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Ausgabe:

1895

Spalte:

611-612

Autor/Hrsg.:

Reuss, Ed.

Titel/Untertitel:

Das Alte Testament, übersetzt, eingeleitet und erläutert 1895

Rezensent:

Siegfried, Carl

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6n

Theologifche Literaturzeitung. 1895. Nr. 24.

612

Qn'j© lefen); v. 4 + b3 hinter by (von Gief. gebilligt);
v. 5 öm 73 und bSCb (vgl. cbtöb ~pB Sam. I, 17, 18); v. 6
om "71b?; v. 8 om ib und cnb, DrFrilDübX (fo Gief.), für
"py tgofiog, wonach doch wohl mit Stade 13>"1 zu ver-
beffern ift; v. 9 om PUPP 3553; für die fchwierigen Verfe
II —14 fei nur 3"OD 713155 ns« ^inisyrtl in v. 14 genannt;

v. 19 + i vor 7311)1; v. 20 f. om -pnbarfi mni Q553. Ich

bin weit entfernt, mir bei einem Buche, das ich nicht
wie der Verfaffer bis ins Einzelne textkritifch durchgearbeitet
habe, blofs nach Vergleichung der Swete'fchen
Textausgabe ein Urtheil darüber zu erlauben, welche von
diefen Abweichungen als dem Urtext angehörig hätten
aufgenommen werden follen oder dürfen; aber dafs dem
mafforetifchen Texte entfchieden der Vorrang eingeräumt
ift, wird jeder aus diefen Beifpielen entnehmen können.

Befondere Beachtung hat Cornill den bei Jeremia
vielfach eingeftreuten Stücken im Klagliedrhythmus
gefchenkt. Sehe ich recht, fo hat er immerhin noch
eine Anzahl folcher Lieder unbeachtet gelaffen: 2, 29 ff.
(bis 34?); 8, 23 — 9,2; 9, 9h—10; v. 18; 15,8k, vielleicht
auch 11 —14; 22, 21 — 23. Auch für die Textkritik werden
damit naturlich zum Theil andere Bahnen gewiefen. Gar
nicht find berückfichtigt die zahlreichen Klaglieder in den
viel umftrittenen Weisfagungen gegen die fremden Völker
cc. 46—49, die Cornill wieder als jeremianifch feilzuhalten
wagt. Man kann geradezu fagen, dafs fie auf das
Klaglied aufgebaut find; vielleicht fehlt es nur in der
Weisfagung gegen Elam 49, 34 ff. ganz. Nicht nur die
Textkritik, fondern auch die literarifche wird damit rechnen
müffen. Es genüge auf die Spur zu weifen, ohne
den Gegenftand zu erledigen. Ein Klaglied ift 46, II und
wieder v. 20 ff. (bis 23?); von c. 47 minckftens v. 2. 3b. 4a),
vielleicht das ganze urfprüngliche Stück; in 48, I7b iit
das Klaglied ausdrücklich angekündigt, läuft deutlich
bis 20a, taucht v. 25 wieder auf, dann 28 f., endlich in
32—39 reifst es kaum mehr ab; in c. 49 gehören dahin
v. 3—5, 7—10, 14—16, vielleicht auch v. 25 und v. 31.

Es mufs befonders hervorgehoben werden, dafs der
Verf. den vortrefflichen Commentar Gielebrecht's nicht
mehr hat benutzen können, weil feine Arbeit bei deffen
Erfcheinen längft abgeliefert war; es ift von Werth, zwei
fo berufene Kräfte fich ihren eignen Weg bahnen zu
fehen. Ohne Zweifel bezeichnen diefe beiden Arbeiten
einen bedeutenden Schritt vorwärts in unterer Erkenntnifs
von der Hinterlaffenfchaft Jeremia's und damit von feiner
gefchichtlichen Erfcheinung. Aufgefallen ift mir, dafs
Cornill Workman's Buch The tcxt of' Jercmiah nicht anführt
; die übrigen Beiträge zur Textkritik werden forgfam
berückfichtigt.

Strafsburg i. E. K. Budde.

Reuss, D. Ed., Das Alte Testament, überfetzt, eingeleitet
und erläutert, hrsg. aus dem Nachlaffe des Verf. von
Licc. Dir. Erichfon und Pfr. Dr. Horft. 28.—36. Lfg.
Braunfchweig, Schwetfchke & Sohn, 1894. (gr. 8.)
ä M. 1.30 (7 Bde. kplt: M. 50.— ; geb. in Halbfrz. M. 60.—)

6. Bd. Religion.«- und Moralphilofophie der Hebräer. Hiob. Das
Salomonifche Spruchbuch. Der Prediger. Die Weisheit Jefu's, des
Sohnes Sirachs. Das Buch der Weisheit Salomo's. Lehrreiche Er-
zählgn. und andere erbauliche Schriften aus den letzten Zeiten des
vorchriftlichen Judentums: Jona, Tobia, Sufanna, die Pagen des
Darius, Baruch, das Gebet Manaffe's. (439 S.) (6. Bd. kplt.: M. 7. 15;
geb. M. 8. 75.) — 7- Bd. Die politifche und polemifche Litteratur
der Hebräer. Ruth. r. u. 2. Makkabäer. Daniel. Efther. Judith.
3. Makkabäer. Bei und die Schlange. Die Epiftel des Jeremia.
Regifter. (278 u. 24 S.) (7. Bd. kplt.: M. 5. 20; geb. M. 6. 70.)

