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Ausgabe:

1895 Nr. 25

Spalte:

639-642

Autor/Hrsg.:

Godet, F.

Titel/Untertitel:

Introduction au Nouveau Testament. Introduction particulière. 1. Les épîtres de Sant Paul 1895

Rezensent:

Soden, Hermann

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Theologifche Literaturzeitung. 1895. Nr. 25.

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hin und her fireiten. Doch ich laffe dies und gebe nur 1 einzelnen Schriften, vorangehen. Nur aus perfönlicheri
noch einige Einzelheiten, in denen mir eine fichere Ent- ! Rückfichten veröffentlicht G. den befonderen Theil zuerft.
fcheidung möglich fcheint. Arnos jM ift aus der Lifte j Dem 1. Band ,Die paulinifchen Briefe' foll als 2. ,die
(Nr. 57) zu (Deichen, da Arnos nach 7,5 Schafhirt war, Gruppe der Evangelien und der Apoftelgefchichte', als
alfo "iplZi in "!p1D (vgl. I,) zu corrigiren ift, wodurch die I 3., ,gleichfam ein Anhang der beiden vorigen', ,die Gruppe
Allitteration fortfällt. Das Wortfpiel yii5 Ezech. 30,7 (Nr. 1 der kath. Briefe nebft Hebräerbrief und Apokalypfe'
11, vgl. S. 33 f.) ift erft durch die Punktation in den Text folgen. Es ift alfo die Eintheilung des Kanons, der G.
gebracht, alfo nicht mit den übrigen auf gleiche Stufe folgt. In dem vorliegenden erften Band wird der Unter-
zu (teilen; ebenfo das Qere D^ili itfab Pf. I234. D^bit 1 Eichung der einzelnen Briefe (,Briefe der 2. Miffionsreife',
(Nr. 29. 30) enthält fchon in fich ein Wortfpiel, da es ' ,Briefe der 3. Miffionsreife', ,Briefe aus der Gefangeneine
Verdrehung von D^btt oder STfbit ift, ähnlich dem fchaft', ,Pa(toralbriefe'), ,das Leben Pauli bis zu feinen
von Caf. S. 14 citirten ,Nimmermann' bei Platen für erften Briefen' vorangeftellt.

,Immermann'l).

Ich kann von der Arbeit Caf.'s nicht Abfchied
nehmen, ohne dem Wunfche Ausdruck zu geben, dafs
in ähnlicher Weife, nur mit möglichft (trenger Auseinanderhaltung
des Verfchiedenen, bald die ganze Rhetorik
und Stiliftik des A.T.'s behandelt werden möchten;
der Ertrag für die Kritik des A.T.'s würde gewifs nicht
ausbleiben.

Göttingen. Alfred Rahlfs.

Godet, Prof. D. F., Introduction au Nouveau Testament'

Introduction particuliere. I. Les epitres de Sant Paul.
Neuchätel, Gebr. Attinger, 1893. (XV, 737 S. gr. 8.)

M. 12. =

Was nun die leitenden Gefichtspunkte betrifft, fo
geht fchon aus dem Plan des Ganzen hervor, dafs für
G. das Object der Disciplin nicht die chriftliche Urlite-
ratur, ihre Entftehung, die Gefchichte ihrer Kanonifirung
und die Gefchicke ihrer Erhaltung ift, fondern der Kanon
der Kirche mit feinen Theilen. Gewifs laffen fich für
beide Betrachtungsweifen, auch vom Standpunkt des
Hiltorikers aus, ziemlich gleichwiegende Gründe geltend
machen. Aber der Verfuchung, welche die letztere in fich
birgt, fich von der Thatfache der Kanonifirung bei der
Unterfuchung der Entftehung der Schriften und der Abwägung
der Gründe und Gegengründe becinfluffen zu
laffen, ift G. nicht entgangen. Wenn er auch erklärt: ,die
wiffenfehaftliche Feftftellung der Echtheit oder Unecht-
heit — fchon dies vom Standpunkt der Schöpfer des
Kanon aus gebildete, für die Ürzeit felbft anfechtbare

Godet, Prof. Dr. F., Einleitung in das neue Testament.

c . „ r~ , .. /T x nj n>" n • r Begriffe — eines bibluchen Buches entlcheidet noch

Spezielle Einleitung. (In 3 Bdn.) 1. Bd. Die Briefe j ,>ht über dig Frage feiner Glaubwürdigkeit und

des Apoftels Paulus. Deutfch bearb. von Superint. feines kanonifchen und normativen Werthes', fo formu-
Dr. E. Reineck. Hannover, C. Meyer, 1894. (VIII, J lirt er doch das ,Object des kritifchen Studiums' in der

378 S: gr. 8.) M. 8. _ Frage, °b ein Buch apoftolifch fei oder nicht. So fragten

.... ,. , .... t, , , ,n „. . die Kanonbildner. Für uns ift die Frage zu eng, für die

