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Ausgabe: | 1895 Nr. 1 |
Spalte: | 276 |
Titel/Untertitel: | A Concordance to the Septuagint and the other Greek Versions of the Old Testament (including the Apocryphal Books) by the late Edwin Hatch and Henry A. Redpath. Part IV 1895 |
Rezensent: | Schürer, Emil |
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275 Theologifche Literaturzeitung. 1895. Nr. 11. • 276
wiffen, aus einer Zeit vor 717 flammen (S. 75). — Die
Siegelinfchriften von Nineveh find gefunden im Palafte
Sanherib's, find alfo unter allen Umftänden älter als die
Zerftörung jener Stadt, c. 606 (S. 77). — Weiter die
treffenden Bemerkungen über die Löwenjagd von Sakt-
fchegözü (S. 75 f.).
Auf die Ausführungen unter I (S. 73 f.), V (S. 76 f.)
gebe ich dagegen nicht viel. Wenn es mir auch fo gut
wie ficher ift, dafs nicht nur die geflügelte Sonnenfcheibe
über der Perfon des Königs, fondern auch die Hörnermütze
der Götter aus Affyrien bez. Babylonien flammen,
fo braucht doch die Zeit der Entftehung nicht nothwendig
mit derjenigen der politifchen Eroberung zufammenfallen.
Im Gegentheil geht der Siegeszug der höheren Cultur
der politifchen Eroberung oft um Jahrhunderte voraus.
In IV (S. 76 f.) vergleiche, was oben über die Form der
Charactere gefagt ift.
Auf Grund aller diefer Vorarbeiten ftellt der Verf.
fodann (S. 81—87) mit grofser Sicherheit folgende
Lefungen feft: Hamat,Karkemis bezw.Hatti, Gurgumbezw.
Markas, Hilik, Tarz, Syennefis'. Er erkennt die Nominativendung
,s' die Genetivendung, — S. 97 u. f. w. Da ich mich
an diefem Orte nicht weiter in das Detail einlaffen kann,
fo mufs ich mich auf das Refultat meiner Prüfung be-
fchränken. Ich bin von der Richtigkeit der allermeiften
Lefungen feft überzeugt und fehe wie Jenfen felbft in
dem Umftand, dafs für die häufigften Zeichen einfache
und keine polyphonen Werthe gefunden worden find, einen
fchlagenden Beweis für die Richtigkeit feiner Entzifferungen
(S. 101). S. 114—118 geben die möglichen Transfcrip-
tions- und Ueberfetzungsverfuche im Zufammenhang. }
Durch diefe Unterfuchungen hat Jenfen der hitti-
tifchen Infchriftenforfchung ein feiles und unerfchütter-
liches Fundament gegeben. Doch glaube ich im Gegen- I
fatz zu ihm nicht, dafs fich aus den vorliegenden Texten l
die Zahl der ficheren Erkenntnifse um eine wefentliche
vermehren laffen wird. Der Umfang der Literatur ift
viel zu gering.
Hierzu tritt noch erfchwerend der Umftand, dafsunferer
Forfchung nicht das Hilfsmittel einer fo zweifellos und
eng verwandten Sprache zur Verfügung fleht, wie es fich
den Entzifferern der aegyptifchen Hieroglyphen im Kop-
tifchen, oder denen der altperfifchen Keilinfchriften in
den altiranifchen Dialekten geboten hatte.
Jenfen hat keine Mühe gefcheut, um fich in den Be-
fitz eines derartigen Hilfsmittels zu fetzen. Alle Sprachen 1
des vorderen Orients, die nur in Betracht kommen können,
läfst er Revue paffiren, die Sprachen der Semiten und |
Sumerer, der Elamiter und Koffäer, das Altarmenifche
oder Chaldifche, das Mitannifche, die Sprache des Briefes
an den König von Arzapi (— S. 134), nachdem er die
kappadokifchen Keilfchrifttäfelchen fchon früher abgethan
hatte (S. 34), das Griechifche, Phrygifche und Neuar-
menifche. Hiervon flehen nach Jenfen die drei letztgenannten
Idiome der Sprache unfererlnfchriftenam nächften,
am allernächften das armenifche. Er ftellt nämlich zufam-
men: armenifch ,ich' es, ,ich bin' cm mit cilic. — z —und mi;
beide Sprachen kennen die Endung S im Nominativ, die
cilicifche Endung des Genetiv pluralis — a -f- 111 könnte
für das Armenifche einer gewiffen Stufe als om poftulirt
werden. Auch hier mufs ich mir es leider verfagen,
weiter in das Detail einzugehen. Jenfen hat ficher erwiefen,
dafs das Hittitifch-Cilicifche eine indogermanifche
Sprache ift, und wahrfcheinlich gemacht, dafs es zu dem
