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Ausgabe:

1895 Nr. 19

Spalte:

483-485

Autor/Hrsg.:

Ryle, Herb. Edw.

Titel/Untertitel:

Philo and Holy Scripture or the quotations of Philo from the books of the Old Testament, with introduction and notes 1895

Rezensent:

Schürer, Emil

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483 Theologifche Literaturzeitung. 1895. Nr. 19. 484

im Tempelbezirk führt auf ihre Abkunft von Kedefchen.
Die freiwillige Rückkehr diefer Parias nach dem Exil erklärt
der Verfaffer durch den Antheil, den fie an den
Tempeleinkünften hatten. Die fechfle Abhandlung the

Indian origin of proverbs c/iap.jo (S. 123—128, nach in-
trod. p. XXII aus des Verfaffers history of the Aesopic

Aehnlich der Verfaffer der Proverbien (Ryle S. XXVIII)
und der Prophet Sacharja (Ryle S. XXXI). Gar nicht
citirt werden: Ruth, Efther, Koheleth, Hoheslied, Klagelieder
, Ezechiel, Daniel. Das beruht bei einigen ficher
auf Zufall, kann aber bei einigen darin feinen Grund
haben, dafs ihre Autorität noch zweifelhaft war. Aus

S. 129—148 inlrod. p. XXIIT. (aus Athen. 1885 15. und
22. Mai) urtheilt, dafs die Sorge, den Ton (the style) der
authorized version zu erhalten, zu allzu grofser Schonung
der Mängel derfelben geführt habe. —

Das vorliegende Bändchen enthält offenbar viel Anregendes
und Lefenswerthes, und der Wiederabdruck und
die Sammlung diefer zerftreuten Auffätze erfcheint gerechtfertigt
.

Jena. C. Siegfried.

fable London 1889 S. 130—136 abgedruckt) glaubt für den Apokryphen finden fich nach Ryle keine Citate. Er
Sp. 30, 4. 15. 18 f. 21—23 im Rig Veda die Quelle entdeckt hat dabei aber überfehen, dafs in einem Fragment (Pitra,
zu haben. — Die fiebente Abhandlung ,the revised 0. T.' Analccta II, 312 = Harris, Fragments of Philo p. 103 sq.)
S- T2o—xa8 introd. h XXTT f taue; Athen rXRe k unH ! folgendes Citat aus Sirach vorkommt: oUtv v.ai h'rytov

rif4.Se öiöua/.Ei ith maxtveiv eyßoüi (= Sirach 12, 10).

Im zweiten Theile der Einleitung (S. XXXV—XLV)
befpricht Ryle die Abweichungen des Textes der Philo-
Citate von unferem Septuaginta-Texte, beziehungsweife
das Verhältnifs feines Textes zu den Varianten unferer
Handfchriften. Es zeigt fich, dafs keine unferer Hand-
fchriften die Autorität Philo's in befonderer Weife für
fich hat; er nimmt bald mit diefer bald mit jener in
bunteftem Wechfel; ein Beweis, dafs fchon zu Philo's
Zeit der Text ein fehr fchwankender war.

Etwas kurz gerathen ift ein dritter Paragraph der
Einleitung (S. XLV f.) über die Formeln, mit welchen
die Citate eingeführt werden. Hier wären reichlichere
Mittheilungen erwünfeht gewefen. Die gewöhnlichften
Formeln find tptpi, einer, Xeyst, keyecut, yeyganxat yüg.
Die Formel r) ygatpr] leyec icheint nicht vorzukommen.

Der Text der Citate felbft wird nach der Reihenfolge
der biblifchen Bücher mitgetheilt. Stellen, welche
von Philo mehrmals angeführt werden, werden dem ent-
fprechend mehrfach abgedruckt. Bei weitem den gröfsten
Antheil hat die Genefis (S. I —139), demnächft die übrigen
Bücher des Pentateuches (S. 140—282). Citate aus den
anderen heiligen Schriften finden fich, wie fchon bemerkt,
nur ganz fporadifch (S. 283—302). In den Anmerkungen
unter dem Text macht Ryle auf die Abweichungen von
den Septuaginta, beziehungsweife auf das Verhältnifs zu
unferen Septuaginta-Handfchriften aufmerkfam. Die wich-

Ryle, Herb. Edw. D.D., Philo and Holy Scripture or the

quotations of Philo from the books of the üld Testament
, with introduetion and notes. London, Macmillan
and Co., 1895. (XLVIII, 312 p. 8.)

