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Ausgabe:

1894

Spalte:

178-179

Autor/Hrsg.:

Berger, Samuel

Titel/Untertitel:

Quam notitiam linguae Hebraicae habuerint Christiani medii aevi temporis in Gallia 1894

Rezensent:

Siegfried, Carl

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Kiel.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 7. 3i- März 1894. 19. Jahrgang.

Rothflein, Das Hohe Lied (Siegfried).

lierger, Quam notitiam linguae Hebraicae ha-
buerint Christiani medii aevi temporibus in

Sprache aus dem Codex Brucianus [Texte und
Unterfuchungen VIII, 1—2] (Preufchen).
Achelis, Acta SS. Nerei et Achillei [Texte
und Unterfuchungen XI, 2] (Krüger).

Gallia (Siegfried). i Breymannj Adam untj Eva in der Kunft des

Bovon, Theologie du Nouveau Testament, T. I chriftlichen Alterthums (Dopffel).

(Lobftein). . M elzer, Die Auguftinifche Lehre vom Kaufa-

Schmidt, Gnoftifche Schriften in koptifcher litätsverhältnifs Gottes zur Welt (Nitzfeh).

Luthers Werke, Kritifche Gefammtausgabe, 9. Bd.
(Kawerau).

Pt-vieQTjq, MrixQO(puvrjq Kqixönovl.oq^ xal
01 eV AyyXla xal rsQuaxia <pl?.oi avxov,
1617—1628 (Kattenbufch).

Pahncke, Das chriftliche Perfönlichkeitsideal
des Jacobus (Everling).

Rothstein. Prof. Lic. Dr. J. W., Das Hohe Lied. Ein Vor- anftöfsig, dafs in dem ganzen Liede nur von leiblichen
trag, nebft einer mit Anmerkungen verfehenen Ueber- j Vorzügen der Liebenden die Rede ift und dafs uns diefe

O . hüQrl' flin hie *, Ii mit Aon MnKa A oc Hoii^Udc *7 1 1 ,1 f_

r 1 tt i t ■ j tt 11 Tv/,"ui^.o«Mv Vori haarklein bis z. B. auf den Nabel des Bauches 7. 3 auf-

fetzung des Hohen Liedes. Halle, Muhlmann s Verl, | gezählt find diefe Schiiderung|^nicht>

aber ,decent' — wenigftens im germanifchen Sinne —
können wir fie mit S. 33 auch nicht nennen. — Das
Umherftreifen in Verfchleierung (S. 17) ift in einfachen

1893. (IV, 61 S. gr. 8.) M. 1. 20.

Das hohe Lied ift ,keine blofse Liederfammlung',
aber auch kein eigentliches Drama (S. 5), indeffen doch

eine ,dramatifche Dichtung', die .einen feften Gedanken- j ländlichen Verhältnifsen keineswegs ein Zeichen von
zufammenhang' zeigt, ,fowie einen trefflichen Fortfehritt I Sittfamkeit vgl. Gn. 38, 14 ff. — Die Deutung der kleinen

in der Handlung, foweit überhaupt von einer folchen
geredet werden darf (S. 6). Diefer ,fefte' Zufammenhang
ift aber wiederum nicht ,leicht zu erkennen'. Hat man
indeffen erft ,einen an's Komifche ftreifenden Zug' in

Füchfe 2, 15 (S. 22) von der Störung des Liebesglückes
der Sulammit durch Salomo erfcheint uns unhaltbar.
Der König Salomo konnte fo fchwerlich bezeichnet
werden. Die Erklärung des rrinS"QS Ttr? vom .Erregen