armenifchen Sprachzweige gehört. Wahrfcheinlich, aber
doch nur bis zu einem gewiffen Grade. Denn gewiffe
Aehnlichkeiten in der Formenlehre reichen nicht aus,
um eine nähere Zufammengehörigkeit zweier Dialekte zu j
behaupten, folange nicht die Identität des Wortfchatzes
in einem gewiffen Umfange gefichert ift. Was Jenfen in
letzterer Hinficht vorbringt, ti-is ,Fürfl' = armen, ter
(S. 147), ztar und armen, ustr (S. 148) und befonders
armen, hay = hatios = ,Mann aus Hati' ift mir nicht
über manche Zweifel erhaben. So lange unfere Texte
nicht eine erhebliche Vermehrung erfahren, ift es meines
Erachtens nicht möglich, über den Stand der Forfchung,
den Jenfen begründet hat, wefentlich hinauszukommen, fo
zuverfichtlich Jenfen felbft auch ift. —
Noch ein paar Kleinigkeiten. Den Namen der Stadt
Hamat in Orontesthale mit arab. L.+.-V zufammenzuftellen
(S. 92, Anm. 1), ift nicht unbedenklich. Dafs der Wein
den Urfemiten bekannt gewefen ift (S. 154), gebe ich zu,
wenn darunter Wein im Sinne eines beraufchenden Getränkes
im Allgemeinen verftanden wird. Die Zufammen-
ftellung von arab. ^jäj mit Jii ift gewifs nicht ernft gemeint
(S. 155). Ueber ffiSbifi habe ich mir auch fchon den
Kopf zerbrochen. Das Wort bedeutet im A. T. eine
Sclavin, die mit dem Hausherrn verkehrt. Das Wort fcheint
unfemitifch zu fein, obwohl griech. jtaXXaxig wohl von
Phoeniziern importirt ift. Deshalb darf man aber bei
Leibe nicht von einer Entlehnung der Inftitution der
Kebsweiberei reden, denn diefe ift international. lö'HbiB mag
eine befondere Species diefes Genus bezeichnen, vielleicht
ift es ein Gentilicium.
So grofs unfere Befprechung auch ausgefallen ift, fo
war es doch kaum möglich, von der Reichhaltigkeit diefer
Unterfuchungen an Stoff wie an Ideen, von der fcharf-
finnigen Methode und der eifernen Confequenz ihrer
Schlüffe eine angemeffene Vorftellung zu geben.
Es wäre im Intereffe der Wiffenfchaft dringend zu
wünfchen, dafs Jenfen alle in Betracht kommenden In-
fchriften noch einmal felbft an ihrem kleinafiatifchen
Standorte copirte.
Strafsburg i. E. Schwally.
A Concordance to the Septuagint and the other Greek Versions
of the Old Testament (including the Apocryphal
Books) by the late Edwin Hatch, M. A., D. D., and
Henry Redpath, M. A., assisted by other scholars.
Part IV. Kctßog — Mugeipixoc. Oxford, Clarendon
Press, 1895. (p. 697—936. 40.) 1 guinea.
Dreimal hat Ref. bereits über diefes bedeutende
Werk, das wir englifchem Fleifse und englifchem Gelde
verdanken, berichten dürfen (Theol. Litztg. 1892, 369.
1893, 476. 1894, 67). Wieder ift in etwa Jahresfrift eine
neue Lieferung gefolgt und damit eine neue Bürgfchaft
dafür gegeben, dafs wir das Ganze bald in Händen haben
werden. Ueber den Werth wie über die Anlage des
Ganzen ift aus Anlafs der neuen Lieferung zu dem früher
Gefagten nichts hinzuzufügen. Es mag nur wiederum
daran erinnert werden, dafs diefe neue Concordanz die
alte von Trommius an Vollftändigkeit nach verfchiedenen
Richtungen hin bedeutend übertrifft. Am meiften in die
Augen fallend ist dies in der vorliegenden Lieferung bei
dem Artikel v.voioq, bei welchem Trommius von denjenigen
Stellen, an welchen es für VRfP fteht, nur eine
kleine Auswahl von Beifpielen gegeben hat. Die neue
Concordanz giebt diefelben augenfcheinlich vollftändig,
wodurch der Artikel einen Umfang von 39 Quart-Seiten
zu je drei enggedruckten Spalten erhalten hat!
Möge diefe kurze Anzeige dazu dienen, alle diejenigen
Bibliotheken, welche das Werk noch nicht befitzen, zur
fchleunigen Anfchaffung desfelben zu veranlaffen.
Göttingen. E. Schür er.
Well hausen, J., Israelitische und jüdische Geschichte. Berlin,
G. Reimer, 1894. (VII, 342 S. gr. 8.) M. 7. —
Im Jahre 1878 liefs der Verfaffer den erften Band
einer .Gefchichte Israels' ausgehen 1). In welchem Mafse
1) Vgl. die ausführliche Befprechung derselben in Jahrg. 1879,
Xr. 2 diefer Zeitfchrift.