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Ausgabe:

1895

Spalte:

609-611

Autor/Hrsg.:

Haupt, Paul (Ed.)

Titel/Untertitel:

The Sacred Books of the Old Testament. Part 11 1895

Rezensent:

Budde, Karl

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Theologische Literaturzeitung.

Herausg-eo-eben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Göttinnen.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 18 Mark.

N°- 24. 23. November 1895. 20. Jahrgang.

The sacred Books of the Old Testament, Part 111
The Book of the prophet Jeremiah by C o r n i 11
(Budde).

Reufs, Das Alte Teftament, überfetzt, eingeleitet
und erläutert, 6.-7. Bd. (Siegfried).

Strack, Einleitung in das Alte Teftament, 4. Aufl.
(Siegfried).

Anecdota Oxoniensia, Semitic series, Part VIII:
The Ethiopic Version of the Hebrew book
of Jubilees, ed. by Charles (Praetorius).

Schneider, Text und kurze Erklärung des
Römerbriefes (Everling).

Starck, Paläftina und Syrien (Furrer).

Schneller, Apoftelfahrten (Furrer).

Poznahski, Mose B. Samuel Hakkohen Ihn

Chiquitilla (Strack).
Baumgarten, Lucius Annaeus Seneca und das

Chriftenthum in der tief gefunkenen antiken

Weltzeit (Deutfch).

i Delehaye, Vita Sancti Nicephori Episcopi
Milesii saeculo X (Meyer).

: Stockmeyer, Homiletik (Achelis).
| Köftlin, Die Lehre von der Seelforge (Achelis).
Koblinski, Zehn Jahre Gefängnifsprediger

(Stromberger).
1 67. Jahresbericht der Rheinifch-Weftfalifchen

Gefängnifs-Gefellfchaft (Stromberger).
] Zum Autograph des Franciscus von Assisi.

The sacred books of the Old Testament. A critical edition
of the Hebrew text, printed in colors, with notes,
prepared by eminent biblical scholars of Europe and
America under the editorial direction of Prof. Paul
Haupt. Part II. Leipzig, Hinrichs, 1895. (Lex.-8)

M. 5. —

The book of the prophet Jeremiah, arranged in chronological
order, with notes by Prof. Cornill, DD. English translalion of the
notes by C. Johnston, Ph. D. (80 S.)

Zum erften Male begegnen wir hier einer Lieferung
des Haupt'fchen Bibeldruckes, die von dem Farbenüberdruck
keinen Gebrauch macht, und gewifs mit Recht.
Wohl hätten fich die biographifchen Capitel durch eine
befondere Farbe hervorheben lallen; aber beffer noch
wurden fie zufammen an den Schlufs gerückt. Die
wenigen völlig fremden Stücke je mit einer eigenen
Farbe anzumalen, hätte wenig Zweck gehabt; auch fie
wurden daher beffer ausgefchieden und als Anhang am
Ende nachgetragen, wo fich ihr Hauptbeftand ohnehin
fchon befand. Durch das gleiche Verfahren wurde dann
aber auch ermöglicht, wozu der Farbendruck fich kaum
verwenden liefst die verfchiedenen Abfchnitte der pro-
phetifchen Thätigkeit Jeremia's zu unterfcheiden und fo
eine Anordnung nach der Zeitfolge von Anfang bis zu
Ende durchzuführen. Es war richtig, in der erften Abtheilung
den durch c. 36 bezeugten ,Ürjeremia' aus dem
vierten Jahre Jojakim's verfuchsweife herzuftellen; die
folgenden bringen dann die übrigen Weisfagungen aus
Jojakim's, die aus Jojachin's, die aus Zedekia's Regierung,
die nach dem Falle Jerufalem's gefprochenen und endlich
auf S. 26 eine Reihe kleiner verfprengter Stückchen, die
Cornill für jeremianifch hält, ohne ihre Zeit oder urfprüng-
liche Stelle beftimmen zu können. Darauf folgen dann
die biographifchen Stücke und endlich S. 38—43 die
Jeremia wie feinem Biographen fremden. Diefe Abtheilungen
find auch in fich wiederum nach der Zeitfolge
geordnet; nur die verfprengten und unjeremianifchen
Stücke flehen in der überlieferten Reihenfolge. Um die
Abtheilungen klar zu bezeichnen, ohne doch das Coftüm
der Textausgabe zu verleugnen, hat Cornill fie mit
fchwungvollen hcbräifchen Ueberfchriften verfehen, die
durch rothen Typendruck von dem Texte des Buches
unterfchieden find.

