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Ausgabe:

1895

Spalte:

449-451

Titel/Untertitel:

Analekta Ierosollymitikes Etachnologias e sylloge anekdoton kai spanion ellenikon syggraphon peri ton kata ten Ephan orthodoxon ekklesion kai malista tes ton Palaistinon, syllegenta men kai ekdidomena ypo A.

Rezensent:

Meyer, Philipp

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alters. Aber gerade feine volksthümliche Schriftftellerei
macht ihn uns intereffant, fein ftreng kirchlicher Sinn
und fein ftrenges ethifches Urtheil läfst ihn uns ehren-
werth erfcheinen. Ich kann hier nicht eingehen auf den
Nachweis der einzelnen Züge, die Krumbacher in fehr
anziehender Weife illuftrirt. Ich erlaube mir nur einige
Worte zur Beurtheilung des höchft intereffanten Briefes,
den der Verf. zum erften Male veröffentlicht. Der Brief
ift an die Prinzeffin Theodora, die Nichte des Kaifers
Manuel, gerichtet. Die Fürftin hatte früher ein fchlimmes
Leben geführt und in der Zeit aus Eiferfucht fogar
einen Mord begangen. Jetzt ift fie alt und will an ihrem
Seelenheil verzweifeln. Sie hat fich offenbar an Michael
gewandt. Diefer will fie in unferem Briefe tröften. Dabei
fpricht er in mannigfachen Wendungen zwei Gedanken
aus. ^ Er verurtheilt die Sünde des Mordes aufs Schärffte.
Konto* uiv ovv b qinvog eoxi y.ai xaxiöv xäxioiov. Doch
dem, der von Herzen Bufse thut, wird von Gott Vergebung
. ^4XX eäv Tic xai xovxip negmeoibv eavxov de
xaxayvaj y.ai xafragitv enideiSi] iiexävoiav OVVXQlßx
xagdiag xat Xotnaig evnoiiaig xgijoouevog, ovyyvioiirtv eg~
avayxrjg ebgiyoei nag avxq) xv7> einovxi Xgioxw' Äeixe
oi xoniiüvxeg xxX. Als Beifpiele königlicher Mörder, die
nicht verzweifelt, fondern Bufse gethan, treten dann der
Kaifer Tzimiszes, Theodofios der Grofse und Maurikios
auf. Ich beurtheile diefen Brief günftiger als Krumbacher.
Zwar find die Beifpiele feltfam, aber die Grundgedanken
find doch rein chriftlich. Kein Wort befchönigt die
Sünde des Mordes, die kirchlichen Bufsmittel werden
zwar erwähnt (die Xnutai emioüai), der Nachdruck aber
liegt doch auf dem Hinweis zu Chriftus, der den Müh-
feligen und Beladenen die Sünden vergiebt. Schwerlich
hätte ein alter Kirchenvater die Gedanken beffer präci-
firen können.

Erichsburg. Ph. Meyer.

AväXexr« 'ieQOOoXvfiixixfig XxaxvoXoyiag Tj ovXXoyij
avexöoxtov xai onaviiov eXXrjvixiöv ovyygaipiüv negi xütv
y.axä xryv Enjav ognodoSiov exxXrjOitöv xai fiäXioxa xrjg
xütv IlaXaioxiviov, ovXXeyevxa uev xai ev.did6f.ieva inb
1/4. llanadonovXov-Kegäfieiog, exxvnovfieva de
ävaXutfiaoi xov avxoxgaxogixov ogd-odo^ovTIaXaioxivov
avXXoyov. Tbfiog II. Ev üexgovnoXei, 1894. (Leipzig,
O. Harraffowitz.j (XIII, 540 S. Lex.-8.) M. 20. —

Den erften Band diefes ausgezeichneten Sammelwerks
habe ich in Nummer 23 des Jahrgangs 1892 diefer
Zeitfchrift angezeigt. Dort habe ich auch über die Anlage
des Werks im Allgemeinen gefprochen.

Der vorliegende zweite Band giebt in 15 Abtheilungen
eine grofse Zahl von unedirten Schriftftücken, die fich
meiftens auf die Gefchichte der neueren griechifchen
Kirche beziehen und hier wieder befonders auf paläftinen-
fifche Verhältnifse. Bei der Fülle des Materials kann
ich auf das Einzelne nur kurz^ eingehen.

I. Tvnixbv xrg er 'IegoooXvuoig exxXrjolag. S. 1—254.
Es ift ein Bruchftück eines grofsen gottesdienftlichen
Typikon der Kirche xyg "AvaOxäoewg in Jerufalem. Und
zwar liegt vor das für die beiden Wochen vor und nach
Oftern Verordnete. Die Handfchrift flammt aus dem
Jahre 1122 und weift damit dem Inhalt ein beträchtliches
Alter zu. Hat auch das Stück für die abendländifche
Kirche nicht das directe Intereffe wie für die morgen-
ländifche, fo intereffirt jedenfalls, dafs darin viel Material
für die Entwicklung des griechifchen Kirchenliedes
enthalten ift. Um nur ein Beifpiel anzuführen, fo flammt
das Lied von der grofsen Sünderin an Chriftus, das (
nach bisheriger Meinung eine Dichtung der Ikafia ift,
nach den Angaben des Typikon bereits^von Photios.

