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Ausgabe:

1895

Spalte:

385-391

Autor/Hrsg.:

Conybeare, Fred. C.

Titel/Untertitel:

Philo about the contemplative life or the fourth book of the treatise concerning virtues, critically edited with a defence of its genuineness. With a facsimile 1895

Rezensent:

Schürer, Emil

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schwer, Prof. zu Göttingen.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 18 Mark.

N°- 15. 20. Juli 1895. 20. Jahrgang.

Conybeare, Philo about the contemplativc
life (Schürer).

Krenkel, Jofephus und Lucas (Bouffet).

Veil, Juflinus des Philofophen und Märtyrers

Rechtfertigung des Chriftentums, eingeleitet, , Staub, Das Verhältnis der menfchlichen Willens-

verdeutfcht und erläutert (Hennecke). freiheit zur Gotteslehre bei Martin Luther und

Texts and Studies ed. by Robinson, III, 1: The 1 Huldreich Zwingli (Cohrs).

book of rules of Tyconius, newly edited by Allier, Laphilosophied'ErnestRenan(Ehrhardt).

Burkitt (Bouffet). Bonus, Zwifchen den Zeilen (Lobftein).

Conybeare, Fred. C, M.A., Philo about the contemplative
life or the fourth book of the treatise concerning
virtues, critically edited with a defence of its genui-
neness. With a facsimile. Oxford, at the Clarendon
Press, 1895. (XVI, 403 S. gr. 8.) 14 s.

Nach zwei Richtungen hin ift diefe neue, auf den

zoluäv h uvanvevoca (iiaiozegov — 'Crpceizai zi täf ev
zote iegolg ygauuctoiv u. f. w. Auch an manchen anderen
Stellen ift es Conybeare geglückt, den Text auf Grund
der armenifchen Ueberfetzung zu verbeffern. Ich hebe
folgende hervor (nach Seiten und Zeilen der Mangey-
fchen Ausgabe): 474, 44 lies ei/.aigiog nach Arm. und
Eufeb. ftatt des von den griechifchen Handfchriften ge-

INach zwei Kicntungen nin 11t aieie neue, am ueu —, , ~ 6"-........^,.u,Mui.n.a gv.

lundlichften Vorarbeiten ruhende und mit einem umfang- botenen ey/.mgov. 475, 36 yihoanyovni x,i> narginv von»
reichen Apparat ausgeftattete Separatausgabe von Philo's j dtniav allrp/ogoivzeg richtig nach Arm. und Eufebius-
Schrift De Vita Contemplativa von hervorragender Be- ! R"nn, wahrend die griechifchen Handfchriften cptlmmcptav
deutung- einmal durch das, was hier für die Textkritik ! (ftatt vofiodeotav) haben. 479, 44 negiliyyevovat richtig
geleiftet ift und fodann durch den energifchen Verfuch, j ftatt neoiiyvevovai. 484, 30 itgtwv richtig ftatt tsguv.
die Echtheit der Schrift gegenüber den neueren Be- I 485, 7 Xogeiq treffliche Emendation nach dem Armeni-
ftreituncen zu erweifen. fchen ftatt des von den griechifchen Zeugen gebotenen

Das textkritifche Material ift von Conybeare im XP"'«- 485- 8 XOQÜv richtig ftatt avdqbjv. "Neben diefen
weiteften Umfange herangezogen und verwerthet worden, j und anderen guten Lesarten des Armeniers flehen frei-
Vierzehn griechische Handfchriften find theils von ihm | bch nicht wenige, welche fich gegenüber der griechifchen
felbft theils von Anderen verglichen worden, aufserdem j Text-Ueberlieferung als fehlerhaft erweifen. Conybeare
noch die alte lateinifche und die armenifche Ueber- j giebt S. 7—9 eine Lifte von Stellen, an welchen die
fetzung fowie die Excerpte des Eufebius. Von den : armenifche Ueberfetzung von allen griechifchen Hand-
griechifchen Handfchriften find die wichtigften die vier, I fchriften abweicht. Man wird nur an der Minderzahl
welche Conybeare mit den Buchftaben A, O, P und Q ! derfelben der erfteren den Vorzug geben dürfen. Cony-
bezeichnet, A = Parisinus gr. n. 435 saec. XI, O = ! beare fcheint fte mir etwas überfchätzt zu haben. So

