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Ausgabe:

1895

Spalte:

281-284

Autor/Hrsg.:

Conybeare, Fred. C.

Titel/Untertitel:

On the Codex Pamphili and the date of Euthalius 1895

Rezensent:

Gregory, Caspar René

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28l

Theologifche Literaturzeitung. 1895. Nr. n.

282

für die öfterreichifchenGymnafienBd.40,1889,8.289—295).

— Hadrian's Brief an Servianus über die Aegypter wird
S. 326 als echt behandelt, ohne dafs die dagegen erhobenen
Zweifel erwähnt werden. Es wäre zu verweifen auf
Dürr, Die Reifen des Kaifers Hadrian 1881, S. 88—90,
Gregorovius, Der Kaifer Hadrian 3. Aufl. 1884, S. 163
bis 165, Mommfen, Römifche Gefchichte V, 576, Wieden
! an n, Le Museon t. V, Louvain 1886, p. 456—465
(für die Echtheit: Renan, L'eglise chretienne p. 188.«/.).

— Ueber die Iudaica vela Claudian's (S. 357) vgl. Birt,
Rhein. Mufeum N. F. Bd. 45, 1890, S. 491—493.

Auf dem Vor-Titel ift Reinach's Werk als Fontes
verum ludaicarutn 1 bezeichnet. Nach einer Notiz auf
dem Umfchlag follen noch folgen eine Sammlung der
auf die Juden bezüglichen Gefetze und Verordnungen des
Alterthums und eine Sammlung der Infchriften. Möchten
beide recht bald erfcheinen. Für die Infchriften wird
hoffentlich die von Nicolaus Müller in Berlin fchon lange
vorbereitete Ausgabe der Katakomben-Infchriften noch
benützt werden können.

Göttingen. E. Schür er.

Conybeare, Fred. C., On the Codex Pamphili and the date of
Euthalius (Journal of Philology, vol. XXIII, p. 241—259).

Im Centralblatt für Bibliothekswefen (VIII,
9: 1891, Sept. S. 385—411) Hellte Prof. Albert Ehrhard,
heute in Würzburg, eine intereffante Unterfuchung über
Euthalius, den Herausgeber gewiffer neuteftamentlicher
Handfchriften an. Er kam zu folgenden Schlüffen: ein
Euthalius fei für gedachte Ausgaben nicht gefchichtlich
nachzuweifen, vielmehr fei der Herausgeber .Evagrius'
und zwar Evagrius Ponticus; — der Cod. H fei vielleicht
fein Autograph, wenigllens aber eine der erften Abfchriften
defselben; — er habe nur die Sinnzeilen befUmmt; —
Urfprüngliches fei nur ,die erften Vorreden am Eingang
der Apoftelgefchichte und der Briefabtheilungen, das Ver-
zeichnifs der liturgifchen Lefeftücke, dasjenige der alt-
teftamentlichen Citate, und endlich das der Capitel mit
ihren kleineren Programmen: endlich das Martyrologium
Pauli und die Unterfchrift mit der stQoqcpcövrjöiq;' —
die Eintheilung der Lefeftücke und die Capitel der Paulusbriefe
feien einem älteren Kirchenvater zuzufchreiben,
dem Evagrius gehöre nur das Verzeichnifs der Schrift-
citate; — doch habe Evagrius bei der Apoftelgefchichte
und den katholifchen Briefen wahrfcheinlich die Angabe
der Lefeftücke und die Capiteleintheilung auch beforgt; —
und fchliefslich fei nicht Theodor von Mopfueftia der
anonyme Eintheiler der Capitel der Paulusbriefe, fondern
wahrfcheinlich ein ägyptifcher Mönch, ein Zeitgenoffe
des Evagrius. Hierauf trat Lic. Ernft von Dobfchütz,
heute Privatdocent in Jena, in derfelben Zeitfchrift
Centralbl. für Bibl.-Wefen (X, 2: 1893, Febr. S.49—70),
mit folgenden Erwägungen den Schlüffen Ehrhard's entgegen
: die Unterfchrift von Hpsu1 (Omont, p. 189) fei unmöglich
von Euthalius, noch weniger fei H Autographon
des Euthalius, denn H ift wahrfcheinlich nach der Zeit |
des Euthalius gefchrieben worden, die Unterfchrift, auch
wenn ,eclvt', hätte abgefchrieben werden können, der
Apparat von H ift nicht vollftändig, und H ift bei Abweichungen
im Apparat nicht immer urfprünglich. Darauf
zieht Dobfchütz den Neapolitaner Codex herbei und zeigt,
wie nah Theodor von Mopfuefte dem Inhalt der von
Euthalius gebotenen Stücke zu flehen fcheint; er be-
fpiicht dabei die Capiteleintheilung und kommt fchliefslich
auf die Evagrius-Frage, um nach reiflicher Prüfung Evagrius
für einen Abfchreiber zu halten, der das Werk des j
Euthalius abgefchrieben hatte. Er verfucht dann, das
anonyme Martyrium dem Jahr 396 fernerhin zu fichern,
und läfst Euthalius als Diakon 4589 die Paulusbriefe,
Un<f fpäter als Bifchof die Apoftelgefchichte und die
katholifchen Briefe herausgeben; alfo es bleibt beim Alten,

wenn Dobfchütz auch die Unficherheit der bis jetzt nur
fporadifch geführten Unterfuchungen anerkennt.

