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Ausgabe:

1895

Spalte:

493-495

Autor/Hrsg.:

Zahn, Theodor

Titel/Untertitel:

Der Stoiker Epiktet und sein Verhältnis zum Christentum. Rede. 2. Aufl 1895

Rezensent:

Wendland, Paul

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infonderheit auf die Eigennamen zu achten gut thun. I Eipiktet als wahrfcheinlich vorauszufetzen, läfst lieh aus

Deutfchland heifst Arminia S. 46; wo fonft? Woher Har
Kasdim S. 35? Woher Erd S. 46? Woher die Angabe,
dafs Paulus früher Eliahu geheifsen habe S. 49? Beachte
auch Jehudah Asskirmiah oder Masskirmiah (Judas
Ifcharioth?) S. 27, Jehudah 80^5 S. 34 und Jehudah
nx:3 S. 41. — Die Transfcription der hebräifchen Wörter
follte genauer und gleichmäfsiger fein.

Noch einige Einzelheiten. S. 13 ift die Ueberfetzung
,Landesfitte' für px rfl nicht genau. S. 14, die Aus-
fprache .Simeon Ben Schatach' ift beffer bezeugt als
,S. b. Schetach'. S. 17 .Schern ha-mephorafch' ift nicht
.geheimnifsvoller Name'. S. 24, Anm. 14 vgl. auch Joh.
18, 36. S. 25, Anm. 16 vgl. Mt. 14, 25 (Jefus wandelt auf
dem Meere). S. 45 nbsn fprich IT^tJJ (Rettung, vgl. S. 43
b^ätt), es bedarf nicht der Aenderung nnbsn. S. 46 lies
fHtn flatt le-sichron. S. 56, Anm. 12 lies'.das Böfe' ftatt
.den Böfen'. Der philologifch gut gefchulte Herausgeber

diefer Stelle alfo nicht ableiten. Aber prüfen wir die
von Zahn entdeckten Berührungen felbft! Die Abneigung
des Epiktet gegen das Schwören hat doch eine ziemlich
genaue Parallele in der Schrift De formula houestac vitae,
die in der That Excerpt aus einer vollftändigeren Schrift
Seneca's ift (gegen Anm. 33, f. Rofsbach Bresl. philol.
Abh. II 3 S. 87), völlig treffende bei dem von der Stoa
ftark beeinflufsten Philofophen Eufebius (Stob. Flor. I
S. 613 Henfe) und Philo. Einflufs von Matth. 5, 34; Jak.
5, 12 ift nicht nachweisbar. Die Gotteskindfchaft ift altlloi-
fcher Gedanke, und feine Unverträglichkeit mit ftoifchen
Maximen S. 23 ff. nicht nachgewiefen, von Epiktet jedenfalls
nicht gefühlt. Aus ihr leitet die ftoifche Diatribe über
wahren Adel und Freiheit öfters die wahre Emancipation
und Freiheit des Menfchen ab. Wenn Zahn mit Epiktet Dio
Guys. Rede XV, XVI und Philo Q. omn. prob. lib. verglichen
hätte, hätte er erkannt, dafs Epiktet ältere Ideen

hätte fich durch ,Dr. Bernard Fifcher, Herausgeber des 1 reproducirt. Dafs der Ausdruck o niryiov nicht fingulär

Buxtorffchen Lexikons' nicht dürfen verleiten laffen, die
Ausfprache Jahoveh für STW zu billigen.

Möge Dr. B. die geplante gröfsere Arbeit ohneUeber-
eilung zum Abfchlufs bringen, dann aber auch wirklich
erfcheinen laffen. Handfchriften von Thoidoth Jeschu
(mit verfchiedenen Titeln) find z. B. in der Bodlejana zu
Oxford, f. Neubauer's Katalog Nr. 2172. 2177 (aus Cof
de Roffi 96). 2178. 2240. 2407 und in der Bibliothek de Roffi's
in Parma Codex 96 und 124. Vgl. ferner Ad. Jellinek,
Bet ha-Midrafch VI, Wien 1877, S. IX—XIII, u. M. Güde

ift, konnte Zahn aus Wyttenbach's Index zu Plut. lernen.
Der Zweifel Anm. 35, ob er vor Epiktet nachzuweifen
fei, ift, wenn überhaupt richtig, ohne jede Bedeutung,
da uns von der helleniftifchen Profaliteratur nur Bruch-
ftücke erhalten find. Wenn Zahn in dem Herakles des
Epiktet den ,Gottes- und Menfchenfohn, der die Welt
von der Sünde befreit und als Erlöfer beherrfcht' S. 31
wiederfindet, fo hätte er fchon aus Wilamowitz' Herakles
S. 335 ff-, den er ja gelefen zu haben fcheint, lernen
können, dafs Epiktet's Heraklesideal dem altkynifchen

mann, Gefchichte des Erziehungswefens u. der Cultur der ! und altftoifchen in allen wefentlichen Zügen entfpricht.
abendländ. Juden II, Wien 1884, S. 39 u. 298—3<X>). I Dafür, dafs das Ideal des wahren Kynikers als Pda/.onoq

Grofs-Lichterfelde. D. Hermann L. Strack. j rnd f^/^-a^ alt7>^' ebenfalls nicht chrift-

Ul lieh beeinflufst ift, konnte Zahn fchon in meinen Bemerkungen
Th. L.-Z. 1893 S. 492 die nöthigften Belege

