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Ausgabe:

1894 Nr. 6

Spalte:

162-163

Autor/Hrsg.:

Harnack, Adolf

Titel/Untertitel:

Ein zweiter Libellus eines Libellaticus 1894

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i6i Theologifche Literaturzeitung. 1894. Nr. 6. 162

Worts etc.), zieht man endlich die offenkundigen Fehler j gregi Christi cum hutnilitate et tacite, sine imbidia, et
des Ueberfetzers und des Schreibers ab, fo gewinnt man J testimonio reddito tnultis temporibus ab Omnibus, hos aesti-

einen Archetypus, der, wie ich nach genauer Durch
arbeitung des Ganzen fagen darf, jedem der drei anderen
Zeugen überlegen ift und öfters allein das Richtige bewahrt
hat.')

Die Principien des Herausgebers find zu billigen. Er
hat fich faft überall gehütet, den Autor zu corrigiren. Nur
offenkundige Schreibfehler der librarii hat er im Text
verbeffert, ,atque ne ipsa quidem omnia, sed ea dumtaxat,
quae vim intellegentiae vel omnino fugerent, vel certe
aliatn in partem traducerent. (Mit Recht hat Morin
auch einige Male die scriptio prima wiederhergeftellt,
wo der Abfchreiber nachträglich feinen eignen Text
corrigiren zu müffen gemeint hat). In den textkritifchen
Noten hat fich der Herausgeber auf das Wichtigfte be-

fchränkt; man erhält Einficht in das Verhältnifs der vier , fein hohes Alter. — Der Verf. hat c. 40 den Satz: ö la'iv.b^,
Zeugen,'aber noch keine ausreichende. Nicht überall ' äPJ-gwrrog zoig Xaixoig irgoordyticiaiv öbdetat durch ,/vV-

mamus non debere eici ab administratione'.

Noch feien einige wichtige Einzelheiten bemerkt:
Der Bibeltext ftimmt an nicht wenigen Stellen wörtlich
mit dem Cyprians zufammen; an einigen weicht
er ab; aber der Bibeltext Cyprian's ift felbft bisher nur erft
theilweife richtig recenfirt worden. — Der Ueberfetzergiebt
7tQtoßvT£Q0i ftets mit ,seniores' wieder; nur an dereinen
Stelle (c. 54), wo von 7iQ£oßvi£goi xatttaiatiivoi die
Rede ift, fchreibt auch er ,constituti prcsbiteri. Das ift
ein fchöner Beweis für das richtige Verftändnifs des
Wortes 7iQtoßviec-oi im Clemensbrief und zugleich m. E.
ein Beleg wie für das hohe Alter fo für das Verftändnifs des
Ueberfetzers. — Der Ueberfetzer fchreibt flets ,episeopi
et ministri', me ,,episcopi etdiaconi"auchdasi(ein Beweis für

hat er die Abweichungen feines Cod. von ACS bemerkt.
Schon für die Infcr. und das 1. Cap. läfst fich folgender
Nachtrag geben (die Seiten nach der Lightfoot'fchen
Ausgabe): Inscr. (/in.) 'Irjaov Xgiozov ACS, Xgiozov Irjoov
L 7, 5 v.at ACS, otn. L (aber er las es wohl) — p. 8, 1
ruiv ASL, xaf bfubv C — p. 7, 5 ytvoiitvag CL, vacat
A, S bietet ein Präfens — /. 8, 3 äyanrpoL ACL, om. S
— p. 10, 3 ovv. ACL, om. S — p. 10, 4 xcrl (primum) ACS,
aut L — p. 10, 4 yvwaiv ACS, yvwöiv viiwv L — 10,6
moothaOe CSL Clemens, nogeveofrai A — 10, 7 ipunv
ASL, om. C — p. 11, 8 iiäv ASL, fiulv C — p. Ii, 12
olv.ov ACS, domum suam L. Man fieht. die Arbeit einer
pünktlichen Vergleichung fteht noch aus; aber Niemand
wird dem Herausgeber daraus einen Vorwurf machen

beius homo laicis praeeeptis datus est1 wiedergegeben.
Ueber die Wiedergabe des iiagzvgijoag i. c. 5 f. oben;
das ,hoc' in c. 5 Schlufs (bei saeado) ift nicht Erfatz
für den Artikel; wohl aber braucht der Verf. bereits
ziemlich häufig ,ille* für den Artikel. — In c. 40 ift
zweimal öeonoxr/g durch ,paterfamilias' überfetzt, während
es fonft durch ,dominus' wiedergegeben wird; im
Archetypus ftand alfo oinoöeanozrjg. — Die Ueberfetzung
c. 42 x«id xojgag xert nöXeig durch ysecundum munieipia
et civitates' (f. c. 50 munieipium religiosorum, wo er auch [mit
Clemens] ywguv las) fpricht für ein hohes Alter. — Die LA
c. 43 ,ut honorificaretur nomen veri et unb (fo auch A, xvqi'ov
add. C, zov liovov dXrjO-ivnv S) beftätigt es, dafs der
Bibeltext (Joh.) im Fortgang auf patriftifche Texte leife

wollen, dafs er fie noch nicht geleiftet hat. Dank fei ; eingewirkt hat, vgl. c. 36 tig zö cpwg SL Clemens Alex.,
hm vielmehr, dafs er uns fo genau mit dem, was in | th d-avuaozbv cpwg C, zb itaviiaozbv ctvzov cpwg AP) — In

der Handfchrift fteht, bekannt gemacht und feinen Fund
uns fo fchnell vorgelegt hat.

