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Ausgabe:

1895

Spalte:

486-488

Autor/Hrsg.:

Deissmann, G. Adf.

Titel/Untertitel:

Bibelstudien. Beiträge, zumeist aus den Papyri und Inschriften, zur Geschichte der Sprache, des Schrifttums u. der Religion des hellenistischen Judenthums und des Urchristentums 1895

Rezensent:

Blass, Friedrich

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4§5

486

meinen neueren Einzelpublicationen von philonifchen merkenswerther Sachen. Da Niefe für die Eigennamen
Texten und Fragmenten, welche doch noch diefe und , vielfach ganz andere Formen giebt als die im bisherigen
jene Nachlefe zum Text der Bibelcitate geliefert hätten, j Text üblichen, fo erfcheinen hier nicht wenige ganz
Dafs die Nicht-Beachtung diefes Materiales nicht ; neue Namen. Es find aber auch die bisherigen Formen
ohne nachtheilige Folgen für die Sache geblieben ift, aufgenommen und dabei auf die von Niefe bevorzugten
mag an zwei Beifpielen&gezeigt werden. Als philonifchen j verwiefen.

Text von Gen. 4, 3 giebt Ryle S. 21 f. ijveyxs Ka'iv anb Ueber die Vollftändigkeit und Correctheit der Arbeit
toP xagnoZ rrjg yrjc fiiögnv toi xigigi (De sacrif. Abelis et j wird (ich erft nach längerem Gebrauch urtheilen laffen.
Caini 13, I, 171 Mang). Die LXX haben anb toiv i Einftweilen ift ein günftiges Vorurtheil berechtigt. Bei
v.agnäv vf.g yrtg Svoiav toi xvgiqj. Ryle citirt hierzu nur der grofsen Zahl der Fälle, in welchen verfchiedene
die Bemerkung iVlangey's, dafs'der cod. La*. Philo's ebenfo j Träger desfelben Namens vorkommen, ift es freilich auch
lefe wie die LXX, fügt aber feinerfeits hinzu, dafs der 1 bei Anwendung hinreichender Sorgfalt fchwer, alle Ver-
Sifig xagnov fich enger" an das hebräifche viBE anfchliefse, . fehen zu vermeiden. Einige Fälle, in welchen m. E.
Rhein t alfo dies für die richtige Lesart bei Philo zu folche Verfehen vorgekommen find, mögen hier noch
halten. Aber fchon Horneman II, 140 f., Siegfried S. 533 ! notirt werden. Unter Aohag werden nur zwei Könige
und Conybeare S. 247 haben aus den folgenden Aus- | diefes Namens unterfchieden; es find aber drei: der XIII,
fuhrun^en Philo's $ 20, I, 176 Mang, nachgewiefen, dafs j 360 erwähnte ift ein anderer als der XIII, 392 erwähnte;
diefer «5»- xaomöv gelefen haben müffe. In der That hat zwifchen beiden regierte Obedas XIII, 375. — Unter

nicht nur der cod. Vat. Philo's, fondern auch der Papyrus
von Koptos (Scheil 200, 13) anb tojv xagnwv xffi yrg
Svoiav toi y.roioi (alfo wie LXX). Da auch die Lesart
Svoiav durch eine fpätere Stelle Philo's § 27, I, 180 Mang.

Axgaßexa ift XII, 328 von den übrigen Stellen zu trennen.
Die hier erwähnte Landfchaft A/gaßarrgi] lag im Gebiet
der Idumäer, füdlich von Judäa; an den andern Stellen
ift eine Toparchie im Norden Judäa's gemeint (f. meine

beftätigt wird, fo ift wohl nicht daran zu zweifeln, dafs j Gefchichte I, 163. II, 138). — Ein Neft von Schwierig
er genau ebenfo wie unfer Septuaginta-Text gelefen hat. i keiten bieten die Ortsnamen "Aßtla und 'lovhug. Es
Ein anderes Beifpiel bietet Gen. 15, 2, wo Ryle S. 53 | gab ein Abila im nördlichen Peräa, öftlich von Gadara,
nach Quis verum divinarum heres § 1, I, t473 Mang. j und ein anderes im füdlichen Peräa, gegenüber von
folgendes als philonifchen Text giebt: 0 <M viog U.ov b Jx Jericho. Ebenfo gab es ein Julias im nördlichen Peräa
7?Tg nixtridog uov xl^govoA^ast. us. Die LXX haben ö ! (= Bethfaida, am Einflufs des Jordan in den See Genedi
vtbg Mäosx tvg oixoysrovg fiov (mit Beibehaltung des j zareth), und ein Julias im füdlichen Peräa (= Livias =
hebräifchen pOtt)' Schon Mangey und nach ihm Siegfried I Betharamphtha, nicht weit von jenem zweiten Abila).
S. 535 haben auf Grund von § 7—8 u. 12, I, 478. 481 j Diefe Orte Rheinen mir von Niefe nicht durchweg richtig
Mang, nachgewiefen, dafs auch Philo Maoex gelefen auseinandergehalten zu fein. Unter ""Aßtla werden nur