Natürlich ift durch diefe Neuordnung der Beftand-
theile die überlieferte Reihenfolge völlig über den Haufen
geworfen, fodafs nur ausnahmsweife einige Capitel zu-
fammenllehen, wie der mafforetifche Text fie bietet.
Diefem Uebelftand ift für den Text durch forgfältige
Tafeln auf den beiden letzten Seiten abgeholfen; aber

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j leider nicht zugleich für die Anmerkungen, die fich
! natürlich der Umordnung anfchliefsen. Die Tafel S. 79 f.,
' die in der erften Spalte Capitel und Vers, in der zweiten
Seite und Zeile bietet, hätte fehr wohl in einer dritten
Spalte die Seite der zugehörigen Anmerkungen angeben
können. Wie die Dinge jetzt liegen, darf man fich einiges
Suchen nicht verdriefsen laffen.

Auch hier haben wir für alles, was in das Gebiet
I der ,höheren Kritik' fchlägt, die Begründung erft mit der
I englifchen Ueberfetzung zu erwarten; doch fleht uns
wenigftens ein Wegweifer zu Gebote an Cornill's Grund-
rifs der Einleitung, deffen zweite Auflage mit der Her-
ftellung diefes Textes genau in diefelbe Zeit fällt. Mir
ift nur eine kleine Abweichung von den dort vorgetragenen
Ergebnifsen aufgefallen: 30, 15, dort als entbehrlich
bezeichnet, fleht hier im Text. — Es ift im höchften
Grade lehrreich und anregend, diefe Ergebnifse forg-
fältiger Unterfuchung nun in gefchloffener Ordnung
gleichfam greifbar vor fich zu fehen; Freund und Gegner
der vorgetragenen Anflehten wird gleich grofsen Nutzen
daraus ziehen. Erft die Ueberfetzung aber wird einem
| weiteren Kreife zeigen, wieviel körperlicher die Geftalt
des grofsen Propheten bei diefer Neuordnung feines
Nachlaffes hervortritt.

Viel mehr als bei dem Buche Leviticus fand hier
natürlich der Textkritiker zu thun; jedermann weifs, wie
vortrefflich der Verfaffer dafür ausgerüftet war. Wer
etwa nach feiner fonftigen Stellung zu diefen Fragen
übertriebene Schätzung der LXX erwartet, dürfte fich
angenehm enttäufcht finden. Die Stichproben, die ich
angeftellt, beweifen eher das Gegentheil. In c. 7 z. B.
vollzieht Cornill drei Verbefferungen nach LXX: v. 1
wird nach LXX verkürzt, in v. 15 bo vor DDTIM einge-
fchoben, in v. 24 m 11183 geftrichen. Damit bleibt die
weitaus gröfsere Zahl der Abweichungen unberückfichti°t.
Folgende feien hervorgehoben. In v. 4 hinter lp»n ein
Zufatz, entfprechend dem bi93fi ifibsb an der gleichen
Stelle v. 8; v. 9 am Ende + öDb 9lb wie v. 6; v. 10 om
nrn wie v. 14. 30. 32, 34. 34,15 (vgl. 25, 29); v, n irro

ftatt rfon, wenn nicht ebenfalls nur fim zu ftreichen
wäre; v. 13 om mm DND und 1313 ö31»!l, + ibi5 hinter
01393318 (vgl. v. 26); v. 20 om iJl», + bD vor V»; V. 21 om
b»-H»i mb» 133*3*; V. 24 + ib» hinter 39Ü» (vgl. v. 26);
v. 25 -f- 3 vor 19; v. 26 om 3911; v. 27 fehlt ganz, dafür
in v. 28 hinter ümb» ■+- tlTl 13l!l n»; v. 28 om 3mb»
und 71131833; v. 34 | 93 vor 9l»n. In c. 15 bietet Cornill
keine Verbefferung nach LXX. Von Abweichungen find
erwähnenswerth: v. i: dmb» für ITTh 0973 b« und
ÜTil 0971 n« für 13s b90 (verwirft man diefe Lesarten,
fo mufs man mindeftens mit Graetz und Giefebrecht

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