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Ausgabe:

1895 Nr. 9

Spalte:

237-239

Autor/Hrsg.:

Schmitz, Wilh.

Titel/Untertitel:

Der Einfluss der Religion auf das Leben beim ausgehenden Mittelalter, besonders in Dänemark 1895

Rezensent:

Bossert, Gustav

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Theologifche Literaturzeitung. 1895. Nr. 9.

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XVI' = 82'; XXI' cf. Spur 8; XXII» cf. Spur 8; XXXI'
— II 56; XXXP = II 556. Bei manchen Infchriften fehlt
die Verweifung auf die Tafeln: I 82" = X17; 90 mufs es
heifsen XI4; 104 findet fich auch X">; 110 = VIII7; 126
= X1«; 128 = X7; 143 = VII6; 149 = VII7; 183 = X'4;

191"== IX2; 2I2 = X32;2I3 = X27; 2l6 = X2»; 222 = VIII27;
230 = VIII«7; 232= VIII"; 233= VIII23; 234 = X8;
238 =VIII"; 246 = VIII22; 247 = VIII4 und X7; 248
= X24; Anh. II 8 = XXII6; 306 = X22; II 540 = XX';
544 = XXVII. Die Indices find ungleichmäfsig und unvoll-
ftändig: unter Theophanu S. 366 werden Nummern aufgeführt
, die nicht exiftiren (691 und 695; foll heirsen 642,
645); unter den griechifchen Infchriften S. 367 fehlen die
Nummern 250. 298; quae für qui ift auch Nr. 292 gefetzt
; gut für quae 78; 86; 92; 216. Unter den Abbreviaturen
ift angeführt ccl-sa für ecc/esia; warum find
andere Abbreviaturen für ecdesia, fo II, 193; 499; 573;
681 übergangen? Index XII enthält manches Falfche,
was daraus herzuleiten ift, dafs für den Index die Tafeln
nicht verglichen worden find. Auch index XIII: foj-mulae,
termini technici u. drgl. ift unvollftändig.

fenden Einflufs der katholifchen Religion und ihre felbft-
verftändlich fegensreichen Wirkungen im glänzendften
Lichte zeigen. Was er dabei für Abfichten hat, ver-
räth deutlich das S. II und S. 160 angezogene Wort
Leo's XIII: .Darf man das Verlangen nach der Wiederkehr
, nicht der mangelhaften Einrichtungen des Mittelalters
, wohl aber des kräftigen Glaubens desfelben als
Thorheit bezeichnen?' Den wackern Jefuiten befeelt
diefer Wunfeh, und der Wunfeh wird der Vater des Gedankens
, feinen Lefern im Norden das verzauberte Dornröschen
der römifchen Kirche in feiner Herrlichkeit vorzuführen
. Er hat damit ficher nicht auf urtheilsfähige
Lefer gerechnet. Denn wer unter ihnen will leugnen,
dafs die römifche Kirche am Anfang des fechzehnten
Jahrhunderts wie ein mächtiger Dom daftand, der feine
ganze Umgebung, Staat, Gefellfchaft, Wiffenfchaft u. f. w.
überragte und befchattete? Wer hat denn je gezweifelt,
dafs es der mittelalterlichen Kirche gelungen war, bis
in die kleinften, feinden Aederchen des Völkerlebens
hinein ihren Einflufs geltend zu machen? Aber in dem
Dom der römifchen Kirche mit ihrem Glanz und Pomp

Aber auch fonft begegnen Flüchtigkeiten: II 33 wird 1 fchwatzten und lachten, fpazirten und gafften die Priefter,

noch einmal als Nr. 80 gegeben, beide Male mit ver- während einer aus ihrer Zahl das Hochamt las, und der

fchiedenen Citaten; II 641 verweift auf fich felbft. Ein- Büttel forderte während deffen im Gotteshaufe Zinfe

zelnes ift falfch gelefen; fo II 573, 2. Zeile (vgl. die Tafel) und Gülten für die Priefter ein und drohte mit Strafen

ift deutlich U ftatt O zu lefen; ob die Auflöfung Win- gegen die Säumigen. Vgl. Keim, die Reformation in

terfchuzze richtig ift, kann fraglich erfcheinen; das Ab- Ulm. Die Kirche, welche eine Heilsanftalt werden follte,

kürzungszeichen ' liefse jedenfalls auch Wintusfchuzze war eine gewinnreiche Fundgrube für den Papft, die

zu u. a. Cardinäle und Bifchöfe geworden. Natürlich erfährt der

Dafs manche Infchriften, die auf den Tafeln abge- | Lefer nichts von dem päpftlichen Legaten Arcimbold mit

druckt find, nun noch im Texte in einer dem Originale j feinem Ablafskram und feinem Betrug an Chriftian IL,

möelichft angenäherten Form wiedergegeben werden, er- , nichts von den päpftlichen Refervationen und Curtifanen,
, , °. . s. _____ t, rr ■-■ - _- .....r__ .....__ 1 „;^u(-^ u^- ti,a.i,0:* t „„>„ v j„_ .___ •_____

fcheint mir uberflüffig. Beffer wäre es gewefen, wenn
jeder Infchrift die Auflöfung in unferer gewöhnlichen
Schrift beigefügt worden wäre.

