivität der Be-

der 2 Schweife oder kerubim, ebenfalls dual, verwandt
mit i"in = 2 Schwerter = 2 Streifen (S. 145 f.) u.dgl.m.—
Unangenehm, aber für uns tröfllich ift es, dafs im Jahre
7132 diefer zweifchweifige Gott die Erde wieder mit

richterftattung wie durch Schärfe der Kritik und Ge- | einer Sintfluth heimfuchen wird (S. 180).
wandtheit in der Vertretung der eigenen Pofitionen | , a q Siegfried

Kuenen's auszeichnen. '___'

Die Ueberfetzung Budde's lieft fich wie ein deutfches I
Original. Wir zweifeln nicht, dafs alle Fachgenoffen dem I Green, Prof. D. William Henry, Die Feste der Hebräer in
Ueberfetzer wie dem Verleger für diefe Bereicherung der j ihrer Beziehung auf die modernen kritischen Hypothesen
deutfchen theologifchen Literatur lebhaften Dank fagen ! jjDer deri Pentateuch. Aus dem Englifchen überfetzt

werden. Möchte das Studium der Abhandlungen nicht
nur zur Orientirung auf den behandelten Specialgebieten,
fondern auch zur immer weiteren und tieferen Aneignung

von Paft. Otto Becher. Gütersloh, Bertelsmann, 1894.
(VIII, 304 S. gr. 8.) M. 4. —

der meiflerhaften Methode Kuenen's dienen. Während man in Dcutfchland neuerdings fich meift

Unferm Danke foll es auch keinen Abbruch thun, darauf befchränkt hat, auf die eigentlichen betes noires
wenn wir für künftige ähnliche Unternehmungen hinficht- ; der altteftamentlichen Kritik Jagd zu machen, und wäh-
lich der äufseren Ausrüftung noch folgende drei Wünfche ; rend man folchen Kritikern wie Dillmann, v. Baudiffin,
ausfprechen: 1) dafs in der Ueberfchrift jeder Seite der i Kloftermann u. A. nicht nur eine Art Schonzeit beTitel
der betreffenden Abhandlung genannt werden j willigte, fondern fie fogar als Mauerbrecher gegen die
möchte, 2) dafs am Rande überall die Seitenzahlen der j Graf'fche Hypothefe benutzt hat, fafst der Verf. der
Originaldrucke angegeben werden möchten, 3) dafs nicht | oben genannten Schrift das Tuch gleich bei allen vier

nur im Inhaltsverzeichnifs, fondern auch an der Spitze
jeder Abhandlung der Fundort und Originaltitel angegeben
werden möchte

Zipfeln an und geht daran, der ganzen deutfchen Kritik
des Hexateuchs von Eichhornes und Vater's Zeiten
an bis auf den heutigen Tag ein Ende zu machen.

jrjej g Schürer Nicht ungerüflet zog er aus, zu wagen den gewaltigen

Straufs. Er ift in der That in der Gefchichte der deut

Stentzel, Arth., Weltschöpfung, Sintfluth u. Gott. Die Ur-

überlieferungen auf Grund der Naturwiffenfchaft erklärt
. Braunfchweig, Rauert & Rocco Nachf., 1894.
(VII, 183 S. m. 3 Taf. gr. 8.) M. 4. 50

Der Verfaffer geht von der Betrachtung aus, dafs
wir es zwar ungeheuer weit gebracht hätten in der Er-
kenntnifs, dafs es uns aber doch noch nicht gelungen
fei ,den Anfang der menfchlichen Gefchichte feftzuftellen

fchen Pentateuchkritik und in den Werken der Kritiker
aufserordentlich bewandert und belefen. Citate und
Referate, oft fehr ausführliche, aus Vater, George, Vatke,
Eichhorn, de Wette, F. C. Baur, Gramberg, v. Bohlen,
Stähelin, Hitzig, Ewald, v. Lengerke, Hupfeld, Knobel,
Dillmann, Noeldeke, Graf, Wellhaufen, Smend u. a. m.
drängen einander in dichten Haufen. Auf die Einzelheiten
ihrer Behauptungen und Gründe wird in fteter
Kampfbereitfchaft eingegangen. Es darf fich nur einer

und den Urfprung des Gottesglaubens und der Religion j mucken, um fofort in die Pfanne gehauen zu werden,
nachzuweifen'. Vielfach liege davon die Schuld in der Auffällig find unter diefen Umftänden einige Defecte.
Lückenhaftigkeit und Entftellung der UrÜberlieferungen | Uns ift in dem ganzen Buche der Name Stade nicht ein
über den Anfang der Dinge. Es fei nun Aufgabe der ] einziges Mal begegnet. Es fcheint faft, als kenne der
Wiffenfchaft, diefe alten Traditionen ihrer Ausfchmück- | Verf. die Gefchichte Israels von diefem Gelehrten nicht,
ungen zu entkleiden und ,die eigentlichen Elemente'der- j Gerade an ihr hätte er aber fehen können, wie eben
felben .blofszulegen'. Dann könnten die alten Ueber- auf Grund der vollbrachten kritifchen Arbeit fich ein
lieferungen wohl mit der Wiffenfchaft vereinigt werden.— | pofitiver Aufbau der Gefchichte Israels vollziehen läfst,