haben müffe (woraus erft fpäter durch Corruption um
b Ix entftanden ift). In der That hat der Papyrus von
Koptos (Scheil 151, 4): 6 ös vtbg Maos/, rr]g mxoysvorg
uov xXrjQorouTjOet fts. Dafs hier auch oixoysrnig ftatt
nlxstidog die richtige Lesart ift, zeigt §7,1, 478 Mang.
Dies alles beweift zugleich, dafs man bei Varianten in
den Bibelcitaten Philo's keineswegs immer den von den
LXX abweichenden Wortlaut als den echt philonifchen
betrachten darf (weil der mit den LXX übereinftimmende
Wortlaut erft durch Correctur nach diefen entftanden fei).
Vielmehr ift hier überall der Wortlaut der LXX auch
der echt philonifche.

XII, 136 und B. II, 252 auf Abila im nördlichen Peräa
zu beziehen fein, dagegen B. IV, 438 dem gegenüber
von Jericho gelegenen Aßihj zuzuweifen fein. Unter
Invliäg ift wohl fo zu fcheiden, dafs XVIII, 27. B. II,
168. 438. 454 auf Julias = Betharamphtha kommen, die
übrigen Stellen, alfo auch XX, 159. B. II, 252 auf Julias
= Bethfaida (f. meine Gefch. II, 126).

Ich benütze fchliefslich noch die Gelegenheit, um ein
Verfehen in meiner früheren Anzeige (Theol. Lit.-Ztg.
l895, 253) zu berichtigen. Ich habe dort gefagt, dafs
die Prolegomena zu Bd. VI keinen Auffchlufs darüber
geben, wie die Arbeit zwifchen den beiden Herausgebern

Aufgefallen ift mir in Ryle's Sammlung auch noch i diefes Bandes, Niefe und v. Deftinon vertheilt gewefen
der unbedenkliche Gebrauch, den er von ficher unechten j fei. Diefer Auffchlufs wird aber p. LXIX, allerdings an
Schriften, wie der Schrift de mundo (S. 1. 9. 166. 255. 293. j einer Stelle, wo man es nicht gerade erwartet, in ausreichender
Weife gegeben.

Göttingen. E. Schürer.

294) und den kleineren armenifchen Tractaten macht. Die
Citate aus letzteren find zwar theilweife eingeklammert,
hätten aber ganz wegbleiben können.

Wenn hiernach Ryle's Arbeit auch nicht als ab-
fchliefsend betrachtet werden kann, fo ift fie doch als
eine fehr dankenswerthe zu begrüfsen.

Göttingen. E. Schürer.

losephi, Flavii, opera, edidit et apparatu critico instruxit
Benedictus Niese. Vol. VII. Index. Berlin, Weidmann,
1895. (VI, 87 S. gr. 8.) M. 4. —
Auf den letzten Band des Textes (f. Theol. Lit.-Ztg.
1895, 252) ift rafch der verfprochene Index und damit der Sorgfalt, womit die — namentlich dem Theologen_

Deissmann, Pfr. Tic. G. Adf., Bibelstudien. Beiträge, zu-
meift aus den Papyri und Infchriften, zur Gefchichte
der Sprache, des Schrifttums u. der Religion des helle-
niftifchen Judenthums und des Urchriftentums. Marburg
, Elwert's Verl., 1895. (XII, 297 S. m. 1 Lichtdr.
gr- 8.) M. 8. —

Die C. v. Weizfäcker und G. Heinrici gewidmete Schrift
verdient befondere Anerkennung wegen des Fleifses und

der Schlufs des ganzen Werkes gefolgt. Bei Ausarbeitung entlegenften und am meiden verdeckten Urkunden des
desfelben ift Niefe durch Fr. Schemann in der Weife 1 Alterthums herangezogen und für die Bibel verwerthet
unterftützt worden, dafs beide in die Herbeifchaffung j worden find. Das Buch zerfällt in fechs gefchiedene
des Materiales fich getheilt haben, während die Redac- Abhandlungen: I. Griechifche Transfcriptionen des Tetration
des Index felbft von Niefe übernommen wurde, grammaton. II. Ein epigraphifches Denkmal des alexan-
Wer ermeffen kann, welchen Aufwand an Arbeit die drinifchen Alten Teftaments. III. Beiträge zur Sprach-
Herftellung eines Richen Regifters erfordert, wird den gefchichte der griechifchen Bibel'(S. 55—168). IV. Zur
Bearbeitern den lebhafteften Dank nicht verfagen. Der j biblifchen Perfonen- und Namenkunde. V. Prolegomena
neue Index übertrifft an Vollftändigkeit und Genauigkeit , zu den biblifchen Briefen und Epifteln (S. 187—252). VI.
den beften unter den bisherigen, den in Dindorf's Aus- Spicilegium. Auf Sprache und Literatur (.Schriftthum')
gäbe. Die Perfonen- und Ortsnamen find vollftändig j alfo bezieht fich dasMeifte; ,Schriftthum' ift der weitere
aufgenommen, dazu noch eine befchränkte Auswahl be- j Begriff, der auch den Privatbrief mit einfchliefst.