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Ausgabe:

1895 Nr. 2

Spalte:

565-567

Autor/Hrsg.:

Williams, Hugh

Titel/Untertitel:

Some aspects of the christian church in Wales during the fifth and sixth centuries 1895

Rezensent:

Loofs, Friedrich

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565

Theologifche Literaturzeitung. 1895. Nr. 22.

anfchwellen wird? Um fo erwünfchter wäre eine Separatausgabe
des fyrifchen Textes.

So viel über die Gefammtanlage; fo weit ich den
erften Band prüfen konnte, ift er recht genau; doch f.
z. B. p. XLIV, 1, XLV, 12, XLVI, 34, wo der Druckfehler
XT20 ftatt fctD-D mich auf die Vermuthung brachte, ob
die Differenz zwifchen den zehn Centnern und den zehn
Städten (Mt. 25, 14 und Lc. 19, 17) fich nicht auch aus
einer ähnlichen Verwechslung von VHM und "paiD, kak-
kertn und kark'm erklärt. Die Einleitung hätte fich
vielleicht etwas überfichtlicher geftalten laffen, die Er-

britifchen Chriffenthums ift in diefem Zufammenhang die
Schrift, des Fastidius Brito de vita christiana be-
fprochen; gegen den Vorwurf des Pelagianismus, ja felbft
des Semipelagianismus (S. 17 Anm.) wird Fastidius dabei
in Schutz genommen. — Das dritte Capitel ift der Zeit
vom endenden fünften bis zum endenden fechsten Jahrhundert
gewidmet, doch fo, dafs Capitel IV (WeZsh ///<>-
nasticism) und V (ohne Ueberfchrift) Ergänzungen bieten.
Wales ift feit dem endenden fünften Jahrhundert im
Norden wie im Süden chriftlich. Für die Charakteriftik
diefes Chriftenthums in Wales hält Verf. zunächft die

örterungen über den Inhalt und deffen Bedeutung ver- Frage für die wichtigfte, in welcher Form man die Bibel
rathen natürlich den römifch-katholifchen Standpunkt der j überkam. Dafs man anfangs eine Form der vctits latina

Herausgeber. Aber ohne Unterfchied der Confeffion und
Sprache wird jedermann ihnen dankbar fein, dafs fie fich
an das grofse Werk einer Patrologia Syriaca gewagt
haben, und ihnen für die Fortfetzung den beften Erfolg
wünfchen. In Nr. 2 des Literarifchen Handweifers von
1890 waren fchon die erften Bände angekündigt; fpäter
im Athcnacum vom 29. Aug. 91; in der Rev. critique 91
Nr. 22.439. Anzeigen des bisher erfchienenen Bandes von
Duchesne, Morin, Parifot find oben Sp. 4°7 verzeichnet;
vgl. weiter Duval, Rev. crit. 1895, 7; -th- Lit. Centr.-Bl.
1895, 26. Zu Bert's Ueberfetzung des Aphraates — denn

versio benutzte, dafs aber allmählich die Vulgata eindrang,
ift gewifs richtig; aber ein Beweis ift, weil das Material
mangelt, nicht zu erbringen. Intereffant ift die Mittheilung,
dafs, wie in dem irifchen Book of Mulling (vgl. Berger,
histoire de la Vulgatc S. 34), fo auch in der vielleicht
auf wallififcher Grundlage ruhenden vita Pauli Leonensis
{ed. Plaine Analecta Bolland I. 1882. S. 209—258) bei
Luc. 10, 42 fich die im griechifchen Texte wohlbekannte,
von Weftcott und Hort aufgenommene Lesart findet:
paticis vero opus est, vel etiam uno. In Disciplin und
Lehre war die wallifer Kirche von andern abendländifchen

deffen 22 Deuioiistratioues enthält diefer tomus primus , Territorialkirchen allem Wefentlichen nach nicht unter-

der pars prima — fei an Wellhaufen s Anzeige in diefer
Zeitung 1889 Nr. 4 erinnert.

Als Migne zu erfcheinen anfing, gab es Bibliotheken,
welche auf feine Anfchaffung verzichteten, weil fie die
ariechifchen und lateinifchen Kirchenväter in den alten

schieden. Doch fehlte jeder Anfatz zum Metropolitanver-
band, und ebenfo fehlt jede Spur presbyterialer Parochien
unter dem Bifchof; die Zahl der Bifchöfe war auffällig
grofs. Das fünfte Capitel wendet fich dann im Befondern
dem feit ca. 430 nachweisbaren Mönchthum zu. Williams

Sammlungen und Einzelausgaben oft genug befafsen; glaubt vier Stufen in feiner Entwickelung unterfcheiden
jetzt wird es überall fehr fchmerzlich empfunden, wo 1 zu können. Zunächft erfcheint es, ohne an praktifch-
Micrne auf einer Bibliothek fehlt. Die fyrifche Patrologie j kirchlichen Aufgaben fich zu betheiligen, lediglich als

wird grofsentheils Ungedrucktes enthalten — a theure
actucllc, fagt die Ankündigung des Verlegers, M. Graffin
a deja riuni plus de 30000 pages de copics d'ouvrages
syriaques quil se propose de publier succcssivement dans
la Patrologie syriaquc — um fo mehr fei fie unfern
deutfchen Bibliotheken empfohlen (30 frs le volume,
ä 25 francs, par faveur speciale, pour MM. les Eccle-
siastiques).

