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Ausgabe:

1895 Nr. 14

Spalte:

364-368

Autor/Hrsg.:

Zycha, Jos. (Ed.)

Titel/Untertitel:

Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum. Vol. XXVIII, sect. III, pars I 1895

Rezensent:

Krüger, Gustav

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Theologifche Literaturzeitung. 1895. Nr. 14.

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Menge Handfchriften geliefert. Namentlich kann die
neugriechifche Literatur noch längft nicht auf genügendes
Intereffe rechnen, fodafs die Drucklegung eines Werkes
immer ein felteneres Unternehmen in.

Dem vorliegenden Katalog kann ich nun aus eigener
Erfahrung das Zeugnifs geben, dafs er zuverläffig ift.
Ich habe in den Bibliotheken fehr viele Nummern nach
dem Kataloge, den ich handfchriftlich benutzen durfte,
nachgefchlagen und habe nie einen Irrthum gefunden.
In einem Klofter, in Stawronikita, hatten zwar die Feinde
aller Wiffenfchaft, die Mäufe, viele Nummernzettel von
den Büchern gefreffen. Da wird der bette Katalog unbrauchbar
. Für das Klofter Simopetra hat der Katalog
gewifs grofsen gefchichtlichen Werth. Es hat in jüngfter
Zeit feine ganze Bibliothek durch einen Brand verloren.

Die Anordnung und Ausführung des Katalogs ift
vortrefflich. Jede Handfchrift hat ihre allgemeine Nummer
und die der Bibliothek. Die erftere führt bis 4120.
Dann ift der Befchreibftoff, das Jahrhundert, wo es möglich
war, auch das genaue Datum und das Format angegeben
. Der Inhalt ift faft bei allen Handfchriften
genau verzeichnet, häufig auch mit Anfang- und Schlufs-
worten. Wichtigere Handfchriften haben noch befondere
Bemerkungen erhalten.

Ich gehe auf den Inhalt der einzelnen Bibliotheken
etwas genauer ein, fchliefse jedoch das im erften Hefte
Gegebene aus.

Das Klofter Stawronikita befitzt 169 Handfchriften,
darunter 57 auf Pergament. Hier ift ein Gregor v. Nyffa
aus dem 10. Jahrh. und ein Band enthält die gefammten
Werke des Sym. v. Theffalonich.

Pantokratoros ift mit 232 Codices, darunter mit 68 auf
Pergament vertreten. Zu bemerken ift ein Praxapoftolos
aus dem 9. und ein Oktateuch aus dem 10. Jahrhundert.
Hippolyt von Rom kommt wie häufig mit feiner Schrift
ntol ovvzeleiug vor. Ein Band aus dem 15. Jahrh. enthält
viele Schriften des Gennadios Scholarios.

Simopetra befafs 245 Bände, dabei 43 auf Pergament.

Das Klofter Karakallu ift mit 245 Handfchriften verzeichnet
; auf Pergament find 40 gefchrieben. Hier findet
man den feltenen Makarios Chryfokephalos, auch den
Gabriel Severos und den Elias Miniatis von den Neueren.
Des Symeon Kionites 31 Reden find auch wohl noch
unedirt.

Philotheu befitzt eine Bibliothek von 249 Manu-
fcripten, 56 auf Pergament. Eine intereffante Leetüre
wird gewifs bieten Nr. 187,9: Jir)yr}oig zov Idßßä Zioai-
iiov 7ieql zrjg slevoewg avzov eig ziqv yrjv zwv lkxy.Üqiov
aul tceqi rr)g diaytoyrjg avteov. Ebenfalls das Stück 7 des
Codex: lYhovaiiog zov Aitrionog tzsqi zwv iiovaywv zr]g
tayuTTqg ysveäg xzX.

Esfigmenu ift mit 320 Handfchriften ausgezeichnet,
davon 71 auf Pergament. Dabei ift ein Epictet saec. XII.
Hier find auch ganz prächtige Miniaturen. Intereffant
find Ueberfetzungen von Auguftin durch Planudes und
Kydones. Aus der neueren Zeit trifft man auf ein Auto-
graph von Nikodemos Hagiorites, ebenfalls auf wichtige
Brieffammlungen.

Aus den 341 Papierhandfchriften von Xeropotamu
find fehr werthvoll die grofsen Sammlungen der Werke
des Käfarios Daponte (18. Jahrh.), des gröfsten griechi-
fchen Kirchendichters der Neuzeit. Ueberhaupt ift hier
die moderne griechifche Literatur hervorragend vertreten.

Dochiariu hat 395 Bände, auf Pergament 62. Eine
fehr werthvolle Handfchrift der Moralia des Plutarch
wird gerade zu der Eclitio Teubneriana benutzt.

Kutlumufi befitzt 395 Manufcripte, auf Pergament 94.
Hier find viele Minuskeln zum N.T., auch fchöne Väter.
Dazu ein noch unedirter Katalog der Patriarchen von
Konftantinopel.