Als Proben der Ueberfetzung gebe ich c. 5 u. 6 init.,
fowie c. 44 init.: ,Sed ut prior um exempla desinam referre,
veniamus ad ///aus /empor is qui fuerunt adletae; suma-
tniis generationis nostrae fortia exempla. Propter zclum
et invidiam ntaxitne et fortissimae columnae persecutionem
habuerunt et usque ad mortem certatae sunt. Surnamus

c. 58 bietet L , Vivit enim Dens et dominus lliesus
Christus1 mit Bafilius gegen CS (A fehlt). — C. 59 las
L auch dotitvCtg, c. 60 auch bqwiüvoig, in c. 63 dagegen
nicht die von S allein bezeugten Worte: nono/.liitipai
roig vicctgynvaiv agyr^yolg zwv vn>ywv biiwv.

Die Annahme Morin's (p. XI): ,Minime temeritatis
insimulandum cum fore existimo, qui Clementis epistulam,
ubi primum edita est, parva intervallo interiecto, ex Graeco

ante oculos nostros bonos et fortes apostolos: Petrum, qui conversam ac Latina voce expressam esse praeiudicäverit

propter zelum iniqum non unum, non duos, sed plures
passus est tabores, et sie martirio consummato abiit in locum
gloriae, qui ei debebatur. Propter zelum et contentionem
Paulus patiena'ae bravium ostendit, septies vineula passus,
fugatus, lapidatus, preco factus in Oriente et in occidente,
fortan fidei sitae gloriam aeeepit: qui doeuit iusticiam
o/n/ian orbem terrarum, qui ab Oriente usque ad fines occi

läfst fich fehr wahrfcheinlich machen. Der Brief wird
für die lateinifchen Chriften Roms und Karthagos zu
der Zeit überfetzt worden fein, in der auch Hermas und
foviel anderes überfetzt worden ift. Sehe ich recht, fo
hat es überhaupt nur zwei Ueberfetzungsperioden in der
lateinifchen Kirche gegeben. Die eine liegt zwifchen
c. 150 und 250 und die andere im letzten Drittel des

dentis venit, et dato testimonio martirii sie a potentibus l 4. Jahrh. und am Anfang des fünften. Unfer Brief ge
liberavit sc ab hoc seculo, et in sanc/um locum reeeptus j hört in die erfte Periode und zwar, wie ich mich zu zeigen
est, patiena'ae /actus magnum exemplum. His viris sanete j getraue, in ihren Anfang; defshalb erweift fich auch feine
conversantibus convenerunt magnae turbae electorum, qui griechifche Vorlage als ein fo vorzüglicher Text.

multas poenas et tormenta propter zclum passi, magno
exemplo fuerunt nobis. Propter zclum persecutionem mu-
lieres Danaidae et Direae et poenas saevas et scelestas
passae

Berlin. A. Harnack.

Ein zweiter Libellus eines Libellaticus.

„Et apostoli nostri scieruut per dominum nostrum Aus den Schätzen der Papyrus-Sammlung des Erz-

Ihesum Christum, quia contentw er/t pro nomine aut Herzogs Rainer hat Weffely (Sitzungsber d K Akad
episcopatu. Propter haue causam, prudentiam accipient ei d. Wiffenfch., Philol.-hift. Claffe, 3. Jan. 1894) aus mehreren
[lies aeeiptentes) perpetuam proposuerunt illos supradictos, Stücken einen zweiten libellus zufammenfetzen können:
et poslmodum legem dederunt, ut si dormierint, suscipiant TOtg mi xwv #vauov rjorjim'Oig
v/n alii probat/ Ministerium eorum. Igitur illos consti- xomijg cpiladelwiag

tutos ab Ulis vel postmo'dum a quibusdam viris ornatis naQU averj)Uwv ovoov /.ai 7iaoßtiou zov
consentdeute aecclcsia oiune, et ministrantes sine querela adelcpov v.ai örjiirjzqiag x«t aagamadog

S yvvaiY.wv [rßuwv e^ionvXeixwv

I) Die Autorität des Cod. C. wird durch L noch tiefer herabge- . atl d-UOl [zeg] ZOig üeot.g dltlsXe
drückt, als fchon durch S. fSyrus) gefchehen war. AL und SL sind fortab die octllkV XCU VW £7il JlCtQOVZlov l UOJV

licherften Inftanzen; in zweiter Linie flehen AS. Die Fälle, wo AC > j _

SL das Richtige bewahrt haben, sind wenig zahlreich. Die Combina- j

tionen CS und befonders CL find an fich feiten. — Das hohe Alter und 1) Auch in L finden fich übrigens Conformationen zum Bibeltext,

die Selbftändigkeit der lateinifchen Ueberlieferung ergiebt fich auch aus Die ftärkfte ift c. 7, wo b xavibv trjq nagadooecoq mit .doctrinas tx-
dem Fehlen des fog. 2. Clemensbriefs, den ACS bieten. emp/tim' überfetzt ift nach Rom. 6, 17.

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