«, . n *,ebjns*urJges Buch im edelften Sinn des Urzeit felbft ficher nicht die entfchefdende. feefonders
Wortes, fo durch die co^emale Darfteilung des Ge- , lnftructiv lfl fodann der Paragraph über ,die Bedeutung
dankengangs und der treibenden Intereffen der befpro- ) der kritifchen Wiffenfchaft für das Leben der KircheA
chenen Briefe wie durch d.e ftets gleiche perfonliehe ; Q wül den über den Kanon befchliefsenden Verfamm-
Warme und die geiftyolle Fe.nneit in der Behandlung 1(J des jahrhundertS) trotz des .kritifchen Sinns'
des fcheinbar oft fo trockenen und minutiofen wfffen- des»2> Jahrhunderts, .keineswegs Unfehlbarkeit' zu-

fehafthehen Stoffes, fprechen. Aber er betont doch nachdrücklich und ver-

durch die Objectivitat der Benchterftattung und-Freund- I tfauensvoll die >ernfte Abficht' diefer Verfammlungen,
henkelt der Verhandlung gegenüber abwesenden oft ausfchliefslich diejenigen Schriften in den Kanon aufzu-

genug dem Verfaffer fpürbar fehr wenig fympathifchen
Auffaffungen. Mit pietätvoller Dankbarkeit wird überall
dies, in einer charakteriftifchen Widmung Neander's Andenken
geweihte, zufammenfaffende Werk des frommen
Forfchers, ,die Frucht einer vierzigjährigen Lehrthätigkeit',
hingenommen werden, bei dem in feltener Weife in
jedem Augenblik die heilige Ehrfurcht vor dem Wort
der Schrift und die innigfte perfönliche Verfenkung in
dasfelbe im fchönften Bunde fteht mit der ernffen Abficht
ihrer objectiven wiffenfehaftlichen Erforfchung unter nüchterner
Abwägung aller Inftanzen.

Eine Anseinanderfetzung mit den durchweg der Tradition
entfprechenden Refultaten, zu denen G. gelangt,
ift hier unmöglich. Völlig neue Gefichtspunkte oder
Aufstellungen finden fich nicht. Ich mufs mich begnügen,
den Plan des Werkes mitzutheilen und die in den Einleitungsparagraphen
dargelegten leitenden Gefichtspunkte
zu beleuchten.

Als Aufgabe der fog. .Einleitung' beftimmt G. die
.kritifche Unterfuchung' über den Urfprung des N. T.,
fowohl die Abfaffung der einzelnen Schriften, als die
Art ihrer Zufammenfaffung zur kanonifchen Sammlung,
und über die Erhaltung diefer Sammlung und ihrer Theile
von der Urzeit bis auf unfere Tage. Als .allgemeiner
Theil' foll die Gefchichte der Bildung des Kanons und
die feiner Schickfale, insbefonders feines Textes dem 'befonderen
Theil', der Unterfuchung des Urfprungs der

nehmen, von welchen die Kirche, fei es nun mit Recht
oder Unrecht, die Ueberzeugung hatte, dafs fie von den
Perfonen verfafst feien, deren Namen darin angegeben
waren, oder denen eine mehr oder weniger einmüthige
Ueberlieferung fie zufprach'. Und noch gewichtiger ift
ihm die Erwägung, es fei doch unmöglich, dafs fich
durch den privaten und öffentlichen Gebrauch jener
Schriften nicht hätte ,ein Eindruck und Urtheil über ihre
Entftehung und ihren Werth bilden follen'. Gewifs über
ihren Werth, wenn auch felbft dies Urtheil von den Zeit-
intereffen beeinfiufst fein konnte — man vgl. die Gefchicke
der Apokalypfe —; aber gewifs nicht über ihre
Entftehung. G. fährt fort: ,Die Kirche felbft ift im Belitz
der Mittel, fich Sicherheit über die Authenticität der
biblifchen Bücher zu verfchaffen, wenigftens derjenigen,
welche in ihren Augen deutlich den Stempel des apo-
ftolifchen Urfprungs tragen'. An einem Beifpiel fei gezeigt,
wie er fich dies denkt. ,Die dreizehn paul. Briefe tragen
in der Adreffe, welche einen integrirenden Theil der
Briefe felbft bildet, den Namen ihres Verfaffers. Sein
Name erfcheint auch mehrfach in den Briefen felbft. Sollte
nun diefe Bezeichnung ein Betrug fein? Es mag Gelehrte
geben, welche dies von einem, drei, fieben, ja von der
Gefammtzahl der Briefe behaupten. Die Kirche kann
eine folche Annahme nicht gelten laffen. Denn der Verf.
nnterzeichnet nicht nur diefe Briefe, fondern fie find auch
voll biographifcher Einzelheiten und Herzensergüffe,

welche, wenn fie nicht aus der Feder Pauli kämen, eine

1) Schon Chr. B. Michaelis fuhrt in der von Caf. S. III Anm. . / , cr . . a__d . r . .. c . „ tv

citirten Werfer Differtation S. 31 d^Mk richtig unter den ,tacitae u Ausgeburt des raffinirteften Betrugs fein mufsten. Die
latentiores faronomasiae' auf. ! K. fühlt in diefen Zeilen den Pulsfchlag eines Herzens,