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Ausgabe:

1895

Spalte:

469-470

Autor/Hrsg.:

Nippold, Frdr.

Titel/Untertitel:

Die jesuitischen Schriftsteller der Gegenwart in Deutschland 1895

Rezensent:

Reusch, Franz Heinrich

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Seite 1

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heutigen religiöfen Lebens im Katholicismus bezeichnet j P. J. B. Wenig, Profeffor an der Univerfität Innsbruck
werden darf. Insbefondere erkennt man fehr deutlich, | (Theol. Lit.-Bl. 1875, 573). Das Titelblatt ftellt nur eine
wie ,die von den Bruderfchaften gepflegte Devotion | Befprechung der jefuitifchen Schriftfteller der Gegenwart
immer tiefer zum Stofflichen herabfinkt' (S. 47). Auch in Deutfchland in Ausficht. Thatfächlich geht aber der
wird man dem Verf. Recht geben muffen, wenn er S. 12 j Verf., was nicht zu tadeln ift, mehr als einmal über diefe
die Ueberzeugung ausfpricht, ,dafs der Auffchwung des geographifche Grenze hinaus. Wenn er darum S. 50 als
Ultramontanismus als politifcher Macht zum Theil nur j die .beiden Hauptautoren für die Moraltheologie' Lehm-
dadurch zu erklären ift, dafs in den aufserordentlich j kühl und Meyer nennt, fo darf ich wohl daran erinnern,
entwickelten und organifch gegliederten Bruderfchaften dafs in der Theol. Lit.-Ztg. 1893, 223 von dem fieben-
eine unbegrenzte Ergebenheit gegen die Kirche heran- bändigen Werke des römifchen Jefuiten Anton Ballerini
gezogen wird, die kaum merkbar von gefchickten Händen , bemerkt worden ift, es fei das umfangreichfte moral-
auch politifch verwerthet werden kann. theologifche Werk, welches in unferem Jahrhundert von

Im Einzelnen find nur wenige Sätze zu beanftanden. den Jefuiten veröffentlicht worden, und wer die Jefuiten-
Wenn S. 13 gefagt wird, ,es gebe beinahe für jeden moral genau kennen lernen wolle, müffe jetzt in erfter
Heiligen Bruderfchaften', fo ift die Zahl der Heiligen zu < Linie diefes Werk benutzen; daneben wurde allerdings
gering angefchlagen, es giebt viel mehr Heilige als j auch das Buch von Lehmkuhl erwähnt.
Bruderfchaften. Auf der anderen Seite gicbt es auch! Bonn p „ _

Bruderfchaften, die wenigftens direct mit Heiligen nichts ' _. ' ' lvcult-n-

zu thun haben. Der Verf. fagt felbft S. 40: ,Die ge- --

Eriefenden Bruderfchaften der Neuzeit find die dem Knoke, Prof. D. K., Grundriss der Pädagogik und ihrer Ge-
[erz-Jefn-Cultus gewidmeten'. In den Erörterungen übe. schichte seit dem Zeitalter des Humanismus. Vom evan-
die Abiäffe die bei den.Bruderfchaften gelifchen Standpunkte dargeltellt. Berlin, Reuther &

^<S^i?j£l^y£Z Te^icSen j Richard, ,894. (VIII, 226 S. gr. 8.) M. 4. -

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Schatz, der aus den überflüffigen Werken Chrifti und
aller Heiligen gebildet ift, aus dem fie in erbarmender
Liebe Ablafs oder Nachlafs ertheilt'. Der technifche

Kirche und Schule flehen in der Gegenwart nicht
mehr in dem engen Zufammenhange, wie früher. Wir
haben es in Deutfchland und insbefondere in Preufsen

Ausdruck opera supererogatoria darf nicht mit ,über- • der Anmafsung der Ultramontanen zu danken, wenn die
flüffige', allenfalls mit .überfliefsende' Werke überfetzt i Regierung ihrerfeits feit Erlafs des Schulauffichtsgefetzes
wercTen. Clemens VI. entwickelt in feiner Bulle von 1350 | mit allem Nachdruck betont, dafs die Schule eine ,Ver-
die im Mittelalter aufgekommene Theorie in folgenden j anflaltung des Staates' fei. Sie kann nicht anders. Sie
Worten: .Chriftus hat nicht blofs einen Tropfen feines j befindet fleh in einer Zwangslage. Hätte fie es nur mit
Blutes, der doch zur Erlöfung hingereicht haben würde, uns Evangelifchen zu thun, fo würde man fich gegen-
fondern all fein Blut vergoffen. Wie grofs mufs alfo, feitig in Friede und Freundfchaft verftändigen. Wie
follte feine Hingabe nicht ohne Nutzen bleiben, der ; aber die Dinge einmal liegen, geht dies nicht an, da
Schatz fein, welchen er feiner Kirche dadurch erworben Aedes Zugefländnifs an die Kirche, wie die Erfahrung
hat! Aus diefem Schatze hat er den h. Petrus und feine lehrt, der römifch-katholifchen in weit höherem Grade