Eine Sammlung und Befprechung der altteffamentlichen
Citate bei Philo hat im vorigen Jahrhundert Hor-
neman begonnen aber nicht zu Ende geführt (Specimen
exercitationum criticarum in versionem LXX interpretum
ex Philone, Gottingae 1773. Derf., Specimen secundum
exercitationum criticarum in versionem LXX interpretum
ex Philone. Praemissa est dissertatio sistens observationes
ad illustr. doctr. de canone Veteris Testamenti ex Philone,
Hauniae 1776. Derf., Specimen tertium etc. Praemissa est
dissertatio sistens argumenta immortalitatis animae hu-
manae e Philone collecta, Havniae iyj8. Ueber den Inhalt
der beiden erflen Arbeiten f. Rofenmüller, Handbuch

für die Literatur der bibl. Kritik und Exegefe II, 435 f.). [ tigflen von diefen find durchgängig berückfichtigt. Leider

Aus neuerer Zeit haben wir darüber eine fehr dankens-
werthe Studie von Siegfried (Philo und der überlieferte
Text der LXX, Zeitfchr. für wiffenfeh. Theologie 1873,

hat Ryle für den Philo-Text feTbft kein ausreichendes
Material zur Verfügung gehabt. Er befchränkt fich hier
auf das von Mangey gebotene. Wie wichtig aber gerade

S. 217—238, 411—428, 522—540). Letzterer ordnet die j bei den Bibelcitaten das Zurückgehen auf die Hand-
Citate nach der Befchaffenheit ihres Textes (Grad der fchriften ift, weifs jeder, der fich irgend einmal mit
Uebereinftimmung mit den LXX oder der Abweichung diefen Dingen befchäftigt hat. Nun kann man freilich
von diefen und Art diefer Abweichung). Eine voll- , nicht verlangen, dafs zum Zweck einer folchen Special-
ftändige Sammlung der Citate nach der Reihenfolge der [ arbeit erft umfaffende handfehriftliche Forfchungen an-
bibüfehen Schriften hat es bisher überhaupt noch nicht geftellt werden. Es ift aber doch zu bedauern, dafs
gegeben. Diefe Lücke wird nun durch die obige Publi- | diefe fleifsige Arbeit, die nicht fo leicht wiederholt
cation von Ryle (Prof. in Cambridge) in höchft will- werden wird, gerade jetzt der Oeffentlichkeit übergeben
kommener Weife ausgefüllt. wurde, wo wir hoffen dürfen, durch Cohn und Wendin
der fehr fleifsigen Einleitung (S. XIII—XLVII) land in Bälde einen belferen Philo-Text auf breiterer
Hellt Ryle zunächft die allgemeinen Bezeichnungen der handfehriftlicher Grundlage zu erhalten. Möglicherweife
heiligen Schriften, die bei Philo vorkommen, zufammen hat R. von dem Bevorftehen diefer Ausgabe keine
(tegai ygaepai, tegai ßlßXni, ö iegog Xoyog, 6 Delog Kenntnifs gehabt. Jedenfalls hätten aber fchon jetzt noch
Xnyog u. f. w.); fodann die Bezeichnungen der einzelnen j einige leicht zugängliche Hülfsmittel für die Kritik des

Schriften (Plveatg, Eh~aywyr] oder "Egodoq, Mf.vixiY.6g,
JevxegovoLuov, der Titel für das 4. Buch Mofis kommt
zufällig nicht vor; der ganze Pentateuch heifst r) vottn-

Philo-Textes herangezogen werden müffen. Ich meine
vor allem den in Koptos im J. 1889 gefundenen Papyrus-
Text der beiden Tractate Quis rerum divinaruni heres

tjtaid). Hierauf folgt eine kurze Ueberficht über den sit und De sacrifieiis Abelis et Caini, welchen Scheil

Kanon Philo's (S. XXXI—XXXV). Hier hätte flärker herausgegeben hat (Memoires publies par les membres de

hervorgehoben werden müffen, dafs der Pentateuch bei la Mission archeologiques francaise au Caire, tome IX,

Philo doch eine ganz eximirte Stellung einnimmt. Das fasc. 2, Paris 1893). Der Papyrus flammt nach dem

lehrt ja fchon die Statiftik der Citate. In Ryle's Samm- Urtheil des Herausgebers aus dem fechflen Jahrhundert,

lung nehmen die Citate aus dem Pentateuch S. 1—282 übertrifft alfo an Alter alle bisher bekannten Philo-

ein, die aus allen anderen heiligen Schriften nur S. Handfchriften noch um vier Jahrhunderte. Ryle fcheint
283—302; letztere find alfo verfchwindend gegenüber diefe wichtige Publication ganz unbekannt geblieben zu
jenen. Die eigentlich mafsgebende Autorität ift eben i fein. Er benützt aber ferner für den Text der Quaestiones

nur Mofes. Neben ihm giebt es zwar auch noch ,pro- et solutiones in Genesim et Exodum nur die lateinifche

phetifche Männer'. Aber ihre Bedeutung befteht nur darin, Ueberfetzung Aucher's, während ihm Conybeare's Rück-

dafs fie ,Genoffen des Mofes' find. Der Pfalmift heifst überfetzung der hier vorkommenden Bibelcitate in's

xojv Micvatiog yvioglucov xtg (De confus. ling. § II, I, 410) Griechifche manchen nützlichen Fingerzeig geboten hätte

oder b xov Mwvokog lriaüd>xxq (Deplantat. No'6 § 9, I, 335) ( The Jewish Quarterly Review vol. V, 1893, p. 246—280).

oder xtg xiüv txaigtor Miovotiog (De Somn. II, § 37, I, 691). Endlich vermiffe ich aber überhaupt eine Benützung der