Bei den Darmftädter Elfenbeinen vermiffe ich die
Anführung von: Kunftfchätze aus dem Grofsherzoglichen
Mufeum zu Darmftadt. Herausgegeben in Lichtdruck
von Nöhring & Frifch in Lübeck; Taf. 17 zu II, Anh. I, 1
zeigt deutlich, dafs in der erften Zeile der Wiedergabe
bei Kraus ein Fehler fteckt; Taf. 3 zu II, 206: Eine von
der gewöhnlichen abweichende Deutung diefes Elfenbeins
findet man in meinem Mitralis des Sicardus, Leipzig 1889,
S. 58 f. 73 ff.

Ich führe das Letztere nur an, um zu zeigen, dafs
ich nicht fyftematifch auf die Suche nach Fehlern gegangen
bin. Die Zeit mag lehren, wie viel Fehler auch
fonft noch vorhanden find; fie können fo wie fo bei einem
Werke diefer Art niemals gänzlich vermieden werden,
leder aber wird fich der reichen Schätze, die hier geboten
werden, freuen. Vor Allem verdient die brillante
Ausftattung unbedingtes Lob. Die Tafeln, die reichlichen
Abbildungen und Facfimilia in und aufser dem Texte
find vorzüglich.

Vgl. zu dem 1. Bande: Ihm in den Jahrbüchern des
Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande, Heft
LXXXX, Bonn 1891, S. 184—187 ; Seelmann im Kritifchen
Jahresbericht über die Fortfehritte der Romanifchen Philologie
, herausgeg. von Vollmöller und Otto, I, S. 47,

nichts von der Thorheit Leo's X., der 1520 einen Cardinal
Paolo Emilio dei Cefi auf das reiche Erzbisthum
Lund fetzte, ohne dafs der Italiener je im Norden erfchien.
Er begnügte fich, eine jährliche Abgabe von feinen Nachfolgern
einzuftreichen.

Schmitz hat fich nicht die Mühe genommen, den
vierten Band der Gefchichte von Dänemark von
Dietrich Schäfer (Gotha, Perthes 1893) anzufehen.
Dort hätte er gefehen, wie wenig z. B. feine Cha-
rakteriftik Friedrich's I. zutrifft. Es wäre ihm ficher
klar geworden, wie innerlich morfch und brüchig die
römifche Kirche des Nordens war. Der rafche, ohne
fchwere Kämpfe fich vollziehende Fall derfelben ift für
einen Lefer von Schmitz' Darftellung geradezu unbegreiflich
. Eine Kirche, die im vollen Safte fteht, läfst fich
nicht von dem erften Windftofs umwehen. Da für
Dänemark nicht immer die glänzenden Farben zu Gebote
flehen, welche der Verfaffer für fein Bild des reli-
giöfen Lebens am Ende des Mittelalters in Dänemai k
braucht, greift er weit über die gefleckte Grenze hinaus
und zwar zeitlich und räumlich. Um die Wohl-
thätigkeit der Klöfter zu rühmen, greift er zurück bis
auf Adelhard von Corvey und borgt bei dem fchwä-
bifchen Klofter Hirfau. Leider vergifst er, dafs 140,2
Konrad Summenhart den in Hirfau verfammelten Vätern
der Bursfelder Congregation vorhalten mufs, die A'nien
erhielten nur die abgenagten Knochen und das Spül-

Halle Gerhard Ficker. ! ™a(kr, (Württb Kirchengefchichte S. 233). Von dem

r,aue- __i Sprichwort, die Mönche haben zwei Hände, die eine zum

Nehmen, die andere zum Behalten, weifs er nichts, noch
Schmitz, Wilh., S. J., Der Einfluss der Religion auf das | weniger, dafs manche Prälaten, wie z.B. der von March-

Leben beim ausgehenden Mittelalter, befonders in Däne
mark. [Ergänzungshefte zu den ,Stimmen aus Maria-
Laach', 61. Heft.] Freiburg i. B-, Herder, 1894.
(XVI, 160 S. gr. 8.) M. 2.20

Der Verfaffer, offenbar ein Priefter der nordifchen
Miflion — die Vorrede ift aus dem S. Antlreas-Collegium
bei Charlottenlund in Dänemark datirt — will das, was
Janffen in feinem erften Band für Deutfchland unternahm,
nun auch für Dänemark leiden. Er will den durchgrei-

thal fchon im dreizehnten Jahrhundert das Krankenhaus
des Klofters benützten, um, wie der Marchthaler Chronift
gefleht, ,auf den Höhen zu opfern', d. h. reichlichen
Schmaus zu halten. Wenn S. 45 behauptet ift: ,der gelehrte
Unterricht galt durchgehends als Vorbereitung
auf den geiftlichen Stand', fo wird überfehen, dafs felbft
die Curie von den Pfarramtscandidaten nicht mehr als
Singen, Lefen und Latein verlangte, fo Gregor XI.
30. Okt. 1372 (Württb. Gefchichtsquellen 2, 483). Das
ift alfo kaum mehr, als heute ein Tertianer weifs. Ueber-