Nachfolger bevollmächtigt, den Gläubigen mitzutheilen,
um ihnen fo ganz oder theilweife die durch die Sünden
verwirkten zeitlichen Strafen nachzulaffen. Zu diefem
Schatze haben auch die Verdienfle der Mutter Gottes
und aller Auserwählten beigetragen'. Vgl. meine Schrift
,Die deutfchen Bifchöfe und der Aberglaube' S. 10. In
dem Satze S. 20 ,Wir können nie die bedingte Gewifsheit
haben, ob ein diefer oder jener im Fegfeuer leidenden Seele
zugewendeter Ablafs feine Wirkung erlangt habe', ift
.bedingte' ein Schreib- oder Druckfehler für .unbedingte'.

Bonn. F. H. Reufch.

Nippold, Frdr., Die jesuitischen Schriftsteller der Gegenwart
in Deutschland. Leipzig, Janfa, 1895. (77 S. gr.8.) M.i.—
Eine fehr dankenswerthe Zufammenftellung der lite-
rarifchen Arbeiten der neueren deutfchen Jefuiten in
zwölf willenfchaftlichen Fächern. Sie ift ziemlich voll-
fländig, im Allgemeinen zutreffend und mafsvoll in ihren

Urthe.len. Die ziemlich zahlreichen verfchriebenen oder | dafs die eigentliche fociale Frage für all Z t xT'dÄ'

zu gut kommt, als unterer evangelifchen. Gerade um
diefer ungünftigen Situation willen erfcheint es uns erft
recht als Pflicht, dafs wir evangelifche Geiftliche nicht
laffen von unterer alten Liebe zur Schule und dafs unfere
jungen Theologen fleh recht gründlich mit dem Studium
der Pädagogik befchäftigen. Diefem Bedürfnifs will der
geehrte Verf. entgegenkommen, wenn er am Schluffe
des Vorworts (S. VT) bemerkt: ,Der Grundrifs der Pädagogik
, welcher hiermit der Oeffentlichkeit übergeben
wird, ift in der Abficht gefchrieben, Candidaten des
Lehr- und Predigtamtes, welche fleh für die pädago-
gifchen Aufgaben ihres künftigen Berufes vorbilden
möchten, eine zweckmäfsige Handreichung bei diefer Vorbereitung
zu geben'. Mit vollftem Rechte hält Knpke
diefe Vorbereitung für viel wichtiger, ,als z. B. das Studium
der fogen. focialen Frage, mit dem fich in der
Gegenwart nur zu viele zerftreuen, um überall beim
Dilettantismus anzulangen. Studirende, welche demnächft
Prediger oder Lehrer werden wollen, müffen erkennen,

verdruckten Namen ftellt Fr. Hülskamp in feinem .Litera-
rifchen Handweifer' Nr.417 S. 89 richtig. Ich befchränke
mich auf einige andere Berichtigungen. Die erfte Serie
der .Stimmen aus Maria-Laach' ift nicht, wie S. 13 angegeben
wird, unter der Leitung des P. Clemens Schräder
veröffentlicht worden, fondern unter der Leitung des

pädagogifche ift .. . Wem das Gedeihen unferes Volkes
und die Entwicklung der Menfchheit zum Gottesreiche
am Herzen liegt, der mufs eine klare Erkenntnifs über
die rechten Ziele und die zuverläffigen Methoden der
Erziehung zu gewinnen fuchen, ehe er in feinen Beruf
eintritt, in dem er nicht nur predigen oder lehren foll,

P. Florian Riefs (Allg. deutfehe Biographie 28, 583). J fondern in dem er zugleich an der Erziehung des heran
Die Angabe des Verf.'s fcheint auf einer Verwechfelung i wachfenden Gefchlechtes in hervorragender Weife fleh
mit dem Brofchüren-Cyklus ,Der Papft und die modernen zu betheiligen, amtlich verpflichtet wird' (S. V). Das
Ideen', Wien 1864-68 zu beruhen, von dem zwar die i find wahrhaft goldene Worte, die wir unferen lieben
Jefuiten jetzt behaupten, er fei auch nicht unter der jungen Theologen zu wärmfter Beherzigung empfehlen!
Leitung des P. Schräder herausgegeben, bei dem er Der Inhalt des Buches ift folgender. In der Ein-

aber jedenfalls ftark betheiligt war; f. meine Beiträge leitung (S. 1 —19) wird Begriff und Möglichkeit der Er-
zur Gefchichte des Jefuitenordens S. 249. Der Verfaffer Ziehung erörtert, die Pädagogik felbft aber als Wiffen-
der Schrift ,Die kirchliche und politifche Inquifition', fchaft von der Erziehung bezeichnet. Erziehung foll
Wien 1875, der fleh Theophilus Ph.lalethes nennt, ift nicht Abrichtung, auch nicht blofs formale Ausbildung