Vaticano-Palatinus gr. 248 saec. XIV—XV, P = Lau
rentianus plut. X cod. 20 saec. XIII, Q = Laurentianus
plut. LXXXV cod. 10 saec. XV. Die übrigen zerfallen
in zwei Gaffen, welche C. als ß und y bezeichnet. Der
Text diefer beiden Gaffen fteht hinter dem jener vier
Codices an Güte zurück. Alle griechifchen Handfchriften

ift gleich im Eingang ficher (pog>;zdzeg»v zu lefen (10
yovv cpogrjzniegov ehttlv) ftatt des von C. nach Arm. und
einem Theil der griechifchen Handfchriften aufgenommenen
aipngryözegov. Und 474, 3 ift zweifellos ygnvovg
die richtige LA. ftatt des von C. bevorzugten xgiof.iivovg
(die materiellen Gefchäfte zovg yoövnvg avaliaxovaf

gehen auf einen Archetypus zurück und zwar auf den- < XQovoc o« cpudnadai v.alov). Conybeare's Text ift alfo
felben, aus welchem auch die lateinifche Verfion ge- doch nur mit Vorficht zu benützen,
floffen ift. Letztere benützt C. nach der Basler Ausgabe Unter dem Text giebt C. aufser dem Varianten-

von 1527 (der Text ift S. 146—153 abgedruckt). Unab- , Apparat noch eine reiche Sammlung von fprach-

hangig von dem Archetypus aller diefer Zeugen, alfo
fchon"früher abgezweigt, ift der Text, welchen Eufebius
ffist, eccl. II, 17 benützt hat. Endlich einen noch älteren
Seitenzweig' repräfentirt die Vorlage der armenifchen
Ueberfetzung. Die Heranziehung diefer ift ein Haupt-
verdienft Conybeare's, deffen armenifchen Studien wir

liehen und fachlichen Parallelen aus Philo's
Werken. Diefelbe foll den Beweis für die Echtheit des
lractates liefern, indem fte zeigt, wie völlig Sprache
und Gedankenkreis desfelben mit dem der zweifellos
philonifchen Werke übereinftimmt. Wenn ich auch nicht
glaube, dafs diefer Beweis dadurch wirklich erbracht ift,

fchon fo manche werthvolle Bereicherung unferer patri- ; fo möchte ich doch den hohen Werth diefer Sammlung
ftifchen Kenntnifse verdanken. Der Text der armeni- aufs nachdrücklichfte hervorheben. Sie ift mit aufser-
fchen Ueberfetzung wird S. 156—180 nach vier Hand- ordentlichem Fleifse auf Grund eingehendfter Leetüre
fchriften, zwei von Venedig und zwei von Edfchmiadzin, von Philo's Werken zufammengebracht, und giebt in
abgedruckt Auf Grund diefer Ueberfetzung ift es Cony- , der That einen ftarken Eindruck davon, wie tief der
beare möglich gewefen, an einer Stelle, wo infolge einer Verf. des Tractates Philo's Sprache und 'Begriffswelt in
Lücke in allen anderen Zeugen der Text bisher unver- fein eigenes Fleifch und Blut aufgenommen hat.
ftändlich war, das Fehlende zu ergänzen und dadurch Der Erklärung und hiftorifchen Würdigung des Trac-

den Text zu heilen. Sie lautet, mit Einklammerung des tates find aufserdem noch zwei umfangreiche"Abfchnitte
von C. nach dem Armenifchen Ergänzten, ed. Mangey in C.'s Buch gewidmet: 1) eine Reihe" erläuternder An-
/. 483: lVhzu öi to xaTaD.iilyvaL fiSV tovg ov^moiag iv ■ merkungen zu einzelnen Stellen (S. 192—257) und 2) eine
aJg id^hnaa rdgeot, oiijvai de tovg 6ia-Kovov/j.tvovs i» gerade hundert Seiten umfaffende Erörterung der Echt-
kÖOflüJ irghg i7itgtoiav HoiplOVg, [0 ngdeögog tttTUßV, oxt heitsfrage, in welcher C. mit grofser Lebhaftigkeit für
xon-r) jiovyia ytynvtv}^— 7töte de ovv. eativ; emoi zig den philonifchen Urfprung eintritt (S. 258—358). Auf
av all' exi /uä^ov r] ngözegov, wg iir)de ygv^ai zivd letztere mufs hier in der Kürze noch eingegangen werden.

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