Zahn Prof. D. Thdr., Der Stoiker Epiktet und sein Ver- finden; vgl. Arch. f. Gefch. d. Philof. IV S. 421. Vollends

hältnis zum Christentum. Rede. 2. Aufl. Leipzig, A. ! bodenlos ,ft die Vermuthung, dafs die Kritik des falfchen

r-, ■ 1 f v uf ,s~r r,e e. 8i lir m Predlgers fioh auch ge£en die Apoftel und Vorfteher der

Deichert Nachf., 1895. (48 S. 8.) M-~-75 chriftlichen Gemeinden wende, dafs D III 22, 56 auf

Nach einigen einleitenden Bemerkungen, die den 1 Paulus' Schickfal anfpiele, dafs Epiktet das xvgie iiieani
Gegenfatz theologifcher Forfchung zu anderen Gebieten j der chriftlichen Liturgie gehört habe (S. 32 ff.). Wenn

der Wiffenfchaft fchärfer betonen, als es bei der jetzt I S. 43 mehrere Stellen des Epiktet mit Matth. 6, 25_31

wirklich beflehenden engen Verbindung gefchichtlicher, verglichen werden, fo fei eine viel fchlagendere Parallele

philologifcher und theologifcher Forfchung begründet ift,
wirft der Vortragende die Frage auf nach der Herkunft
mancher Gedanken, die zugleich in chriftlicher und heid

vorgeführt, die zugleich zur Vorficht mahnen kann. Bei
Minucius Felix 36, 5 lefen wir: aves sine patrimo-
nio vivunt et in diem pascuntur. Man nahm allge-

nifcher Literatur uns entgegentreten, die ,über die Schran- ; mein Benutzung von Matth. 6, 26 an, und Baehrens, der
ken der religiöfen Gemeinfchaft hinweg hin und her zu j Praef. S. IX Benutzung einer unbekannten Stelle des
fluthen fcheinen'. Dann zeichnet er kurz und im allge- j Seneca vermuthete, wurde fogar verlacht. Und doch ift
meinen treffend Perfönlichkeit, Lehrthätigkeit und Leben, das faft wörtlich ausgefchriebene Original inzwifchen bei
die praktifche Richtung und religiöfe Stimmung der i Sen. De remed. fort. 10, i nachgewiefen. — Der Gebrauch
Philofophie Epiktet's, um fich endlich feinem eigentlichen j von äyyageia D. IV i, 79 beweift nichts, und wenn Zahn
Thema zuzuwenden. Epiktet Hellt es D. IV 7,6 als be- 1 S. 43 den Zufammenhang durchweg mit Matth, 5, 39—42
fchämend hin, wenn die Galiläer aus Gewöhnung die vergleichbar findet, hat er die Epiktetftelle fchwerlich

verftanden. Ueber die Bedeutung von äyyctgiveiv f. Deifs-
mann, Bibelftudien S. 81. Der Gegenfatz der idiu und
«bhncgia iiyaVit (S. 43) findet fich fo oft auch bei Seneca,
und ift ficher fchon älter. Alle anderen Berührungen
können niemand überzeugen, und fo rnüffen wir das

r-

äufseren Uebel verachten, der Philofoph aber nicht aus
vernünftiger Ueberzeugung lernen könne, dafs Gott alles
in der Welt gefchaffen habe und zwar die Welt felbft
als Ganzes vollkommen, die Theile dem Zwecke des
Ganzen dienend und darum 1 manchen äufseren Uebeln

unterworfen. Es ift ein Mifsverftändnifs, wenn Zahn I Hauptrefultat der Schrift als völlig unerwiefen und unwah.
S. 27 bemerkt, dafs die gewohnheitsmäfsige Todesver- j fcheinlich bezeichnen. Dafs Heiden chriftliche Schriften
achtung der Chriften nach Epiktet in einem unerfchüt- gelefen haben, bevor fie mit chriftlichen Kreifen in entere
terlichen Glauben an den allmächtigen Schöpfer und ! Berührung kamen und der Bekehrung nahe waren, wird
Ordner der Welt wurzele. Der Ton der Ausführung liegt j in der älteren Zeit nicht oft vorgekommen fein. ' Dafs
überhaupt auf dem Gedanken, dafs Gott der Schöpfer heidnifche Schriftfteller das Chriftenthum fo unbefangen
auch die Uebel einem höheren Zwecke dienen laffe, und j gefchätzt hätten, von feinen beften Gedanken fich fo
diefe Ueberzeugung wird gerade als philofophifche der 1 hätten durchdringen laffen wie nach Zahn Epiktet, ift
blinden Gewöhnung der Chriften entgegengefetzt. Ferner ; unwahrscheinlich, doppelt unwahrfcheinlich. wenn Epiktet

kann ich nicht aus diefer Stelle mit Zahn fchliefsen, dafs
Epiktet auch fonft von den Chriften unter dem Namen
Galiläer zu reden gewohnt war, noch weniger es wahr-

fich doch dabei öfter in fcharfen Gegenfatz zum Chriftenthum
geftellt haben foll. Der Satz S. 8, dafs es verkehrt
fei, ,fofort einen Einflufs des Chriftenthums anzu-

fcheinlich finden, dafs Epiktet neuteftamentliche Schriften i nehmen, wo immer uns bei Heiden Verwandtes be-
gelefen und aus ihnen den Namen entlehnt habe. Das 1 gegnet' ift fehr richtig. Schade, dafs Zahn felbft ihn
Recht, Anklänge von neuteftamentlichen Schriften bei j nicht beherzigt. Die Annahme S. 29, man habe ein