Da der allgemeine Charakter und der eigenthümliche
Werth diefes Werks fowie der Inhalt von Bd. i u. 2
ausfuhrlicher in diefen Blättern in Jahrg. 1893 Nr. 19 be-
fchrieben und ebenfo die Bände 3—5 a. a. O. Jahrg. 1894
Nr. 14 befprochen find, fo werden wir uns über die Bde.

I 6 u. 7 kurz faffen können. — Bd. 6 beginnt mit dem Hiob,
den der Verf. ,bald nach 721 a. Chr.' datirt, was freilich
fich als unhaltbar herausftellen dürfte. Manche feine und
treffende Bemerkungen zu dem Gedichte felbft wird man
mit Genufs lefen. — Das Spruchbuch erkennt der Verf.
als ein nachexilifches Sammelwerk von 8 felbftändigen
Sammlungen. In dem ,Prediger' findet er den letzten
Verfuch der althebräifchen Philofophie, die Probleme des
Lebens zu löfen, ohne aus dem engen Kreis des alten
Glaubens herauszutreten. Der Verf. knüpft hieran zugleich
die Befprechung der didaktifchen Schriften aus
den Apokryphen. In Jefus Sirach findet er ,das Befte
und Empfehlungswürdigfte, das das Judenthum überhaupt
hervorgebracht hat, feit die Stimme der Propheten verdummt
war', im Buch der Weisheit, dagegen ,die fludirte
Rhetorik eines griechifch-philofophifchen Dilettantismus,
wie folche dem jüdifchen Alexandrinismus eigenthümlich
war. — Darauf folgt die Befprechung ,der lehrreichen
Erzählungen und erbaulichen Schriften aus den letzten
Zeiten des vorchriftlichen Judenthums'. Das Jonabuch
hält er für eine Parabel des 4. Jahrh.'s v. Chr., gefchrieben
zur Einfchärfung der Lehre, ,dafs Gott nicht blofs ein
Gott der Juden fei, fondern dafs er fich auch der Heiden
annehme, um fie zur Erkenntnifs der Wahrheit und zur
Bekehrung zu bringen', die Tobiasgefchichte ift ein
Märchen, erfunden zum Zwecke fittlicher Erbauung innerhalb
der Kreife des babylonifch-paläftinifchen Judenthums
des 3. Jahrh.'s v. Chr., während das Märchen von
der Sufanna der hellemftifch-jüdifchen Literatur angehört.
Das 3. Esrabuch enthält ein Lehrgefpräch zum Erweis
der Thatfache, dafs die gröfste Macht auf Erden die
religiös-fittliche Wahrheit fei. Das Buch Baruch bietet
in feinem elften Stück c. 1—3, 8 ein Gebet für die beiden
erften Ptolemäer, im zweiten c. 3,9—5,9 eine rhetorifch-
alexandrinifche Studie, die mit dem Vorigen gar keinen
Zufammenhang hat. In dem Manaffe des Gebetes fieht
der Verf. ein Bild Israels, feiner Vergehungen und Schick-
fale und feiner Bekehrung. — Der 7. Band ift der ,poli-
tifchen und polemifchen Literatur Israels' gewidmet. Das
Buch Ruth will nach dem Verf. zur Zeit des Untergangs
Samariens ein Erbrecht der Davididen an Ephraim
nachweifen. Ueber die beiden Makkabäerbücher ift das
Herkömmliche beigebracht. Daniel ilt ein Illuminat, der
durch feine Weisfagungen, an die er felbft glaubt, den
Muth feines in der Seleucidenzeit verzweifelnden Volkes
wieder aufrichten will, während Efther den wilderten
Nationalhafs gegen die feleucidifchen Bedrücker athmet.
Das Buch Judith bezieht fich auf die Belagerung des
Joh. Hyrcanus in Jerufalem durch Antiochus VII. um
134 v. Chr. — Das 3. Makkabäerbuch will die Juden zum
Widerftande gegen Aufrichtung von Kaiferbildern im
Tempel ermuthigen. — ,Bel und Schlange' verfpottet
wahrfcheinhch die ägyptifche Anbetung lebendiger Thiere,
während der Jeremiasbrief vor Bilderdienft warnt. —

Auch in diefen Bänden bietet das Buch überall eine
genufsreiche Leetüre. Man wird in angenehmfter Dar-
ftellung und meift glänzender Form von einem geift-
reichen und gelehrten Manne über feine eigenthümlichen
Anflehten von den betreffenden Büchern der jüdifchen
Literatur unterhalten. Auch wo er diefen nicht beitreten
kann, wird es den Lefer nicht gereuen, fie kennen gelernt
und fich mit ihnen befchäftigt zu haben.

Jena. C. Siegfried.

Strack, Prof. D. Herrn. L., Einleitung in das Alte Testament

einfchliefslich Apokryphen und Pfeudepigraphen. Mit
eingehender Angabe der Litteratur. 4., ganz neu bearb.
Aufl. München, Beck, 1895. (VIII, 219 S. gr.8.) M.3.60;

geb. M. 4. 80

Die vorliegende Einleitung ift urfprünglich als ein
Beftandtheil des Zöckler'fchen Handbuchs der theolo-