Herr Conybeare, der verdienftvolle Forfcher in arme-
nifchen Bibliotheken, fcheint bei Abfaffung feines Artikels
über den Codex Pamphili und über Euthalius die Arbeiten
von Ehrhard und von Dobfchütz, fowie auch Omont's
Ausgabe von H vom Jahre 1889 nicht gekannt zu haben.
Man müfste meinen, dafs der heutige rege Austaufch
zwifchen den Gelehrten aller Länder es unmöglich machen
würde für einen Oxforder Docenten, drei für feinen Gegen-
' ftand fo wichtige Veröffentlichungen zu überfehen, be-
fonders da alle drei in der Bodleiana vorhanden fein
müffen. Doch werden wir dem Verfaffer dankbar fein
für das, was er bringt, fo fehr wir auch meinen, dafs
er felbft wünfehen müfste. die anderen Arbeiten im Voraus
gekannt zu haben. Er berichtet zuerft über eine arme-
nifche Handfchrift der Apoftelgefchichte und der Briefe
(British Museum Add. ig, 730) etwa vom J. 1270, worin
wir die Reihenfolge finden: Apok Joh 1. 2. 3. Jon Paul
(Heb Tim) Apg Kath (aufser 1. 2. 3 Joh ohne Zweifel);
ein Kolophon fagt, dafs die Handfchrift aus einem Codex
[ Pamphili abgefchrieben ift und diefer Kolophon befindet
fich, griechifch, in HPaul. Es folgt eine Bemerkung über
| obige Reihenfolge der Bücher des N.T., als wahrfcheinlich
die urfprüngliche Reihenfolge im Armenifchen. Hierauf
geht Conybeare dazu über, den Kolophon dem Euthalius
zuzuerkennen. Irrt Ref. nicht, fo würde der Verfaffer
hier gern die Schlüffe, die von Dobfchütz aus demfelben
Thatbeftand gezogen hat, zuvor erwogen haben. Wir
, müffen aber weiter fchreiten; auf S. 241 fragt der Ver-
j faffer, ob Hp3u1 ,von der Feder' des Euthalius fein kann,
und auf S. 248 antwortet er, dafs wahrfcheinlich diefer
Codex von Euthalius gefchrieben wurde, ,der auch anderswo
feine Thätigkeit als Abfchreiber bezeugt', um dann
S. 259 feine Abhandlung mit den Worten zu fchliefsen:
} ,Other copies of the Eutlialian edition survive in the
j Eutlialian codex and in the Codex H of Paul. litis codex,
■ though of the Vlth Century, is not so true to the original
edition as the Arnienian Version taken from it very early
in the fifth Century'. Wir neigen diefer Annahme über
die Zeit von H zu, vermögen aber nicht einzufehen, wie
der Verfaffer dann elf Seiten vorher auch verfuchsweife
von der Feder des Euthalius reden kann. Uebrigens
wäre zum Anfang von S. 248 vorzufchlagen, dafs die
dem Verf. fonderbar erfcheinende Stellung jenes Kolo-
phons in Euthalius-Handfchriften (die Ausdrucksweife
des Verfaffers ift in diefem Abfatz nicht ganz klar), am
Ende der katholifchen Briefe, eigentlich für die Reihenfolge
des Codex Brit. Mus. Add. ig, yjo fpricht, wo diefe
katholifchen Briefe am Ende flehen. Andere Handfchriften
dann, mit den Paulusbriefen am Schluffe, würden natur-
gemäfs den Kolophon diefen beifügen.

Am Intereffanten find die Erörterungen Herrn Cony-
beare's über die Zeit des Euthalius. Auf S. 248. 249
führt er Zacagni's lateinifche Ueberfetzung des Martyrium
Pauli an; erfichtlich ift es nicht, warum er den Lefern
des Journal of Philology' das griechifche Original des
Euthalius nicht vorlegt; auch wenn letzteres eine Ueberfetzung
aus dem Syrifchen oder aus dem Aegyptifchen
fein follte, fo wäre eine Ueberfetzung allemal beffer als
die Ueberfetzung einer Ueberfetzung. Aber zur Sache:
die armenifche Verfion (wieder eine unklare Darfteilung;
heifst dies, alle Handfchriften der armenifchen Verfion,
oder, wie S. 250 anzudeuten fcheint, nur jene eine Handfchrift
bricht mit dem Satze 'Eoipiticooäfirjv dxQißäq
top xqovov rov paQTVQiov jtavXov djcoOrSXov ab. Daraus
umliefst Herr Conybeare, dafs ,the old Armenian W rsion
demonstrates', dafs das Uebrige bei Euthalius (Zacagni-
Migne Patr. Gr. 85, ji6A) eine Interpolation ift. Er
meint dann, dafs das vorhergehende Jahr 396 die Zeit
der Arbeit des Euthalius angebe, wenn er auch es für
möglich hält, dafs der Jüngling von 20 J., der Diakonus
Euthalius, vielleicht 396 die Paulusbriefe herauszugeben