der Handlung herausgefunden, fo löfen fich faft alle der Liebesgluth' fcheint uns ganz unhaltbar. Befonders
Schwierigkeiten. Das klingt Alles beinahe fo räthfelhaft j zeigt fich dies in 2,7, wo eben vorher v. 5 die Sulammit
wie das Hohelied felber. Worin liegt denn nun eigent- ! erzählt hat, dafs fie bereits krank vor Liebe fei, und
lieh die Komik? Nach S. 16ff. darin, dafs die Harems- / wo der ganze Zufammenhang beweift, dafs fie darum
frauen fich über die fonnenverbrannte Sulammit und j bittet, man wolle die zärtliche Scene mit dem Geüber
ihre Schwärmerei für einen fernen Hirten luftig liebten nicht ftören. Auch ift von den Töchtern Jeru-
machen, nach S. 30 darin, dafs fie höhnifch fragen, was falems gar nicht zu erwarten, dafs fie in der Sulammit
denn an dem jungen Manne fo Befonderes fei. Ver- die Liebesgluth zu entfachen fuchen follten. Den ,Glanz-
geblich haben wir uns nach Weiterem fowie nach dem j geftirnen' S. 60 f. in 6, 10 (QibäTJ) vermögen wir keinen
Nachweife umgefehen, aus dem es erhellen möchte, in- Gefchmack abzugewinnen. Das Auftreten der majeftä-
wiefern gerade die Komik die Räthfel des Gedichtes tifchen Schönheit foll hier als impofant gefchildert
löfe. Unfer Verf. löft-diefelben, wie viele Andere vor 1 werden. Warum follte das Bild einer heranziehenden
ihm, durch Vertheilung der Worte des Gedichts an 1 Kriegerfchar dazu ungeeignet fein? Unfern Gefchmack
verfchiedene Perfonen und durch den Roman, den er j dürfen wir hier nicht mafsgebend fein laffen. Wir würden
zwifchen den Zeilen zu lefen verftanden hat. Sulammit die Nafe einer fchönen Frau auch nicht mit einem
befindet fich nach feiner Auffaffung im Harem des Königs, j Thurme vergleichen (7, 5).— Die Conjectur .Lippen und
bis fie gegen den Schlufs der Handlung aus demfelben j Zähne' (S. 56 A. 2) ftatt .Lippen Schlafender' in 7, 10 hat
befreit wird. Alle andern dem entgegenftehende Situa- j Manches für fich, da über die letzteren der Wein kaum
tionen werden im Handumdrehen dadurch befeitigt, dafs dahinfliefsen würde.

fie als Träume der vor Liebe fieberkranken Sulammit | Wir haben den Vortrag des Verf.'s wegen des im
aufgefafst werden. Das ift bequem, wenn man fich erft i Ganzen Anziehenden feiner Behandlung des Gegenftandes
etwas daran gewöhnt hat, dafs Sulammit in fo aufser- j mit Vergnügen gelefen. Dafs er uns im Verftändnifs

wir verneinen zu müffen.
Jena. C. Siegfried.

ordentlicher Weife mit Träumen gefegnet ift. S. 21 ff. 29 fr. i des Gedichts wefentlich weiter gebracht habe, bedauern
Sie fcheint in dem Harem faft beftändig zu fchlafen.
Warum von 6, 4 ab das Träumen nun plötzlich aufhört
und alles hier Gefagte und Erzählte der Wirklichkeit
angehört, dafür fehlt jeder Beweis. Wir glauben, dafs

der Verf. einem Phantom nachgejagt hat. — Hübfeh lieft Berger, Samuel, Quam notitiam linguae Hebraicae habuerint
fich im Allgemeinen die Ueberfetzung. Läftig ift nur, j Christiani medii aevi temporibus in Gallia. Paris, Hachettc
dafs man fie beinahe vollftandig zweimal zu lefen be- „ r
kommt, denn bei den in der einleitenden Paraphrafe | .. . 1

des Gedichtes mitgetheilten Proben wird nicht viel von
dem Ganzen fehlen.—Die Anficht, dafs 3,6—11. 8,11—14
Interpolationen feien, hat Manches für fich. Jedenfalls
ift vom erfteren Stücke wohl 3, 9. 10 interpolirt. Daran,
dafs Salomo auch ,das innere Wefen' der Sulammit erhebe
, haben wir in 4, I —16 nichts finden können. Was
follte auch Salomo davon wiffen? Es ift ja überhaupt
für unfer chriftlich geläutertes Empfinden einigermafsen

Die kleine Schrift ift fehr dankenswerth wegen des
werthvollen Stoffs, den fie aus den handfehriftlichen
Schätzen der Bibliothique nationale zu Paris u. a. für
Gefchichte der hebräifchen Sprache herbeifchafft. Der
Verf. hat feine Unterfuchung befchränkt auf denjenigen
Betrieb des Hebräifchen im mittelalterlichen Frankreich,
der fich aus den chriftlichen Bibelftudien ermitteln läfst.
Befonders interefiant find die älteften Spuren derfelben,

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