Dionyfiu ift im Befitze der gröfsten von den bis
jetzt genannten Bibliotheken. Man trifft hier 586 Handfchriften
, 113 pergamentene. Hier ift jedes Gebiet ver-
hältnifsmäfsig gut befetzt.

Hätte ich einen Wunfeh zu äufsern, fo wäre es der, dafs
der Herr Verfaffer auch von den Menäen etc. den Inhalt
angegeben hätte. Ich gebe zu, dafs das in den meiften
Fällen unnöthige Mühe gewefen wäre. Dennoch liegen
in diefen und ähnlichen Büchern noch Schätze verborgen.
Ich fand einft in Watopädi einige immerhin wichtige
acta apoerypha apostolorum in folchen Büchern. Hier kann
man auch auf alte Martyrien ftofsen.

Sonft wird jedermann dem Herrn Verfaffer dankbar
fein für feine angewandte Mühe und Sorgfalt und mit
ihm fich freuen, dafs der Druck des Werkes endlich
gelungen ift. Möge der Katalog manchem ein Führer
werden in den Bibliotheken der ehrwürdigen und gaft-
freien Klofter des Athos. Wer ein offenes Auge und
Herz hat, findet auf Hagionoros manches, das er im
Abendlande vergeblich fucht und fein Leben lang ver-
miffen wird.

Erichsburg. Ph. Meyer.

Corpus scriptorum ecclesiasticorum latinorum, editum con-
silio et impensis academiae litterarum caesareae Vin-
dobonensis. Vol. XXVIII. (Sect. III, pars I.) Wien,
F. Tempsky, 1893. (gr. 8.) M. 16. 80

Sancti Aureli Augustiui de Genesi ad litteram libri XII Eius-
dem libri capitula. De Genesi ad litteram inperfectus liber. Locu-
tionum in Heptateuchum libri VII. Recensuit Jos. Zycha. (XXI,
629 S.)

Der vorliegende Band des Wiener Corpus enthält
folgende exegetifche Schriften Auguftins: 1) de genesi
ad litteram libri duodeeim (p. 1—435) und eiusdem libri
capitula (436—456); 2) de genesi ad litteram inperfectus
Uber (457—503); 3J locutionum in heptateuchum libri Septem
i (504—629). Zu Grunde gelegt find: für 1): 5 Handfchriften
, deren vornehmfte der frühere Codex Sessoria-
nus 13, jetzt in der Nationalbibliothek Victor Emanuels
(Nr. 2094) befindlich, ift (= E), im 7. Jahrhundert gefchrieben
und den Maurinern unbekannt; für 2): 4 Handfchriften
, unter denen Codex Vaticanus 445, den auch die
Mauriner ihrer Arbeit zu Grunde legten, zwar anfeheinend
der jüngfte {saec. XV), dennoch der befte ift; für 3): 5
Handfchriften, die in zwei Claffen zerfallen und deren
ältefte der Cod. Corbeiensis n. Parisinus 12168 {saec.
VIII/IX) einerfeits und Cod. Laudianus 130 {saec. X
ineunti) andrerfeits find. Indices flehen noch aus.

Der Herausgeber, Prof. Jof. Zycha in Wien, hat
mit feiner Ausgabe der antimanichäifchen Schriften Augu-
ftin's im 25. Bande des Corpus wenig Ehre eingelegt.
Die Lefer wollen die Recenfionen Prof. Jülicher's in
diefer Zeitung 1892, Nr. 5 (dazu Zycha's mifsglückte
Entgegnung in Nr. 7) und Nr. 17 vergleichen. Wenn der
fo Gewarnte nach zwei Jahren fchon wieder einen umfänglichen
Band bringt, fo mufs er darauf gefafst fein,
dafs ihm die Kritiker fcharf auf die Finger fehen. Das
ift denn auch bereits der Fall gewefen: die Recenfionen
von E. P(reufchen) im Lit. Centraiblatt 1894, Nr. 32
(in Nr. 41 eine wiederum faft ganz gegenftandslofe, aber
vom Pathos fittlicher Entrüftung getragene Erwiderung
Zycha's), von 7 im Theol. Literaturblatt Nr. 27 und von
P. L(ejay) in Nr. 45 der Revue Critique fprechen fich
durchweg abfällig aus, und von längeren Befprechungen
ift mir nur eine lobende bekannt geworden: fie rührt von
M. Petfchenig her, der Mitarbeiter des Corpus ift. Zu
Beginn feiner Praefatio bemerkt Zycha, er habe für
feine Ausgabe die gleichen Grundfätze befolgt wie für
die frühere, fich aber bemüht, den Wünfchen der Recen-
fenten, wo es anging, nachzukommen. Unfere Befprechung
wird zeigen, dafs er das in einigen Punkten wohl gethan
hat, aber auch, dafs noch fehr viel zu wünfchen übrig
geblieben ift.