Ulm a. D. E. Neftle.

Williams, Prof. Hugh, M. A., Some aspects of the Christian
church in Wales during the fifth and sixth centuries.

Paper read before the Cymmrodorion society. London
, Chas. J. Clark, 1895. (78 S. gr. 8.) 1 s.

Der Verf., Profeffor der Kirchengefchichte an dem
calviniftifch-methodiftifchen Seminar zu Bala im nördlichen
Wales, durchgeht in diefer Abhandlung die erften
fechs Jahrhunderte der englifchen Kirchengefchichte mit
der Abficht, die Hauptphafen der Kirchengefchichte feiner
engern Heimath abzugrenzen und zu charakterifiren. Bis
ca. 400 (Cap. I), fo meint er, fei die — ihren Urfprüngen
nach uns dunkle — Kirche Britanniens durchaus römifch
gewefen, ein ftädtifches Gewächs, das in die keltifche
Bevölkerung, zumal von Wales, fich nicht verzweigte.
Erft nach dem Abzüge der Römer (ca. 410?), im Laufe
des 5. Jahrh. (Cap. II), breitet das Chriftenthum, wie unter
den Kelten des öftlichen Britanniens, fo auch in Wales
fich aus. Verf. meint, dafs Südgallien (Maffilia und
Lerinum), von wo auch um 430 des Mönchthum nach
Britannien gekommen fei, in diefer Zeit fördernden Ein-
flufs auf das britifche Chriftenthum ausgeübt habe,
bringt hiemit auch die Klage Profper's über Ausbreitung
des Pelagianismus (= Semipelagianismus) in Britannien
in Zufammenhang und macht daher die gegen den pelagianismus
' fich kehrende Miffion des Germanus v. Auxerre
und des Lupus v. Troyes, von denen der erfte ficher,
der zweite vielleicht Beziehungen zu Lerinum hatte, zu
einer ,theilweife freundlichen' (S. 29). Als ein Typus des

Verwirklichung des Ideals chriftlichen Lebens; dann
in der Zeit des ynagister Walliaei Illtyd, der auch Gildas
Lehrer gewefen fein mag (W. fagt: mufs) — wurden
die Klöfter zu Schulen; danach folgt die Periode des
eremitifchen Mönchthums, endlich die der mouaclii pere-
griuantes propter Christum, der ,Bettelmönche' des
6. Jahrh. Von Mönchen der letztern Art, meint W., fei
damals die Neubegriindung der irifchen Kirche ausgegangen
. Mit der durch diefe praktifch wirkenden Mönche
veranlafsten Erweckung wird die Entftehung der Bufs-
bücher, wird Gildas — ,we may call kirn a revivalist'
(S. 64) — in Verbindung gebracht. Noch zu Gildas' Zeit
— mein Referat kommt hiemit zum letzten Capitel —
hatte das Mönchthum die hierarchifche Verfaffung nicht
alterirt, W. meint aber (wie mirfcheint, ohne hinreichenden
Grund) dafs in der nächften Zeit fich unter Einflufs des
Mönchthums die Verfaffungsverhältnifse der Kirche ähnlich
geftaltet hätten, wie in der irifchen Mönchskirche.
Auch im Glauben (?) und Leben entftanden Differenzen
gegenüber den fich weiter entwickelnden andern Kirchen,
zu denen Wales in keiner Beziehung ftand. Endlich
gab der Gegenfatz zu den im angelfächfifchen Gebiet
fich feftfetzenden Römern der Wallifer Kirche ein eigenes
Gepräge. Aber die Berührung mit Rom war auch der
Anfang des Proceffes, der fchliefslich, wenn auch langfam,
Wales in die unitas catholica hineinzog.

Dies die Hauptgedanken des Buches. Man wird es
gewifs mit Intereffe und mit Nutzen lefen, obwohl im
Aufbau des Ganzen Durchfichtigkeit mehr zu vermiffen
ift, als mein Referat vielleicht verräth. Namentlich
möchte ich die kritifche Befonnenheit des Verfaffers an dem
Buche rühmen. Mit dem Motto, das er feinen Ausführungen
gegeben: prima lex historiae, ne quid falsi dicere
audeat etc. (Cicero), hat in der englifchen Kirchengefchichte
allzugrofses Vertrauen zur legendarifchen Ueber-
lieferung nicht feiten fiegreich gekämpft. Mir traut der
Herr Verf. offenbar fehr geringen Legendenglauben zu
(S. 63: we find even L. acknowlcdging); darum wird
er's mir nicht verdenken, dafs ich von dem in Cap. IV
und V Ausgeführten vieles für unficher halte. Im erften