II. "Eyygaqtov negi xoi ev 'iegoooXvfioig ftovvägLov
xov dyiov Ev&vut'ov ovvxaxlrev exei 1344. S. 255—257.
Der Mönch Gerafimos vermacht in diefer Urkunde das

von ihm gekaufte kleine Klofter feinen vier geiftlichen
Söhnen, mit der Näherbeftimmung, dafs in Zukunft nur
Trapezuntier erben follen.

III. lAväSx]f.ia (luXinnov WXäxgov xov Kvngiov elg
xov ev 'IegoooXvfioig vabv xitg äylag 'Avaaxaoiag i'xei
1523. S. 258—261. Ein Teftament, das darum intereffant
ift, weil auch Sklaven darin bedacht find.

IV. regfiavov Haxgiägyov 'IegoooXvuiov eyxüxXtog vneg
xoi navayiov Tdqiov (1559). S. 262—264. Eine Bitte an
die Chriftenheit, zur Reftauration der Grabeskirche beizutragen
.

V. JJgä^ig xvmxrjg avvodov did xd v.oivößiov xwv
~ivaixä)v ev Kaigdj exei 1557» ngnedgevovxog, aig e'oiv.e,
xov Tlaxgiägxov Veguavov 'legoooXviuov. S. 265—269. Das
Sinaitenklofter wird aus einem idiorrhythmifchen zu einem
Koinobion zurückgebildet. Wichtig für die Gefchichte der
idiorrhythmifchen Epoche des griechifchen Mönchthums.

VI. -(oqigovt'ov naxgiagyov 'ItgoooXviitov ygäufia
ngbg xovg Xivaixag. S. 270—272. Betätigung des Hegu-
menos Laurentios und Ermahnung zum koinobiotifchen
Leben. Von hier an find die Nummern der einzelnen
Stücke verdruckt. Statt V mufs es VI heifsen, wie ich
gleich corrigirt.

VII. Xexxagiov JIaxgiäg%ov 'IegoooXvuiov ngä^eig.
1661 —1667. S. 273—284. Die Nummer enthält 6 Aus-
fchreiben des genannten Patriarchen. Sie beziehen fich
auf die Wahl des Nektarios, auf einen Punkt des Eherechts
, auf Prüfung von Reliquien hinfichtlich ihrer Echtheit
. Eins ift dadurch befonders wichtig, dafs es die
Gröfse des Gebiets des Patriarchats von Jerufalem
befpricht.

VIII. Jooitrtov Ilaxgiägxov'IegoooXvuojv ngälgeig xai
ygäiiiiaxa. 1669—1706. S. 285—309. Im Ganzen 7 Urkunden
. Wichtig ift die zweite, die die Reform des
Klofters vom heiligen Grabe bezweckte, auch die dritte,
die fich auf das Klofter toü oxavgov bezieht. Die fünfte
belehrt über die Befitzrechte der Orthodoxen am heiligen
Grabe. Die fiebente bringt Intereffantes zur Gefchichte
des griechifchen Schulwefens.

IX. XgvoavfXov llaxgiagxov 'legoooXvittov ngit£etg y.ai
ygauuaxa 1709—1729. S. 310—339. Zufammen 7 Aus-
fchreiben. Das zweite verbietet den Geiftlichen das
Waffentragen und das Ablegen der geiftlichen Kleidung.
Das dritte polemifirt bei naheliegender Gelegenheit ftark
gegen die Lateiner. Meines Wiffens wird hier zum erften
Mal von der griechifchen Seite aus der Papft der Anti-
chrift oder fein Vorgänger genannt. Für die ältere Zeit
behauptete Mohamed diefen Platz. Das vierte und fünfte
betreffen wieder das Schulwefen. Das fechfte ift darum
von Wichtigkeit, weil es einen ausführlichen Kanonismos
des 1729 in Jerufalem gegründeten Krankenhaufes enthält.

X. MeXexlov Tlaxgiägxov 'IegoooXvuiov vigä^eig xai
ygauuaxa. 1731—1734. S. 340—34.7. Vier Nummern. In-
terelfiren kann die zweite. Sie trifft liturgifche Beftim-
mungen.

XI. IlagD-eviov üaxgiägxov 'IegoooXvuiov ngä^eig xai
ygauuaxa. 1738 —1750. S. 348—360. Sechs Urkunden.
Die vierte giebt eine Belehrung über das Segnen mit
dem dtxijgiov und xgixißior feitens der Bifchöfe. Die
fechfte enthält einen allgemeinen Kanonismos über das
Mönchswefen und ift darum höchft wichtig.

XII. Jiaipögiov eyygäcpiov oeiga devxega. S. 360—404.
Die Reihe enthält 15 Urkunden aus verfchiedener Zeit.
Nummer 2—4 beziehen fich auf die Thronbefteigung
und Abdankung des oben genannten Patriarchen Dofi-
theos. In der fünften kommt der Umfang der Diöcefe
von Alexandrien zur Sprache. Die fiebente, aus dem
Jahre 1706, bringt Details für die Gefchichte des Unterrichts
. Die zehnte Urkunde polemifirt wieder ftark gegen
Rom. Sie läfst aus den Unterfchriften auch erkennen,
wie grofs damals die Diöcefe von Antiochien war.

XIII. Xeoipvxov Kv7igLov vnouvr^ia negi xcüv ev 7t-
govoaXi^i diaipogiov XQioxiavixiüv ellviöv xai Xoyouuxubv